[ROMAN] Dornenritter von Kaja Evert

Autorin: Kaja Evert
Taschenbuch:
454 Seiten
ISBN: 978-3964780744
Preis: 5,49 EUR (eBook) / 14,99 EUR (Taschenbuch)
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Story:
Sich ausbereitende Dunkelheit beherrscht das Königreich und mit ihr eine nicht heilbare Krankheit, die jeden befallen kann. Auch Steyns Vater erlag letztendlich dem Übel und wurde wahnsinnig, während er versuchte seinen Sohn zu töten. Für Steyn steht fest, dass er herausfinden will, was seinen Vater befallen hat, daher ist es sein größtes Ziel, wie sein Vater, Ritter des Lichts zu werden. Diese bekämpfen die Dunkelheit, versuchen die Menschen zu retten und herauszufinden, welche Ursache es dafür gibt, dass die Tage immer kürzer werden. Womit Steyn nicht gerechnet hat ist die ungewöhnliche Konkurrenz, denn jedes Jahr wird nur ein Anwärter zum Ritter des Lichts ernannt und ausgerecht Gavin, Sohn einer Gerberin, tritt mit ihm und einigen anderen Anwärtern ihre erste Mission in der Dunkelheit an. Steyn, der sich an seine Tugenden festklammert und sich selbst verleugnet, hat nur wenig für Gavin übrig, bis dieser zu seinem einzigen Halt wird. Und er sich entscheiden muss, wie weit seine ritterlichen Tugenden reichen und welch Geheimnisse das Land in den Untergang stürzen …

Eigene Meinung:
Mit “Dornenritter” von Kaja Evert erschien 2020 ein queerer Dark Fantasy Roman im Sadwolf Verlag. Der Roman markiert nicht das erste Buch aus der Feder der Autorin – in der Fantasyszene ist sie auch für ihre Fantasyromane “Talvars Schuld” und “Flügel aus Asche” bekannt, die im Knaur Verlag erschienen sind. Die Geschichte um Steyn und Gavin umfasst fast 500 Seiten und ist in sich abgeschlossen.

Die Geschichte spielt in einer düsteren Welt, aus der das Licht fast vollständig verschwunden ist – die Menschen leiden unter der sich ausbreitenden Dunkelheit und Kälte, dem Übel, das all jene befällt, die der Dunkelheit zu lange ausgesetzt sind und das sich ungehindert ausbreiten kann, wenn Menschen zu schwach sind. Es ist ein trostloses Leben, das viele Opfer erfordert. In dieser Welt sind die Ritter des Lichts diejenigen, die Hoffnung verbreiten, da sie der Dunkelheit entgegentreten und nach einer Lösung des Problems suchen. Steyns sehnlichster Wunsch ist es, einer von ihnen zu werden – einerseits um Antworten zu finden, andererseits um dazu beizutragen, das Problem zu lösen. An diesem Ziel hält er fest, mehr als jeder andere – mit Ausnahme Gavins, der aus einfachen Verhältnissen stammt und ebenfalls Ritter des Lichts werden will. Die ungleichen Männer kommen sich auf ihrer ersten Mission näher – was Steyn in Schwierigkeiten mit seiner Moral und seinen Vorstellungen von ritterlichen Tugenden bringt.
Kaja Evert erschafft eine faszinierende, düstere Welt, in der man auf jeder Seite die Kälte und Hoffnungslosigkeit spürt – man ist hautnah dabei, wenn Steyn die Geheimnisse Gavins erforscht, versteht, warum er handelt wie er handelt und welche Probleme seine Entscheidungen mit sich bringen. Sehr schön und in sich schlüssig webt die Autorin die Gottheiten der Welt ein, lässt sie indirekt an den Geschehnissen teilhaben und sorgt für die ein oder andere überraschende Wendung. Man fliegt durch die Seiten, kann sich nur schwer von den Ereignissen lösen, die Steyn und die übrigen Figuren an ihre Grenzen treiben und fiebert dem unglaublichen Finale entgegen, in dem wirklich alle Fragen beantwortet werden. Die Beziehung, die sie zwischen Steyn und Gavin entspinnt, ist absolut glaubwürdig und wird weder blumig noch romantisch beschrieben, was überhaupt nicht zur Atmosphäre des Buches gepasst hätte. Auch auf Erotik verzichtet die Autorin zum Glück – in dieser Geschichte ist weniger mehr und Andeutungen reichen vollkommen aus. Kaja Evert gelingt ein facettenreicher, düsterer Roman, der angenehm aus den gängigen Fantasy-Veröffentlichungen heraussticht und Lust auf mehr macht.

Die Figuren sind in sich logisch und hervorragend gezeichnet – Steyn ist ein starker, aber auch zerrissener Mann, der sein Leben nach den ritterlichen Tugenden ausrichtet. Dau gehört auch, dass er seinem Verlangen nach Männern keinesfalls nachgeht und jedes Gefühl für einen Mann im Keim erstickt. Mit eiserner Disziplin hält er an den Tugenden fest, mehr als jeder andere im Königreich. Als Leser*in versteht man gut, was ihn umtreibt, welche Ängste und Sorgen er hat und wie sehr er unter dem beständigen Druck leidet. Gavin ist sein komplettes Gegenteil – er hat nicht viel für Tugenden übrig, findet den Starrsinn und die Vehemenz, mit der Steyn daran festhält eher lächerlich und lebt eher, wie es ihm gefällt. Er hat mit einer anderen Düsternis zu kämpfen und wirkt stellenweise mysteriös und unberechenbar.
Auch die übrigen Figuren sind sehr gut ausgearbeitet und sind jede*r für sich eigenständig und glaubwürdig. Sei es das königliche Ehepaar, die anderen Ritter des Lichts oder Steyns Freundin Bria – sie alle sind wichtig für die Geschichte und Steyns Entwicklung.

Stilistisch legt die Autorin ein mitreißendes, gut geschriebenes Buch vor, das durch großartige Beschreibungen, fesselnde Dialoge und unerwartete Wendungen besticht. Auch Kampfszenen sind kein Problem – Kaja Evert weiß, wie man abwechslungsreiche Action schreibt. Einzig der Einstieg in die Geschichte dauert etwas, doch sobald man Steyn und die ungewöhnliche Welt kennengelernt hat, kann man “Dornenritter” kaum aus der Hand legen. Die düstere, teils blutige und erschreckende Geschichte um die allgegenwärtige Dunkelheit nimmt einen gefangen und lässt einen dem Ende und der Wahrheit entgegenfiebern.

Fazit:
“Dornenritter” ist ein fantastischer, queerer Dark Fantasy Roman, der vollkommen überzeugen kann – die Geschichte ist spannend, atmosphärisch und wartet mit zahlreichen Wendungen auf, die Figuren sind authentisch und sehr gut gezeichnet, und der Schreibstil ist fesselnd und sorgt dafür, dass man Bilder im Kopf hat – mal düster und erschreckend, mal hoffnungsvoll und licht. Kaja Evert hat einen Dark Fantasy Roman erschaffen, der lange nachhält und auf mehreren Ebenen unter die Haut geht. Wer düstere, realistische Fantasyromane mit realistischen Held*innen liebt, sollte unbedingt zugreifen – “Dornenritter” kann auf allen Ebenen überzeugen. Unbedingt lesen!

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