Autor: Jobst Mahrenholz
Taschenbuch: 264 Seiten
ISBN: 978-3-944737-99-7
Preis: 12,95 EUR
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Story:
Cece, Sohn eines Gondelbauers und Leo, dessen Vater einer der angesehensten Gondoliere ist, sind schon von Kindesbeinen an miteinander befreundet. Ihre eingeschworene Gemeinschaft wird durch Pirro komplettiert, der sich die beiden ganz gezielt als Freunde aussucht, als er in ihre Klasse kommt. Die drei wachsen gemeinsam auf und während Cece tatsächlich das Handwerk eines Bootsbauers erlernt und Leo Gondoliere wird, ist Pirro ein Träumer, der sich schließlich in einem Gewürzladen verdingt. Zudem entwickelt Pirro starke Gefühle für Cece, die dieser auch erwidert – sehr zum Verdruss von Leo, der mit der Beziehung seiner besten Freunde scheinbar nichts anfangen kann. Erst nach und nach wird klar, dass sich hinter Leos Verhalten mehr verbirgt und auch Pirro das ein oder andere Geheimnis hat …
Eigene Meinung:
„Der linke Fuß des Gondoliere“ ist der dritte Roman von Jobst Mahrenholz, dessen Duologie „Il gusto di Lauro“ sein Debüt markierte. Alle Romane erschienen im deadsoft Verlag und spielen in Italien, da der Autor einen engen Bezug zu diesem Land hat. So ist es nicht verwunderlich, dass Figuren und Handlungsorte aus „Lucas Rezepte“ und „Herzberührer“ im vorliegenden Roman einen kurzen Gastauftritt bekommen.
Wie schon in der „Il gusto di Lauro“-Reihe legt Jobst Mahrenholz einen Entwicklungsroman vor, in dem es um die Hauptfiguren, deren Schicksale und Lebenswege geht. Eine wirklich allumfassende Rahmengeschichte gibt es daher nicht, da sich „Der linke Fuß des Gondoliere“ vollkommen auf die Freundschaft und die Liebe der drei Protagonisten konzentriert. Intensiv und authentisch berichtet Jobst Mahrenholz von drei grundverschiedenen Männern, ihren Träumen, ihrem Erwachsenwerden und der Weiterentwicklung ihrer Freundschaft zu Liebe. Dass er dabei auch heiklere Themen wie Asexualität und Bigamie anschneidet, verleiht dem Roman einen unerwarteten Tiefgang, doch der Autor widmet sich diesen Aspekten mit dem nötigen Respekt und der passenden Sensibilität. In diesem Zusammenhang sei erwähnt, dass der Autor auf ausufernde erotische Szenen verzichtet und entsprechende Sequenzen abblendet, was überhaupt nicht negativ ins Gewicht fällt – im Gegenteil. Sexszenen hätten dem Roman durchaus geschadet, da sie nicht zu „Der linke Fuß des Gondoliere“ gepasst hätten.
Die Charaktere sind wunderbar gezeichnet, wirken lebendig und authentisch. Der Leser lernt Cece, Leo und Pirro sehr intensiv kennen, wird mit ihnen erwachsen und erlebt den ein oder anderen Schicksalsschlag. Dabei werden die Ereignisse in zwei Zeitebenen komplett aus Ceces Sicht erzählt, weswegen der Leser zu ihm eine besondere Beziehung aufbaut. Man lernt den jungen Italiener im Laufe der Geschichte sehr intensiv kennen und kann sich problemfrei mit ihm identifizieren. Das bedeutet nicht, dass man sich den anderen beiden Männern weniger stark verbunden fühlt – im Gegenteil: auch Leo und Pirro wachsen einem mit der Zeit ans Herz und bestechen durch eine Lebendigkeit und Individualität, die man in vielen Gay Romanen vermisst. Man fragt sich automatisch, ob Jobst Mahrenholz reale Vorbilder für seine Protagonisten hat, oder ob nicht einige der Ereignisse auf wahren Begebenheiten beruhen.
Stilistisch lässt „Der linke Fuß des Gondoliere“ nichts zu wünschen übrig. Jobst Mahrenholz hat einen sehr angenehmen, lockeren Schreibstil, der wunderbar zur Geschichte passt. Nicht nur seine Charaktere wirken lebendig – auch Venedig mit seinen Kanälen und Brücken ist plastisch und sehr realistisch beschrieben. Man spürt auf jeder Seite das italienische Flair und merkt, wie sehr dem Autor Land und Leute am Herzen liegen. Sei es das Handwerk der Bootsbauer oder der Gondoliere, Jobst Mahrenholz gelingt es beides sehr ausführlich und glaubwürdig darzustellen. Hinzu kommt auch, dass er Gefühle und Gedanken perfekt beschreiben und mühelos die Ängste und Sorgen seiner Charaktere offenlegen kann. Sein intensiver Schreibstil fesselt von Anfang an und obwohl man bereits nach dem Prolog weiß, wie das Buch endet, kann man es nur schwer aus der Hand legen.
Fazit:
„Der linke Fuß des Gondoliere“ ist ein wundervolles, intensives Meisterwerk, das sich angenehm aus der breiten Masse der Gay Literatur heraussticht und mit authentischen Charakteren und einem stimmungsvollen Schreibstil punkten kann. Wer stille, authentische Gay Romane sucht und sich nicht vor heikleren Themen scheut, die Jobst Mahrenholz anspricht, dem sei der Entwicklungsroman „Der linke Fuß des Gondoliere“ wärmstens empfohlen.
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