Autor: Andrea Conrad
Taschenbuch: 189 Seiten
ISBN: 978-3863614188
Preis: 12,99 EUR (eBook) / 15,50 EUR (Taschenbuch)
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Story:
Knapp 15 Jahre sind seit dem zweiten Weltkrieg vergangen, und Heinrich und Richard haben sich in Mainz ein gemeinsames Leben aufgebaut. Trotz des hohen Risikos durch den Paragraphen 175 leben sie gemeinsam in einem kleinen Haus inklusive Fotogeschäft, das von Heinrich betrieben wird. Nach außen hin sind sie lediglich Freunde; keiner ahnt, dass ihre Wohnungen miteinander verbunden sind. Allerdings läuft ihr gemeinsames Leben längst nicht so idyllisch – während Heinrich sich mehr und mehr in seiner Fotografie verliert und darüber seinen Partner vergisst, freundet sich Richard mit seiner Referendarin Ruth an, die sich schon bald in ihn verliebt. Immer häufiger kommt er zwischen den beiden Männern zum Streit und als auch noch Siegfried aus russischer Kriegsgefangenschaft zurückkehrt, geraten beide in das Visier des ehemaligen Soldaten. Denn Heinrichs ehemaliger Vorgesetzter hat mit beiden noch eine Rechnung offen und setzt alles daran einen Schwachpunkt im Leben der Beiden zu finden …
Eigene Meinung:
Mit dem Roman „Späte Rache“ setzt die Autorin Andrea Conrad ihren Roman „Gefährliche Liebe unter dem Hakenkreuz“ rund 15 Jahre nach dem zweiten Weltkrieg fort. Im Mittelpunkt steht einmal mehr die Beziehung zwischen Heinrich und Richard, allerdings müssen sich die beiden Männer dieses Mal eher ihren eigenen Problemen stellen, anstatt es mit einem “übermächtigen Gegner“ zu tun zu bekommen.
Die Geschichte spielt Mitte der 50er Jahre, während der Konrad-Adenauer-Zeit. Die schlimmsten Überbleibsel des Krieges sind verschwunden, die Menschen berappen sich allmählich wieder und der Alltag kehrt zurück. Auch für Heinrich und Richard ist eine ruhige Zeit angebrochen, allerdings leben sich die beiden mit jeder Seite weiter auseinander. Aussprachen gibt es nicht, immer wieder wird gesagt, dass sie dringend miteinander reden müssen, jedoch kommt es in „Späte Rache“ nicht wirklich dazu. Stattdessen werden die Wochen zusammengefasst, bis der nächste Streit kommt oder Siegfried einen erneuten kurzen Auftritt hat.
Dies ist eines der großen Mankos am Buch: es passiert nichts. Die Handlung wird nur durch die Tatsache vorangetrieben, dass Heinrich und Richard nicht miteinander reden. Siegfried taucht auf und bedroht Heinrich, dieser schweigt. Richard wird von dem rachsüchtigen Mann angefahren, anstatt eines Gesprächs kommt es zum nächsten Streit (obwohl Richard blutend vor Heinrich steht). Immer wieder werden die Figuren um eine Aussprache gebracht, nur damit Siegfried länger die dunkle Gefahr im Hintergrund bleiben kann. Mit der Zeit nervt dieser Aspekt ungemein, ebenso wie die Tatsache, dass sich Heinrich und Richard vornehmen, sich miteinander auszusprechen und man im nächsten Absatz in einem Nebensatz erfährt, dass es (mal wieder) nicht geklappt hat.
Hinzu kommen eine Menge Logiklöcher, die dieses Mal zahlreicher vorhanden sind, als in „Gefährliche Liebe unter dem Hakenkreuz“. Ganz besonders das Ende wirkt absolut an den Haaren herbei gezogen und unglaubwürdig. Samuels Plan (der nicht wirklich diesen Begriff verdient) um Siegfried auszuschalten ist einfach nur paradox. Inzwischen hat dieser so viele Straftaten begangen (Erpressung, Körperverletzung, Sachbeschädigung, Drohung), dass man sich wirklich wundert, warum sie ihn auf eine solch unsinnige Art zur Strecke bringen. Es passt einfach gar nicht zusammen und man fragt sich, wozu man überhaupt knapp 200 Seiten gelesen hat, wenn das Buch auf solch seltsame Art und Weise endet.
Auch die Figuren können da nichts retten – Heinrich und Richard bleiben ungemein blass, obwohl die Geschichte zu 80 aus ihrer Sicht erzählt wurde. Mitunter sind sie wirklich unsympathisch, da es ihnen nicht gelingt miteinander zu reden. Gerade Richard, der sich im Laufe der Geschichte Ruth zuwendet, wird von Seite zu Seite fremdartiger und agiert immer seltsamer. Auch Heinrich bekleckert sich dahingehend nicht mit Ruhm. Zudem fragt man sich zwangsläufig, ob die beiden außer Ernst keine weiteren Freunde haben. Während Siegfried einen Kollegen nach dem nächsten um Hilfe bittet, wirken Heinrich und Richard wirklich verloren, da sie kaum einen Ansprechpartner haben. Sicherlich ist da Ruth (die jedoch auch nicht wirklich liebenswert daherkommt) und Richards Schwester Silke, aber ansonsten gibt es da kaum Leute, mit denen sich die beiden treffen.
Stilistisch ist „Späte Rache“ Geschmackssache – die unendlich vielen Perspektivwechsel mitten in den Absätzen erschweren das Lesen ungemein und sind gravierende Stilfehler. Das ist bereits im ersten Band aufgefallen und zieht sich leider auch durch die Fortsetzung. Andrea Conrad hat dabei eigentlich ein gutes Gefühl für Sprache und Beschreibungen, lediglich am Ausdruck, Stil und den Grundlagen hapert es. Was auch negativ auffällt sind dieses Mal die Erotikszenen. Wären diese dem Genre entsprechend in schwuler Richtung vorhanden, würde dies gar nicht auffallen, jedoch beschreibt die Autorin recht explizit den Akt zwischen Siegfried und einer Hure. Das ist im Grunde nicht schlimm, hat in einem Gay Roman jedoch nichts zu suchen, insbesondere wenn die Szenen zwischen Heinrich und Richard stets abgeblendet werden. Das wirkt extrem unpassend in einem schwulen Roman.
Fazit:
Auch mit „Späte Rache“ kann Andrea Conrad leider nicht überzeugen. Die Geschichte zieht sich ungemein, die Charaktere bleiben sehr blass und unnahbar und das unglaubwürdige, chaotische Ende setzt dem Ganzen die Krone auf. Zusammen mit dem mittelmäßigen Schreibstil, der durch viele grammatikalische Fehler und Perspektivsprünge besticht, möchte man das Buch am liebsten nach dem ersten Drittel aus der Hand legen. Schade – die Thematik bietet viele Ansatzmöglichkeiten und Optionen, doch leider wird davon nur wenig ausgeschöpft. Wem „Gefährliche Liebe unter dem Hakenkreuz“ gefallen hat, der sollte einen Blick riskieren, alle anderen sollten nach anderer Lektüre Ausschau halten.
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