Autor: Lonna Haden
Taschenbuch: 144 Seiten
ISBN: 978-3944737850
Preis: 3,99 EUR (ebook) | 7,99 EUR (Taschenbuch)
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Story:
Der junge Bejran entgeht nur knapp dem Tod, als seine Mutter und er auf dem Nachhauseweg von einem riesigen Wolf angegriffen werden. Gerettet wird er von einer riesigen schwarzen Krähe, die den gefährlichen Angreifer in die Flucht schlägt. Die folgenden Tage und Wochen schwebt Bejran zwischen Leben und Tod, während sich der Heiler des Dorfes um ihn kümmert und er nachts von dem seltsamen Corvin besucht wird, der ebenfalls alles daran setzt, ihn am Leben zu halten. Erst später erfährt Bejran, dass der Fremde in Wirklichkeit ein Gestaltwandler ist und ihm als Krähe das Leben gerettet hat. Corvin offenbart ihm auch, dass er von einem Werwolf gebissen wurde und fortan ebenfalls den Fluch in sich trägt, sich bei Vollmond zu verwandeln. Die einzige Möglichkeit sein Schicksal zu ändern, besteht darin, den Werwolf, der ihn gebissen hat, zum Duell zu fordern – eine gefährliche Maßnahme, bei der Corvin den jungen Mann unterstützen will …
Eigene Meinung:
Die Novelle „Der Krähenwolf“ stammt von der Autorin Lonna Haden, hinter der sich eine deutsche Kinderbuchautorin verbirgt. Der bei deadsoft erschienene Kurzroman ist ihr Debüt im (Gay) Erotik Genre, dem im September 2015 die Novelle „Der Künstler und seine Musen“ folgte, bei der sie sich Erotik in all ihren Facetten (schwul, lesbisch, hetero) zuwendet.
Inhaltlich ist die Novelle durchaus interessant und bietet eine Menge Platz für Fantasy, Dramatik und Liebe, denn Lonna Haden wartet mit einer spannenden, gut durchdachten Grundidee auf. Allerdings wird der geringe Umfang der Geschichte schnell zum Verhängnis, da zu viele Punkte ungeklärt bleiben und „Der Krähenwolf“ nicht den Tiefgang erreicht, den er erreichen könnte. So wirkt das schmale Büchlein eher wie der Auftakt einer längeren Geschichte, da er offen endet und viele Fragen unbeantwortet bleiben. Leider ist nicht ersichtlich, ob es in absehbarer Zeit eine Fortsetzung gibt, denn bisher wurde beim Verlag nichts Entsprechendes angekündigt. So kann „Der Krähenwolf“ leider nicht vollkommen überzeugen, da zu viel Potenzial ungenutzt bleibt.
So spannend die Geschichte um Bejran und Corvin ist, so interessant ihre Liebesgeschichte in der Fantasywelt Lonna Hadens in Szene gesetzt wird – es fehlt einfach der Tiefgang, zumal das Ende recht schnell herbeigeführt wurde. Die Hälfte des Bandes begleitet man den Protagonisten durch seine Fieberträume oder seine Gefühlswelten, die vorwiegend von dem Krähen-Gestaltwandler bestimmt werden. Das ist durchaus stimmungsvoll geschrieben und sorgt dafür, dass man Bejran sehr gut kennenlernt, doch die Autorin konzentriert sich zu stark auf die beiden Männer. Bis auf den Heiler wird keine Nebenfigur näher beleuchtet, die gesamten Dorfbewohner bleiben blass, fast unnützes Beiwerk. Dabei haben die anderen Menschen Bejran bei einem Kuss mit einem anderen Mann erwischt, was zu heftigen Reaktionen führte. wird zwar in einem Nebensatz beschrieben, aber es kommt nie aktiv zum Tragen. So wird der junge Mann zwar (seiner Meinung nach) verachtet und gemieden, doch der Leser bemerkt es kaum: keiner der Bewohner wirft ihm einen angeekelten Blick zu, als er in die Schänke geht, niemand beschimpft ihn oder gibt ihm die Schuld am Tod seiner Mutter. Dem Leser kommt es so vor, als seien die anderen Dörfler gar nicht da. Sie wirken wie leblose Statisten, ohne Persönlichkeit und Charakter.
Dafür lernt man Bejran sehr gut kennen, immerhin wird die Geschichte aus seiner Perspektive erzählt. Man fiebert mit ihm mit, durchlebt mit ihm seine Krankheit und lernt Corvin durch seine Augen kennen. Dieser ist mysteriös und geheimnisvoll, und schlägt nicht nur Bejran in seinen Bann. Auch der Leser kann sich der Ausstrahlung des Gestaltwandlers nur schwer entziehen, was dafür sorgt, dass er dem eigentlichen Helden schnell den Rang abläuft.
Stilistisch liefert Lonna Haden eine stimmungsvolle, flüssig geschriebene Novelle. Sie hat eine sehr bildhafte, abwechslungsreiche Sprache – sei es bei Beschreibungen, Dialogen oder erotischen Szenen – es wird niemals langweilig. Die leicht düstere, märchenhafte Novelle weiß zu fesseln und man hofft zwangsweise, dass es irgendwann weitergehen wird, denn der märchenhafte Schreibstil macht definitiv Lust auf mehr.
Fazit:
„Der Krähenwolf“ ist eine gut geschriebene, stimmungsvolle Novelle, die mit einer guten Grundidee und interessanten Charakteren aufwartet, jedoch zu oberflächlich gehalten ist. Viele Fragen bleiben offen, die Fantasywelt nebst Bewohnern zu blass und teilweise konzentriert sich Lonna Haden zu sehr auf die Charaktere und vergisst die Spannung. Nichtsdestotrotz kann das kleine Buch unterhalten und macht Lust auf mehr – es bleibt zu hoffen, dass Bejrans Geschichte irgendwann fortgeführt wird, dann mit der passenden Sorgfalt und Ausführlichkeit.
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