Autor: Laurent Bach
Taschenbuch: 126 Seiten
ISBN: 978-1500166793
Preis: 2,30 EUR (eBook) | 4,96 EUR (Taschenbuch)
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Story:
Es scheint ein glücklicher Zufall zu sein, dass der junge Jerôme während einer Prozession zu Ehren der Jungfrau Johanna (Jeanne D’Arc) einem Kind das Leben rettet und daraufhin von Gille de Rais, Feldmarschall Frankreichs, in sein Palais geladen wird. Nicht nur begegnet er dort dem bildschönen Guy, der während der Festlichkeiten die heilige Jungfrau von Orleans verkörperte, er wird von de Rais auch als Knappe aufgenommen. Während für Jerôme ein neues Leben beginnt bandelt er mit Guy an, der sich ebenfalls in den unschuldigen Jungen verliebt. Leider wird auch Gille de Rais auf Jerôme aufmerksam – sehr zu Guys Missfallen, der dem Adeligen immer wieder auch im Bett zu Diensten ist – und bietet Jerôme endlich die Möglichkeit den Schwertkampf zu lernen. De Rais schenkt seinem Knappen im Gegenzug für gewisse Gefälligkeiten ein Lilienschwert, doch Jerôme fallen die Übungskämpfe schwer – lediglich bei de Rais ereilen ihn keine blutigen Visionen. Zudem häufen sich die Streitereien mit Guy, was beiden Männern zusetzt …
Eigene Meinung:
Mit der Novelle „Das Lilienschwert“ veröffentlichte Brunhilde Witthaus unter dem Pseudonym Laurent Bach 2014 die Geschichte von Jerôme und Guy im Selbstverlag. Das knapp 80-seitige Werk spielt vor ihrem historischen Roman „Des Teufels Schreiber“, in dem es um Gilles de Rais und seine Machenschaften geht. Die Novelle greift lose die historischen Ereignisse im Frankreich des 15. Jahrhunderts auf und bildet eine gute Ergänzung zu dem im Sieben Verlag erschienen Roman, wenngleich „Das Lilienschert“ dem Gay Historical Genre angehört.
Die Geschichte ist spannend und ohne große Schnörkel erzählt – binnen weniger Seiten ist man in das mittelalterliche Frankreich eingetaucht und lernt Jerôme und Guy kennen, die gesellschaftlich grob auf einer Stufe stehen. Die beiden treffen sich nach der Prozession und verlieben sich recht schnell ineinander, was natürlich auch eine erotische Komponente mit sich bringt, die in „Das Lilienschwert“ stärker als in den übrigen Geschichten der Autorin vertreten ist. Nichtsdestotrotz passiert im Laufe der Zeit eine Menge: man lernt Jerôme und Guy sehr intensiv kennen, erfährt eine Menge über ihre Vergangenheit und welch wichtige Schlüsselrollen sie in der Geschichte Frankreichs gespielt haben. Auch Gille de Rais, der als Massenmörder grausige Berühmtheit erlangt hat, ist wichtig für die Handlung. Er treibt sie voran, da seine Machenschaften erst den Ausschlag geben. So entspinnt sich über den 80 Seiten eine überraschend komplexe Geschichte, die gerne ausführlicher hätte sein können und die Lust auf mehr Macht – denn Jerômes und Guys Abenteuer bieten durchaus genug Potenzial für mehr.
Die Charaktere sind, wie nicht anders erwartet, sehr authentisch und greifbar. Man kann sich sowohl in Jerôme, als auch in Guy hineinversetzen. Ersterer ist hierbei der gefallene Held, der einst an Johannas Seite kämpfte, den jedoch die blutigen Schlachtfelder und gefallenen Kameraden in Visionen und Träumen verfolgen. Guy wiederum hat sein eigenes Päckchen zu tragen, da er etwas getan hat, auf das er alles andere als stolz ist. Schließlich Gille de Rais, der mit seiner wahnsinnigen, sprunghaften Natur nur schwer zu greifen ist.
Ein wenig verwirren die Nebenfiguren, gerade de Moreilles‘ laxe Art im Umgang mit Guys und Jerômes Homosexualität. Immerhin war Sodomie in der damaligen Zeit ein Grund für den Scheiterhaufen.
Stilistisch legt die Autorin eine solide, in sich schlüssige und gut lesbare Novelle vor, die sich fast zu schnell liest. Kaum hat man begonnen, ist man schon am Ende angekommen. Die Geschichte wird hierbei abwechseln aus Jerômes und Guys Sicht erzählt und bietet dem Leser die Möglichkeit in die Gedanken- und Gefühlswelten beider Protagonisten einzutauchen. Laurent Bach hat ein Gefühl für Sprache und Figuren – letztere werden ehr authentisch in Szene gesetzt, ebenso gelungen sind die Beschreibungen der Örtlichkeiten und die Begebenheiten der damaligen Zeit. Auch die erotischen Szenen sind stimmungsvoll und ansprechend umgesetzt.
Fazit:
„Das Lilienschwert“ ist eine gelungene, historische Novelle für Zwischendurch, die mit authentischen Figuren, einem schönen Schreibstil und einer spannenden Geschichte punkten kann. Bis auf einige Unstimmigkeiten ist die Handlung in sich schlüssig und macht definitiv Lust auf mehr. Wer historische Geschichten mag, sollte sich „Das Lilienschwert“ nicht entgehen lassen und auch nach „Des Teufels Schreiber“ Ausschau halten. Alle anderen müssen sich mit den übrigen Werken der Autorin zufrieden geben, wenngleich man irgendwie hofft, dass sie Jerômes und Guys Geschichte irgendwann weiterführt.
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