Autoren: David Levithan
Taschenbuch: 288 Seiten
ISBN: 978-3737351850
Preis: 12,99 EUR (ebook) | 14,99 EUR (Taschenbuch)
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Story:
Eine Kleinstadt mitten in Amerika, unterschiedliche schwule Jugendlich, mal mit festem Partner, mal auf der Suche, mal geoutet, mal heimlich ihrer Sexualität nachgehend. Ryan ist auf der Suche nach der großen Liebe und trifft auf einem Schwulenball den gleichaltrigen Avery; Peter und Neil sind seit einem Jahr zusammen und stellen sich den alltäglichen Problemen, die eine Beziehung mit sich bringt; Cooper treibt sich heimlich auf Dating- und Sex Apps herum, da niemand weiß, dass er schwul ist und Tariq lebt es offen aus, wird jedoch Opfer mehrerer Schläger, die ihn ins Krankenhaus prügeln. Die brutale Aktion ist der Auslöser für Craigs und Harrys Versuch als erstes schwules Paar den Weltrekord im Dauerküssen zu brechen – obwohl sie sich vor ein paar Wochen getrennt haben. Nichtsdestotrotz planen sie mit Hilfe ihrer Freunde und Harrys Familie den Weltrekordversuch und setzen ihn an einem Samstag in die Tat um. Während die Welt auf ihre Aktion aufmerksam wird und sich immer mehr Menschen online und offline für die beiden interessieren, regen sich auch negative Stimmen und schüren Hass und Verachtung. Doch die beiden Jungs sind fest entschlossen, ein Zeichen zu setzen …
Eigene Meinung:
David Levithan ist einer der bekanntesten amerikanische Jugendbuchautoren unserer Zeit. Zu seinen bekanntesten Romanen gehören „Will & Will“ (der in Zusammenarbeit mit John Green entstand), „Letztendlich sind wir dem Universum egal“ und sein Debüt „Noahs Kuss“, in dem er bereits einen schwulen Hauptcharakter präsentierte. Auch in seinen anderen Romanen baut er immer wieder homosexuelle Jugendliche ein und macht sie auf diesem Weg quasi salonfähig, denn noch immer sind schwule oder lesbische Figuren im Jugendbuchmarkt eine Seltenheit. „Two Boys kissing“ basiert teilweise auf wahren Ereignissen (der Weltrekordversuch fand 2010 wirklich statt, wie man im Nachwort erfährt) und besticht durch eine ungewöhnliche Erzählperspektive und lebendige Charaktere.
Der Inhalt von „Two Boys kissing“ ist weitaus vielfältiger, als es auf den ersten Blick scheint – wer glaubt, der Weltrekordversuch von Craig und Harry stünde im Zentrum, irrt sich. Stattdessen werden verschiedene Facetten des jugendlichen, schwulen Lebens beleuchtet und mit den früheren Generationen in Einklang gebracht. Sei es ein Pärchen, das länger zusammen ist (Neil und Peter), Liebe auf den ersten Blick (Ryan und Avery) oder der einsame Einzelgänger, der sein Glück im Internet sucht und nach einem ungewollten Coming-Out aus seinem Elternhaus flüchtet (Cooper), David Levithan deckt verschiedenen Geschichten ab und führt sie teilweise durch Harry und Craig wieder zusammen. Dabei ist die Erzählstimme am verblüffendsten gewählt, denn die Jugendlichen werden von einer Gruppe Geister beobachtet, die zumeist an Aids starben und sich an ihre Jugend und ihr Leben erinnern. Das mag seltsam und verrückt klingen, doch es funktioniert! Dem Autor gelingt es die Geschichte auf eine vollkommen neue Art zu erzählen und gewährt dem Leser Einblicke in eine Generation, die für Gleichberechtigung auf die Straße ging, gegen den tödlichen HIV-Virus, Unverständnis, Hass und Angst kämpfen musste. Aus diesem Grund ist „Two Boys kissing“ nicht nur für jugendliche Leser ein Muss, auch Erwachsene können sich mit den Erinnerungen der Geister identifizieren und diese nachempfinden. David Levithan gelingt ein beeindruckender Spagat zwischen mehreren Generationen und Denkweisen. Er erschafft ein Buch, das wesentlich tiefgängiger ist, als es auf den ersten Blick erscheint, und regt zum Nachdenken und Diskutieren an.
Die Charaktere sind, wie auch bei seinen anderen Romanen, sehr authentisch, gut nachvollziehbar und sehr lebendig. Seien es Craig und Harry, die eigentlich kein Paar mehr sind, sich jedoch noch immer zueinander hingezogen fühlen, oder Avery und Ryan, die sich erst kennenlernen und so manches Geheimnis voneinander entdecken müssen, die Jugendlichen sind sehr realistisch und in sich schlüssig in Szene gesetzt. Ähnlich wie John Green hat er ein Händchen dafür Figuren zu erschaffen, die der heutigen Jugendkultur entsprechen und macht sie auf diesem Weg für ältere Generationen nachvollziehbar. Jugendliche Leser werden sich problemfrei in einem der jungen Hauptcharaktere wiederfinden, Erwachsene werden sich an ihre eigene Jugend zurückerinnern. Gleichzeitig lernt man die jeweils andere Generation kennen und verstehen, was dieses Buch in gewisser Weise so besonders macht.
Stilistisch mag „Two Boys kissing“ zu Beginn ein wenig gewöhnungsbedürftig sein, doch man gewöhnt sich schnell an die seltsame Erzählperspektive. Bereits nach wenigen Seiten fällt es schwer das Buch aus der Hand zu legen, da man sich von den unterschiedlichen Episoden der Jugendlichen mitreißen lässt und sowohl wissen will, ob der Weltrekordversuch gelingt, als auch ob Cooper nach dem Streit mit seinen Eltern noch einmal die Kurve bekommt. Auch die Einblicke, die die Geister in ihr altes Leben gewähren, sind sehr gut umgesetzt und passen in die puzzleartige Handlung. Dabei zeigt sich, dass David Levithan zu Recht einer der bekanntesten Jugendbuchautoren ist, denn sein Stil entspricht der Sprache der heutigen Jugend und trifft damit den Nerv. Er scheut sich nicht davor, Dinge direkt anzusprechen, wenngleich er Erotik- und Sexszenen nie ausführlich zu Papier bringt.
Fazit:
„Two Boys kissing“ ist ein wundervoller, authentischer und wichtiger Roman, der jedem ans Herz gelegt sei, der sich für realistische Geschichten und Charaktere interessiert. David Levithan gelingt ein spannendes, intelligentes und tiefgründiges Jugendbuch, das mehr zu bieten hat als die typischen „Boys meets Boy“ Geschichten. Dank der unterschiedlichen Episoden und der ungewöhnlichen Erzähler deckt er ein breites Spektrum unterschiedlicher Geschichten ab und regt zum Nachdenken an. Sein solider, flüssiger Schreibstil ist ebenfalls ein Pluspunkt, der dafür sorgt, dass man „Two Boys kissing“ nur schwer aus der Hand legen kann. Alles in allem ein empfehlenswerter Roman, der in jedes Buchregal gehört!
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