[ROMAN] Café der Nacht von Susann Julieva

Autor: Susann Julieva
Taschenbuch:  328 Seiten
ISBN: 978-3944737249
Preis: 6,99 EUR (eBook) | 13,95 EUR (Taschenbuch)
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Story:
Zwanzig Jahre ist es her, seit das legendäre Café der Nacht seine Pforten schloss und der Münchner Künstlerszene ein beliebter Treffpunkt verloren ging. Die Bewohner der Pension oberhalb des Cafés und die Stammgäste zerstreuten sich – der Barkeeper Maxim, der in der skurrilen Künstlerwelt eine Heimat gefunden hat, kehrt in sein verhasstes Elternhaus zurück. Als Kritiker macht er sich einen Namen, bis ihn eines Tages ein seltsamer Brief erreicht: die ehemalige Besitzerin Dela vermacht ihm das Café der Nacht.

Ohne zu Zögern reist Maxim zurück nach München und stellt sich damit seiner eigenen Vergangenheit: dem Leben in der Pension, seiner Arbeit zwischen all den unterschiedlichen Künstlern und seiner heimlichen Liebe Dean Monroe, ein begnadeter Schauspieler, der viel zu jung verstarb. Während er versucht dem Rätsel des Briefes und dem Café der Nacht auf die Spur zu kommen, schließt er nicht nur mit seiner Vergangenheit ab, er stößt auch auf ein Geheimnis, das ihn in seinen Grundfesten erschüttert …

Eigene Meinung:
Der Coming-of-Age Roman „Café der Nacht” erschein 2013 im deadsoft Verlag und markiert das Verlagsdebüt von Susann Julieva, die deren Roman „Böse Jungs“ im Ullstein Imprint Forever erschienen ist. Aufgrund des offenen Endes ist eine Fortsetzung mit dem Titel „Café Bohème“ geplant, die Ende 2016 erscheinen soll.

Bei „Café der Nacht“ handelt es sich um einen sehr intensiven, stimmungsvollen Gay Coming-of-Age Roman, der den Leser von Anfang an in die fremdartige und schillernde Welt des „Café der Nacht“ mitnimmt. Gemeinsam mit Maxim, der aus der kalten Villa seines Vaters geflohen ist, lernt man die Künstler und das Nachtleben der Münchner Straßen kennen und begleitet ihn auf seinem Weg, sich ein neues Zuhause aufzubauen. Parallel zu dem Erzählstrang, der die Geschichte des Cafés der Nacht aus der jugendlichen Sicht des Protagonisten erzählt, lernt man einen älteren Maxim kennen, der von der Nachricht, das Café zu erben, überrascht wird und beschließt sich seiner Vergangenheit zu stellen. Abwechselnd berichtet Susann Julieva von den Ereignissen der Vergangenheit und der Gegenwart, die sich zum Ende hin durchaus aufeinander zu bewegen und kreuzen, und von einer vollkommen authentischen Liebe, die fernab der üblichen Klischees liegt. Dementsprechend sensibel geht sie mit Maxims Gefühlen um und verzichtet vollständig auf erotische Szenen, die in dieser Geschichte auch fehl am Platz gewesen wären. Das Ergebnis ist ein komplexer, sehr intensiver Roman über Liebe, Vertrauen, Weiterentwicklung und Hoffnung. Zudem ist „Café der Nacht“ eine Hommage an die Künstlerszene und Kleinkunstbühnen, an die Bohème Cafés und die schillernden Männer und Frauen, die sich darin bewegen.

Dementsprechend gut sind die Charaktere ausgearbeitet, die dem Leser im Café der Nacht begegnen – seien es Maxim, Monroe oder Dela, die verrückten Künstler, die sich dort tummeln und in der Pension leben oder die Angestellten, die den Cafébetrieb am Leben halten. Man lernt nicht nur Maxim kennen, der als schüchterner, unsicherer junger Mann erstmals das fremde Terrain des Cafés betritt, oder Monroe, dessen Ausnahmetalent ihn ins Zentrum des allgemeinen Interesses rückt, sondern auch die Nebencharaktere und deren Schicksale. Susann Julieva beleuchtet alle Figuren, was den Roman ungemein dreidimensional und greifbar macht. Man fiebert mit Delas Problemen mit, hofft darauf, dass der Barkeeper Rufus sein Glück findet und dass Hummelig sein Varieté zum Erfolg führt.

Stilistisch legt Susann Julieva ein verspieltes, poetisches Werk vor, das durch eine verschnörkelte und lebendige Sprache besticht. Binnen weniger Seiten ist man in der Geschichte, wenngleich man sich zunächst an den ausufernden Schreibstil gewöhnen muss. Doch spätestens nach dem ersten Kapitel kann man das Buch nur schwer aus der Hand legen, da man vollkommen in die fremdartige Welt des „Cafés der Nacht“ eintaucht. Hin und wieder schleichen sich einige Längen ein, insbesondere der Mittelteil zieht sich ein wenig, doch man wird mit tollen Beschreibungen und einer sehr gefühlvollen Liebesgeschichte belohnt. Ein wenig verwirrt die Tatsache, dass man das Buchzeitlich nicht genau einordnen kann – teilweise glaubt man in den Goldenen zwanziger Jahren zu sein, dann wieder in der aktuellen Zeit. Das fällt jedoch nicht störend ins Gewicht, da der Roman dennoch zu fesseln weiß und man sich mit Freuden von der Atmosphäre des „Cafés der Nacht“ verzaubern lässt.

Fazit:
„Café der Nacht“ ist ein wundervoller, sehr intensiver Coming-of-Age Roman, der den Leser in die schillernde Welt der Künstler, Schauspieler und Musiker entführt und eine angenehm authentische Liebesgeschichte erzählt. Sowohl die Charaktere, als auch Susann Julievas aufwendiger, poetischer Schreibstil können überzeugen und machen Lust auf mehr. Hoffentlich müssen die Leser nicht allzu lange auf die Fortsetzung „Café Bohème“ warten – man freute sich auf ein Wiedersehen mit Maxim und den schrulligen Künstlern. Sehr zu empfehlen.

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