Autor: Savannah Lichtenwald
Taschenbuch: 244 Seiten
ISBN: 978-3736885636
Preis: 4,99 (eBook) | 10,90 (Taschenbuch)
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Story:
Philips Leben ist seit der Mittelstufe die Hölle – gedemütigt, verfolgt und geschlagen versucht er die Tage in der Schule zu überstehen, ohne seinem Peiniger David und dessen Freunden in die Arme zu laufen. Hauptgrund für den tiefsitzenden Hass seiner Mitschüler ist Philips Homosexualität. Erst als die Schulzeit vorüber ist und seine Mitschüler ihre eigenen Wege gehen, kann sich Philip ein normales Leben aufbauen, wenngleich er die tiefsitzende Angst und die Minderwertigkeitskomplexe nie abschütteln kann. Er bleibt in der Stadt und übernimmt das Café seiner Mutter.
Währenddessen verläuft Davids Leben nicht so rosig – es verschlägt ihn nach Holland und in die USA. Dort landet er nicht nur im Gefängnis, er muss auch erkennen, dass er selbst schwul ist und was es bedeutet, wie ein Monster behandelt zu werden. Für David wird nicht nur klar, was er Philip angetan hat, für ihn steht fest, dass er all die schlimmen Dinge, die ihm wiederfahren, verdient hat. Zurück in Deutschland gelingt es ihm daher nicht, die Kurve zu kriegen – einmal mehr rutscht er in einen Sumpf aus Drogen, Gewalt und Hoffnungslosigkeit ab. Der Wunsch sich bei Philip zu entschuldigen, treibt ihn schließlich zurück in seine Heimatstadt und nach über sechs Jahren treffen sich die beiden ungleichen Männer wieder …
Eigene Meinung:
„Das Monster des Prinzen“ stammt von Savannah Lichtenwald und erschien im Eigenverlag. Die Autorin hat bereits mit der „At home“ – Reihe und „Zwei Herzen sind ein Universum“ auf sich aufmerksam gemacht, schlägt dieses Mal jedoch einen härteren Ton an.
Die Geschichte setzt in der Schulzeit von Philip und David ein, die für beide nicht sonderlich rosig ist: Philip wird von seinen Mitschülern gemobbt und auf unterschiedliche Art fertiggemacht, David hat mit seinem trunksüchtigen Vater zu kämpfen, dem mehr als einmal die Hand ausrutscht. Nach der Schule verlieren sich die beiden aus den Augen und entwickeln sich in unterschiedliche Richtungen weiter: David muss erkennen, was es heißt unterdrückt und verachtet zu werden, Philip baut sich ein eigenes Leben auf, bleibt jedoch nicht von Enttäuschungen bewahrt. Erst als die beiden Männer einander wiedertreffen und sich nach und nach nähern, können sich beide weiterentwickeln und einander helfen. Während Philip seinem ehemaligen Erzfeind zurück ins Leben begleitet, will David Phil vor jeglichen Gefahren beschützen und ihm sein Selbstwertgefühl zurückgeben. Beiden Männern steht ein langer Weg bevor, denn sowohl ihre gemeinsame Schulzeit, als auch die sechs Jahre werfen einen Schatten auf ihre wachsende Beziehung. So dauert es lange, bis sie sich ihre Gefühle gestehen und gemeinsam gegen die düsteren Schatten der Vergangenheit ankämpfen können.
Dementsprechend dramatisch und erschütternd ist „Das Monster des Prinzen“. Savannah Lichtenwald legt ein schonungsloses, teils recht heftiges und intensives Buch vor, bei dem der Leser die Protagonisten hautnah kennenlernt und die unterschiedlichen Wandlungen der Figuren direkt miterlebt. Sicherlich bleibt das Buch nicht vor Klischees gefeit, mitunter ist es arg dramatisch in Szene gesetzt (gerade Davids Vergangenheit) und auch die ein oder andere Logiklücke fällt dem Leser ins Auge, doch insgesamt fiebert man mit den Charakteren. Schön ist, dass sich die Charaktere nur langsam annähern und die Beziehung zwischen David und Philip authentisch und nachvollziehbar beschrieben ist.
Die Charaktere könnten unterschiedlicher nicht sein – Philip ist der Loser und Schwächling, der kaum Selbstwertgefühl hat und zumeist klein beigibt; David ist in der Schule der Prinz, dem alle folgen und der sich Respekt notfalls mit den Fäusten erkämpft, was ihn sehr unsympathisch macht. Erst nach und nach ändert sich David, denn während er unterwegs ist, ist er gezwungen über sich und sein Leben nachzudenken und sich selbst kennenzulernen. Auch Philip muss mehrere Wandlungen durchleben, bis er als gestärkte Person hervorgehen kann. Dementsprechend legt Savannah Lichtenwald ein Buch vor, das sich auf die Entwicklung der Charaktere konzentriert und von deren Entscheidungen vorangetrieben wird. Das mag Geschmackssache sein, bietet dem Leser jedoch einen guten Einblick in die Herzen der beiden Männer.
Die übrigen Charaktere kommen nur am Rande vor und wirken ein wenig blass – gerade Davids ehemaliger Freundeskreis bleibt zu sehr im Hintergrund. Hier hätte man durchaus noch etwas in die Tiefe gehen können, gerade als sich einer der Gruppe ebenfalls in einen Mann verliebt.
Stilistisch legt Savannah Lichtenwald einen soliden, flüssig geschriebenen Roman vor. Man kann problemlos in die Geschichte eintauchen, die abwechselnd aus Philips und Davids Sicht erzählt wird. Der Autorin gelingen sehr intensive Beschreibungen und Dialoge, die den Leser berühren und mitfiebern lassen. Hin und wieder wird sie ein wenig zu dramatisch, doch dadurch hält sie die Spannung hoch, da David und Philip ein langer Weg bevorsteht, bis sie die größten Probleme überstanden haben.
Fazit:
„Das Monster des Prinzen“ ist ein intensiver, sehr dramatischer Entwicklungsroman, der zwei völlig unterschiedliche Charaktere zusammenführt, die sich ursprünglich feindlich gegenüberstanden. Dank der guten Charakterzeichnung und des fesselnden Stils geht die Geschichte von Philip und David unter die Haut, wenngleich einige Szenen zu dramatisch daherkommen. Dennoch lohnt sich „Das Monster des Prinzen“, insbesondere wenn man dramatische Romantik mag und sich an den kleineren Logiklücken nicht stört. Reinschauen.