Autor: Minami Ozaki
Taschenbuch: 192 Seiten
ISBN: 978-3551747761
Preis: 6,00 (Taschenbuch) (vergriffen)
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Story:
Takuto Izumis Leben ist nicht leicht. Nachdem seine Mutter vor seinen Augen ihren Ehemann erstochen hat und davor auch ihn schwer verletzt hat, gibt es nur noch zwei Dinge, die ihm etwas bedeuten: seine Geschwister Serika und Yugo, und der Fußball. Mit 17 Jahren hat er sich bereits einen Namen gemacht, lehnt es aufgrund seiner Vergangenheit und seiner Geschwister jedoch ab, professionell zu spielen. Sein Leben ändert sich schlagartig, als er eines Nachts einen betrunkenen Mann aus dem Müll fischt und mit nach Hause nimmt. Erst Tage später wird Izumi bewusst, dass er den berühmten Sänger Koji Nanjo handelt, der fast jeder Frau den Kopf verdreht. Zu allem Überfluss erkennt dieser in Izumi seine große Jugendliebe – damals hielt er ihn jedoch für ein Mädchen – und verliebt sich erneut in ihn. Schon bald kann Koji seine Gefühle nicht mehr zurückhalten und offenbart eine düstere, zerstörerische Seite, die Izumi nur schwer akzeptieren kann.
Eigene Meinung:
Mit „Zetsuai 1989“ erschien Anfang der 90er Jahre einer der ersten und wegweisendsten Shonen-Ai Mangas in Japan. Noch heute gilt Minami Ozakis Werk als Klassiker und nimmt im Boys Love Gerne denselben Stellenwert ein, wie „Romeo und Julia“ in der klassischen romantischen Tragödie. Die Geschichte wurde mit der 14-bändigen Reihe „Bronze“ fortgesetzt und beendet, zudem erschien 1992 eine 45-minütigen OVA (zu „Bronze“ folgten nochmal zwei OVAs), mehrere Novels und eine Hand voll Artbooks. Die meisten Sachen sind heutzutage nur noch schwer zu erwerben – selbst die bei Carlsen erschienen Mangas sind allesamt vergriffen, lediglich Band 14 von „Bronze“ ist noch erhältlich. „Zetsuai 1989“ war der erste Shonen-Ai Manga, der in Deutschland erschien (2000).
Inhaltlich erwartet den Leser ein leicht absurdes Werk, das mit den heutigen Standards nur schwer mithalten kann. Das liegt vor allem an der überdramatischen, schwer nachvollziehbaren und extremen Geschichte, die sich Minami Ozaki erdacht hat. Vor über 30 Jahren, als das Shonen-Ai Genre noch in den Kinderschuhen steckte, war das jedoch nicht ungewöhnlich. Auch heute noch sind viele Mangas ein wenig abgedrehter und übertriebener, was einfach ein Bestandteil der japanischen Kultur ist. Dementsprechend sollte man sich bei „Zetsuai“ schon im Vorfeld darauf einstellen, dass man mitnichten eine realistische und leicht verständliche Liebesgeschichte geboten bekommt – im Gegenteil. Minami Ozaki erschafft ein schwer zugängliches Werk, bei dem schon der Einstieg schwerfällt. So wechseln die Szenen am Anfang sehr oft, Panele und Dialoge sind sehr unübersichtlich gehalten und es fällt schwer der Handlung zu folgen. Auch die deutsche Übersetzung erschwert den Lesefluss, denn oftmals sind Worte falsch geschrieben oder man wird das Gefühl nicht los, dass einige fehlen. Mit der Zeit gibt sich das, doch das ändert wenig an der unrealistischen Geschichte, die man am ehesten mit dem Worten überzogen und übertrieben zusammenfassen möchte.
Das liegt vor allem an den Charakteren, die nur schwer zu begreifen sind. Izumi ist zumeist aggressiv, vertraut nahezu niemandem und trägt dank seiner Vergangenheit ein schweres Trauma mit sich herum, was ihn zu einem unberechenbaren, zornigen jungen Mann gemacht hat. Für ihn existieren nur Fußball und der Wunsch, seinen Geschwistern ein besseres Leben zu ermöglichen. Im Gegenzug zu ihm stammt Koji aus einer wohlhabenden, aber gestörten Familie (was erst in „Bronze“ so richtig zum Tragen kommt) und verliebt sich auf eine fast schon krankhafte Art in Izumi. Im Grunde wird nicht erklärt, warum er so extrem an dem jungen Mann interessiert ist, doch er geht für seine Gefühle über Leichen: Stalking, Bedrängung, Vergewaltigung – er lässt nichts aus. Somit ist die Beziehung der Beiden alles andere als gesund dargestellt, denn vieles geschieht unter Zwang und sorgt entsprechend für Probleme. Diese sind im Laufe der Geschichte so dramatisch und übertrieben in Szene gesetzt, dass man „Zetsuai 1989“ und „Bronze“ nur schwer ernstnehmen kann. Zu unwirklich und unglaubhaft agieren die Figuren, die Minami Ozaki erschaffen hat.
In diesem Zusammenhang sei angemerkt, dass zumindest die Nebenfiguren aus „Zetsuai 1989“ halbwegs authentisch und wesentlich sympathischer als die Hauptakteure sind: Katsuya ist eine angenehme Abwechslung, sorgt er doch mit seiner spitzen Zunge und seiner Fröhlichkeit für einige Lacher. Izumis Geschwister sind ebenfalls liebenswert, gerade Serika schließt man schnell ins Herz.
Stilistisch ist „Zetsuai 1989“ Geschmackssache – Minami Ozaki hat einen gewöhnungsbedürftigen, aber auch interessanten Stil: lange Gliedmaßen und Hälse, schmale Augen und spitze Gesichter. Im Laufe der Zeit wird ihr Stil extremer – spätestens ab „Bronze“ fallen die riesigen Hände und die dolchähnlichen Finger negativ ins Auge, ebenso die breiten Schultern. Bei „Zetsuai 1989“ sind ihre Zeichnungen noch nicht so extrem, dennoch dauert es, bis man sich an die Darstellung der Figuren und den teils flüchtigen Stil gewöhnt hat. Denn in den ersten Bänden wirken die Zeichnungen mitunter ein wenig schluderig, was jedoch auch an der mäßigen Druckqualität der Carlsen-Mangas liegen kann.
Fazit:
„Zetsuai 1989“ ist ein gewöhnungsbedürftiges Werk, das (aus heutiger Sicht) durch eine übertrieben dramatische, extreme Liebesgeschichte, ungreifbare Charaktere und fremdartig anmutende Zeichnungen besticht. Es fällt schwer, es angemessen zu bewerten, denn im Grunde vermag der Manga kaum Pluspunkte zu sammeln, ist er doch in allen Punkten zu extrem. Dennoch sollte man die Tatsache, dass Minami Ozakis Werk zu den Klassikern der Shonen-Ai Genres gehört, nicht außer Acht lassen und beim Lesen berücksichtigen. Vor 30 Jahren hatte Homosexualität auch in Japan einen anderen Stellenwert (dort galt ein schwuler Mann als pervers und verachtenswert), weswegen das Thema auch im Manga entsprechend extrem behandelt wird. Die Figuren sind radikal und exzentrisch, die Liebesgeschichte ist weder normal noch gesund. Dementsprechend sollte man sich vorher gut überlegen, ob man „Zetsuai 1989“ lesen möchte, und sollte man bedenken, aus welcher Zeit es stammt.
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