[ROMAN] Pilsken und Pailletten von Kai Brodersen


Autor: Kai Brodersen
Taschenbuch:  328 Seiten
ISBN: 978-3945934371
Preis: 5,99 EUR (eBook) | 12,95 EUR (Taschenbuch)
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Story:
Nach einer bewegten Vergangenheit im Showbiz ist Jens Nobbe in Hagen sesshaft geworden. Von einem seiner „väterlichen Freunde“ hat er ein kleines Büdchen und eine sanierungsbedürftige Villa gerbt und pendelt zwischen seinem alten Leben als Travestiekünstler, Callboy und Star, und seiner neuen Identität als unbescholtener Kioskbesitzer. Seine Welt gerät aus den Fugen, als er eines Nachts den Leiter der Sparkasse, in Korsett und Strapsen hinter seinem Büdchen angekettet vorfindet. Trotz unguten Gefühls helfen Nobbe und dessen bester Freund Rudi Völzgen dem Mann und bringen ihn nach Hause. Am nächsten Tag wird der Sparkassendirektor tot  aufgefunden und die Polizei beginnt mit ihren Ermittlungen. Nobbe und Rudi gehen ebenfalls den Spuren nach, die es nach dem Mord an dem Filialleiter gibt und stoßen dabei nicht nur auf eine groß angelegte Erpressungsreihe, Nobbe gerät selbst ins Visier des Mörders.

Eigene Meinung:
Mit dem amüsanten Krimi „Pilsken und Pailletten“ legt Kai Brodersen sein Debüt beim Deadsoft Verlag vor. Die Geschichten um Jens Nobbe sind als Reihe konzipiert, sprich eine Fortsetzung dürfte noch dieses Jahr erscheinen.

Die Geschichte wartet mit ungewöhnlichen Hauptfiguren und einigen überraschenden Wendungen auf, die den Krimi sehr spannend und authentisch machen. So skurril und seltsam Nobbes Abenteuer zu Beginn wirken, sie sind in sich schlüssig und bauen logisch aufeinander auf. Sicher, der Leser muss sich zunächst Nobbe (Büdchenbesitzer und ehemaliger Travestiekünstler), Rudi (ein Einbrecher, der hin und wieder seine Fähigkeiten austestet) und Kevin (bekannter Pornostar im schwulen Milieu) gewöhnen, denn sie sind als Hobbydetektive ein wenig gewöhnungsbedürftig. Doch sobald man sich auf die drei einlässt und sich richtig in Hagen Vorhalle mit all den schrägen Bewohnern hineindenkt, fällt es schwer das Buch aus der Hand zu legen. Das liegt vor allem an dem tollen Lokalkolorit, denn Kai Brodersen weiß wovon er spricht – Hagen Vorhalle wirkt ungeheuer lebendig und real, so dass man sich das Büdchen und die übrigen Örtlichkeiten sehr gut vorstellen kann. Auch die übrigen Sachen wurden genau recherchiert, so dass „Pilsken und Pailletten“ in diesem Punkt überzeugen kann.
Der Kriminalfall wirkt ein wenig chaotisch. Man braucht eine Weile, um den Hinweisen zu folgen und den Schuldigen zu finden – da das Buch aus Nobbes Perspektive erzählt wird, passt das jedoch, da dieser nur bedingt das Zeug zum Amateurdetektiv hat. Die meiste Zeit stolpert er recht durch die Angelegenheit, des Öfteren helfen ihm seine Freunde oder der Zufall um auf die richtige Spur zu kommen. Dennoch gibt es einige Punkte, die man nur schwer nachvollziehen kann, ganz besonders die Sache mit dem Entschlüsseln des Geheimcodes wird dem Leser nicht ganz klar. Auch hemmt die eingebaute Liebesgeschichte zwischen Nobbe und Kevin das Voranschreiten der Handlung und sorgt dafür, dass ein Teil der Spannung verlorengeht.

Wie bereits erwähnt sind die Charaktere ein wenig gewöhnungsbedürftig, aber dennoch sehr sympathisch und authentisch. Jens Nobbe ist in einigen Punkten ganz die Diva, die er einst auf der Bühne war. Er ist von sich selbst überzeugt, legt viel Wert auf seine Erscheinung und hat Probleme damit, zu seinem Alter zu stehen. Hin und wieder ist er etwas barsch und ungerecht, doch alles in allem kann man sich gut mit ihm identifizieren. Auch Rudi und Kevin sind sehr sympathisch – Rudi dank seiner gutmütigen, loyalen Art, Kevin durch seinen klaren Verstand und seine teils bösen Kommentare. Zusammen mit dem Kriminalinspektor, der Rudi bereits kennt und Nobbe eher skeptisch gegenübersteht, und den vielen kleineren und größeren Persönlichkeiten, die in „Pilsken und Pailletten“ zum Tragen kommen, ist Kai Brodersen ein lebendiges Buch gelungen, das Lust auf mehr macht.

Kai Brodersen hat einen sehr schönen, flapsigen Stil, der gut zu Nobbe und seinem Naturell passt. Es macht Spaß die Geschichte um den Büdchenbesitzer zu lesen und dem Verbrecher auf die Spur zu kommen. Sehr schön sind mitunter die Beschreibungen der Umgebung, ebenso die Dialoge. Lediglich bei den Actionszenen kommt man nicht immer mit, aber da diese sich in Grenzen halten, fällt das nicht negativ ins Gewicht. Auch Erotik sucht man in „Pilsken und Pailletten“ vergeblich, denn der Autor blendet lieber aus, anstatt die entsprechenden Szenen auszuformulieren – was dem Buch zugutekommt. Ausufernde Sexszenen hätten einfach nicht gepasst.

Fazit:
„Pilsken und Pailletten“ ist ein gelungener Krimi-Auftakt, der Lust auf mehr macht. Kai Brodersen entwirft ungewöhnliche und authentische Charaktere, deren Lebensweg man gerne weiterverfolgt. Dank des flüssigen und angenehmen Schreibstils und des tollen Lokalkolorits lohnt sich „Pilsken und Pailletten“ für alle die ungewöhnliche Krimis schätzten. Wer unsicher ist, sollte einen Blick in die Leseprobe werfen. Zu empfehlen.

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