Autor: Corinna Behrens
Taschenbuch: 320 Seiten
ISBN: 978-3940611451
Preis: 9,99 EUR (eBook) | 16,95 EUR (Taschenbuch)
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Story:
Als der alte Pfarrer der Gemeinde in Ruhestand geht und das evangelische Pastorenpärchen Huber vorgestellt wird, gerät Jackies Leben gehörig aus den Fugen. Nicht nur verliebt sie sich fast auf den ersten Blick in Mirjam Huber, ihr Mann scheint ihr nur wenig Sympathie entgegen zu bringen. Dementsprechend problematisch wird ihr Arbeitsverhältnis, denn sie arbeitet in der evangelischen Verwaltung, was bedeutet, dass sie permanent auf der Hut sein muss. Zu allem Überfluss sieht sie nach einer gemeinsamen Meditation (inkl. traditionellem Kiffen) mit ihrer spiritistischen Freundin Monika immer wieder Spirit Hawk und die alte Indianerin Mahpea, ganz besonders wenn es um Mirjam und deren Mann geht. Nur was haben ihre Träume und Visionen wirklich zu bedeuten?
Eigene Meinung:
Mit dem humorvollen Romane „Indianer im Kopf“ legt der Butze Verlag einen weiteren lesbischen Liebesroman vor. Dieses Mal stammt es aus der Feder Corinna Behrens, deren erste Romane im Eigenverlag erschienen sind.
Der Roman verspricht eine amüsante, chaotische Handlung und ungewöhnliche Charaktere, was die Autorin teilweise auch halten kann. Auf den ersten Blick wirkt das Setting dennoch außergewöhnlich, denn die Geschichte der gläubigen Jackie in Kombination mit dem spiritistischen Glauben der Indianer ist zunächst ein wenig gewöhnungsbedürftig. Dennoch kommt man recht schnell in die Handlung und freundet sich mit den unterschiedlichen Charakteren der kleinen Gemeinde an. Es macht Spaß Jackie zu begleiten, während sie tunlichst um Fettnäpfchen herummanövriert und versucht sich in die geänderten Bedingungen (neuer Pfarrer, ihre Liebe zu einer verheirateten Frau) klarzukommen. Dabei wird schnell klar, dass sie ein ziemlicher Feigling ist – weder steht sie zu ihrer Sexualität, noch lehnt sie sich gegen Ungerechtigkeiten auf, denn zumeist verkriecht sie sich oder kuscht vor den Leuten, die sie niedermachen. Mit ihren dreißig Jahren wirkt sie daher eher wie ein Kind, was nur bedingt glaubwürdig daherkommt. Ihre Feigheit zieht sich leider durch den Großteil der Handlung, was mit der Zeit doch ermüdend ist, da man fast zu lange darauf wartet, dass Jackie endlich aktiv wird. Besonders im letzten Viertel, wo noch ein kleiner Thriller eingebaut wird, wünscht man sich wirklich, die Heldin würde schneller schalten.
Was ebenfalls ein wenig schwer im Magen liegt, ist die Tatsache, das einmal mehr die Männer die Antagonisten sind – etwas, was in lesbischen Romanen sehr oft vorkommt (neben der neidischen Ex oder zickigen Kolleginnen). In diesem Fall ist Pfarrer Huber gleich so klischeehaft böse, dass man nur genervt den Kopf schüttelt. Das trifft auch auf seinen „Komplizen“ zu, was „Indianer im Kopf“ einen faden Beigeschmack gibt.
Dennoch sind die Charaktere liebenswert gestaltet – gerade Jackie schließt man schnell ins Herz, wenngleich sie zum Ende hin aufgrund ihrer Feigheit doch einige Sympathiepunkte einbüßt. Mirjam kommt leider ein wenig blass daher, da sie fast ausschließlich auf ihre Opferrolle reduziert ist. Es ist schade, dass ihr der Tiefgang fehlt und sie ihr Schicksal nicht selbst in die Hand nimmt. Sie ist einfach zu passiv. Dafür kann Monika bereits nach wenigen Seiten von sich und ihrer leicht abgehobenen Art überzeugen. Es macht Spaß die Passagen mit ihr zu lesen, insbesondere wenn es um ihre Meditation und die Sessions geht, in der sie mit den Geistern der Indianer kommuniziert.
Wie bereits erwähnt haben nahezu alle Männer (selbst der alte Pfarrer, der wie ein Vater für Jackie ist) einen recht negativen Touch. Huber ist natürlich der Schlimmste – arrogant, frauenfeindlich und gewalttätig. Einerseits gibt es (wahrscheinlich) solche konservativen Kirchenmänner, andererseits wirkt es hier einfach zu dick aufgetragen. Er ist der klassische „Bösewicht“, der keinerlei positive Eigenschaften zu haben scheint.
Stilistisch ist „Indianer im Kopf“ durchaus gelungen – Corinna Behrens hat einen angenehmen, lebendigen Stil, der den Leser einen direkten Einblick in Jackies Gedanken- und Gefühlswelt ermöglicht. Man merkt, dass die Autorin Ahnung von dem hat, was sie beschreibt – sowohl von Frauenfußball (Jackie spielt aktiv in einer Mannschaft), als auch was die Arbeit innerhalb der evangelischen Kirche anbelangt. Auch die Verknüpfung zur indianischen Kultur ist gelungen. Wer einen lockeren, humorvollen Schreibstil mag, sollte auf jeden Fall einen Blick riskieren.
Fazit:
„Indianer im Kopf“ ist ein schöner, humorvoller Roman für Zwischendurch, der mit einem schönen Schreibstil und einer ungewöhnlichen Story punkten kann. Leider muss man einige Abstriche in Kauf nehmen, die das Lesevergnügen trüben – zum einen Jackies Feigheit, die die Geschichte zusätzlich in die Länge zieht, zum anderen die Tatsache, dass die Herren der Schöpfung fast komplett negativ rüberkommen. Das mag nicht jeden stören, mir missfiel es jedoch mit der Zeit. Dennoch sollte man dem Buch eine Chance geben, denn die Mischung ist auf jeden Fall innovativ und letztendlich bekommt man eine solide Liebesgeschichte präsentiert. Reinschauen.
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