Autorin: Laura Kuhn
Taschenbuch: 250 Seiten
ISBN: 978-3-551-31691-2
Preis: 3,99 EUR (eBook) / 7,99 EUR (Taschenbuch)
Bestellen: Amazon
Story:
Seitdem Lou für ihre beste Freundin Natalie mehr als Freundschaft empfindet, ist ihr Leben das reinste Chaos. Ihre Versuche es zu verstecken, enden schließlich in einem alkoholgeschwängerten Kuss mitten auf der Tanzfläche einer Party. Erschrocken über ihre eigene Courage stimmt Lou kurz darauf dem Vorschlag ihres Vaters zu, einen Bauernhof zu kaufen und aufs Land zu ziehen. Dort hofft sie zur Ruhe zu kommen, trifft aber in ihrer neuen Schule auf die schüchterne Elia, in die sie sich auf den ersten Blick verliebt. Als sie herausfindet, dass ihr Bruder Tom dem Mädchen Nachhilfe gibt, scheint alles perfekt, um sie nach und nach kennenzulernen. Doch auch Tom verliebt sich in Elia und plötzlich fühlt sich Lou in einer Zwickmühle gefangen – sie will Elia, gleichzeitig aber auch ihren Bruder nicht verlieren …
Eigene Meinung:
Mit „We could be heroes“ legt die Autorin Laura Kuhn ihr Debüt vor. Das lesbische Jugendbuch belegte beim großen Autorenwettbewerb von Tolino Media und Carlsen Impress den ersten Platz und erschien im März 2017 im Print und eBook. Laut der Autorin ist das Buch leicht autobiografisch, da viele Szenen von ihrem eigenen Leben inspiriert sind. Von der Grundidee und dem inhaltlichen Rahmen her erinnert „We could be heroes“ stark an Anne Freytags „Den Mund voll ungesagter Dinge“.
Es braucht lange, bis die Geschichte Fahrt aufnimmt und mehr passiert, als der ewig gleichförmig laufende Alltag eines Teenagers. Das mag natürlich realistisch und authentisch sein, sorgt jedoch dafür, dass sich der Anfang unheimlich in die Länge zieht, zumal Lou jemand ist, die sich treiben lässt und lieber wegläuft als sich Problemen zu stellen. Der Kauf des Bauernhofes ist zu Beginn noch das spannendste, ebenso der Umzug aufs Land – wenngleich es ein wenig seltsam ist, dass sowohl Tom als auch Lou gar keine Probleme damit haben, sich dort einzuleben. Beide nehmen die Änderungen in ihrem Leben fast schon gleichgültig hin, als sei es nichts Besonderes ihren Freundeskreis zu verlassen und irgendwo neu anzufangen. Irgendwie fehlt insgesamt der Tiefgang – auch bei Lous Familie. Ihr Vater wirkt eher wie ein Statist, der lediglich als Auslöser für den Umzug da ist, sich ansonsten aber kaum blicken lässt, Tom ist zwar wichtig, aber man kann sich ihn nur schwer vorstellen, da er zu perfekt ist. Er scheint keine Fehler zu haben, was mit der Zeit ein wenig nervt. Alles in allem hätte man aus der Geschichte mehr herausholen können, denn im Grunde passiert nicht mehr, außer einem Umzug und Lous erster großen Liebe, vor der sie die meiste Zeit davonläuft. Themen wir Coming-Out und sonstige Probleme werden nur ganz am Rande angesprochen und fallen nicht stärker ins Gewicht.
Die Charaktere sind realistisch und sehr authentisch – ganz besonders Lous Gedanken und Gefühle kann man nachvollziehen, wenngleich sie kein großer Sympathieträger ist. Sie mag zwar eher inaktiv sein und vor ihren Problemen davonlaufen, doch sie spiegelt die aktuelle Jugend sehr gut wieder. Im Gegenzug zu ihr ist Tom der totale Sonnyboy und den Augen seiner Schwester perfekt in allem was er tut. Mit der Zeit ist das jedoch ein wenig nervend, da er keine Fehler zu haben scheint. Elia kommt ein wenig blass daher, da man ihre Gedanken nur aus einigen seltsamen Einschüben kennt und sie nur selten zum Tragen kommt (was auch daran liegt, dass Lou ihr irgendwann aus dem Weg geht). Mit Ausnahme der Zwillinge Bianka und Tina, mit denen sich Lou in ihrer neuen Schule anfreundet (die beiden sind toll in Szene gesetzt!), bleiben die restlichen Charakter ungeheuer blass. Der Vater der Geschwister kommt kaum zum Tragen, andere Schüler und Lehrer noch weniger. Man erfährt kaum etwas über andere, weil Lou einerlei Interesse für andere zeigt.
Stilistisch ist „We could be heroes“ gelungen – Laura Kuhn hat einen lockerleichten, sehr authentischen Stil, der gut die heutige Jugend widerspiegelt. Er ist direkt und unverblümt, verzichtet auf viele Dialoge (was mitunter störend ist, da viele Gespräche zusammengefasst werden), und ausufernde Beschreibungen. Stattdessen wird vieles zusammengefasst und eher inaktiv dargestellt. Ganz besonders fällt das auf, als Lou und Elia eine Woche lang gemeinsam putzen – bis auf das Anfangsgespräch sind alle Dialoge nur zusammengefasst, was schade ist, denn dabei lernen sich die beiden überhaupt erst kennen.
Ein wenig verwirrend und nutzlos sind die kurzen Einschübe, die immer wieder Lous Geschichte unterbrechen und am Anfang wenig Sinn ergeben. Dass es Passagen aus Elias Sicht sind, wird zwar später klar, vieles wird jedoch nicht erklärt – gerade einige Punkte aus den ersten Einschüben. Das ist schade, denn im Grunde hätte man dieses Stilmittel auch weglassen können, ohne, dass man etwas verpasst. Es pumpt das Buch unnötig auf.
Fazit:
„We could be heroes“ ist ein leichter, sommerlicher, lesbischer Jugendroman für Zwischendurch, der nur bedingt überzeugen und mitreißen kann. Die Grundidee ist nicht schlecht, die Authentizität rettet die Geschichte an vielen Stellen, doch ansonsten plätschert die Handlung zu lange einfach vor sich hin ohne zum Punkt zu kommen. Lou ist nicht unbedingt eine starke Identifikationsfigur, doch sie ist und bleibt realistisch. Laura Kuhn kann auf jeden Fall schreiben und man kann gespannt sein, was die Autorin als nächstes liefert – hoffentlich wird es in ihren Büchern weiterhin queere Charaktere geben. Für ein Debüt ist „We could be heroes“ auf jeden Fall nicht schlecht, doch insgesamthätte man einfach mehr aus der Geschichte herausholen können …
3 Gedanken zu „[ROMAN] We could be heroes von Laura Kuhn“