[ROMAN] Nullpunkt von Mo Kast

Autor: Mo Kast
Taschenbuch:  360 Seiten
ISBN: 978-1973227434
Preis: 3,99 EUR (eBook) / 11,99 EUR (Taschenbuch)
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Story:
Nach dem Tod seiner Großmutter, steht der 17-jährige Ennoah vollkommen allein da, denn seine Mutter ist nach Amerika ausgewandert als er klein war und seine einzige Bezugsperson Eddy hat eine Freundin gefunden und dementsprechend wenig Zeit für Ennoah. Seine Depressionen und die Tatsache, dass ihm das Leben entgleitet, sorgen dafür, dass er sich auf seinen Mitschüler Nico einlässt – einen selbstbewussten Punk aus gutem Haus. Obwohl die beiden vollkommen verschieden sind, kommen sie sich näher, doch Ennoah ist kein Partner, der viel Liebe zu geben hat und immer wieder die aufkeimende Beziehung auf eine harte Probe stellt – sei es wegen Eddy, seinem Hang alles schwarz zu sehen oder der Tatsache, dass er bi ist und keinerlei Probleme damit hat, sich Mädchen für eine Nacht zu angeln …

Eigene Meinung:
„Nullpunkt“ ist der Debütroman von Mo Kast und erschien im Eigenverlag. Sowohl das eBook als auch das Taschenbuch enthält Illustrationen der Autorin, die hauptberuflich als Grafikerin und Illustratorin tätig ist. Das Buch erschien ursprünglich auf diversen Online-Plattformen, wurde für die Veröffentlichung jedoch erweitert.

Die Geschichte wird vollkommen aus Ennoahs Sicht erzählt, einen depressiven jungen Mann, der Schwierigkeiten hat, sich im Leben zurecht zu finden. Das macht ihn nicht unbedingt zu einem Sympathieträger, denn Ennoah ist sehr egoistisch, egozentrisch und arrogant, ganz besonders Nico gegenüber. Nichtsdestotrotz kann man sich mit ihm identifizieren und nach den ersten Kapiteln fällt es schwer, das Buch aus der Hand zu legen. Man will wissen, wie es Ennoah ergeht und ob er es schafft, aus seinen depressiven Phasen herauszukommen. Denn diese bestimmen immer wieder sein Denken und Handeln, was ihn teils phlegmatisch, teils vollkommen stoisch macht. Zudem ist er anderen Menschen gegenüber (außer Eddy, den er geradezu vergöttert und auf ungesunde Art idealisiert) sehr abweisend und harsch – was insbesondere Nico zu spüren bekommt, der durchaus auch verbalen Angriffen ausgesetzt ist.
Nichtsdestotrotz bietet der Roman einen guten Einblick in das Leben eines depressiven Jugendlichen, der versucht wieder auf die Beine zu kommen. Mo Kast hat ein Händchen für realistische Figuren und Begebenheiten – so ist zum Beispiel die Beziehung zwischen Ennoah und Nico nicht romantischer oder kitschig verbrämter Natur. Sie hat wenig mit den sanften, vorsichtigen Liebesgeschichten anderer queerer Jugendbücher gemein, denn die Autorin hat zwei sehr spröde, harte Jugendliche, die ihre Gefühle füreinander vollkommen anders ausleben, zumal man den Hauptcharakter fast als a-romantisch einstufen kann. Dass Ennoah sich teilweise durch Sex Bestätigung sucht und sich darüber identifiziert, ist ebenfalls ein Aspekt, den man selten in Jugendbüchern findet, der aber zu ihm passt. Das bedeutet nicht, dass das Buch durch explizite Szenen besticht – Mo Kast blendet lieber aus und überlässt die Erotik der Fantasie der Leser. Positiv ist auch, dass es in „Nullpunkt“ nicht um das Thema Coming-Out geht – Ennoah akzeptiert sein plötzliches Interesse an Nico ohne große Probleme und geht auch recht offen damit um.

Mit Ennoah bekommt man einen Antihelden präsentiert, der nichtsdestotrotz interessant und spannend beschrieben ist. Man fiebert mit ihm mit, bemitleidet und hasst ihn aber auch. Er ist definitiv kein einfacher junger Mann – Mo Kast hat einen sehr komplexen, aber auch schwierigen Hauptcharakter erschaffen, der im Gedächtnis bleibt. Nico ist das krasse Gegenteil von Ennoah, wenngleich der punkige Abiturient ebenfalls ein Außenseiter ist. Er ist relativ offen schwul, sehr willensstark und weiß genau, wohin er im Leben will. In gewisser Weise ergänzt er Ennoah, der jeglichen Halt verloren hat und eine solide Stütze wie Nico braucht.
Auch die übrigen Charaktere sind toll in Szene gesetzt, wenngleich es davon natürlich nur einige wenige gibt, was an Ennoah liegt, der ja nur wenig Kontakt zu anderen Menschen hat und viele von ihm beschrieben werden. Neben Nico kommt nur noch Eddy vor, und obwohl er auch Fehler macht, sind seine Handlungen gut nachvollziehbar.

Stilistisch gibt es wenig zu bemängeln, Mo Kast hat einen sehr eindringlichen, intensiven Stil. Man begleitet Ennoah komplett durch das Buch, ist hautnah an seiner Seite und lernt seine Gedanken- und Gefühlswelt auf eine sehr direkte Art und Weise kennen. Dadurch erhält man natürlich eine, durch seinen Charakter geprägte, Sicht auf die Welt, seine Mitmenschen- und schüler, was bedeutet, dass viele Figuren negativ wirken und Ennoahs Welt zumeist grau oder tiefschwarz ist. Mo Kast hat einen sehr lebendigen Stil, an den man sich zu Beginn allerdings erst einmal gewöhnen muss, da er durchaus kleinere Anfängerfehler aufweist (z.B. Wort- und Gedankenwiederholungen). Nichtsdestotrotz ist „Nullpunkt“ ein ungewöhnlicher Jugendroman, der zum Nachdenken anregt und definitiv fernab der gängigen Klischees ist.

Fazit:
„Nullpunkt“ ist ein thematisch ungewöhnliches Jugendbuch, das durch einen nur bedingt sympathischen Charakter und einen soliden Schreibstil besticht. Mo Kast legt ein lesenswertes Debüt über einen Jugendlichen vor, der den Halt im Leben verliert und mit beginnenden Depressionen zu kämpfen hat. Die Beziehung zu Nico wird eher zweitrangig behandelt, ist aber dennoch wichtiger Bestandteil. In Kombination mit den tollen, sehr passenden Illustrationen der Autorin und der schönen Aufmachung des Taschenbuches, sollten Jugendbuchfans, die realistische, ernste Stoffe bevorzugen, einen Blick riskieren. Reinlesen!

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2 Gedanken zu „[ROMAN] Nullpunkt von Mo Kast“

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