Autor: Eric Bell
Hardcover: 304 Seiten
ISBN: 978-3737354882
Preis: 12,99 EUR (eBook) / 14,00 EUR (Taschenbuch)
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Story:
Der zwölfjährige, introvertierte Alan hat es nicht leicht – in der Schule ist er ein Außenseiter und hängt vorwiegend mit dem durchgeknallten Zack und dem übergewichtigen Besserwisser Madison herum; sein Vater ist kalt, boshaft und sehr darauf bedacht nach außen hin perfekt zu wirken, und sein älterer Bruder Nathan hasst Alan und lässt keine Gelegenheit aus ich zu schikanieren. Zu allem Überfluss muss Alan sich eingestehen, dass er schwul ist, als er sich in seinen Klassenkameraden Connor verguckt. Als Nathan davon Wind bekommt, erpresst er Alan und zwingt ich zu einem gemeinsamen Spiel – Alan muss sieben schier unmögliche Aufgaben bewältigen, ansonsten will Nathan jedem von Alans Homosexualität erzählen. Um nicht zwangsgeoutet zu werden, setzt Alan alles daran, die Aufgaben zu bewältigen – und erkennt dabei, dass er nicht nur treue Freunde hat, sondern endlich zu sich selbst stehen muss …
Eigene Meinung:
Bei dem Kinderbuch „Dieses Leben gehört: Alan Cole – bitte nicht knicken“ handelt es sich um das Debüt von Eric Bellund erschien 2017 unter dem Titel „Alan Cole Is Not a Coward“ in den USA. Die Geschichte um Alan wird im Herbst 2018 in dem Buch „Alan Cole Doensn’t Dance“ fortgesetzt und soll direkt an den ersten Teil anschließen – bleibt zu hoffen, dass auch dieses Buch vom Fischer Verlag übersetzt wird.
Im Zentrum der Geschichte steht der zwölfjährige, künstlerisch begabt Alan Cole, der in sehr zerrütteten Familienverhältnissen lebt und nur selten aus sich herausgeht. Er bleibt zumeist stumm, hält sich und seine wahren Gedanken und Gefühle zurück und lässt die meisten Dinge klaglos über sich ergehen. Sei es sein Vater, der niemanden zu lieben scheint und sein Heim mit verbaler Gewalt und Kälte beherrscht oder sein älterer Bruder Nathan, der Alan zu verachten scheint, seinen Zorn und seine Aggressionen an ihm auslässt und ihn auch körperlich angeht – Alan duckt sich weg und hofft, dass man ihn einfach in Ruhe lässt. Dass er homosexuell ist, macht die Sache nicht besser, denn nichts fürchtet er mehr, als geoutet zu werden. Trotz der teilweise erschreckenden Grundlage, die der Autor für seinen Hauptcharakter festgelegt hat, verströmt die Geschichte eine positive, aufmunternde Atmosphäre, was vor allem an der Veränderung liegt, die Alan durchläuft. Innerhalb einer Woche reift er spürbar, entwickelt sich weiter und findet endlich Selbstvertrauen, Freunde und den Mut, zu sich selbst zu stehen. Eric Bell versteht es, wichtige Themen – (Selbst)Akzeptanz, Gewalt in Familien, Freundschaft und Vielseitigkeit – miteinander zu verbinden und trotz aller brutaler Momente kindgerecht zu vermitteln. Er regt mit seinem Debüt zum Diskutieren über häusliche Gewalt, Mobbing, Homosexualität an – etwas, was man durchaus schon mit Kindern ab 11 Jahren (Altersempfehlung des Verlags) tun kann.
Die Charaktere sind sehr gut in Szene gesetzt und wirken authentisch und in sich schlüssig. Alan ist ein stiller, zurückhaltender Junge, der ungern im Mittelpunkt steht und kein Problem damit hat, am „Wackeltisch“ bei den Außenseitern zu sitzen. Er findet während des Spiels gegen seinen Bruder Nathan immer mehr zu sich selbst und entwickelt eine Stärke, die man ihm am Anfang nicht zugetraut hätte. Schön ist, dass er diese positive Entwicklung auch auf seine Freunde überdreht – Madison beginnt ebenfalls aus sich herauszugehen und sich aufgrund seines Aussehens fertig machen zu lassen und Zack offenbart wie loyal und ehrlich er im Grunde ist – denn er ist der Einzige, der immer er selbst ist, ganz gleich was andere sagen.
Auch die übrigen Figuren sind gut umgesetzt – sei es Alans Vater, dem man nur wenig Sympathien entgegenbringen kann oder Nathan, der wirklich furchtbar hasserfüllt ist. Eric Bell führt zwar Gründe an, warum die beiden so sind, wie sie sind, doch hier hätte ich mir mehr Tiefgang gewünscht – gerade was Nathan betrifft. Vielleicht baut der Autor dies in Band 2 ja weiter aus und gibt mehr Einblicke in die Hintergründe der Familie.
Stilistisch gibt es nichts zu bemängeln – Eric Bell hat einen sehr schönen, lebhaften und humorvollen Schreibstil, der sich gut lesen lässt. Auch Kinder sollten damit keine Probleme haben, denn der Autor verpackt die Themen kindgerecht und lockert vieles durch Alans Gedanken auf, die sich mal ernst, mal humorvoll mit den Ereignissen beschäftigen. Gleichzeitig nimmt Eric Bell kein Blatt vor den Mund, wenn es um Alans Probleme mit seinem Bruder und seinem Vater geht – er beschreibt offen und direkt, was Alan alles über sich ergehen lassen muss. Das ist für Kinder natürlich harter Tobak, doch gleichzeitig eine passende Basis für gemeinsame Gespräche über derartig ernste Themen.
Fazit:
„Dieses Leben gehört: Alan Cole – bitte nicht knicken“ ist ein Kinder- und Jugendbuch, das in vielfacher Hinsicht aus der breiten Masse hervorsticht und eine Menge ernster, wichtiger Themen behandelt, die man durchaus auch einem 11-jährigen Kind vorsetzen kann. Eric Bell erzählt eine bittersüße Geschichte über Akzeptanz, Mut und Freundschaft, schafft sympathische, authentische Charaktere, die man gerne begleitet und bleibt trotz aller schrecklicher Ereignisse mutmachend und aufbauend. Eric Bell ist mit seiner angenehmen, humorvollen Sprache ein wahres Kunststück gelungen, denn kaum einem gelingt es solch schwierige Themen wirklich kindgerecht und mit der notwendigen Sensibilität zu verpacken. „Dieses Leben gehört: Alan Cole – bitte nicht knicken“ ist auf jeden Fall zu empfehlen – gerade, weil es im Kinderbuchbereich nur sehr wenige Bücher gibt, die das Thema Homosexualität aufgreifen und behandeln.
Ein Gedanke zu „[ROMAN] Dieses Leben gehört: Alan Cole – bitte nicht knicken von Eric Bell“