[ROMAN] Clean von Juno Dawson

Autor: Juno Dawson
Taschenbuch:  400 Seiten
ISBN: 978-3551583826
Preis: 12,99 EUR (eBook) / 17,99 EUR (Taschenbuch)
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Story:
Lexi Volkov hat alles was man sich wünschen kann – als reiche Hotelerbin hat sie Geld im Überfluss, ihre Leben dreht sich um Partys, ausgedehnte Shopping-Touren und angesagte Restaurants. Dass sie hin und wieder kokst und andere Drogen einwirft, ist ihrer Meinung doch normal – jeder tut es schließlich. Dass sie ein Problem hat, wird erst deutlich, als ihr Bruder sie in halbtotem Zustand auf der privaten Entzugsklinik Clarity abliefert und sie dort dem 70-Tage-Programm unterzogen werden soll, inklusive Therapien und intensiven Gesprächen, teils mit Doktor Goldstein, teils mit den anderen jungen Leuten, die jeder gegen ihre eigene Problemen kämpfen: Drogen, Zwangsneurosen, Alkohol, Essprobleme. Lexi begibt sich in Behandlung und findet in ihren Mitinsassen Freunde, doch so leicht ist es nicht aus dem Teufelskreis herauszukommen, besonders gedanklich und gefühlstechnisch nicht …

Eigene Meinung:
Mit „Clean“ legt die bekannte Autorin Juno Dawson ihr neustes Jugendbuch vor. Sie hat mit ihren spannenden Jugendromanen und Sachbüchern nicht nur mehrere Preise gewonnen, ihre Werke wurden auch in viele Sprachen übersetzt. Zudem liegen ihr LGBTIQ-Charaktere und eine erhöhte Sichtbarkeit, so dass in all ihren Büchern queere Charaktere vorkommen, bei „Clean“ ist es das Transmädchen Kendall.

Mit der Geschichte wagt sich die Autorin an das schwierige Thema Sucht, Suchterkrankung und Entzug, mit allen unschönen Ereignissen, die damit in Zusammenhang stehen. Dementsprechend hart und authentisch ist die Geschichte um Lexi, die sich für zwei Monate bei der Clarity-Klinik in Behandlung begibt – zunächst nicht freiwillig, später wird sie jedoch innerhalb der Einzel- und Gruppentherapie immer offener. Sehr gut gelungen ist Lexis Vergangenheit und ihre persönliche Einstellung zum Geld, der Macht und der Position, die sie von Geburt an begleitet – hier hat Juno Dawson sich sehr gut in ihre Hauptfigur hineingedacht und zeigt, dass Lexi zwar ein verwöhntes It-Girl ist, jedoch ihre ganz eigenen Probleme hat, eben weil sie sich um nichts Sorgen machen muss und sie keinerlei Maß kennt. Da ist der Teufelskreislauf Partys, Alkohol und Drogen fast schon obligatorisch. Auch die Beschreibungen und die Einblicke in Lexis Gedanken- und Gefühlswelt während des Entzugs können überzeugen, denn man ist immer hautnah bei Lexi und den Problemen, die sie hat, sei es am Anfang, als sie auf Entzug gesetzt wird, oder später, wenn ihre Vergangenheit beleuchtet wird und die Punkte, die sie überhaupt in diese Abhängigkeit getrieben haben. Zeitgleich wirkt die Klinik ein wenig unrealistisch – sie ist natürlich nur für reiche Jugendliche gedacht, was bedeutet, dass die Patienten in Suiten leben, von einem 5-Sterne-Koch verköstigt werden und auch sonst allen erdenklichen Luxus genießen. Auch wirken Lexis Mitinsassen wie ein Querschnitt gängiger Abhängigkeiten: Ess/Magersucht, Sexsucht, Drogensucht, Zwangsneurose, Alkoholiker. Die Klinik scheint alles zu behandeln, insofern sich die Familien der Patienten einen Aufenthalt leisten können. Inwiefern das realistisch ist, kann ich schwer einschätzen, aber es gibt auch Einblicke in andere Krankheitsbilder.
Ein wenig eindimensional ist die Love-Story, auf die die Autorin natürlich nicht verzichten wollte. Sie wirkt ein wenig plakativ, doch sie hat durchaus ihre Daseinsberechtigung, weil Lexi an Brady reift und ihn wie einen Spiegel braucht, um sich und ihre Handlungen besser reflektieren zu können.

Die Charaktere wirken sehr plastisch und handeln in sich schlüssig. Zu Beginn wirkt Lexi noch ziemlich eindimensional, doch im Laufe der Geschichte entwickelt sie mehr Tiefgang und offenbart unerwartete Facetten. Auch die übrigen Figuren sind gut in Szene gesetzt, kommen jedoch nur am Rande vor und sind dementsprechend nicht immer dreidimensional. Neben Lexi lernt man Brady und Kendall am Besten kennen, wenngleich sich Juno Dawson darum bemüht, jedem gerecht zu werden und gerade am Ende aufklärt, was aus Lexis Freunden geworden ist. Ein bisschen Würze bringt das Straßenmädchen Sasha in die Geschichte, die als Sonderfall ebenfalls in Clarity behandelt wird und die andere Seite des Luxus repräsentiert – wie ein Mahnmal.

Stilistisch legt Juno Dawson ein beeindruckendes Buch vor, das gänzlich aus Lexis Perspektive geschrieben ist. Man ist hautnah bei ihr, was bedeutet, dass die Sätze und Betrachtungen sehr verwaschen und ungerichtet sind, wenn sie high ist und erst dann klarer werden, wenn Lexi von einem Trip runterkommt. Die Autorin bemüht sich um offene, schonungslose Worte und nimmt kein Blatt vor den Mund, um die Auswirkungen einer Suchterkrankung zu präsentieren. Sehr gut gelungen sind auch die Szenebeschreibungen und Lexis Welt, die Partys, der Umgang mit Drogen und die Probleme, die daraus resultieren. Juno Dawson legt ein intensives Jugendbuch vor, das perfekt für Diskussionen und als Klassenlektüre geeignet ist.

Fazit:
„Clean“ ist ein intensives, schonungsloses und ehrliches Jugendbuch, das bis auf kleine Schwächen vollkommen überzeugen kann. Juno Dawson überzeugt durch authentische, gut nachvollziehbare Charaktere, eine ins sich logische Handlung und einen passenden, direkten Schreibstil, der perfekt zu Lexi und ihren Problemen passt. Der Leser ist immer hautnah am Geschehen und kann sich gut mit der Protagonistin identifizieren. Lediglich die Klinik wirkt an einigen Stellen ein wenig unglaubwürdig mit ihren Suiten, dem Luxus und der perfekten Atmosphäre. Darüber kann man jedoch hinwegsehen und sollte auf jeden Fall einen Blick riskieren. Es lohnt sich.

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