[ROMAN] Liebe ist käuflich – Rache auch! von Andri Cuort

Autor: Andri Cuort
Taschenbuch:  208 Seiten
ISBN: 978-3940611062
Preis: 14,95 EUR
Bestellen: Amazon

Story:
Als der Anwalt Erik Hort von dem Multimillionär eines großen Pharmaunternehmens mit seinem persönlichen Nachlass betraut wird, schnuppert er das erste Mal in die Welt der Reichen und Mächtigen. Doch hinter dem Vorhang verstecken sich Korruption, erschreckende Abgründe und Verbrechen, die Kinderhandel, Mord und Prostitution umfassen. Schon bald muss Erik erstmals selbst unschöne Wege beschreiten, um einen Politiker zu erpressen und die Zukunft seiner Schwester und der Zwillingen Alexandra und Benjamin zu sichern. Mit der Zeit perfektioniert er dieses Spiel der Irrungen und Wirrungen, den Balanceakt zwischen Gewissen und Ehre, Lüge und Verblendung, denn nicht immer ist Gerechtigkeit auf legalem Wege zu erreichen.

Als er schließlich selbst ins Visier eines gnadenlosen Mannes gerät, der seine Familie und seine Freunde bedroht, muss Erik erstmals seine Fähigkeiten und Verbindungen nutzen, um sich gegen den unbekannten Gegner zur Wehr zu setzen …

Eigene Meinung:
Mit „Liebe ist käuflich – Rache auch!“ legt der Butze Verlag einen schwulen Roman von dem Schweizer Autoren Andri Cuort vor. Neben dem Taschenbuch existiert auch eine Hörbuchfassung, die von Peter Bieringer umgesetzt wurde.

Der Einstieg in den knapp 200 Seiten starken Roman ist nicht ganz so einfach, da man als Leser mitten in die Handlung geworfen wird. Gerade die ersten Seiten wirken etwas unzusammenhängend, allerdings erklärt der Autor in den letzten Sätzen des Buches, was es mit dem Einstieg auf sich hat. Erst dann machen die ersten Passagen von „Liebe ist käuflich – Rache auch!“ wirklich Sinn, so dass das Ende doch einiges aus dem Buch herausholen kann.
Die Geschichte ist prinzipiell spannend und die vielen Wirrungen und Verwicklungen fesseln mit der Zeit auch den Leser, allerdings ist das ganze Buch eher wie ein Film aufgebaut – Andri Cuort arbeitet mit vielen Rücklenden, in denen er Eriks Leben und seine vielen Aktionen offenbart und aufzeigt, wie der Charakter zu dem geworden ist, was er ist. Dadurch lernt man zwar die Figur kennen und verstehen und man erfährt eine Menge über die Hintergründe, doch man baut kaum eine Beziehung zu dem Geschehen auf. Der Mord an Salzmann, der das Bucheinläutet, rückt im Laufe der Geschichte vollkommen in den Hintergrund, was einen Großteil der Spannung herausnimmt. So faszinierend Eriks Entwicklung und die seiner Freunde ist, man vermisst ein wenig den Thriller und einen kontinuierlichen Spannungsaufbau. Es wirkt vielmehr wie eine nüchterne Nacherzählung der Ereignisse. Bei einem Film ist solch ein Aufbau spannend, da er den Charakter beleuchtet und mit einem Clou am Ende aufwartet – in einem Roman funktioniert dies nur bedingt. Sicherlich hat Andri Cour viele Ideen und einige Aspekte sind wirklich gut umgesetzt (die Darstellung der Alzheimer Krankheit, die Passagen in Indien und die vielen Verwicklungen der Figuren), doch ein wenig ausführlicher und aktiver hätte die Erzählstruktur schon sein dürfen.

Die Charaktere bleiben im Großen und Ganzen dem Leser fremd und wirken ein wenig unnahbar. So lebendig sie sind, so viel man über sie erfährt, man lernt sie selten direkt und hautnah kennen. Erik Hort ist durchaus sympathisch und mit seinem ausgeprägten Gerechtigkeitssinn eine gute Identifikationsfigur, doch es ist schwer ihn wirklich zu greifen und zu erfassen. Man nimmt selten an seinen Gedanken und Gefühlen teil, tappt zumeist ebenso im Dunkeln, wie seine Gesprächspartner. Auch die anderen Figuren bewahren sich diese Art der Distanz, selbst wenn Andri Cuort einige Passagen aus ihrer Sicht erzählt. Dennoch wirken sie realistisch, egal ob es sich um Eriks Partner Michael, den Politiker Reitz oder den Geschäftsmann Salzmann handelt. Man lernt alle agierenden Personen auf dieselbe, schnörkellose Art kennen, so dass man sich selbst ein Bild von ihnen machen kann. Einerseits ist es gar nicht mal verkehrt, dass man die Charaktere selbst bewerten und einschätzen kann, andererseits fehlt einem der Zugang zu Eriks Gedanken und seiner Beurteilung.

Stilistisch ist „Liebe ist käuflich – Rache auch!“ sehr nüchtern und schnörkellos – Andri Cuort hat durchaus einen schönen Schreibstil und weiß mit Worten umzugehen, doch er lässt dem Leser keine Möglichkeit mit seinen Figuren und der Handlung auf Tuchfühlung zu gehen. Vielfach hat man das Gefühl einen wissenschaftlichen Bericht zu lesen, eine Zusammenfassung, die zwar spannend aufgebaut ist, doch selten berührt. Dazu wird zu viel zusammengefasst, in Rückblenden erzählt und nicht näher beleuchtet, so dass es schwer fällt richtig in die Handlung einzutauchen. Andri Cuort mag realistisch erzählen und logisch aufbauen, doch die Distanziertheit bleibt ein großes Manko und weder die spannende Hintergrundgeschichte, noch der Clou am Ende können diesen Punkt wirklich aufwiegen.

Fazit:
„Liebe ist käuflich – Rache auch!“ hinterlässt ein gespaltenes Gefühl, das es schwer macht das Buch wirklich zu bewerten. Als Film wäre der Stoff und der Aufbau klasse gewesen – als Buch funktioniert er einfach nicht. So interessant die Grundidee ist und so lebendig die Charaktere sind, es fällt einfach schwer sich mit ihnen zu identifizieren und die vielen Ereignisse zu erleben. Dazu ist der Stil zu distanziert gehalten und der Umfang wesentlich zu kurz. Es mangelt an aktiver Beschreibung, fesselnden Dialogen, Spannung und einem kontinuierlichen Handlungsbogen. Schade, hier hätte man mehr draus machen können.

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