Autorin: Becky Abertalli
Hardcover: 352 Seiten
ISBN: 978-3-551-58399-4
Preis: 12,99 EUR (eBook) / 18,00 EUR (Hardcover)
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Story:
Bis auf ihre Mutter weiß niemand, dass Leah bisexuell ist – nicht ihre bester Freund Simon, der vor einiger Zeit zwangsgeoutet wurde, nicht ihre Freundinnen Anna und Morgan, nicht Nick, Bram und die übrigen Mitglieder der Clique. Auch sie hübsche, intelligente Abby Suso ahnt nicht, dass sie schon seit einer Weile in Leahs Fokus gerückt ist und Leah alles daran setzt möglichst wenig mit ihr zu tun zu haben – immerhin ist Abby hetero und mit Nick zusammen. Doch dann trennt sich Abby von Nick, vordergründig, weil sie nach dem Schulabschluss auf verschiedene Unis gehen und Abby nicht an eine Fernbeziehung glaubt. Und plötzlich kommen sich die beiden näher, denn Abby und Leah planen auf dieselbe Uni zu gehen und beschließen sich ihre neue Heimat während eines Roadtrips anzusehen. Dabei stellt sich heraus, dass Abby nicht ganz so hetero ist, wie Leah gedacht hat, was jedoch für zunehmend Probleme sorgt …
Eigene Meinung:
Mit dem Jugendbuch „Ein Happy End ist erst der Anfang“ legt Becky Albertalli den Spin-Off ihres Überraschungserfolges „Love Simon“ / „Nur drei Worte“ vor. Das Buch spielt einige Monate nach Simons Suche nach der großen Liebe und stellt seine beste Freundin Leah ins Zentrum. Man kann es zwar eigenständig lesen, allerdings lege ich jedem Albertallis Debüt ans Herz – um Leahs Geschichte zu verstehen, sollte man „Love Simon“ gelesen haben.
Die Geschichte setzt kurz vor dem Abschluss der Clique um Simon und Leah an – die Zeichen stehen auf Veränderung, denn nach den Prüfungen werden die Freunde in alle Himmelsrichtungen verstreut auf verschiedene Colleges gehen. Simon und Bram planen an die New Yorker Uni zu gehen, Nick zieht es ebenfalls an die Ostküste, während Leah und Abby ein College in der Nähe nehmen werden. Dieser Umstand sorgt dafür, dass Abby sich von Nick trennt, da sie keine Fernbeziehung führen will. Während Nick in ein Loch fällt, fängt sich Abby recht schnell und plant mit Leah einen Trip zu ihrer neuen Uni – was für Stimmungsschwankungen bei Leah sorgt, denn obwohl sie es nicht wahrhaben will, ist sie von Abby schon seit anderthalb Jahren fasziniert. Die Probleme nehmen wie erwartet ihren Lauf und sorgen für Chaos, kleinere und größere Missverständnisse und einige, etwas holprige Gespräche. Dass die Geschichte zum Ende hin etwas unrealistisch und übereilt daherkommt, ist den wenigen Seiten geschuldet – zum einen dauert es, bis die Geschichte wirklich eine Richtung einschlägt (gerade die ersten 100 Seiten hat man das Gefühl, nicht genau zu wissen, wohin die Autorin ihre Leser*innen eigentlich bringen will), zum anderen packt sie die wichtigsten Entwicklungen auf die letzten 30 Seiten. Auch sonst hat man das Gefühl, sie geht nicht in die Tiefe – was auch an Leahs Hang zum Weglaufen liegt.
Becky Albertalli konzentriert sich fast komplett auf Leah und ihre Gedanken- und Gefühlswelten. Das macht es mitunter schwer, der Geschichte zu folgen, denn Leah ist ein sehr chaotischer, impulsiver und mitunter auch feiger Charakter. Sie zerdenkt die meisten Dinge, spricht aber vieles nicht direkt aus. Zudem hat sie die Tendenz vor Problemen davonzulaufen, was dafür sorgt, dass man sich schwer mit ihr arrangieren kann. Sie ist nicht unbedingt ein Sympathieträger, da sie zu sprunghaft daherkommt. Positiv ist jedoch, wie locker und leicht sie ihre Bisexualität nimmt, über die sie keine großen Worte verliert und die sie nicht an die große Glocke hängen will. Auch die Tatsache, dass sie dick ist und sich dafür weder schämt noch in irgendeiner Form rechtfertigt, ist klasse. Es kommt viel zu selten vor, dass sich Autor*innen mit dem Thema Body Positivity auseinandersetzen und eine stolze, dicke Protagonistin in Szene setzen – solche Jugendbücher sollte es öfters geben, denn sie vermitteln die richtigen Werte an jugendliche Leser.
Die übrigen Charaktere sind genauso wie man sie in Erinnerung hat – Simon ist genauso liebenswert und verpeilt wie in Albertallis Debüt, die Clique genauso bunt und nerdig und auch die neuen Charaktere können überzeugen. Einzig Abby Suso, die in „Love Simon“ nach einigen Höhen und Tiefen mit Simons bestem Freund Nick zusammengekommen ist, wirkt irgendwie seltsam und nur schwer nachvollziehbar. Ihr Verhalten irritiert ein wenig, gerade wenn man nur die Verfilmung kennt.
Stilistisch liefert Albertalli leichte, gut lesbare Kost, die den Nerv der Zeit trifft. Ihr gelingt es sehr gut Jugendliche zu porträtieren und ihre Gedanken und Gefühle glaubhaft widerzuspiegeln. Zudem hat sie ein Händchen für Humor, was sich ganz besonders in feiner Situationskomik oder durch gelungene Dialoge zeigt. So ist „Ein Happy End ist erst der Anfang“ perfekt auf die jugendliche Zielgruppe zugeschnitten, macht Spaß und ist schnell ausgelesen.
Fazit:
„In Happy End ist erst der Anfang“ ist ein schönes, lockerleicht geschriebenes Jugendbuch, das jedoch nicht an Becky Albertallis Debüt „Love Simon“ heranreicht. Dafür ist Leah zu schwierig, manchmal auch zu spröde und läuft zu oft vor ihren Problemen davon. Dafür ist sie ihrem Körper und ihrer Bisexualität gegenüber positiv eingestellt, was dem Buch eine Menge Pluspunkte einbringt. Alles in allem ist „Ein Happy End ist erst der Anfang“ ein schönes Jugendbuch, das einige wichtige Themen anschneidet und in ein positives Licht rückt, teilweise aber zu oberflächlich bleibt – 3,5 Sternchen mit Tendenz nach oben.