Autor: Amalia Zeichnerin
Taschenbuch: 160 Seiten
ISBN: 978-1983474811
Preis: 2,99 EUR (eBook) / 8,00 EUR (Taschenbuch)
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Story:
Nach einem Schiffsunglück stranden der Matrose Jay und der Kaufmann Nicholas auf einer einsamen Insel. Glücklicherweise finden sie rasch eine Süßwasserquelle und Obst, um zu überleben. Während sie auf Rettung warten, kommen sich die ungleichen Männer zwangsläufig näher, obgleich Jay zu Beginn Probleme damit mit seinen Gefühlen für einen Mann hat. Schon bald wird die Insel, fernab der strengen Konventionen des 19. Jahrhundert zu einem wahren Paradies – bis sie gerettet werden und zurück nach London kehren, wo eine Liebe zwischen Männern nicht nur illegal ist, sie kann sie sogar das Leben kosten …
Eigene Meinung:
Der 160-seitige Sammelband „Frei und doch verbunden“ stammt aus der Feder der Autorin Amalia Zeichnerin und vereint die Kurzromane „Gestrandet und gefunden“ und „Freiheit und Fernweh“, die aufeinander aufbauen und die Geschichte von Jay und Nicholas erzählen. Er erschien Anfang 2018 und ist in sich abgeschlossen, wenngleich der Kurzroman „Ein Mann namens Flora“ ebenfalls zur Rahmenhandlung gehört.
Der Kurzroman entführt den Leser ins 19. Jahrhundert. Man findet sehr schnell Zugang zur Geschichte und fiebert mit den beiden Männern mit, die auf einer einsamen Insel stranden und nicht wissen, ob sie jemals gerettet werden. Die Beschreibungen sind gut gelungen, ebenso merkt man den Hintergrunderklärungen an, dass sich Amalia Zeichnerin mit den historischen Gegebenheiten befasst hat. So lernt der Leser eine Menge über die historischen Ereignisse und die Besonderheiten des 19. Jahrhunderts kennen. Die Geschichte wirkt in sich schlüssig und logisch, auch wenn Jays Stimmungsumschwung hinsichtlich seiner Gefühle ein wenig plötzlich kommt – hier wäre es schön gewesen, wenn sich die Autorin mehr Zeit gelassen hätte, um die Ängste und Sorgen des Matrosen Jay besser zu beleuchten. Auch im zweiten Teil der Geschichte – „Freiheit und Fernweh“ – geht es zum Ende hin ein wenig zu schnell und die Probleme werden zu rasch überwunden. Ein wenig mehr Raum für die Handlung wäre schön gewesen, ebenso für die Entwicklung der Figuren. Die Geschichte hätte mehr Platz benötigt als zwei Kurzromane.
Die Figuren sind sehr lebendig und authentisch in Szene gesetzt – sowohl Jay als auch Nicholas kommen zu Wort und bestimmen einen Großteil der Handlung. Man kann sowohl Jay als auch Nicholas gut nachvollziehen und sich in ihre Lage versetzen, wenngleich mach sich mehr Raum für ihre Entwicklung gewünscht hätte. Die Nebenfiguren kommen leider kaum zum Tragen – lediglich Nicholas‘ Bruder taucht am Rande auf, wirkt aber ein wenig blass.
Stilistisch legt Amalia Zeichnerin einen soliden, einfühlsamen Kurzroman vor, der durch gut recherchierte Details und stimmungsvolle Beschreibungen besticht. Der erste Teil der Geschichte wird von Jay erzählt, im zweiten Teil kommt Nicholas zu Wort. Auf diesem Weg lernt man beide Protagonisten kennen, wenngleich es schönes gewesen wäre, bereits innerhalb der einzelnen Kurzromane die Gedanken und Gefühle beider kennenzulernen. Nichtsdestotrotz macht „Frei und doch verbunden“ Spaß und bietet einen guten Einstieg ins Gay History Genre – Amalia Zeichnerin weiß, wie man die Epoche lebendig macht und wie man spannende Hintergrundinformationen einbaut, ohne daraus einen Infodump zu machen. Zudem bekommt man Lust auf andere Stoffe, die in dieser Zeit spielen.
Fazit:
„Frei und doch verbunden“ ist ein schöner, stimmungsvoller Gay History Kurzroman, der mit interessanten Figuren und einem emotionalen, stimmungsvollen Schreibstil punkten kann. Die Geschichte hätte zwar deutlich mehr Seiten vertragen können – insbesondere zum Ende hin – trotzdem macht es Spaß Jay und Nicholas auf ihrer Reise zu begleiten und sie beiden kennenzulernen. Wer ins Gay History Genre schnuppern will, sollte auf jeden Fall einen Blick riskieren, ebenso ist Fans des Genres der Kurzroman zu empfehlen. Er bietet zwar nur kurzweiliges Vergnügen, ist jedoch fundiert und gut geschrieben. Reinschauen!