[ROMAN] Und mittendrin ich von Ami Polonsky

Autorin: Ami Polonsky
Hardcover:  288 Seiten
ISBN: 978-3570165195
Preis: 11,99 EUR (eBook) / 15,00 EUR (Hardcover)
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Story:
Grayson ist zwölf und weiß, dass er anders ist als seine Mitschüler – der Hauptgrund, warum er am liebsten für sich bleibt und so wenig wie möglich in Erscheinung tritt. Als der beliebteste Lehrer der Schule eine Aufführung der Legende der Persephone plant, entschließt sich Grayson erstmals für eine Rolle vorzusprechen. Aus dem Bauch heraus entscheidet er sich für die Titelrolle der Persephone, möchte er doch die fließenden Gewänder eines Mädchens tragen. Überraschenderweise erhält er die Hauptrolle und löst damit einen wahren Tumult an der Schule und in dem Hause seiner Tante und seines Onkels aus. Darf ein Junge eine Mädchenrolle spielen? Grayson ist zum ersten Mal in seinem Leben fest entschlossen, für seinen Traum zu kämpfen, auch wenn er damit mit seinen Mitschülern aneinandergerät und Hohn und Spott über sich ergehen lassen muss …

Eigene Meinung:
„Und mittendrin ich“ ist das erste Jugendbuch der Autorin Ami Polonsky und behandelt die Geschichte eines transidenten Jungen, der sein Leben lang davon träumt Kleider zu tragen und sich wie ein Mädchen zu kleiden. Dass er nicht davon träumt, ein Mädchen zu sein, wird im Laufe der Handlung klar, womit sich die Autorin an ein Thema wagt, das nur selten Einzug in die erzählende Literatur findet. Die deutsche Übersetzung erschien 2019 bei cbj.

Die Geschichte selbst erinnert in vielen Punkten an „George“ von Alex Gino – die Grundelemente sind fast identisch: ein Außenseiter, der mit einigen Mitschülern und seiner Familie zu kämpfen hat, ein Theaterstück, das alles verändert und die phasenweise Veränderung der Protagonisten. Ami Polonsky hat sich jedoch entschieden, noch langsamer und eindringlicher zu erzählen – es dauert, bis sich die Geschichte herauskristallisiert und selbst dann passiert im Grunde wenig. Es ist Graysons unermüdlicher Kampf für seinen Platz im Theaterstück, denn er möchte die Rolle der Persephone unbedingt spielen. Schritt für Schritt verändert er sich, geht weiter aus sich heraus und steht für sich ein. Unterstützt wird er dabei von seinen Schauspielkollegen, die ihn schnell akzeptieren und dem Lehrer Finn, der als einziger ahnt, was in Grayson vor sich geht.
Ein wirkliches Happy End gibt es jedoch nicht, vielmehr scheint das Buch mittendrin abzubrechen und lässt den Leser unwissend zurück. Vielleicht ist noch eine Fortsetzung geplant – es wäre wünschenswert, denn das Buch bricht an der interessantesten Stelle ab. Dafür erhält man einen tiefen Einblick in Graysons Gefühls- und Gedankenwelt, denn die Autorin lässt sich Zeit und überstürzt nichts. Sie gibt ihrem Helden genügend Raum sich zu entwickeln und nach und nach den Mut zu sammeln, den er braucht, um für sich einzustehen.

Die Figuren sind sehr realistisch und glaubwürdig gezeichnet – allen voran Grayson, dessen Herz für die flirrenden, farbenfrohen Stoffe der Mädchenkleider schlägt und der Spangen, Ketten und Schmuck liebt. Man lernt ihn sehr gut kennen und begreift schnell, dass er im Grunde kein Problem mit seinem Körper hat, sondern nur gerne in die Rolle eines Mädchens schlüpfen uns sich so kleiden möchte. Auch die übrigen Figuren sind gut ausgearbeitet – sowohl diejenigen, die Grayson unterstützen, als auch diejenigen, die ein Problem mit seinen Zielen und Wünschen haben. Die Autorin spiegelt jeden passend wider und gibt ihm oder ihr genug Raum, in der Geschichte zu agieren.

Stilistisch ist „Und mittendrin ich“ eher ruhig und bedächtig. Die Autorin hat einen sehr angenehmen Schreibstil, der gut zur Geschichte passt. Diese wird komplett aus Graysons Sicht erzählt, so dass der Leser einen guten Einblick in seine Welt erhält und sich mit ihm identifizieren kann. Leider bleibt die Welt um Grayson ein wenig blass, denn man erfährt nicht viel von der Stadt, in der er lebt und was es außerhalb der Schule so gibt. Die Autorin beschränkt sich (bis auf wenige Ausnahmen) auf den Alltag zu Hause und in der Schule. Dafür spricht sie wichtige Themen wie Familie und Freundschaft, Mut und Selbstverwirklichung, Mobbing und Vorurteile an und verknüpft alles zu einer glaubhaften Geschichte über das Anderssein.

Fazit:
„Und mittendrin ich“ ist ein sensibles, authentisches Buch zum Thema Transidentität und bietet gerade jungen Lesern einen guten Einstieg ins Thema. Ami Polonsky legt ein gutes Jugendbuch vor, das trotz einiger Schwächen mit einem authentischen und gut beschriebenen Helden und einer realistischen Handlung punkten kann. Wer Jugendbücher in dem Genre sucht, sollte auf jeden Fall zugreifen. Zu empfehlen.

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