Autorin: Casey McQuiston
Taschenbuch: 464 Seiten
ISBN-13: 978-3426526156
Preis: 9,99 EUR (eBook) | 12,99 EUR (Taschenbuch)
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Story:
Sie kommen aus vollkommen unterschiedlichen Welten – Alex, Sohn der amerikanischen Präsidentin und Henry, Enkel der Königin von England und somit optionaler Thronfolger. Im Grunde können sich die beiden nicht ausstehen, was sie bei der königlichen Hochzeit von Henrys Bruder eindrucksvoll und für die Öffentlichkeit sichtbar, unter Beweis stellen. Um eine PR-Katastrophe und eine politische Krise zu verhindern, beschließt die britische und amerikanische Regierung, Alex und Henry fortan als beste Freunde zu präsentieren – ein Plan, der jedoch ungeahnte Ausmaße entwickelt, denn die beiden kommen sich nicht nur näher, sie entdecken auch ihre Gefühle füreinander. Doch hat ihre Beziehung unter den wachsamen Augen der Politik und Öffentlichkeit überhaupt eine Chance?
Eigene Meinung:
„Royal Blue“ ist das Debüt der amerikanischen Journalistin Casey McQuiston, erschien 2019 und kam schnell auf die amerikanische Bestsellerlisten. Der Roman gewann mehrere Preise, zudem sicherte sich Amazon die Filmrechte an der Liebesgeschichte zwischen Alex und Henry. Die deutsche Fassung erschien Anfang April 2020 bei Droemer Knaur.
Die Geschichte wird aus Alex‘ Sicht erzählt, der als Sohn der ersten Präsidentin mit mexikanischen Wurzeln selbst eine politische Karriere anstrebt und neben seiner Schwester June Trendsetter der Jugend ist. Sein Leben in der Weltöffentlichkeit meistert er gut – nur mit dem englischen Kronprinzen Henry verbindet ihn eine innige Feindschaft, die größtenteils auf Missverständnisse beruht. Als sich die beiden (zunächst unfreiwillig) besser kennenlernen und ihre Liebe füreinander entdecken, wird Alex‘ Leben erst richtig kompliziert – seine Mutter befindet sich im Wahlkampf für die Wiederwahl, Henrys Familie setzt alles daran, das Bild der perfekten Königsfamilie zu vermitteln, was eine Beziehung mit Henry schier unmöglich macht, und das Eingeständnis, nicht so hetero zu sein, wie gedacht.
Casey McQuiston siedelt ihre Geschichte in einer alternativen Realität an, in der 2016 nicht Donald Trump die Wahl zum amerikanischen Präsidenten gewonnen hat, sondern eine demokratische Politikerin aus Texas mit mexikanischen Wurzeln. Auch das britische Königshaus ist anders aufgebaut, wenngleich es natürlich Parallelen zur Realität gibt. Nichtsdestotrotz sollte man sich diesen Punkt stets vor Augen halten, wenn man „Royal Blue“ liest – die Geschichte ist ebenso fiktiv, wie die Hintergründe, sprich nichts von dem, was beschrieben wird ist real belegbar. Wer darauf wert legt, wird mit „Royal Blue“ keine Freude haben, denn egal wie authentisch die Beschreibungen wirken, sie sind es mit Sicherheit nicht. Ansonsten ist die Geschichte solide aufgebaut, streckenweise jedoch etwas langatmig – es hätte nicht geschadet, den Roman noch einmal um etliche Seiten zu kürzen, ohne das wirklich handlungsrelevante Punkte weggefallen wären. So ermüden die vielen politischen Hintergründe mit der Zeit (auch wenn sie nicht uninteressant sind und viele Probleme innerhalb der amerikanischen Politik andeuten), während die Geschichte von Henry und Alex nicht voranschreitet. Zudem weiß man recht schnell, worauf das Ganze hinausläuft.
Die Figuren sind sympathisch und können den Leser schnell für sich gewinnen, wirken allerdings etwas schablonen- und klischeehaft. Das betrifft sowohl die beiden Hauptfiguren Alex und Henry, als auch die vielen Nebenfiguren, die mal größere mal kleinere Rolle spielen. Insgesamt bleiben dem Leser die Charaktere fremd – man kann sich nicht wirklich mit Alex und Henry identifizieren, da man immer den Eindruck hat, dass eine Mauer dazwischen steht, die man nicht überwinden kann.
Das Hauptproblem an „Royal Blue“ ist der Schreibstil der Autorin, der sehr hölzern und unausgereift wirkt. So schön und schwungvoll einige der Dialoge geschrieben sind und so angenehm sie immer wieder Alex‘ Gefühlschaos darstellt, es gelingt ihr nicht, die restlichen Beschreibungen dynamisch und mitreißend zu formulieren. Stattdessen verliert sie sich in unwichtigen Details, die man mitunter schwer nachvollziehen kann und sehr statischen, unglaublich sterilen Erotikszenen, die keinerlei Gefühle vermitteln können. Auch sonst fällt es schwer die Liebe zwischen Alex und Henry zu greifen und sie nachzuempfinden – sie wirkt leider etwas aufgesetzt.
Ein großes Hauptproblem ist auch die gewählte Perspektive, denn die Geschichte wird leider nur aus Alex‘ Sicht erzählt. Was hätte man an Dynamik und Spannung einbringen können, wenn wenigstens in einigen Kapiteln auch Henry zu Wort gekommen wäre, denn seine Sicht ist oftmals wesentlich interessanter, als Alex‘. Auch ist es unverständlich, warum die Autorin als Erzählform die 3. Person, Gegenwart gewählt hat anstelle der Ich-Perspektive, die gerade bei der Wahl der Gegenwartsform viel besser gepasst und dem Leser einen viel besseren Einblick in Alex‘ Gedanken und Gefühle gegeben hätte. So wirkt die Perspektive beim Lesen seltsam fremdartig, fast falsch, weil man immer wieder unfreiwillig in die Ich-Perspektive wechseln will. Insgesamt mangelt s dem Buch an einem soliden, fesselnden Stil, einigen Kürzungen und einer glaubhaften Perspektive, was sehr schade ist.
Fazit:
„Royal Blue“ ist ein solides Debüt von Casey McQuiston, das durch eine schöne (wenngleich nicht neue) Grundidee und sympathische Charaktere besticht. Leider weist der Roman gerade stilistisch etliche Schwächen auf, die den Lesegenuss stören und das Buch sehr langatmig werden lassen. Es mangelt an Gefühl und glaubhaften Emotionen, Spannung und Dynamik. Das ist schade, denn in Anbetracht der Tatsache, wie die amerikanische Realität aussieht, ist die Welt in „Royal Blue“ mehr als angenehm und spricht dem Leser in vielen Dingen aus dem Herzen. Wer neugierig ist, sollte zunächst reinlesen und schauen, ob er/sie mit dem Stil zurechtkommt – „Royal Blue“ ist nämlich nur bedingt weiterzuempfehlen.
So wie du es beschreibst hat die Übersetzung sogar noch etwas gerettet. Ich habe es im Original gelesen und fand es sprachlich sehr arm. Die Charaktere wirken nicht authentisch oder realistisch. Außerdem hat die Autorin gar nicht bis schlecht das Leben in England recherchiert, da passieren im Text geradezu peinliche Fehler.
Das Buch ist Gayromance, die man auch bei Kindle findet, von Frauen für Frauen, daher auch diese antiseptischen Sexszenen.
Die Marketingabteilungen der Verlage haben große Arbeit im Bereich Social Media betrieben, leider auf Kosten von Büchern, die es mehr verdient haben.
Es stimmt, da sind viele Fehler, wobei man halt im Hinterkopf behalten sollte, dass die Geschichte rein fiktiv ist und die Darstellungen von England und den USA nicht der Realität entsprechen. Aber ansonsten hast du recht – sprachlich hat es mich nicht umgehauen, gerade die Erotik war sehr … unbeholfen, fast schon statisch. In dem Zusammenhang muss ich aber widersprechen – nicht alle Gay Romane von Frauen müssen schlecht (geschrieben) sein. Es gibt auch tolle Werke, die sehr gute, lebendige Erotikszenen haben. Da zu sagen, dass alle “antiseptische Sexszenen” haben, finde ich falsch.
Im Bereich Gay Romance mag es auch sehr gute Romane mit ähm… ansprechenden Sexszenen, in der Breite jedoch ist das sehr selten.
Aber ich frage mich trotzdem, wie dieses Buch bei so großen Verlagshäusern unterkommen konnte, denn wie du selbst schreibst, auch im Bereich Gay Romance gibt es viel besseres.
Das dürfte daran liegen, dass das Buch in den USA erfolgreich war. Es ist (leider) generell so, dass Verlage lieber auf bereits erfolgreiche Bücher zurückgreifen und diese übersetzen, als neue Autor*innen zu fördern, die besser, aber unbekannt sind. Letztendlich geht es ums Geld und ein Buch, dass bereits bekannt ist, lässt sich besser (und mit weniger Aufwand) vermarkten, als das Buch eines Autors, der vollkommen unbekannt ist.