Autor: André Aciman
Hardcover: 352 Seiten
ISBN-13: 978-3423281959
Preis: 18,99 EUR (eBook) | 22,00 EUR (Hardcover)
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Story:
Mit 12 Jahren ist Paul das erste Mal verliebt – in einen Schreiber, der einige Möbelstücke seiner Eltern restauriert und für den er voll kindlicher Naivität schwärmt. Diese Schwärmerei, kombiniert mit tiefem Begehren, eigenen Unzulänglichkeiten und ewigem Hinterfragen begleichet Paul sein ganzes Leben lang, stets bei anderen Menschen. Mal sind es Frauen, um die er wirbt, mal Männer. Stets ist er auf der Suche nach dem Menschen, der sein Herz zum Tanzen bringt, ungeachtet der äußeren Gegebenheiten und seiner eigenen Lebensumstände. Und immer vollen Inbrunst und unter beständiger Selbstaufgabe …
Eigene Meinung:
Der in fünf Episoden unterteile Roman „Fünf Lieben lang“ stammt aus der Feder André Acimans, der mit seinem Roman „Call me by your Name“ einen weltweiten Bestseller erschuf, der vor einigen Jahren verfilmt wurde. Der vorliegende, in sich abgeschlossene Roman erschien im Sommer 2019 bei dtv und begleitet den Protagonisten Paul durch verschiedene Lebensabschnitte.
Die Geschichte führt den Leser durch Pauls Liebesleben, beginnend mit seiner ersten, großen Liebe im Alter von 12 Jahren, bis hin zu seiner Schwärmerei als Mann in den 50ern für eine junge Frau, die seine Tochter sein könnte. André Aciman beleuchtet dabei sehr genau das Innenleben und die Gefühlswelt seines Protagonisten, lässt ihn ausführlich über die verschiedenen Formen der Liebe reden und sich von Mann zu Frau treiben. Das sorgt leider im Laufe des Buches für schier endlose, sich wiederholende Erzählungen, denn Paul scheint nie mit einem Zustand zufrieden zu sein. Immer wieder stürzt er sich in die nächste Eroberung, da er, kaum dass er jemanden für sich gewonnen hat, bereits nach der nächsten großen Liebe Ausschau hält. Es scheint, als interessiere ihn nur der Kitzel des Verliebtseins und des Eroberns, nicht der eine Beziehung zu führen und sich mit dem Partner / der Partnerin weiterzuentwickeln.
André Aciman konfrontiert den Leser mit einem zutiefst wechselhaften Menschen, der nicht in der Lage ist, an Menschen festzuhalten, die er einmal gewonnen hat. Das macht „Fünf Lieben lang“ nicht unbedingt einfach zu lesen und sorgt dafür, dass man eine immer stärker werdende Abneigung gegenüber Paul entwickelt, der mit seiner obsessiven Art kaum Sympathien aufbauen kann. Er scheint sich nur um sich selbst zu drehen und ist unfähig, die Reaktionen anderer wirklich zu reflektieren uns aus ihnen zu lernen. Daraus folgt, dass er sich (von der ersten Episode als Kind einmal abgesehen) nicht wirklich weiterentwickelt – er stagniert über Jahrzehnte hinweg, was dem Werk zunehmend die Spannung nimmt.
Die Figuren sind, von Paul einmal abgesehen, recht blass, da man sie nur durch die Augen des Protagonisten kennenlernt. Da dieser nur einen Bruchteil der jeweiligen Personen beschreibt, erhält man nie ein stimmiges Gesamtbild, sondern nur das, was Paul wahrnehmen will. Vom Protagonisten erfährt man wiederrum eine Menge, wenngleich es schwer fällt, ich auf Paul einzulassen und sich mit ihm zu identifizieren. E ist sehr stark Ich-geprägt und bezieht vieles auf sich – dadurch fällt es zusätzlich schwer zu den übrigen Charaktere eine Verbindung aufzubauen.
Stilistisch legt André Aciman einen sehr gut geschriebenen, teils berührenden Roman vor, der Pauls Wesen sehr gut wiedergibt und den Leser stets an seiner Seite durch die fünf Episoden begleitet. Der Fokus liegt stark auf der jeweiligen Liebesgeschichte zwischen Paul und dem auserwählten Partner, ohne jedoch ins Kitschige abzugleiten – Aciman weiß, wie man Sätze bildet und mit Worten umgeht. Er hat eine sensible, zugleich komplexe Sprache, die durch wunderschöne Beschreibungen und gute Dialoge besticht. Problematisch sind allerdings Pauls endlose Monologe, die mitunter in seitenlangen Beschreibungen von Szenen ausufern, nur in seiner Vorstellung existieren. So gut die Episoden stilistisch umgesetzt sind und so dicht der Autor alles zu Papier bringt, mit der Zeit ermüden die ausufernden Beschreibungen und vielen inhaltlichen Wiederholungen. Weniger ist manchmal mehr – hier hätten Kürzungen dem Buch gut getan.
Fazit:
„Fünf Lieben lang“ ist ein Buch, das nur bedingt überzeugen kann, was zum einen an dem obsessiv auftretenden, stark schwankenden Protagonisten liegt, zum anderen an den vielen Wiederholungen, die mit der Zeit ermüdend wirken. André Aciman weiß durchaus wie man schreibt und kann mit seinen Beschreibungen Bilder hervorrufen – „Fünf Lieben lang“ läuft sich jedoch irgendwann thematisch tot und hinterlässt einen schalen Geschmack. Das ist schade, weil das Buch so viel mehr hätte sein können, wenn Paul wenigstens einmal sein Handeln reflektiert hätte, anstatt dieselben Fehler x-fach zu machen. Insgesamt nur bedingt zu empfehlen – wer „Call me by your Name“ mochte, wird von diesem Buch wahrscheinlich enttäuscht sein.