Autorin: Barbara Corsten
Taschenbuch: 388 Seiten
ISBN-13: 978-3-96089-372-1
Preis: 6,99 EUR (eBook) | 13,95 EUR (Taschenbuch)
Bestellen: Amazon
Story:
Seit 2 Jahren lebt Tom im Ausnahmezustand – statt seinen Unterhalt als IT-Fachmann zu bestreiten, arbeitet er als Kellner, statt ein geregeltes Leben mit einem Partner zu führen, kümmert er sich aufopferungsvoll um seinen geistig behinderten Bruder Maxi, unterstützt von der Nachbarin Pi.. Das ändert sich als er Matthias kennenlernt, der sehr gut mit Maxi umgehen kann und keine Problem mit Toms Prioritäten hat, die Maxis Wohlergehen immer an die erste Stelle setzen. Zwischen Tom und Matthias entwickelt sich schnell mehr, doch Matthias ist nicht nur ungeoutet, er hat auch nicht vor, daran etwas zu ändern – seine Priorität liegt darin, die Beziehung zu Tom geheim zu halten, ganz gleich, was es kostet …
Eigene Meinung:
Mit „Du bist ja plemplem“ legt Barbara Corsten ihren neuen Roman vor, der im März 2020 im deadsoft Verlag erschienen ist. Es handelt sich um den dritten Roman der Autorin, auf den Fans der Autorin über 3 Jahre warten mussten und in dem es um spätes Coming-Out, Homophobie und den Umgang mit geistig behinderten Menschen geht.
Die Geschichte ist in sich schlüssig aufgebaut und besticht durch eine interessante Themenwahl, was viel Platz für eine intensive und tiefgängige Ausarbeitung geboten hätte. Leider gelingt es der Autorin nicht, das Thema so auszuarbeiten und dem Leser näher zu bringen, wie man es sich gewünscht hätte. Das beginnt schon damit, dass alles zwischen Tom und Matthias viel zu schnell geht – sie treffen sich, finden sich anziehend, landen sofort miteinander im Bett und führen kurze Zeit später eine tiefgreifende Beziehung. Es geht einfach zu schnell und zu glatt, vor allem, da man nicht nachvollziehen konnte, was sie überhaupt füreinander empfinden. Barbara Corsten hat sich dafür entschieden, ihren Figuren zu Beginn alle Hindernisse aus dem Weg zu räumen, damit sie binnen eines Tages zusammen kommen, nur um dann Probleme und möglichst viel Drama einzustreuen, um die eigentliche Geschichte zu erzählen – die Herausforderungen, die ein Bruder wie Maxi mit sich bringt, die Belastungen, die ein ungeouteter Partner bedeutet.
Gerade die Geschichte um Maxi konnte mich nicht überzeugen – was vor allem daran liegt, dass ich seine Darstellung nicht realistisch und konsequent empfand. In einigen Punkten wurde bei der Charaktererstellung in die Klischeekiste gegriffen, in anderen bin ich mir unsicher, ob sich ein Mensch wie Maxi wirklich so verhalten würde, wie er es tut. Auch das Umfeld der Behindertenwerkstatt ist für mich nicht nachvollziehbar gestaltet – meines Wissens nach, ist es unüblich vorbestrafte, verhaltensauffällige Jugendliche in Einrichtungen zu stecken, die sich um Behinderte kümmern. Dass diese auch noch problemlos Waffen mitbringen können, ist für mich ein No-Go. Die ganze Geschichte um Maxi, seinen Problemen mit einigen Jugendlichen und die Angriffe auf ihn wirken für mich daher leider überhaupt nicht nachvollziehbar. Sehr schön finde ich in dem Zusammenhang nur seine wachsende Freundschaft und spätere Beziehung zu Janina, die aus einer Problemfamilie stammt und ebenfalls in der Behindertenwerkstatt arbeitet. Diese ist sogar spannender und schöner beschrieben, als die Liebesgeschichte zwischen Tom du Matthias-
Die Figuren handeln durchaus schlüssig – gerade Tom kann überzeugen. Seine Probleme, gerade seine psychischen, sind sehr gut in Szene gesetzt. Man kann gut verstehen, warum er unter der Last der Ereignisse fast zusammenbricht und wieviel Kraft es ihn kostet, die Beziehung zu Matthias geheim zu halten. Matthias büßt aufgrund seiner Art leider viele Sympathiepunkte ein, da seine Angst vor einem Outing fast paranoid wirkt und man ihn das ein oder andere Mal am liebsten vor die Tür gesetzt hätte. Maxi wiederum ist ein echter Sonnenschein – mit seiner kindlich, impulsiven Art ist er einer der großen Sympathieträger, ebenso Janina, deren Beweggründe man gut verstehen kann.
Stilistisch wirkt die Geschichte leider etwas holprig, was auch an den Rechtschreibfehlern liegt, die sich eingeschlichen haben. Auch die Fehler bei den Zeitformen fallen irgendwann negativ auf. Hier scheint das Korrektorat geschlampt zu haben, denn gerade offensichtliche Fehler der Zeitform müssen nicht sein, ebenso Rechtschreib- und Zeichensetzungsfehler. Das hemmt den Lesefluss enorm, weswegen man nicht so richtig in die Geschichte eintauchen kann.
Fazit:
Mit „Du bist ja plemplem“ kann Barbara Corsten leider nicht an ihr tolles, sehr eindringliches Buch „Klippenspringer“ anknüpfen – dazu ist die Geschichte um Tom, Matthias und Maxi zu platt und klischeehaft, die Handlung zu vorhersehbar und die Figuren teils zu inkonsistent. Das ist schade, denn die Grundidee ist spannend und hätte viel Potenzial nach oben gehabt. Wer neugierig geworden ist, sollte einen Blick in die Leseprobe werfen und selbst entscheiden, ob Stil und Aufbau passen. Von mir gibt es leider nur 2,5 Sternchen.