[ANTHOLOGIE] 24 Days of Queer@venthologie von Jayden V. Reeves, Lena M. Brand und Gabriele Oscuro

Herausgeber*innen: Jayden V. Reeves, Lena M. Brand, Gabriele Oscuro
Taschenbuch:
472 Seiten
ISBN: 978-1791947682
Preis: 7,99 EUR (eBook) / 16,67 EUR (Taschenbuch)
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Inhalt:
22 gänzlich unterschiedliche Geschichten sind in dem Benefizprojekt von Jayden V. Reeves, Lena M. Brand und Gabriele Oscuro – meist um die Weihnachtszeit herum spielend, teils aber auch nur winterlich angehaucht. Mit dem zumeist düsteren Grundtenor und vielen nur am Rande besinnlichen Kurzgeschichten fällt die Anthologie aus dem Rahmen der klassischen Weihnachtsanthologien und -romane. Neben den geschriebenen Beiträgen enthält die Anthologie noch Steckbriefe und Interviews der teilnehmenden Autor*innen, hin und wieder auch Rezepte.

Eigene Meinung:
Mit „24 Days of Queer@venthologie“ erschien passend zur Weihnachtszeit 2019 eine neue Anthologie, die jedoch die weihnachtliche Stimmung nur am Rande aufgreift und sich eher auf düstere Themen wie Trauer, Verlust, Tod und Einsamkeit konzentriert, kombiniert mit recht vielen expliziten Szenen. Der Erlös der Einnahmen geht an die gemeinnützige LGBTQ* Organisation „All Out“, die für Liebe und Gleichstellung eintritt.

Die Geschichten sind so verschieden, wie die Autor*innen, die man zu Beginn mit Hilfe einer Vorstellung, eines Steckbriefes und eines kurzen Interviews sehr gut kennenlernt. Das mag gefallen, oder nicht, denn von den knapp 470 Seiten nehmen die Geschichten lediglich 350 Seiten ein, der Rest wird für die Autor*innenvorstellungen aufgewendet. Hier wäre es wahrscheinlich schöner gewesen, die Vorstellungen im Rahmen der Veröffentlichung als Bonus zu zeigen, anstatt sie ins Buch zu packen, denn mehr Seiten bedeutet immer einen höheren Preis.

Leider können nur wenige Kurzgeschichten überhaupt überzeugen – „Eigenartigkeiten“ von Jobst Mahrenholz gehört dazu – die Geschichte ist poetisch, wunderschön geschrieben und lädt zum Träumen ein, ebenso „Open End“ von Jaden V. Reeves, in dem der Autor das Thema offene Beziehungen aufgreift und angenehm authentisch in Szene setzt und „Feuerseelen“ von Ashan Delon, der einzigen Fantasy-Geschichte über einen Eisdrachen, der seinen Seelenpartner sucht. Den meisten anderen Kurzgeschichten geling es nicht immer, den Nerv des Lesers zu treffen – im Gegenteil. Ein Geschichte, in der vielfach diskriminierend über Kleinwüchse gesprochen wird, disqualifiziert sich komplett selbst und hat in meinen Augen nichts in einem solchen Benefizprojekt zu suchen (von der Unsinnigkeit der baulichen Bedingungen eines Möbelhauses einmal abgesehen). Ebenso wenig kann der Beitrag über einen schwuler Teenager überzeugen, der von seinem besten Freund erpresst wird, sich als Weihnachtsengel für seine Cousinen zu betätigen (was daran Freundschaft sein soll, erschließt sich mir beim besten Willen nicht) oder eine modernde Version der Dickens-Weihnachtsgeschichte, in der ein 16-jähriger CIA-Killer die Hauptrolle spielt – an sich schon ein Ding der Unmöglichkeit.

Auch die restlichen Beiträge zielen nur teilweise darauf ab, den Leser in weihnachtliche Stimmung zu bringen, sondern sind zumeist düster und dramatisch. Bis auf wenige Ausnahmen wartet auch kein Happy End auf die Held*innen der Geschichten, aber es gibt bei den meisten einen positiven Ausklang, der zumindest ein wenig versöhnt. Wer zudem auf eine Vielzahl queerer Geschichten hofft, wird ebenfalls enttäuscht werden – die meisten Beiträge handeln von schwuler Liebe, nur eine Geschichte ist wirklich lesbisch: „Glaubst du an Liebe?“ von Neschka Angel. Das sollte man auf jeden Fall im Auge behalten, wenn man zu „24 Days of Queer@venthologie“ greift.

Stilistisch sind die Geschichten so unterschiedlich und bunt, wie die Autor*innen – einige Beiträge sind wunderschön und sehr stimmungsvoll verfasst, andere können nicht ganz überzeugen. Auch die Tatsache, dass die Autor*innen 10 Begriffe einbauen mussten, die erst am Ende er Anthologie enthüllt werden, irritiert ein wenig, da man über einen Teil der Begriffe beim Lesen stolpert und sie viele Grundelemente des Inhaltes und der Figuren schon vorab festlegen. Das ist schade, da man den Eindruck hat, dass viele Geschichten eine ähnliche Basis haben und die Autor*innen nicht gänzlich frei schreiben konnten.

Fazit:
Die Anthologie „24 Days of Queer@venthologie“ wartet mit einer Vielzahl an verschiedenen Kurzgeschichten auf, die den Leser jedoch nicht immer überzeugen können, gerade wenn man auf der Suche nach lockerleichten, weihnachtlichen Geschichten ist. Dafür ist der Grundtenor der Anthologie zu düster und dramatisch, zu oft spielen Tod, Trauer und Verlust eine Rolle, um eine positiv besinnliche Stimmung zu entfachen. Sicherlich ist eine bunte Mischung nicht verkehrt und auch dramatische, traurige Geschichten sind wichtig, aber in „24 Days of Queer@venthologie“ findet man leider nur wenige Beiträge, die wirklich für ein gutes Feeling sorgen.

Wer romantische, besinnliche Geschichten mag, sollte um diese Anthologie einen Bogen machen, wer es düster mag, sollte sich auf teils harte Kost einstellen. Aufgrund einiger Geschichten, die meiner Meinung nach nichts in solch einer Anthologie zu suchen haben, vergebe ich 2,5 Sterne, mit gutem Willen aufgerundet auf 3. Schade…

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