Autorin: Christine Fehér
Taschenbuch: 320 Seiten
ISBN: 978-3570313008
Preis: 6,99 EUR (eBook) / 10,00 EUR (Taschenbuch)
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Story:
Elena ist bei einem lesbischen Pärchen aufgewachsen, das an ihrem 16. Geburtstag heiratet und liebt sowohl ihre Mutter, als auch die toughe Manu. Dennoch trägt sie schon immer den Wunsch mit sich, herauszufinden, wer ihr Vater ist und mit 16 hat sie auch das recht in Erfahrung zu bringen woher sie kommt. So begibt sie sich auf die Suche nach ihrem anonymen Samenspender – was nicht nur ihr Leben, sondern auch das ihrer Mütter auf den Kopf stellt. Zudem lernt sie Rouven kennen, einen wütenden, jungen Mann, zu dem sie widerstreitende Gefühle entwickelt und der für zusätzliche Probleme sorgt …
Eigene Meinung:
Mit „Bis ich ihn finde – die Geschichte einer Vatersuche“ legt Christine Fehér ihr neues Jugendbuch im cbt Verlag vor. Die Autorin ist für authentische und realistische Jugendbücher bekannt und widmet sich in ihren Romanen zumeist sehr ernsten Themen. Auch queere Themen hat sie bereits in einigen Büchern aufgegriffen, gerade im Transgender Bereich findet man die Bücher „Body – Leben im falschen Körper“ und „Weil ich so bin“.
Die Geschichte ist in sich sehr ruhig und unaufgeregt geschrieben und widmet sich neben der Suche nach dem biologischen Vater auch Elenas ersten Erfahrungen mit Jungs. Dabei legt die Autorin großen Wert auf Authentizität und gibt den Figuren einen angemessen großen Spielraum um sich weiterzuentwickeln und an den jeweiligen Situationen zu wachsen. Man kann sich sehr gut in Elena hineinversetzen und versteht ihren Wunsch, ihren Vater zu finden, denn er ist wie ein blinder Fleck in ihrem Leben. Auch ihre beiden Mütter, die zwar ein wenig klischeehaft, aber dennoch gut dargestellt sind, wirken lebendig und nachvollziehbar. Das Thema Vatersuche und Samenspende wird sehr gut und eindringlich umschrieben und gibt Einblicke in die Gefühls- und Gedankenwelt von Jugendlichen, die sich irgendwann mit der Frage, wer ihr biologischer Vater ist, auseinandersetzen müssen. Das müssen nicht zwangsläufig Kinder aus Regenbogenfamilien sein, denn die Autorin führt auch Figuren ein, die bei Mutter und Vater aufwachsen und die dennoch mittels Samenspende gezeugt worden.
Ein wenig störend kommt dem Leser Rouven vor, der mit seiner unterdrückten, ungerichteten Wut nicht wirklich zu Elena passt und man sich immer wieder fragt, was die beiden zusammenhält, doch auch hierfür hat die Autorin am Ende des Buches eine Antwort, mit der man nicht gerechnet hätte, die jedoch zur Figur passt.
Die Figuren sind sehr realistisch in Szene gesetzt und handeln logisch und nachvollziehbar – Elena ist eine starke, junge Frau, die ihren eigenen Weg geht und sich nicht aus dem Konzept bringen lässt. Sie hat ihre Ziele und setzt alles daran, diese auch zu erreichen. Ihre beiden Mütter bestärken sie darin und haben immer ein offenes Ohr für sie, selbst als sie sic entschließt ihren Vater zu suchen und sogar aufzusuchen, als sie ihn endlich findet. Sie sind als Regenbogenfamilie sehr stark und können einander vertrauen. Im Gegensatz dazu ist Rouven nicht so leicht zu erfassen, da seine wahren Gedanken und Gefühle bis zum Ende im Dunkeln bleiben. Aus diesem Grund ist er wie ein Störfeuer, das Elenas Leben durcheinanderbringt.
Die übrigen Nebencharaktere – Elenas Freunde und Klassenkameraden – sind sehr authentisch und realistisch dargestellt. Sie spiegeln die heutige Jugend sehr gut wieder und gerade junge Leser*innen dürften sich in den Beschreibungen wiederfinden.
Stilistisch gibt es nichts zu bemängeln – Christine Fehér legt ein sehr ruhiges, solide geschriebenes Jugendbuch vor. Ihr Stil hat nichts hektisches und dramatisches an sich, sondern besticht durch Authentizität und Realismus. Sie konzentriert sich auf die Figuren, ihre Probleme und das Kernthema Samenspende und Vatersuche und erläutert diese sehr sensibel und gut nachvollziehbar und obwohl auch sie sich einige Klischees bedient, wirken diese nicht störend oder aufgesetzt, sondern stimmig. Der/Die Leser*in kann sich sehr gut mit der Geschichte identifizieren und geht gerne mit Elena auf die Suche. Das einzige Manko ist der recht ruhige, unaufgeregte Schreibstil – gerade wenn man eher actionhaltige Romane liest. „Bis ich ihn finde – die Geschichte einer Vatersuche“ ist kein direkter Pageturner und fesselt den/die Leser*in auch nicht von der ersten Seite an. Man muss am Ball bleiben, auch wenn er streckenweise etwas langatmig daherkommt.
Fazit:
„Bis ich ihn finde – die Geschichte einer Vatersuche“ ist ein gelungener, sehr authentischer Jugendroman, der sich dem Thema Samenspende und Vatersuche widmet. Christine Fehér legt ein sehr realistisches, gut nachvollziehbares Buch mit einer starken Hauptfigur vor, die ihren Weg geht und weiß, was sie will. Dank des ruhigen, unaufgeregten Stils kann man sich gut in die Gedanken und Gefühle von Elena hineinversetzen und begleitete sie gerne auf ihrem Weg. Wer realistische, ernste Jugendbücher sucht, die Themen wie Regenbogenfamilien, Spenderkindern und erste Liebe behandeln, dem wird „Bis ich ihn finde“ gefallen. Unbedingt reinschauen!