[ROMAN] Das Gold des Krähen von Leigh Bardugo

Autorin: Leigh Bardugo
Taschenbuch: 592 Seiten
ISBN: 978-3426654491
Preis: 14,99 EUR (eBook) / 16,99 EUR (Taschenbuch)
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Story:
Nachdem Kaz Brekker und seine Truppe Außenseiter das Unmögliche möglich gemacht und den Sohn des Parem Wissenschaftlers aus dem Eistribunal befreien konnten, werden sie ausgerechnet von ihrem Auftraggeber Jan van Eck betrogen. Auch Inej gelangt in die Hände des Krämmers und fungiert fortan als Geisel. Für Kaz und die anderen steht fest, dass sie nicht nur die Spionin befreien müssen, sondern auch Rache nehmen wollen, an allen, die ihm Schaden zufügen wollen. Kaz entspinnt einen perfiden und gefährlichen Plan nach dem anderen, in denen das Schicksal der sechs Krähen mehr als einmal auf Messers Schneide steht – doch abhalten lässt sich die Gruppe nicht …

Eigene Meinung:
Mit dem knapp 600-seitigen Buch „Das Gold der Krähen“ beendet Leigh Bardugo die „Krähen“-Duologie um Kaz Brekker und sein Team. Das Buch erschien 2016 in den USA, im Sommer 2018 kam die deutsche Fassung bei Knaur heraus. Das Buch ist Teil des „Grishaverse“ der Autorin, zu dem u.a. die „Grisha“-Trilogie und die zeitlich nach den „Krähen“-Bänden angesiedelte „King of Scars“-Duologie gehören. Seit 2021 sind die ersten Reihen des „Grishaverse“ unter dem Titel „Shadow & Bone“ auf Netflix als Serie erschienen.

Die Geschichte setzt dort an, wo der erste Band endete – mit Van Ecks Verrat und der Entführung der Spionin Inej. Fortan sind die Handlungen der Gruppe um Kaz Brekker auf die Befreiung ihrer Freundin fokussiert, ebenso darauf, Rache zu nehmen. Dass Kaz‘ Pläne nicht alle auf Anhieb funktionieren, sorgt für zahlreichen Wendungen und Überraschungen – die Autorin kann in dieser Hinsicht den Leser immer wieder überraschen. Dabei wird jede Figur glaubhaft und nachvollziehbar in die komplexe Handlung verwoben und ihr Persönlichkeit weiterentwickelt. Die Spannung hält sich die meiste Zeit auf einem hohen Level, was vor allem daran liegt, dass die Autorin nur noch wenige Rückblenden einbaut – diese hatten im ersten Teil „Das Lied der Krähen“ spürbar den Schwung aus der Geschichte genommen und zu wenig Gewicht auf die eigentliche Handlung gelegt. Dieses Mal ist das nicht der Fall – was daran liegt, dass man das meiste über die Charaktere weiß. Man kann sich also voll und ganz auf die verworrene, doppelbödige Geschichte konzentrieren, wo nichts so ist, wie es scheint. Einige Logiklücken schleichen sich dennoch ein und einiges wirkt ein wenig übertrieben, doch das stört den Lesefluss nur am Rande.
Die Welt um die sechs Krähen ist einer der großen Pluspunkte des Roman. Leigh Bardugo hat mit Ketterdam eine authentische Stadt geschaffen, die sehr greifbar und real wirkt – ganz gleich welches Viertel man beim Lesen durchstreift. Auch die Länder der Welt und die verschiedenen Völker, die man besonders im ersten Band kennenlernt, sind gut nachvollziehbar und sehr lebendig in Szene gesetzt. Es macht Spaß die Welt näher kennenzulernen und mit ihr die Legenden und Geschichten.

Die Figuren sind schillernd, individuell und alles andere als stereotyp – Kaz Brekker ist eher ein Antiheld, dem kein Deal zu schmutzig ist und der alles daran setzt, um seine Ziele zu erreichen. Inej ist wesentlich sanfter und hat mehr Herz, als der Mann, dem sie folgt. Auch die übrigen Charaktere sind bei weitem nicht so hart wie Kaz – Nina und Matthias haben zueinander gefunden, obwohl Nina noch immer mit den Nachwirkung des Parem zu kämpfen hat, zwischen Jesper und Wylan entspinnt sich auch eine zarte Liebe, die trotz der Ereignisse eine Chance hat. Was ein wenig beim Lesen stört, ist das Alter der Figuren – keiner der sechs Krähen ist über 20, was bei all dem, was sie tun, nur schwer nachvollziehbar ist. Sie sind für all das Wissen, die Erfahrungen und Kämpfe zu jung, ganz gleich, wie stark Ketterdam sie geprägt hat. So ganz nachvollziehen kann man den Punkt mit dem Alter dennoch nicht.

Stilistisch liest sich „Das Gold der Krähen“ flüssiger und in spannender – dennoch hat Leigh Bardugo einen sehr ausufernden, detailverliebten Stil, der gerade bei Actionszenen weniger gut zum Tragen kommt – hier nehmen viele Beschreibungen und innere Monologe spürbar die Spannung aus den Szenen, denn Action sollte eher kurz und knackig sein. Nichtsdestotrotz fiebert man mit den Figuren, ist stets hautnah bei ihnen und kann ihre Sorgen und Probleme nachvollziehen.

Fazit:
„Das Gold der Krähen“ ist ein gelungener Abschluss der „Krähen“-Duologie von Leigh Bardugo und noch ein wenig besser, als der erste Teil der Reihe. Die Autorin versteht es komplexe Geschichten voll unvorhersehbarer Wendungen zu erzählen und wunderbar diverse, ungewöhnliche Charaktere zu entwickeln. Als Leser*in ist man stets hautnah dabei, lernt die Figuren noch besser kennen (auch ohne Rückblenden) und fiebert dem Finale entgegen. Trotz kleinerer Schwächen kann „Das Gold der Krähen“ überzeugen und dürfte gerade Fans von spannender, komplexer High Fantasy gefallen. Wem Band 1 überzeugt hat, wird auch um den Abschluss der „Krähen“-Reihe nicht herum kommen. Zu empfehlen.

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