Autor: Tim Spohn
Taschenbuch: 238 Seiten
ISBN: 978-1507828076
Preis: 2,99 Euro (eBook) | 7,99 Euro (Taschenbuch)
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Inhalt:
Noahs Leben ist geprägt von Einsamkeit und düsteren Erinnerungen, denn seit der Pubertät lastet ein „Fluch“ auf ihm, der die Menschen tötet, an denen ihm etwas liegt. Aus diesem Grund meidet er den Kontakt zu seinen Mitmenschen, lebt zurückgezogen in Berlin und redet zumeist mit einer inneren Stimme, die ihm immer wieder sagt, dass er ein Mörder und Monster ist.
Sein Leben ändert sich schlagartig, als die unterkühlte Alisia, kurz Lis, und der offenherzige Lucas auftauchen und jeden seiner Schritte zu beobachten scheinen. Kurz darauf überschlagen sich die Ereignisse: ein riesenhafter Eiskoloss taucht auf, eine Gruppe Ziegenmonster lauert in der Nähe von Lucas Wohnung und eine Dämonin hat gesteigertes Interesse an ihm. Schlagartig sind mehrere Parteien hinter Noah her, der kaum Zeit hat, sich an die neuen Gegebenheiten anzupassen. Auch Lis und Lucas sind keine normale Menschen, gehören sie doch zum Faustus-Institut, das übernatürliche Wesen überwacht und gegen gefährliche Kreaturen vorgeht. Und ausgerechnet Noahs „Fluch“ und seine Kräfte gehören in die Kategorie gefährlich ….
Eigene Meinung:
Mit „Das Faustus-Institut“ legt Tim Spohn den ersten Roman seiner Fantasy – Reihe „Der Fluch des Noah Lindt“ im Eigenverlag vor und entführt den Leser auf knapp 240 Seiten in die Schattenwelt von Berlin. Die Fortsetzung soll noch diesen Sommer erscheinen und die offen endende Geschichte weiterführen.
Die Geschichte ist von Anfang an spannend und mitreißend, so dass der Einstieg leicht fällt. Bereits nach wenigen Seiten ist man im Geschehen, lernt Noah und seine innere Stimme kennen, die sich immer wieder Wortgefechte liefern, die die Handlung spürbar auflockern und für einige Lacher sorgen. Natürlich liegt der Schwerpunkt von „Das Faustus-Institut“ nicht auf Humor und Slapstick, sondern auf Spannung, Geheimnissen und Action, doch in diesem Fall ist die Mischung gelungen und sorgt für ein kurzweiliges, unterhaltsames Lesevergnügen.
Die Grundidee ist an sich nichts Neues – Legenden, Mythen und Sagengestalten existieren wirklich – zumeist wandeln sie unentdeckt zwischen den Menschen oder leben in den Schatten. Sie werden von den Faustus-Instituten überwacht und im Bedarfsfall weggesperrt, wenn sie zu viel Gefahr bedeuten oder Menschen ernsthaft Schaden zufügen. Gleichzeitig arbeiten derartige Kreaturen für das Institut und stellen ihre Kräfte den Anführern zur Verfügung. Ein wenig erinnert die Konstellation an „Percy Jackson“ oder „Darkmouth – Der Legendenjäger“, doch Tim Spohn hat kein Kinderbuch geschrieben. „Das Faustus-Institut“ ist für Jugendliche und Erwachsene gedacht, da es bei den Kampfszenen durchaus heftiger zur Sache geht und der Hauptcharakter nun einmal schwul ist und des Öfteren entsprechend „schmutzige Gedanken“ hat. Glücklicherweise geht die Beziehung zwischen Noah und Lucas, die sich im Laufe der Zeit entwickelt, nicht über diese Gedanken und ein paar Küsse hinaus, was eine angenehme Abwechslung zu den typischen Vertretern der Gay Romance oder Gay Fantasy Szene darstellt. Tim Spohn erzählt keine Liebesgeschichte mit ausufernden Erotikszenen vor fantastischem Hintergrund, sondern eine spannende Urban Fantasy Geschichte mit einem schwulen Helden, der sich eben in einen seiner neuen Freunde verliebt und erinnert damit ein wenig an Timothy Carters „Böser Engel“. Aus diesem Grund kann man „Das Faustus-Institut“ auch jüngeren Lesern empfehlen, da es von der Erzählstruktur und dem Schreibstil durchaus in die Sparte Jugendbuch gehören könnte.
Neben der fesselnden Geschichte können auch die Figuren überzeugen. Noah ist am Anfang ein wenig unzulänglich und kommt arg emo-haft daher, doch das gibt sich im Laufe der Zeit glücklicherweise. Man schließt ihn schnell ins Herz und erlebt seine Abenteuer hautnah mit. Auch Lis, Lucas und Okan (der sich der Gruppe im Auftrag des Instituts anschließt) sind sympathisch und gut nachvollziehbar. Gerade Lucas mit seinem Vegan-Tick und seiner manchmal etwas unbeholfenen Art sorgt für den ein oder anderen Lacher und ist einfach nur liebenswert.
Stilistisch legt Tim Spohn einen soliden, gut geschrieben Roman vor, der Lust auf mehr macht. Manchmal ist sein Schreibstil ein wenig umgangssprachlich geraten, doch das passt durchaus zu Noahs zynischem Charakter und seinen Gedanken; immerhin ist der Roman vollkommen aus seiner Sicht geschrieben. Dafür kann der Autor mit den Umgebungsbeschreibungen und den Actionszenen punkten, die sehr gut gelungen sind. Er hat ein gutes Gefühl für Sprache, weiß mit Worten zu fesseln und setzt seine Helden lebendig in Szene.
Fazit:
„Das Faustus-Institut“ ist ein gelungener Auftakt der Fantasy-Reihe „Der Fluch des Noah Lindt“, der definitiv Lust auf mehr macht. Das Buch ist viel zu schnell vorbei, von all den aufgeworfenen Fragen werden nur einige wenige beantwortet und die Figuren bieten eine Menge Potenzial. Trotz des schwulen Subplots würde ich den Roman jetzt nicht nur Fans schwuler Literatur empfehlen (Gay Romance Liebhaber werden aufgrund der mangelnden Liebesgeschichte eventuell enttäuscht sein), sondern auch Lesern ans Herz legen, die Fantasy-Jugendbücher mögen und sich nicht daran stören, dass der Held homosexuell ist. Tim Spohn legt ein tolles, gut geschriebenes Buch vor, das man voll und ganz empfehlen kann.
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