[SPECIAL] 14 Jahre “Like a Dream”

Hallo ihr Lieben,

heute gibt es keine Rezension, keine Ankündigung und kein Gewinnspiel – nein, heute vor 14 (!!) Jahren ging “Like a Dream” als erste Gay/Lesbian Plattform im deutschen Raum online – damals allerdings noch als reines Shonen-Ai/Yaoi Portal.

“Like a Dream” wurde am 29.03.2001 ins Leben gerufen und ist damit eine der ersten deutschen Shonen-Ai und Yaoi Portale Deutschlands. Viele heutige Shonen-Ai und Yaoi Fans fanden ihre ersten Informationen über “Like a Dream”, so dass sie bereits vor dem Boom homoerotischer Mangas und Animes eine Informationsquelle und Plattform für Fans war. Die ersten Jahre konzentrierte sich die Berichterstattung auf japanische Mangas, die nach und nach auch ihren Weg in die deutschen Buchläden fanden.

Aufgrund meines Studiums und der anschließenden Vollzeitbeschäftigung war es bis 2007 ruhiger um “Like a Dream”, da die Zeit für das Schreiben der Reviews und die regelmäßigen Updates fehlte. Auch das neue Design kam nicht so gut bei den Besuchern an, wie erwartet, da es doch um einiges schwerer zu bedienen und unübersichtlicher war.

Anfang 2007 jedoch beschloss ich die Seite wieder zu beleben, dieses Mal jedoch nicht nur über Mangas und Animes zu berichten, sondern auch Rezensionen über Filme und Bücher zu schreiben. Auch Interviews und Hintergrundinformationen sollten einen festen Platz bekommen, so dass “Like a Dream” mehr zu bieten hat, als andere Shonen-Ai Pages.

Seit 2010 hat “Like a Dream” ein geteiltes Layout jeweils separat für die Bereiche Yaoi und Yuri. Nachdem bereits seit knapp zwei Jahren Filme und Bücher vorgestellt werden, kamen im Laufe der Zeit noch Berichte über Comics, Künstlerportraits, Messeinformationen und besondere Persönlichkeiten hinzu.

Im September 2010 gab es erneut eine große Veränderung. Das Layout wurde umgeworfen und es entstand eine aufwändigere Seite, dessen Hauptsymbol der Regenbogen sein soll. Seitdem sind die Unterseiten in einer der sieben Regenbogenfarben gehalten. Zudem wächst der Girls Love Bereich stetig weiter.

2011 feierte “Like a Dream” sein 10-jähriges Bestehen – zu diesem runden Geburtstag gab es ein Special, ein Gewinnspiel und ein paar Fakten zu 10 Jahren “Like a Dream”.

Im Februar 2014 entschied ich mich dafür, einen Blog zu Like a Dream anzulegen, um Rezensionen noch schneller online zu stellen. Grund hierfür ist, dass ich mit den Updates immer hinterherhinke und es mir immer schwerer fiel die vielen Berichte die ich schrieb, zeitnah online zu stellen. Zu Beginn versuchte ich das noch parallel zu realisieren und alle Berichte des Blogs später auch auf der Portalseite online zu stellen, inzwischen ist der Blog die Hauptveröffentlichungsplattform und die alte Seite das Archiv. Dort findet man auch die Filmrezensionen, die Comicberichte und die vielen Informationen rund um Festivals, Messen, Künstler und Autoren.

An dieser Stelle bedanke ich mich bei allen Verlagen, Autoren und Künstlern, die mich in den vergangenen Jahren unterstützt haben, meinen Gastbloggern für ihre Berichte und natürlich allen Besuchern meiner Seite und den Followern, Partnerseiten und Affiliates von Like a Dream.

Kommendes Jahr wird es ein tolles Gewinnspiel und Geburtstagsspecial geben.

Vielen Dank ihr Lieben,
Juliane

[INTERVIEW] Raik Thorstad

Die Special Week nähert sich leider schon ihrem Ende, aber ein letztes Bonbon haben wir noch für euch – das Interview mit Raik Thorstad. Ich kann schon jetzt sagen, dass es ein tolles Interview war, denn Raik hat sehr ausführliche und spannende Antworten gegeben. Wer nun neugierig geworden ist und mehr über Raik und ihre Romane erfahren will, wirft am besten einen Blick auf ihren Blog:

http://raikthorstad.blogspot.de/

Bitte erzähl uns ein wenig mehr von dir. Was machst du in deiner Freizeit?
Also gleich ins Eingemachte. 😉
So viel Spannendes gibt es da gar nicht zu erzählen. Ich bin Jahrgang 1980, wurde in Osnabrück geboren, bin aber in der Kleinstadt Bramsche „nebenan“ in der klassischen Familie aufgewachsen. Vater, Mutter, Schwester, Katzen, Hund und ich. Ich habe als Kind und Jugendliche sehr viel Zeit am Meer verbracht bei meiner Patentante, weswegen ich alles zwischen Bramsche und der Nordseeküste heute als „Zuhause“ ansehe.
Im Moment lebe ich mit meinem Mann und unseren Haustieren in Dortmund. Das ändern wir hoffentlich sehr bald. Dann geht’s aufs Land, da wir doch inzwischen irgendwie alt werden und die Ruhe suchen. (Ruhe, die eben nur von der eigenen Stereoanlage gestört wird. *pfeif*)
Das bringt mich auch gleich zu deiner Frage nach der Freizeit. Erst einmal gibt es davon nicht mehr wirklich viel. Die, die ich noch habe, versuche ich im Freien zu verbringen. Wir ziehen seit einer Weile zum Beispiel gern mit den Hunden raus in den Wald geocachen. Ansonsten fotografiere ich sehr gern, besonders, wenn es um historische Gebäude geht. Der große Sportler bin ich nicht, aber Radfahren und Joggen muss auch manchmal sein. Und dann hänge ich natürlich wie vermutlich viele Autoren viel zu viel im Internet. Dass ich ein alter Zocker und Rollenspieler bin, hilft da auch nicht gerade, und meine Liebe zu TV-Serien wie zum Beispiel Farscape zementiert dann den Couch-Potatoe-Status.

Oh, und gelesen wird natürlich auch richtig viel. Glücklicherweise ist mein Mann auch eine Leseratte, sodass es hier keinen Rosenkrieg gibt, wenn ich shoppen gehe.

Wann hast du mit dem Schreiben begonnen? Gab es einen Auslöser, der dich zum Schreiben brachte?
Ich schätze, da geht es mir wie den meisten: Ich habe schon immer geschrieben. Sobald ich alle Buchstaben kannte, hatte ich auch mein erstes Schreibheft. Sehr zur Freude meiner Umwelt übrigens. Ich habe dadurch weniger geredet.
Allerdings habe ich zwischendurch sehr lange Pausen eingelegt. Das Schreiben war immer nur eines von zwei kreativen Hobbys für mich. Und anfangs hatte ich mich beruflich und privat eher der Musik verschrieben. Das hat sich erst geändert, als ich 2007 Probleme mit meiner linken Hand bekam und dadurch nicht nur arbeitsunfähig wurde, sondern auch meine Instrumente einsargen konnte. In der Rekonvaleszenz ist mir dann so die Decke auf den Kopf gefallen, dass ich teilweise auf einmal 10 oder 12 Stunden am Tag geschrieben habe.
Man könnte also sagen, das eine Fenster hat sich geschlossen, dafür ging eine Tür auf. Und das ist im Nachhinein eigentlich eine gute Sache, denn Bühnen und ich, das war noch nie eine große Liebe.

Hast du schon damals beschlossen, homoerotische Literatur zu verfassen oder gingen deine Anfangstexte in eine andere Richtung?
Nein, ganz am Anfang habe ich halt Kindergeschichten geschrieben. Igelgedichte und Märchen von Tom, dem Wattwurm. Alles schön immer angelehnt an meinen damaligen Lesestoff. Auf was man als kleine Kröte eben so kommt.
In meiner Jugend habe ich mich in erster Linie an Fantasy und Horror-Geschichten versucht, die gar keinen Beziehungsanteil hatten. Das Schwarze Auge war da ein großer Trigger. Die homoerotische Literatur kam dann etwas später. Ich habe damals nicht wirklich verstanden, warum ich in diese Richtung gegangen bin, und habe die Sachen für mich gehalten. Leider habe ich auch mal einen großen Schwung in den Mülleimer befördert. Darüber könnte ich mir heute noch die Haare raufen.

Wie viel Zeit brauchst du, um ein Buch zu schreiben? Gibt es irgendwelche festen Prozeduren, wenn du schreibst, oder ist das bei jedem Buch anders?
Das lässt sich nicht sagen, zumal das für mich auch sehr von der Lebenssituation abhängt. „Lebenssituation“ steht hier übrigens charmant auch für „Laune“. 😉 „Leben im Käfig“ habe ich damals in einem halben Jahr geschrieben. An einem anderen Projekt sitze ich seit über sechs Jahren. Dass ich auch noch die Unart habe, in tausend Pötten gleichzeitig zu rühren, macht Vorhersagen ziemlich unmöglich.
Auch habe ich festgestellt, dass ich jedes Buch anders angehe. Dazu muss man aber auch einfach sagen, dass fast alle Bücher, die bisher von mir erschienen sind, nie für eine Veröffentlichung angedacht waren, als ich damit angefangen habe. „Zerrspiegel“ ist die einzige Ausnahme. Würde ich heute ein neues Projekt anfangen, würde ich sicher anders vorgehen als damals. Weniger chaotisch. Hoffentlich jedenfalls …

Was sind Deine aktuellen Projekte? Auf was können sich die Fans als Nächstes freuen?
Ui, das sind einige. Siehe die Unart, alles auf einmal zu machen.
Erst einmal schreibe ich schon sehr lange an meinem Buch aus der Antike namens „Das Würfelspiel der Götter“. Das spielt ab Jahr 9 nach Christi Geburt und ist sehr, sehr aufwendig in der Recherche. Ich weiß nicht mehr, wie oft ich das alles umgeschrieben habe. Das möchte ich gern veröffentlichen, wenn es fertig ist.
Dann soll „Zenjanischer Lotus“ zwei Nachfolger bekommen. Wer es gelesen hat, hat ja vielleicht gemerkt, dass viele Probleme und Fragestellungen noch nicht abgearbeitet wurden. Ein paar Kapitel und das ganze „Gerüst“ stehen, ansonsten Kartenmaterial und Co. Mehr leider noch nicht.

Außerdem arbeite ich an einer Geschichte namens „Opiumschwaden“. Ein Krimi, der um 1832 in England spielt und den ich immer meinen „Testballon“ nenne. Ich habe nämlich keine Ahnung, ob das am Ende alles passt. Ob und wann ich OS veröffentliche, keine Ahnung. Dafür muss ich erst mal sehen, was die Leser mir nach der Auflösung rückmelden. Kann ja schließlich sein, dass das Ding am Ende wie eine Seifenblase in sich zusammenfällt. Dann lasse ich es lieber in der Schublade bzw. online zur freien Verfügung.
Und dann sind da noch ein höchst geheimes Geheimprojekt, über das ich noch nichts erzählen kann, eine Mittelalter-Romanze in England im 14. Jahrhundert und noch ungefähr 5 Projektideen, wo nur die Skripte und die Anfänge existieren.
Du siehst: Genug zu schreiben ist da. Frag sich nur, wo ich anfange …

In den meisten deiner Bücher geht es “heiß” zur Sache. Wie gehst du beim Schreiben erotischer Szenen vor bzw. wie informierst du dich darüber?
*lach* Das ist ja mal eine Frage. Erst einmal würde ich sagen, dass man als erwachsener Mensch ja durchaus seine Erfahrungen hat. Und da ich eine neugierige Nase bin, lässt sich vieles auch einfach ausprobieren. Das ist also jetzt nichts, wo ich mit der Lupe in der Bibliothek sitze und mit dem Winkelmesser versuche herauszufinden, in welchem Winkel sich zwei Männer übereinander tummeln können. Allerdings habe ich das große Glück, dass mein Lektor mir da auch hilfreich zur Seite steht bzw. mir auf die Finger haut, wenn etwas nicht passt.
Allgemein ist es so, dass erotische Szenen immer ein Thema für sich sind. Ich empfinde sie als relativ anstrengend beim Schreiben, weil man sich immer bemüht, Sex gut darzustellen, aber eigentlich nur daran scheitern kann, weil das Empfinden für Erotik sehr unterschiedlich ist. Was für den einen hocherotisch, ist für den nächsten Testleser schon porn und für wieder den nächsten tödlich langweiliger Blümchen-Sex.
Letztendlich versuche ich immer, mich auf die Sache bzw. die jeweilige Szene einzulassen und mich hineinzufühlen. Ich verschwinde quasi von der Bildfläche und wechsle den Platz mit dem Charakter, aus dessen Perspektive gerade geschrieben wird. Das ist allerdings kein Merkmal von Sex-Szenen, sondern betrifft auch den Rest des Materials.

Du bist in vielen Genres zu Hause – Fantasy, Drama, Sci-Fi. Welches reizt dich am meisten und wieso?
Ich gebe keinem Genre dem Vorzug. Das könnte ich gar nicht. Bei mir ist das Schreiben genauso von gewissen Stimmungen abhängig wie das Lesen. Es gibt Phasen, in denen ich nur Fantasy lese oder nur historische Romane. Oder neuerdings Krimis. (Das glaub ich selbst immer noch nicht so richtig.) Und genauso geht’s mir beim Schreiben. Jedes Genre hat seine Faszination. Historische Sachen finde ich total toll, weil man bei der Recherche auf so spannende Sachen stößt. Fantasy hat wieder den Reiz, das man die Geschichte der Welt selbst entwickelt. Contemporary ist einem sehr nah und öffnet viele Möglichkeiten, Denkanstöße zu geben. Endzeit ist dann wieder mit etwas Horror vor der Zukunft verbunden.
Letztendlich kann ich nur sagen: Ich schreibe in den Genres, in denen ich lese. Welche immer das auch gerade sind.

Mit welchem deiner Bücher verbindest du etwas Besonderes?
Schulligung, das gibt schon wieder eine so langweilige Antwort: mit allen. 😉 Es gibt kein Buch, das mir nicht auf die eine oder andere Weise persönlich nah ist. Jedes hat seine Geschichte und seine Begleiter, Menschen, die ich über das Buch kennengelernt habe, Erlebnisse, die darin verarbeitet worden sind. Charaktere, die mir besonders am Herzen liegen. Ich glaube, das musst du mich in ein paar Jahren noch einmal fragen, wenn ich ein bisschen mehr Abstand zu den einzelnen Büchern habe.

(c) Nica Léon (https://www.facebook.com/Pandaelion)

In der Duologie um Andreas und Sascha („Leben im Käfig“ und „Nach er Hölle links“) greifst du auf eigene Erfahrungen zurück. War es für dich schwer diese beiden Bücher zu schreiben?
Größtenteils nicht. Wie du schon sagst, liegen den Büchern zwar meine eigenen Erfahrungen zugrunde. Allerdings sind das Ereignisse, die eine Weile zurückliegen und/oder mit denen ich Frieden geschlossen habe. Klar, ein paar Darstellungen waren relativ „close to home“, da musste ich ein bisschen aufpassen, dass ich nicht selbst mit Andreas „mitpumpe“, wenn er die Nerven verliert. Alles in allem glaube ich sogar, dass es mir gutgetan hat, mir diesen Weg noch einmal vor Augen zu führen. Ich bin ein Mensch, der relativ hohe Erwartungen an sich hat. Da ist es ganz gut, wenn man sich mal umschaut und feststellt, was man schon geschafft hat.
Viel schwerer war es zu entscheiden, ob ich die Bücher richtig veröffentlichen will. Denn das war auf einmal eine ganz andere Größenordnung. Ich habe mich gefragt, ob Fremde das Buch lesen und mich darin wiedererkennen würden. Und wenn ja, ob es mir etwas ausmachen würde. Wie man sieht, bin ich zu der Erkenntnis gekommen, dass es mir nichts ausmacht oder wenigstens nicht genug, um es zu lassen.

Wie stark war dein Wunsch, die Leser über die Krankheit Agoraphobie aufzuklären?
Hmm, aufklären. Wie drücke ich das jetzt aus, ohne das Interview platzmäßig zu sprengen? Erst einmal ging es mir nicht in erster Linie um Agoraphobie. Das ist nur eine von vielen Angststörungen, die leider oft auch wieder miteinander verzahnen. Und Angststörungen sind wieder nur ein kleiner Teil aller psychischen Erkrankungen. Mir ging es eher darum, das ganze Feld ein bisschen an den Leser heranzubringen. Der Sache das Fremdartige zu nehmen.

Als ich 1992 an Agoraphobie erkrankt bin, haben das nicht nur die Ärzte jahrelang nicht geschnallt, sondern meine Umwelt konnte auch nicht damit umgehen. Und das ist in so einer beschissenen Lage – pardon my french – einfach noch das Tüpfelchen auf dem I. Denn ich selbst wollte es ja auch nicht wahrhaben. Man akzeptiert viel leichter die Diagnose, dass man Reizmagen hat, als die Ansage: „Sie sind psychisch krank.“
Insofern ging es bei den Büchern für mich um zwei Sachen: Einmal wollte ich gesunde Menschen sensibilisieren und ihnen einen Einblick geben, womit ihr/e kranke/r/s Kind, Vater, Mutter, Nachbar, Mitschüler, Freund, Partner zu kämpfen hat. Denn das ist wirklich schwer nachzuvollziehen, wenn man es nie erlebt hat. Betroffene können meistens ihre Nöte auch gar nicht in Worte fassen. Daher wollte ich an der Stelle eine Tür aufmachen.
Und dann wollte ich auch einfach den Leuten, die betroffen sind, Mut machen. Der erste Band handelt ja komplett von dem Weg, überhaupt anzuerkennen, dass man aktiv werden muss. Das war mir sehr wichtig. Denn man hört so oft so Sprüche wie „Geh doch zum Therapeuten und dann wird das schon.“ Nein, das stimmt nicht. Überhaupt diese erste Hürde zu überwinden, ist schon schwere Arbeit. Und das wollte ich bei Andreas zeigen.
Viele Leserbriefe haben mir gezeigt, dass das auch hier und da funktioniert hat. Und das ist ein irres Geschenk für mich als Autor.

Hattest du gegen ähnliche Barrieren zu kämpfen wie Andreas?
Ja, im Grunde dieselben. Nur ist bei mir etwas früher eingegriffen worden. Das heißt, ich war nie soweit, dass ich nicht mehr mit meinem Hund ins Freie gehen konnte. Aber alles andere habe ich genauso hinter mir. Kino, Supermarkt, Restaurants, Flugzeuge, Busse, Konzerte, Schule, das ging alles nur unter immensen Kraftanstrengungen. Und die Kraft hat auch oft nicht gereicht. Das hat irgendwann für mich auch zum Schulabbruch geführt. Nach ein paar Jahren fiel meine Nichtanwesenheit dann doch mal auf. *hust*

(c) Jacqueline Krause

„Zerrspiegel“ ist neben deiner Duologie dein einzig realistisches Projekt. Wie kamst du auf die Idee, dieses Buch zu schreiben?
Das ist mal eine längere Geschichte, aber eine, die ich echt gern mal erzähle. Danke an dieser Stelle für diese Frage.
Wer bis hierhin mitgelesen hat, hat ja mitbekommen, dass ich früher Musiker war und auch in dem Bereich gearbeitet habe. Und dass ich mich davon verabschieden musste. Insofern ist „Zerrspiegel“ mein Abschied an meine Musikerzeit. Ich sollte es vielleicht nicht sagen, aber die E-Gitarre, die Steve am Ende zerschlägt, ist zum Beispiel meine eigene, auch wenn die noch heile an der Wand hängt. (War das jetztein Spoiler? Huch. Gehen Sie weiter, gehen Sie weiter, hier gibt es nichts zu sehen.)
Der andere Grund ist aber wahrscheinlich der wichtigere: Ich habe als Kind eine relativ fiese Sache erlebt, die mich sehr früh geprägt und misstrauisch gegenüber den Klatschmedien gemacht hat.
Um das kurz zu erzählen: In meinem Dunstkreis ist ein kleines Mädchen ermordet worden. Mit der Kleinen hatte ich gespielt und ich wusste auch, an welcher Stelle es passiert ist. Das war das erste Mal, das ich Gewalt so „nah“ gekommen bin. Es fühlte sich wenigstens so an. Die Sache ging damals groß durch die Medien, und es hatte im Vorfeld der Beerdigung immer wieder Vorfälle mit Paparazzi und aufdringlichen Reportern gegeben. Und als der Sarg der Kleinen in der Kirche aufgebahrt worden war, haben Mitarbeiter eines nicht näher genannten Fernsehsenders dann die Kirchentür aufgebrochen, um den Sarg filmen zu können. Die Trauerfeier wurde auch gestört, um schön die trauende Familie im Blick zu haben. Es war widerlich.
Ich war selbst noch klein, aber ich fand das so furchtbar, so menschenunwürdig, dass es sich bei mir eingebrannt hat.
Wenn man sich heute mal die Biographien von großen und auch kleinen Stars anschaut, sieht man halt, vor wie wenig noch haltgemacht wird. Wie gnadenlos die Klatschpresse ist. (Auf die bezieht sich ja der Roman, nicht auf die seriösen Medien.)
Ein gutes Beispiel ist da Gaby Köster, die nach ihrem Schlaganfall regelrecht verfolgt wurde. Sie und auch ihre Kinder. Wenn man sich mal überlegt, dass sie ein regionaler Star ist und kein internationaler, kann man sich ausrechnen, wie das bei einer Whitney Houston oder eine Amy Whinehouse zugegangen sein muss.
Lange Rede: Ich wollte mal die Perspektive von den Reportern wegnehmen, die immer schön medienwirksam berichten, dass da ein armer, armer Fotograf ganz grundlos eins auf die Mappe bekommen hat, und zeigen, warum so etwas wohl passiert. Und in einem Fall hat mir eine Leserin auch rückgemeldet, dass sie seitdem doch etwas kritischer über gewisse Medien nachdenkt. Das fand ich großartig.

Im Gegensatz zu deinen anderen Romanen entstand „Zerrspiegel“ in enger Zusammenarbeit mit dem Cursed Verlag und wurde vorab nicht auf fanfiction.de veröffentlicht. Wie stark unterscheidet sich der Entstehungsprozess des Romans von deinen anderen?
Das sind ganze Welten. Zumal bei „Zerrspiegel“ ja nicht nur der Entstehungsprozess anders war, sondern auch die Motivation. Bei den anderen Büchern habe ich mir gesagt: „Super, ich hab nix zu tun. Ich erzähl mal eine Geschichte. Und die Leute auf FF.de lesen mit. Das macht Spaß.“ Nachdem Julia Schwenk von Cursed mich angesprochen hatte, hieß es aber auf einmal: „Huch, jetzt bin ich unter Vertrag. Jetzt muss ich liefern, wenn ich kein Sauhund sein will.“ Das war schon eine extreme Umstellung und hat mir auch zwischendurch Schwierigkeiten gemacht.
Die Ideenentstehung selbst ist das gar nicht unterschiedlich gewesen. Ich bin zu Julia hin, habe gesagt: „Ich habe hier das und das, unter dem und dem Arbeitstitel, kannst du dir das vorstellen?“ Und sie konnte. 🙂
Alles in allem denke ich, dass es ungefähr fünfzig Wege gibt, wie ein Buch entstehen kann und dass ich bisher nur drei oder vier davon erprobt habe. Insofern würde ich mich jetzt nicht unbedingt als Fachmann für Entstehungsprozesse verstehen.

Welches Vorgehen ist dir persönlich lieber – Schreiben mit deinem Lektor zusammen oder mit Hilfe von Leserfeedback?
Es hat beides seine Vorteile. Mit dem Lektor und niemandem anders zu arbeiten, ist insofern toll, weil man sofort professionelle Hilfe hat, wenn man ins Straucheln kommt. Dadurch ist dann auch das Lektorat am Ende weniger aufwendig.
Das Leserfeedback dagegen ist ein Wahnsinnsantrieb. Das darf man nicht unterschätzen. Ich glaube auch, dass mir diese Variante am Ende ein bisschen lieber ist.
Am schönsten ist es übrigens, wenn der Lektor UND die Testleser schon von Anfang an mitlesen. 😉

gwanja_sothornA3_2_klein

(c) Cenyn (https://www.facebook.com/cenyn)

Wie hast du dich über das Musikbusiness informiert, um Steffens Geschichte zu schreiben?
Home sweet home. Ich habe lange in der Branche gearbeitet, selbst auf etlichen Bühnen gestanden – immer schön grün im Gesicht natürlich – und an Produktionen in mehreren Bereichen mitgearbeitet. Dazu kenne ich etliche Musiker, die in professionellen oder auch semi-professionellen Bands spielen.Das nächste ist, dass gerade in einer etwas kleineren und engeren Szene, die nicht unbedingt dafür bekannt ist, ein Blatt für den Mund zu nehmen, auch immer wieder Interna raussickern und bekannt wird, welche Plattenfirmen welche Spielchen spielen.
Wobei man natürlich ganz klar sagen muss: Das Beispiel in „Zerrspiegel“ steht nicht für alle Plattenfirmen. Die meisten machen grandiose Jobs. Besonders die, die eben nicht nur nach den Chartsplatzierungen geiern, sondern ihrem Genre und damit ihrer Leidenschaft treu sind. Steves Erfahrungen sind einfach richtig schlechte.

„Zenjanischer Lotus“ soll ja mit zwei weiteren Büchern fortgesetzt werden. Kannst du schon mal Ausblicke geben, welche Themen du innerhalb deiner Fantasy-Trilogie noch behandeln möchtest.
Klar, gern doch.
Wer den ersten Band gelesen hat, weiß ja, dass die beiden Hauptcharaktere am Ende zusammengefunden haben, aber dass die Bruderschaft einen hohen Preis zahlen musste.
Ab dem zweiten Band wird es neue Perspektiven im Erzählen geben. So wird man mehr über Geryim und auch andere Charaktere erfahren. An dieser Stelle wird auch ein neuer Charakter eingeführt, den die Leser hoffentlich mögen werden. Ich mag Thalid, meine paddelige Magierin, jedenfalls. 😉
Inhaltlich kann ich die Bände nicht ganz trennen, weil es ineinander greift. Aber einmal geht es darum, warum Sothorn die besondere Verbindung zu Feuer hat, was es mit den Statuen in der zerstörten Festung auf sich hat, wie die Bruderschaft sich mit ihrer zunehmenden Menschlichkeit entwickeln kann, warum Geryim so launisch ist und natürlich auch besonders, wie zwei so sture, stolze und gleichzeitig durch den Lotus kranke Männer sich miteinander arrangieren können. Jeder der beiden wird mindestens einmal in üble Schwierigkeiten geraten, Szaprey hat einen großen Auftritt, es gibt ein paar Enttäuschungen, aber auch neue Hoffnung. Wir werden das Volk der Wargssolja besser kennenlernen, schon weil Geryim als Perspektive neu auftaucht. Ja, und von Sunda gibt es dieses Mal auch eine ganze Ecke mehr zu sehen. Bisher hatten wir ja nur Stichproben, weil die Phase in Balfere kurz ist und die Jungs danach meistens in den Bergen herumhängen.

Wie kommt die Komplexität Deiner Welten (z.B. in „Zenjanischer Lotus“ und „Anno Domini“) zustande?
Danke für die Blumen erst einmal. 🙂 Dabei hat man in Lotus wirklich noch fast gar nichts von der Welt gesehen, wie ich oben schon andeutete.
Du kennst es bestimmt selbst, Juliane. Stichwort: Rollenspieler. Ich glaube wirklich, dass die guten alten Pen & Paper-Rollenspiele ganz viel damit zu tun haben, wie man so eine Welt aufbaut und sie sich vorstellt. Wenn man selbst einen großen Teil seiner Jugend bis zu den Ohren in Regelbüchern verbracht hat, laut denen man auswürfeln kann, welche Pflanze ein Kräutersammler bei welchem Wurf findet, geht es einem in Fleisch und Blut über, dass die eigene Welt natürlich auch eine eigene Flora und Faunabraucht. Von Göttern, Handwerk, Regierungssystemen, Ständen und einer Geschichte ganz zu schweigen. Das macht unglaublichen Spaß. Leider bin ich eine totale Null im Zeichnen. Sonst hätte ich euch längst mal Gebäudeskizzen und anständige Karten vorgelegt.
Bei „Anno Domini“ war es eher ein Weiterdenken unserer Geschichte als eigener Weltenbau. Was könnte überlebt haben, habe ich mich gefragt? Was könnte zurückgekommen sein? Welche Entwicklungsfort- oder auch rückschritte könnte eine Zivilisation machen? Und was wird im Lauf der Geschichte weichgespült oder falsch übertragen worden sein?
Ein wichtiger Faktor an dieser Stelle ist übrigens mein Mann, der es tapfer erträgt, wenn ich ihn mit Storyverläufen vollquatsche. Durch das laute Aussprechen kommen mir oft zusätzliche Details für die Welten in den Sinn.

„Anno Domini“ ähnelt der ägyptischen Kultur. Hast du dich davon beeinflussen lassen oder entstand das alles frei?
Okay, jetzt hast du mich erwischt. Denn an die ägyptische Kultur habe ich gar nicht gedacht. Aber wenn ich so darüber nachdenke, hat es vielleicht etwas davon. Der Herr Pharao als Quasigottheit.
Frei war ich auf gar keinen Fall. Ich habe mich da im Mittelalter angelehnt. Leibeigenschaft war da ein Thema. Aber auch vor allen Dingen die vielen merkwürdigen Könige, die über die Jahrhunderte auf den Thronen gelandet sind. Die meisten hatten überhaupt keinen Zugang zu ihrem Volk. Ich glaube, es war einer der Henrys von England – ich verwechsle die dauernd -, der sich damals die „Frechheit“ erlaubt hat, sich unter seine Untertanen zu mischen und mal zu hören, was die so über ihn zu sagen haben. Die Thronfolger sind in diesen Zeiten ganz isoliert und weltfremd aufgewachsen. Sie wussten überhaupt nicht, wen sie regieren und in was für Zuständen die Leute leben. Und so hat sich das natürlich auch Generation für Generation fortgesetzt. Die Könige hatten ihren Kopf in den Wolken und haben nicht mal gemerkt, wen sie nach unten getreten haben.
Klar, sie hatten auch zu viel damit zu tun, sich mit dem Adel, dem Klerus und der eigenen Verwandtschaft herumzuprügeln. Das war die Basis für Anno.

Wie kamst du auf die Idee von „Anno Domini“ und auf die Charaktere Ragnar und Aiden?
Das habe ich vermutlich oben schon teilweise beantwortet. Besonders was Ragnars Geschichte angeht. Ich wollte diesen starken Kontrast zwischen einem Mann, bei dem es nur ums Überleben und vielleicht die Restwürde geht, und dem anderen, der eigentlich in einem Elfenbeinturm lebt und es nicht einmal merkt. Jemand, der letztendlich sozial total verkümmert ist. Wie ein Welpe, der nie mit anderen Hunden spielen durfte.
Dann hat mich die Vorstellung der Körpermanipulation sehr fasziniert. Einmal natürlich Aidens Job als Liebesdiener, der über den Chip in seinem Gehirn gesteuert werden kann, aber eben auch die Frage, wie weit Menschen irgendwann gehen werden, um sich selbst zu pimpen. Thema Langlebigkeit und Co.

Wer ist dein Lieblingscharakter?
Heute? Oder allgemein? *lach* Das ist jetzt ein bisschen, als würdest du eine Mutter fragen, wer ihr Lieblingskind ist. Gerade bei den Hauptcharakteren ist das fast unmöglich. Aber ich würde mal sagen, dass Geryim schon sehr speziell für mich ist, wenn ich wirklich einen aussuchen muss. Und Kjell. Und Andreas. Und Ragnar. Und der noch namenlose junge Mann aus dem Geheimprojekt. Und … (Erkennt man mein Dilemma?)

(c) Shari Bogardt

Gibt es zu Deinen Charakteren lebende Vorbilder?
Bei den Hauptcharakteren gar nicht. Da gibt es höchstens mal eine Art optische Anleihe. Aber niemals von Prominenten, sondern eher von ehemaligen Mitschülern, wo man sich an irgendein nettes Detail erinnert. Bei den Nebenfiguren gibt es Anlehnungen. Allerdings achte ich sehr darauf, dass sich nur die netten Jungs und Mädels Vorbilder in der Realität suchen. So gibt es in „Leben im Käfig“ einen Lehrer, der meinem alten Lateinlehrer sehr ähnelt. Großartiger Mensch und Pauker. Den wollte ich gern verewigen.

Hast Du als Autorin Vorbilder? Was inspiriert Dich?
Vorbilder ist jetzt falsch gesagt. Aber es gibt wahnsinnig viele Bücher, die ich
liebe und die mich sicher auch inspirieren. Ich würde allgemein sagen, dass ich mein Herz eher an Bücher oder bestimmte Reihen hänge als an die Autoren dahinter. Die Liste wäre jetzt sehr lang, aber so Sachen wie „Der Krieg der Schwerter“ oder Rebecca Gablès Helmsby-Romane wären sicher dabei. Auf der anderen Seite Lynn Flewelling, die in den Neunzigern ganz selbstverständlich ein schwules Paar in die Fantasy gebracht hat. Dann bin ich riesiger Fan der Bücher von Walter Moers und Terry Pratchett, schon wegen des enormen Ideensacks, den die beiden zu haben scheinen. Wenn ich zum Beispiel Moers lese, habe ich hinterher immer das Gefühl, dass ich von dieser irren Fantasie infiziert worden bin.
Ansonsten: historische Stätten und Museen und immer wieder das Meer. Wobei das auch daran liegt, dass ich mich einfach an der Küste sauwohl fühle und dort gut runterkommen kann. Es ist einfach unglaublich schwer, sich in fremde Welten zu versetzen, wenn die Nachbarstochter in voller Lautstärke Humpta-Mucke hört, alle drei Minuten das Telefon klingelt, der Hund in den Flur kotzt und man heimlich darauf wartet, dass es „Plopp“ macht und die Bügelwäsche aus dem Wohnzimmer quillt.

Wie stehen Dein Mann und Deine Familie zu Deinen Büchern?
Das müsste man sie vielleicht selbst fragen. Mir können sie ja viel erzählen. 😉
Ich denke, sie sind relativ stolz auf mich. Mein Bildungsweg ist ja wie oben erwähnt abgebrochen worden, und da gab es sicher auch Sorgen, wohin mein Weg mich mal führen wird. Auf jeden Fall wissensie, dass ich schreibe, sie wissen auch alle, was ich schreibe und bisher hat sich keiner darüber mokiert.
Meine Mutter versucht übrigens tapfer, jedes Buch von mir auch wirklich zu lesen. Und das kostet sie echt einiges, denn mit Fantasy und Sci-Fi kann man sie jagen.
Und mein Mann hat seit jeher immer alles gelesen, was ich geschrieben habe. Der kennt noch ganz andere Stilblüten von mir. *g*

Hast Du auch vor, “lesbische” Romane zu schreiben oder dich irgendwann einmal gänzlich anderen Genres zuzuwenden?
Bevor ich das beantworte, möchte ich anmerken, dass ich gleich einen Krampf in der Hand habe. Was für ein Fragenkatalog! Puh.
Wo waren wir? Lesbische Romane. Nein, kann ich mir nicht vorstellen. Der Grund ist, dass ich mich in Frauen genau gar nicht einfinden kann und es sehr schwer finde, gute weibliche Charaktere zu entwerfen. Es ist mir einfach – trotz weiblicher Anatomie – fern. Zu den anderen Genres sollte man nie nie sagen. Ich meine, es gibt ja eh einen Unterschied zwischen dem, was ich veröffentliche, und dem, was ich sonst noch schreibe. Und ich möchte mir auch einfach die Option offenlassen, dass ich in 10 Jahren etwas ganz anderes machen mag.

Wie tief geht Deine Recherche zu Deinen Büchern?
Hm, ich kann da schlecht eine Messlatte anlegen. Ich weiß ja nicht, wie intensiv sie bei anderen ist. Aber ich sammele schon über Jahre Material, gerade bei den historischen Sachen. Ich war auf etlichen römischen Ausgrabungen, haben die Leute da gelöchert, dasselbe in Westengland, wo ich mich auch mit vielen Leuten in den Museen und Kirchen unterhalten habe, die von der englischen Geschichte Ahnung hatten. Dazu kommt das Büchermaterial und das, was ich in den Bibliotheken durch die Fernleihe und so weiter erreichen kann. Den größten Fang habe ich damals in Hay-On-Wye gemacht, wo ich gleich einen ganzen Stapel alter Historienbücher gefunden habe. Ich bin da auch einfach ziemlich Wühlmaus, weil es mich persönlich interessiert.

Wie wichtig ist das Thema Liebe und Romantik für Deine Bücher/Dich?
Ui, jetzt kommen die schweren Fragen.
Mir persönlich ist Liebe sehr wichtig. Ich bin in dieser Hinsicht auch ein relativ emotionaler Mensch. Heißt: Wenn ich jemanden liebe, dann bleibt das auch so. Aber bis das passiert, dauert es. Und ich gehöre auch zu denen, die ohne die Liebe der wichtigsten Menschen in ihrem Leben eingehen wie eine Primel. Dann schätze ich aber, dass meine Definition von Liebe sich nicht in allen Punkten mit der anderer Menschen deckt. Vieles, was für andere „wahre Liebe“ ist, bedeutet mir gar nichts. Ich bin ein klarer Verfechter der Theorie, dass jeder Blumen kaufen und das Bett mit Rosenblättern bestreuen kann, dich aber der wirklich liebt, der dir beim Kotzen den Kopf hält.
Romantik dagegen ist gar nicht meins. Ich gehöre auch zu den Leuten, die auf Liebeserklärungen schon einmal etwas seltsam reagieren. Heißt, mein Mann macht eine große Geste und ich schau ihn an, alswäre ihm ein zweiter Kopf gewachsen. Mir fehlt da leider ein Gen.
Und ich denke, genau das schlägt sich auch in meinen Büchern nieder. Liebe ja, Romantik eher nicht so.

Andrea K Sothorn und Geryim

(c) Andrea K.

Wie stehst Du zum klassischen romantischen “Gay Romance”? Könntest Du in diesem Bereich schreiben?
Gib’s zu, du willst, dass ich geteert und gefedert werde. 😉
Erst einmal finde ich es schon verdammt schwer zu definieren, was überhaupt „Gay Romance“ ist. Ich lese diesen Begriff immer wieder auf Büchern, die ich dem Genre gar nicht zuordnen würde. Ich glaube, inzwischen wird der Begriff für fast jedes Buch verwendet, das zwei schwule Protagonisten hat, die irgendwie eine Beziehung anstreben. So würde ich es aber nicht definieren.
Allgemein kann ich sagen, dass es nicht wirklich mein Fachgebiet ist. Ich glaube auch nicht, dass ich darin schreiben könnte. Ich habe es mal versucht, aber dabei ist nichts herausgekommen, was man irgendeinem zumuten könnte.

Liest Du Gay Romance oder bist du eher ein Fan realistischer Gay-Romane? Wie sieht es allgemein mit denen Buch-Vorlieben aus?
Ich bin ganz klar ein Fan guter Bücher. *g* Und in welche Schublade die jetzt gehören, ist für mich eher sekundär. Allerdings ist es schon so, dass mir seltenst reine Liebesromane egal welcher Ausrichtung auf den Tisch kommen. Seitdem ich meine Abneigung gegen Thriller und Krimis überwunden habe, ist es sogar das einzige Genre, das ich fast gar nicht lese. Wobei ich das nicht falsch verstanden haben möchte: Ich mag Liebesgeschichten, zumindest schwule, aber ich ziehe es vor, wenn sie der zweite oder dritte Handlungsstrang im Buch sind und nicht der einzige.
Meine Buchvorlieben reichen elend weit, fürchte ich. Das fängt bei High-Fantasy an und endet irgendwo bei Sachbüchern. Das kann unglaublich albernes Zeug sein oder auch Nachdenkliches. Und dann habe ich ein Faible für alte Jugend- und Kinderbücher, die ich wieder und wieder lesen könnte. Am Ende ist es so, wie ich oben schon schrieb: Ein gutes Buch ist ein gutes Buch, egal, welcher Stempel drauf ist.
Als Beispiel: Bei mir auf dem Nachttisch liegen gerade das Kinderbuch „Wenn ein Unugunu kommt“, „Kakerlaken“, der Krimi von Jo Nesbö, ein Buch über das Leben in englischen Landhäusern durch die Jahrhunderte und ein Gay-Fantasy-Roman namens „The God Eaters“. Gut gemischt also. Und hey, so soll’s doch auch sein. Warum sollte man sich einschränken? Wem nutzt das was?

Da du nicht nur als Autorin aktiv bist, sondern den Incubus Verlag gegründet hast, will ich gerne die Gelegenheit nutzen, mehr über deine Arbeit als Verlegerin zu erfahren. Es gibt durchaus Gay Verlage in Deutschland – was hat dich dazu bewogen einen eigenen zu gründen?
Dafür gab es zwei Gründe. Einmal musste ich mich beruflich neu orientieren, und dann gab es in unseren Augen eine Lücke auf dem deutschen Gay Markt.
Schwule Bücher, die vielleicht nicht ganz so romantisch sind wie andere, aber trotzdem nicht gleich komplett den Freund der Unterhaltungsliteratur verjagen.
Wir wollten Bücher, bei denen das Happy End nicht garantiert ist, auch wenn es zu 90 Prozent dazu kommt. Bücher, die weder zur reinen Handliteratur zählen noch gleich ein Studium erfordern. Bücher, die Genres anfassen, die vielleicht gerade nicht absolut hip sind.
Vor allen Dingen aber ging es uns auch um die Druckqualität, da das etwas ist, was mir als Leser oft negativ aufgefallen ist. Schmale Bücher von 180 Seiten in schlechter Qualität, aufgeteilt auf x Bände, weil die Anbieter nicht dicker drucken konnten, ohne dass das Buch lächerlich teuer wurde. Ich habe das damals bei der Erstverlegung bei „Leben im Käfig“ erlebt und habe mir geschworen, dass das für mich nicht mehr infrage kommt.
Auch das war natürlich ein Punkt: Ich hatte erlebt, was es heißt, wenn bei der Verlagsarbeit wirklich alles schiefgeht. Ich bin jetzt nicht so arrogant zu behaupten, dass uns keine Fehler unterlaufen. Aber die Autoren sollten sich schon von ihrem Verleger ernst genommen fühlen. Wenn das nicht gegeben ist, läuft was gewaltig falsch.

Wie ist die Verlagsarbeit?
Alles von eintönig bis abwechslungsreich, von aufregend bis stinklangweilig, je nachdem, was man gerade zu tun hat. An den Büchern zu arbeiten ist grandios. Dasselbe gilt für die Zusammenarbeit mit den Autoren. Aber Korrekturen übernehmen und Bücherkisten herumstapeln, das ist die Pest. Sehr schön ist es auch immer wieder, sich mit der Post herumzuschlagen.
Natürlich sind wir erst zwei Jahre dabei. Deswegen ist vieles immer noch neu und wir lernen jeden Tag dazu. Ich habe noch bei jeder neuen Lieferung Schweiß auf der Stirn, ob die Druckvorlagen in Ordnung waren, und habe immer noch Sorge, dass wir es mal richtig verbocken. Insofern: Verlagsarbeit ist bunt.

Welche Bereiche der Arbeit magst du ganz besonders, für welche hast du gar kein Händchen?
Ich arbeite sehr gern mit den Autoren zusammen und – man mag es kaum glauben – ich mache sogar gern die Buchhaltung. Das Lesen von Manuskripten kann auch grandios sein, manchmal aber auch eher weniger. Ich liebe den Moment, wenn neue Ware ankommt, wir sehen, dass alles okay ist, und wir die ersten Kisten ausräumen. Das ist toll. Die riechen so gut! Lektorate sind immer etwas zweischneidig. Je nachdem, wie anstrengend sie sind. Glücklicherweise sind bisher alle Incubus-Autoren sehr professionell und „pflegeleicht“ im Lektorat gewesen. Heißt, ich kann nichts von wilden Zerwürfnissen zwischen Verlag und Autoren berichten, weil man sich über irgendetwas nicht einigen kann. Das ist nicht selbstverständlich, und deshalb bin ich auch echt stolz auf unsere Jungs und Mädels.
Es gibt zwei Bereiche, wo ich eine echte Null bin und die ich deshalb ungern mache. Das sind einmal Absagen, weil ich es hasse, Autoren enttäuschen zu müssen, und dann einem Zeichner als Art Director zurseite zu stehen. Ich habe einen Knick in der Pupille. Ich kann die Arbeit eines Grafikers einfach nicht beurteilen, aber da ich hier ja fähige Kollegen habe, muss ich das glücklicherweise auch nicht.

Wie viele Bewerbungen erhaltet ihr im Durchschnitt pro Woche und nach welchen Kriterien sucht ihr aus?
Im Augenblick sind es nur noch zwei oder drei pro Woche, da wir verbreitet haben, dass wir bis 2016 keine neuen annehmen. Sonst kann es uns aber passieren, dass wir in der Woche 10 oder 15 neue Eingaben bekommen. Das ist meistens kaskadenartig. Manchmal kommt zwei Wochen kein einziges und dann auf einmal gibt es einen Erdrutsch und wir wissen nicht, wann wir das alles lesen sollen. Denn hey, dass diese Erdrutsche immer dann kommen, wenn wir eh rotieren, versteht sich ja von selbst. 😉
Die Kriterien gehen zu weit, um sie hier wirklich alle aufzuschreiben. Aber es geht natürlich um Qualität, Schreibstil, Ausrichtung der „romantischen“ Aspekte, Stimmigkeit und leider auch danach, wie stark einzelne Genres zurzeit schon bedient werden. Wir suchen zum Beispiel für 2016 dringend Contemporary-Material, bekommen aber sehr viel Fantasy, wo wir weniger Platz haben. Ein Punkt ist auch – das will ich gar nicht verschweigen – der Autor selbst. Man muss miteinander arbeiten können. Lieben muss man sich sicherlich nicht, aber ich muss hinter einem Autor stehen können. Ich würde zum Beispiel nie jemanden unter Vertrag nehmen, der auf Facebook seine Leser angeht. So bitter manches ist und so gern sich jeder auch mal Luft machen kann, direkte Angriffe gehen gar nicht.

Viele Jungautoren suchen nach einem Verlag. Welche Tipps und Hinweise würdest du ihnen mit auf den Weg geben?
Oh, da gibt es ein paar ganz einfache Regeln:
Ohne Vertrag läuft gar nichts.
Lest eure Verträge genau durch.
Zeigt sie auf jeden Fall einem Anwalt.
Lasst euch nicht bequatschen. Ein netter Verleger, der sich gut verkaufen kann, ist noch lange kein guter Verleger.
Sprecht mit anderen Autoren und hört euch in der Szene um.
Und lasst euch vor allen Dingen nicht davon blenden, dass euch jemand einen Vertrag anbietet. Das ist meistens ein Kompliment, aber es gibt auch unsaubere Vereine. Sobald jemand von euch Geld will, weil er euer Buch veröffentlicht, sucht euch den nächsten Mülleimer und werft den Vertrag weg.
Ich weiß es aus eigener Erfahrung: Wenn man sein eigenes Baby versenkt hat, weil man die falsche Wahl getroffen hat, möchte man sich nur noch in die Ecke setzen und heulen. Das wünsche ich niemanden.

Wie findest du den deutschen Markt im Gay Bereich? Wo siehst du ihn (und dich als Autor) in Jahren?
Der deutsche Gay-Markt existiert meiner Meinung nach in dieser Form nicht. Es sind eher mehrere Märkte, die durchaus Berührungspunkte haben, aber nicht immer Hand in Hand gehen. Deswegen kann ich da im Großen wenig zu sagen. Aber es gibt immer und überall zu wenig gute Bücher. Und ja, das würde ich auch dann noch sehen, wenn pro Jahr 400 hervorragende Gay-Romane erscheinen würden.
Wo die Zukunft liegt, ist ganz schwierig zu prognostizieren. Ich hoffe natürlich, dass sich der Markt bzw. die Märkte weiter ausbauen lässt und dass vielleicht auch die Abwehrhaltung abgebaut werden kann, die bei einigen Lesergruppen und teilweise auch bei der LGBT-Community vorhanden ist.
Aktuell werden wir ja sehr überschwemmt. Daher glaube ich, dass der Gay Markt sich selbst in den nächsten Jahren bereinigen wird. Und dass wir sehen müssen, wer am Ende noch im Spiel ist und wer die Motivation verloren hat. Da sind wir alle nicht vor sicher.
Natürlich hoffe ich für mich, dass ich viele Bücher schreiben werde und dass es Incubus wunderbar gehen wird. Aber es gibt da mehrere Faktoren, die keiner so richtig vorhersagen kann. Wir wissen zum Beispiel nicht, was die Großverlage vorhaben. Sie fischen gerade ein bisschen im Gay-Bereich herum und testen das Genre. Wenn sie sich darin breitmachen wollen, was bedeutet das dann für uns? Mehr Leser? Mehr Aufmerksamkeit? Oder werden die Großverlage die kleinen Genreverlage kaputtspielen? Man weiß es nicht.
Die größten Sorgen macht mir allerdings im Augenblick die Online-Szene. Im Social Media-Bereiche passieren unglaubliche Dinge, die Leser und Autoren betreffen und mich manchmal wünschen lassen, dass das Web nie erfunden worden wäre. Es ist toll, sich mit den Kollegen und den Lesern verständigen zu können. Aber es gibt auch Schattenseiten. Und eine davon ist sicherlich, wenn ein Autor das Schreiben aufgibt, weil so viele Hetzkampagnen gegen ihn gefahren wurden.

Was würdest du die Fans fragen, wenn du etwas wissen möchtest?
Fans. Ja. Ich habe mich an solche Begriffe immer noch nicht so richtig gewöhnt. Aber ich möchte sie Folgendes fragen: Kennt jemand einen guten Orthopäden? Sponsort mir jemand einen Leibsklaven? Oder hat wenigstens jemand eine Wärmecreme für meinen Nacken? Juliane hat mich geschafft. *lach*
Ich könnte jetzt natürlich noch fragen, welches Buch ihr als Nächstes gern beendet haben möchtet. Aber ganz ehrlich: Da meine Muse ziemlich flatterhaft ist, würde ich euch nur enttäuschen und am Ende doch etwas ganz anderes zuerst anschleppen.

Deine Worte an die Fans?
Ihr seid unglaublich. Diese ganze Geschichte ist im Grunde unglaublich. Ich bin ohne Erwartungen damals auf FF.de aufgetaucht. Ich wollte einfach nur wieder schreiben und habe mich vor Freude beinahe vom Schreibtischstuhl gewibbelt, als so viele von euch den Weg zu meinen Geschichten gefunden haben.
Aber was danach passiert ist, ist und bleibt der Wahnsinn. Gerade ohne euch, liebe FF.de-ler, wäre manches Buch nicht entstanden. Klar, da gibt es noch andere Faktoren. Aber eure Rückmeldungen, und dass ihr mir im Nacken gegessen habt, weil ihr wissen wolltet, wie es weitergeht, das ist eine tolle Motivation.
Und dann entschuldige ich mich an dieser Stelle mal offiziell für alle Taschentücher, die ihr wegen mir verbraucht habt, für durchgewachte Nächte und dafür, dass mir keines von beidem wirklich leidtut. 😉
Danke!

Erwähnte ich übrigens schon einmal, dass ich mich schlecht kurzfassen kann?

Und dann noch herzlichen Dank an dich, liebe Juliane, dass du mir diese Möglichkeit gegeben hast und dir so viel hast einfallen lassen. Ich bin immer noch ganz begeistert. Danke!

An dieser Stelle möchte ich mich bei Raik für ihre Offenheit, Ausführlichkeit und Ehrlichkeit bedanken – es war toll, dich fragen zu dürfen und es stört überhaupt nicht, dass du dich nicht kurzfassen kannst. Vielen lieben Dank für das Interview.

[CHARAKTERINTERVIEW] Steffen und Alex aus “Zerrspiegel”

Das folgende Charakterinterview entstand nach der Lektüre von “Zerrspiegel”. Daher enthalten sowohl die Fragen, als auch die Antworten Spoiler auf den gesamten Roman. Wer das Buch noch nicht kennen sollte, sollte dringend vorab die Geschichte von Steffen und Alex lesen – allen anderen wünsche ich viel Spaß beim Interview 🙂

Alex und Steffen, der seinen Künstlernamen Steve Simon weitestgehend abgelegt hat, treffen Juliane in einem ruhigen Strandcafé an der Weser. Sie sitzen nebeneinander in einem der Strandkörbe, die sich tief in den künstlich aufgeschütteten Sand gegraben haben. Ein gewaltiger Sonnenschirm mit dem Logo eines Bierherstellers verdeckt die freie Sicht für die anderen Gäste.

Juliane beginnt mit der ersten Frage, nachdem sie an ihrem Latte genippt hat: „Es ist toll, dass ihr beide euch die Zeit genommen habt, uns ein wenig mehr über euch zu erzählen und „Like a Dream“ Rede und Antwort zu stehen. Nur um klare Verhältnisse zu schaffen: Das ist eher ein Buchblog, denn ein Musikblog, sprich Alex wird sich wahrscheinlich wohler fühlen, oder?“

Alex scheint ein bisschen nervös zu sein. Es ist mit Sicherheit sein erstes Interview. Steffen grinst ihn an und wendet sich der ersten Frage zu: “Früher hätte ich dir da blind zugestimmt. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich mal was anderes als eine Bedienungsanleitung für einen Amp gelesen hätte. Aber inzwischen ist das ziemlich anders. Lesen ist schon eine tolle Angewohnheit.”
“Und seitdem er die Bücher einmal für sich entdeckt hat, ist es manchmal echt schwer, ihn davon loszueisen”, fügt Alex hinzu.

“Das klingt danach, als sei er Stammgast in der Bücherei, oder füllt sich eure Wohnung mehr und mehr mit Romanen und Büchern?” Juliane sieht zwischen den beiden hin und her. Im Stillen fragt sie sich, ob die neu entdeckte Lesewut Steffens nicht auch anderweitig für Unstimmigkeiten sorgt. Sie entscheidet sich die Frage später zu stellen.

“Wie, füllen?”, fragt Alex lachend. “Ich meine, klar werden es mehr. Aber ich hab ja schon genug Zeug mitgebracht. So ist es ja nicht. Ehrlich gesagt bin ich meistens immer noch derjenige, der die neuen Sachen anschleppt und dabei schrecklich übertreibt.”
“Genau.” Steffen nickt und nippt an seiner Cola. “Ich besorge eher die Sachen fürs Studium. Und ehrlich, das meiste ist sowieso schon da. Wenn auch in irgendeiner Ecke. Keine Ahnung, wie oft ich schon mit irgendetwas nach Hause gekommen bin und Alex dann gesagt: ,Das haben wir doch schon.’ Ich hab da noch null Überblick. Gerade bei den ganzen Standardsachen. Goethe und sowas.” Er verzieht das Gesicht. “Das brauche ich ja eigentlich sogar gar nicht.”

“Na wenigstens ist sie Alex in dieser Beziehung treu geblieben.” Juliane grinst. “Ich teile da die Bücherleidenschaft, und mal unter uns: Ich habe nicht einmal einen Überblick über meine eigenen Bücher. Ich habe sogar des öfteren Romane gekauft, die schon bei mir daheim stehen und die ich jetzt doppelt habe.” Juliane schaut einigen Mädchen hinterher, die sich den Hals in Steffens Richtung verrenken. “Seid ihr eigentlich umgezogen, oder habt ihr noch immer die kleine Wohnung in der Innenstadt? Wie lang lebt ihr jetzt schon zusammen?”

Steffen lächelt den Mädels kurz zu, verzieht sich aber gleich darauf tiefer in die Ecke des Strandkorbs. Seine Hand ruht dabei mit großer Selbstverständlichkeit auf Alex’ Bein. Eine Bedienung fragt die Mädchen nach ihren Wünschen und drängt sie freundlich zu einem freien Platz. Anschließend zwinkert sie den Jungs zu. Anscheinend gibt es hier eine Absprache …
“Das kann mir nicht passieren. Ich habe eine Liste im Web, auf die ich über Handy immer Zugriff habe”, erzählt Alex. “Berufskrankheit quasi.“
“Er wird hysterisch, wenn ich nicht alles brav eintrage, was ich gekauft habe”, verrät Steffen mit einem teuflischen Grinsen. Alex nimmt den kleinen Seitenhieb nicht übel. Er lacht und streckt seinem Freund die Zunge raus. “Wir sind inzwischen umgezogen”, fährt Steffen fort. “Wir leben inzwischen in einem kleinen Haus im Außenbereich von Bremen. Nichts Dolles. War aber nötig.”
“Genau. Wir brauchen einen Raum für die ganzen Instrumente.”
“Und für die Reste von der Bibliothek von Alex’ Großvater.” Steffen macht ein betroffenes Gesicht. “Ist ja leider nicht mehr so viel übrig.” Sie wechseln einen Blick.
“Naja, und die Nachbarn waren auch nicht so begeistert, einen Musiker im Haus zu haben”, sagt Alex schnell. Das Thema Großvater scheint ihm nicht zu behagen.
“Oh, und es sind jetzt … öh …”
“Etwas über ein Jahr”, ergänzt Steffen.

“Das freut mich sehr für euch. Und keine Sorge, ich frage jetzt nicht nach der Adresse.” Sie grinst und hebt die Schultern. “Das heißt, dass Steffen jetzt schon im dritten Semester ist, oder? Wie ist das Studium? Ich habe das Gefühl, Klassiker sind nicht so ganz deins – wenn man deinen Kommentar zu Goethe nimmt, aber mich interessiert doch, welche Bücher du besonders gern magst?” Mit einem kurzen Blick zu Alex fügt sie hinzu: “Die Frage ist für euch beide – mich interessiert brennend, was ihr so lest.”

“Ganz genau. Drittes Semester. Mal ehrlich: Ich habe nicht allgemein was gegen Klassiker. Aber manches Zeug … Weißte, da hat irgendwer irgendwann mal entschieden, dass das tooootal wahnsinnig literarisch wertvoll ist. Mag ja auch sein, dass da der Zeitgeist irgendwie eine Rolle spielt. Aber wenn ich mir die “Leiden des jungen Werthers’ anschaue … meine Fresse, was ein Geheul! Überhaupt, man hat manchmal das Gefühl, dass die Literaten nur das gut finden, wo am Ende alle über den Jordan gehen”, plappert Steffen los. Alex sieht aus, als ob er gleich in Ohnmacht fällt. “Andere Sachen sind richtig cool. Ich steh auf die alte Droste-Hülshoff. Und ich könnte stundenlang die Sachen von Poe, Lovecraft, Stoker und Stevenson lesen. Oder auch Mary Shelley. Die hatte viel mehr zu sagen, als die Leute immer so schnallen, glaube ich. Und sonst bin ich noch ziemlich am Anfang. Das ist wie eine Entdeckungsreise… ich mag Krimis. Thriller. Horror. Und solche Sachen wie Christopher Moore.”
“Moore ist klasse”, stimmt Alex zu. Er scheint sich halbwegs erholt zu haben. “Und was du für ein Problem mit Goethe hast, werde ich nie verstehen.”
“Zu viel Drama für mich.”
Alex winkt ab. “Banause. Jedenfalls: Ich mag Goethe. Faust, Clavigo … Tolle Sachen. Ich lese allgemein ziemlich quer. Mich sprechen ganz unterschiedliche Bücher an. Ich meine, in der Bücherei komme ich einfach mit ganz viel Material in Kontakt. Und da wird man automatisch neugierig. Ich sehe da auch kein Problem drin, heute ,Maurice’ zu lesen und morgen ,Harry Potter’. Möchtest du übrigens noch einen Kaffee, Juliane?”

Juliane muss sich ein Lachen verkneifen, während sie Steffens Ausführungen lauscht und stimmt einigen Punkten insgeheim zu. Allerdings entscheidet sie sich dafür, nicht noch mehr Öl ins Feuer zu gießen. ‘Man will ja keine Beziehungskrise auslösen’, denkt sie, während sie der Kellnerin zuwinkt und sich einen Latte bestellt. “Wollt ihr noch etwas?” Nachdem die beiden ihre Bestellung aufgegeben haben, fährt sie fort: “Ich bin auch jemand, der quer durch den Garten liest. “Maurice” habe ich mal als Teenager angefangen und nach 10 Seiten aufgegeben. Gut 10 Jahre später, habe ich dem Buch eine zweite Chance gegeben und siehe da: Ich fand es unheimlich toll. Für einige Bücher muss man reif genug sein oder es zu einer passenden Gelegenheit lesen. Man ist nicht immer in der Stimmung für Klassiker und alte Geschichten.” Sie wendet sich an Alex: “Du hast ja von deinem Großvater eine wahre Bibliothek geerbt und auch wenn viele Werke verloren sind, gibt es unter den Schätzen eines, was dir besonders viel bedeutet?”

Zwei Colas und ein Windbeutel werden bestellt. Während Juliane sprach, haben die Jungs beide genickt. Als die Frage nach der Bibliothek des Großvaters gestellt wird, verdüstert sich Alex’ Miene. Auch Steffen wirkt plötzlich ein wenig angespannt.
“Naja, im Grunde hat mir ja die ganze Sammlung einfach viel bedeutet. Unabhängig vom Inhalt.” Alex presst die Lippen aufeinander. “Auf jeden Fall bedeuten mir die Bücher viel, die mein Opa mir früher vorgelesen hat. Aber da gibt es noch so ein Buch, einen ganz alten Schinken über Tiere und Pflanzen in den heimischen Wäldern. Das ist auf ganz dickem Papier gedruckt, mit Zeichnungen aller Tiere und Pflanzen. Ich kann mich erinnern, dass ich früher stundenlang in meinem Zimmer gesessen und darin geblättert habe. Lange bevor ich lesen konnte.”
“Oh, und die gebundene Lederausgabe vom Herrn der Ringe”, merkt Steffen an. “Oh ja, da hast du recht. Das ist wirklich ein Prachtstück. Gehört eigentlich in eine Vitrine.”

Juliane überlegt, ob sie weiter nachbohren soll. Sie wirft Alex einen mitfühlenden Blick zu. “Es tut mir sehr leid, was da passiert ist. Ich denke, ich verlagere meine Fragen lieber in eine andere Richtung, okay?”

“Da wäre ich echt nicht bös drum.” Dankbar lächelt Alex Juliane zu.

“In Ordnung, dann gehen wir doch mal in eine andere künstlerische Richtung, bevor ich euch zu eurer Beziehung ausfragen werde – ich hoffe, ich darf das.” Sie zwinkert beiden zu. “Steffen, du hast ja vor über einem Jahr dein Pseudonym Steve an den Nagel gehängt. Was für ein Gefühl war das für dich, diesem Lebensabschnitt ein Ende zu setzen? Gibt es Zeiten, wo du den Rummel und all das vermisst?”

Alex und Steffen tauschen einen verschmitzten Blick aus. “Kommt auf die Fragen an”, sagen sie zeitgleich und lachen.
Steffen schnappt sich seine Cola und fängt an, den Strohhalm zu zerkauen, bis er ganz platt ist. “Ehrlich?”, beginnt er. “Ich habe immer noch keine Ahnung, wie das jetzt wirklich ist und was es für mich bedeutet. Ich meine …”, er verdreht die Augen, “… es ist ja schon genug darüber geschrieben worden. War echt spannend zu lesen, was die Leute alles über mich wissen wollen, ohne je mit mir gesprochen zu haben. Egal. Es ist auf jeden Fall zwiespältig. Musik war mein Leben. Und ich dachte immer, dass ich sie verliere, wenn Steve Simon untergeht. Das ist natürlich Bullshit. Aber wenn man bis Unterkante-Oberkante in der Scheiße sitzt, schnallt man das nicht. Ich hab die Kontrolle verloren. Das heißt, erst wurde sie mir weggenehmen in Sachen Musik und dann habe ich die Kontrolle über mich selbst verloren. Trotzdem war es immer noch, als würde ich mir die Pulsadern aufschneiden.”
Alex rückt fast unmerklich näher an Steffen heran.
“Alles stand Kopf. Alles, was wichtig war, war dreckig geworden. Und nichts war mehr echt. Also war es am Ende trotz allem eine Erleichterung, dem ein Ende zu machen. Klar vermisse ich es. Ich vermisse die Bühne, die Fans, die Touren. Aber ich vermisse es nicht, gejagt zu werden und mir von jemandem, der keine Scheißahnung von Musik hat, in meine Mucke reinreden zu lassen.”

Juliane nickt leicht. “Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie das ist, so verfolgt zu werden und keinen sicheren Ort mehr zu haben. Aber ich bin froh, dass du den Absprung geschafft hast und dich in letzter Sekunde von dem ganzen Dreck befreien konntest. Ich will gar nicht wissen, wie hart das gewesen sein muss, alles, was einem etwas bedeutet hat, aufzugeben.” Sie lächelt und nickt Alex zu. “Wobei du ja nicht alles aufgegeben hast, oder? Immerhin hast du Alex zurückgewonnen und das ist immerhin wie ein Sechser im Lotto, nicht?”

Oh, ich habe noch viel mehr gewonnen als das. Mir kommt es inzwischen vor, als wäre ich während der heißen Jahre dauernd stoned in der Gegend rumgelaufen. Mit Scheuklappen drauf obendrein. Und Alex habe ich nicht nur zurückgewonnen. Er hatte viel mehr mit dem Prozess zu tun, mich selbst zu erkennen und mir klarzumachen, dass ich so auf Dauer nicht zurechtkomme. Glaub mir, es ist ein ätzendes Gefühl, eines Tages aufzuwachen und dir klarzumachen, dass du nur noch aufrecht stehen kannst, wenn du betrunken bist oder Tabletten intus hast. Man steht auf der Bühne und erzählt den Leuten, dass sie aufrecht zu sich stehen sollen, dass sie ihren Weg gehen sollen und selber ist man dieser kleine Pisser, der sich wie ein Ochse am Nasenring durch die Arena führen lässt.” Steffen hat sich in Rage geredet. Seine Nase ist ein bisschen rot geworden. Offenbar regt ihn das Thema immer noch auf.

“Beruhige dich, okay?” Juliane nippt unentschieden an ihrem Latte und überlegt, wie sie das Gespräch in ruhigere Bahnen lenken kann. “Es gibt immer Momente im Leben, wo man sich für einen falschen Weg entscheidet. Wichtig ist doch, dass man es schafft, seine Fehler zu erkennen und einen Weg hinaus findet. Dir ist das gelungen. Und ich denke doch, dass du die Musik nicht verloren hast. In eurer neuen Wohnung gibt es doch einen passenden Raum, wo du wieder das machen kannst, was dir etwas bedeutet – deine Musik, ganz einfach Steffens Musik. Kein Zwang, keine Idioten, die dir etwas vorschreiben und erst recht niemand, der die in eine Richtung drängen will, die dir nicht liegt.”
Sie überlegt und fügt hinzu: “So geht es mir als Autor auch: man will eigene Geschichten schreiben, eigene Ideen umsetzen, nicht das, was die großen Verlage gerne copy’n’paste mäßig auf den Markt werfen wollen.”

„Ich schätze, das ist ganz ähnlich”, schaltet Alex sich sein. “Es gibt eine bestimmte Mode, die dann endlos reproduziert wird. Ob es ja jetzt um Musik oder Bücher geht, ist wahrscheinlich gar nicht so wichtig. Es sind jedenfalls Kaufleute, die die Entscheidungen treffen. Keine Künstler. Es wird wohl immer schwierig, wenn die anfangen, gegeneinander statt miteinander zu arbeiten.”

“Ja, leider.” Juliane spielt mit ihrem Lippenpiercing und betrachtet die beiden nachdenklich. “Spielst du denn noch, Steffen? Ich meine im kleinen Kreis? Oder ist dir sogar das momentan zu viel?”

Steffen sieht fragend auf. Offenbar waren seine Gedanken in andere Richtungen abgewandert. “Nein, nein. Im Moment nicht. Also für mich allein schon. Es tut einfach gut, die Gitarren mal wieder richtig jaulen zu lassen. Aber in Sachen Band habe ich noch nichts unternommen.” Er zuckt die Achseln. “Es läuft mir nicht weg. Es gibt so viele Musiker, nach fünf oder sechs Jahren wieder aufgetaucht sind, mit frischem Material. Ich treibe mich da gerade nicht.”

“Kann ich verstehen. Was mich natürlich interessiert, ist, ob du inzwischen nicht mal den Versuch unternommen hast, mit den Jungs von “Terrific” in Kontakt zu treten? Immerhin habt ihr gemeinsam angefangen und hattet eine Menge Dinge, die ihr zusammen gemacht habt.”

Er wiegt den Kopf. “Ja, habe ich. Mit teilweise unterschiedlichen Ergebnissen. Ein zwei von denen … naja, sie sind mir böse. Und ich kann’s verstehen.”
“Naja, deswegen hätten sie nicht so klar sagen müssen, dass sie froh sind, dass du auf die Schnauze gefallen bist”, grummelt Alex.
“Ach, ich kann’s verstehen”, gibt Steffen zu. “Wo war ich? Also ja. Nicht alle sind begeistert gewesen. Marcel war ja sowieso nie das Problem. Aber zwei von den anderen … mit denen habe ich inzwischen wieder Kontakt. Sie haben kaum noch mit Musik zu tun. Sind inzwischen beide Papa.” Er grinst. “Auch, wenn ich es mir das noch nicht richtig vorstellen kann. Wir reden ab und zu und wollen irgendwann mal eine Jam Session machen. Nur so aus Spaß”.

“Das klingt doch prima. Ich freue mich sehr, dass es sich zumindest in der Richtung wieder eingerenkt hat. Und manchmal dauert es bei anderen länger, bis sie einem verzeihen.” Er wirft Alex einen Blick zu und grinst. “Da dich Alex ja erfolgreich zu den Büchern gebracht hat, wie sieht es umgekehrt aus? Hast du Alex denn ein wenig zur Musik bringen können, Steffen? Ich gebe zu es interessiert mich brennend, ob Alex nicht mal den Versuch unternommen hat, Gitarre zu spielen.”

Die Bedienung bringt die Bestellungen. Steffen stürzt sich sofort mit glänzenden Augen auf seinen Windbeutel. Bevor man sich versieht, hat er den Mund voll. Alex guckt ein bisschen verdutzt, übernimmt dann aber schmunzelnd die Frage. “Es hat auch anders herum funktioniert. Ich überrasche mich selbst dabei, dass ich genauer hinhöre und mich mehr mit Musik beschäftige. Mein Gehör ist aber zum Beispiel nicht so gut wie Steffens. Ich würde es nie heraushören, ob die Streicher in einem Lied zum Beispiel echt sind oder von einem Synthesizer stammen. Und ich merke mehr und mehr, dass ich total gerne Sachen mag, die nicht aus der Konserve kommen.”
“Ich hab ihn neulich dabei erwischt, wie er in voller Lautstärke Manfred Mann’s Earth Band gehört hat, als ich heimkam”, wirft Steffen mümmelnd ein. “Er hat übrigens eine echt schöne Stimme. Ich bin total begeistert.”
“Naja, hält sich.” Alex bekommt ein bisschen rote Ohren. “Gitarre spielen habe ich nicht versucht. Mich irritiert das mit den Saiten. Oder ich hab zu dicke Finger. Aber Steffen hat ein E-Piano mitgebracht. Und da habe ich mich mal dran versucht. Die Ergebnisse halten sich noch in Grenzen, aber es macht Spaß.”

“Wow, das finde ich echt toll. Und jetzt würde ich zu gerne hören, wie du singst. Wer weiß, vielleicht komme ich ja irgendwann mal in den Genuss”, sagt sie lächelnd und stibitzt sich einen Windbeutel. “Ihr scheint wirklich gut zusammen zu passen. Das bringt mich gleich darauf, euch zu fragen, wie es in eurer Beziehung läuft? Für Steffen ist es ja die erste richtige Beziehung, für dich Alex die zweite, oder?”

“Keine zehn Pferde kriegen mich auf eine Bühne, keine Chance.” Alex lacht herzlich, schaut von seinem Freund zu Juliane und bestellt einen zweiten Teller Windbeutel.
Steffen zwinkert ihm zu. “Du kennst mich sooo gut.“
Dann wendet er sich an Juliane. “Stimmt schon. Meine erste. Alex’ zweite. Und tja. Eh. Wie läuft es denn?”
Alex schaut auch ein bisschen hilfesuchend. “Ja, gut, ne? Würde ich sagen. Oder?”
Steffen nickt. “Ich denke schon.” Sie fangen an zu lachen.
“Ich glaube, du musst ein bisschen genauer fragen”, sagt Alex lachend. “Wie du siehst, sind wir zusammen. Und glücklich darüber. Oder wolltest du wissen, wer die Wäsche wäscht?” Er grinst breit und klaut sich auch einen Windbeutel.

“Also ich will ja nicht zu sehr in eure Privatsphäre dringen – bin ja keiner dieser Journalisten, die Menschen so extrem auf die Pelle rücken. Ihr verratet, was ihr verraten wollt und gut ist. Dass ihr glücklich seid, freut mich sehr – ich mag es einfach, wenn sich zwei Menschen finden und trotz diverser Widerstände zusammen bleiben.” Sie blinzelt Alex zu “Und Bühne muss ja bei einem Song nicht sein – eine Privatvorstellung in Wiesbaden reicht – sprich fühlt euch eingeladen.”

“Ach, das passt schon. Solange man gefragt wird, kann man Nein sagen. Das ist okay für mich”, erklärt Steffen entspannt. “Schwierig wird es nur, wenn du wirklich bei jeder Gelegenheit bestürmt wirst. Zum Beispiel auf dem Weg zum Arzt oder so. Dann schleppst du dich dahin, mit einer dicken Influenza, siehst aus wie eine Wasserleiche und jemand fotografiert dich. Am nächsten Tag steht in der Zeitung, dass du AIDS hast.”
“Zum Beispiel. Ich hab ja auch einmal dran glauben müssen. In Sportklamotten, nachdem ich vom Laufen kam. Danach hatte Steffen einen “ungepflegten Freund”.” Alex scheint sich darüber eher zu amüsieren als zu ärgern. “Und das mit der Privatvorstellung überlege ich mich. Wenn du mich mit Essen lockst, könnte das sogar glatt klappen.”

“Diesen Worten entnehme ich, dass eure Beziehung unterdessen bekannt ist. Wie haben es denn deine alten Fans wirklich aufgenommen, Steffen? Deine alte Plattenfirma hatte ja wirklich Probleme, deine Homosexualität öffentlich zu machen.”

Steffen nickt. “Das war so eine Sache für sich. Es gab viele sehr unterschiedliche Reaktionen. Die Fans waren größtenteils ganz cool, klar, gab ein paar böse Aktionen von einigen Mädels. Die meisten konnten damit aber besser als die Plattenfirma damals befürchtet hat. Die Öffentlichkeit, das war eine andere Geschichte. Einige waren total genervt. So nach dem Motto: ,Ach nö, noch einer. Die kriechen jetzt ja überall aus den Löchern.’ Andere Leute, von denen ich es vielleicht auch gar nicht erwartet hätte, haben sehr positiv reagiert und mir gratuliert. Es gab aber auch ein paar echt hässliche Aktionen.”
“Ein paar Leute haben sich zusammengetan und Steves Alben öffentlich verbrannt”, erzählt Alex leise. “Gab einen ziemlichen Tumult. CDs fangen nicht so gut Feuer. Also haben sie einen Brandbeschleuniger benutzt und damit das ganze Plastik von den Hüllen in die Luft gejagt. Die Feuerwehr war nicht begeistert.”
Steffen schüttelt den Kopf. “Das war schon eine doofe Erfahrung. Auch die Shitstorms, die es hier und da gab, waren echt übel. Zumal auch welche ausgerechnet aus den LGBT-Community kamen.”

Juliane schaut ungläubig drein. Man sieht ihr an, dass sie diese Aktionen weder mitbekommen noch erwartet hat. “Moment mal, da sind wirklich Leute hingegangen und haben deine CDs verbrannt??? Ich fasse es nicht!” Sie knirscht mit den Zähnen. “Und dass auch aus der LGBT.-Community böse Worte kamen, finde ich jetzt auch nicht so toll. Man, da will man doch nie im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses stehen – also wirklich.” Sie beruhigt sich und überlegt einen Moment: “Und deine Eltern, Steffen? Wie haben die darauf reagiert?”

“Ein paar Querschläger gibt es immer.” Alex scheint zu warten, dass Steffen etwas sagt. Als der keine Anstalten macht, antwortet er selbst: “Weißt du, das Problem war wohl, dass Steffen zu lange im Schrank war. Es gab so viele Berichte über Frauen, mit denen er was hatte. Das sieht jetzt natürlich aus, als hätte er absichtlich allen etwas vorgemacht. Klar, dass es dann heißt, dass er eine Klemmschwester ist, die erst
dann an die Öffentlichkeit geht, wenn es schick ist.”
“Man muss dazu sagen, dass ich nie Berichte über irgendwelche Frauen bestätigt habe. Aber natürlich auch nicht dementiert. Das muss ich schon zugeben.” Steffen lächelt nicht mehr. Erst, als Alex ihm locker den Arm um die Schulter legt, fährt er fort: “Meine Eltern? Das war noch so eine Sache. Meine Mutter … man sagt ja immer, dass Eltern Bescheid wissen. Sie wusste es. Mein Vater ist aus allen Wolken gefallen. Ich glaube, das erste, was er sagte, war: Das auch noch.’ Okay, das war nicht gerade das, was ich mir gewünscht habe. Aber ich schätze, man muss das Eltern erst mal zugestehen. Inzwischen sind sie ganz entspannt. Und mögen Alex sehr gern.”

“Das freut mich sehr. Ich finde ihr seid ein tolles Paar. Und man muss wirklich anerkennen, wie viel ihr schon gemeinsam durchgestanden habt. Ich denke mal, dass du unterdessen auch Alex’ Freunde kennengelernt hast, oder Steffen?”

“Vielen Dank, finde ich auch.” Steffen nimmt in einer rührenden Geste, die irgendwie nicht zu seiner abgewetzten Lederhose passt, Alex’ Hand und drückt einen Kuss darauf. “Und klar kenne ich Alex’ Freunde. Unsere Freunde. Und wir haben auch noch eine Menge anderer Leute kennen gelernt. Vor allen Dingen Männer. Aber das lassen wir hier lieber. Au!” Steffen hat gerade einen Ellbogenhieb von Alex kassiert.

“Oha, kommt da Eifersucht auf, oder irre ich mich da?” Juliane grinst und leert ihren Kaffee.

“Ne, absolut nicht. Aber wir wollten ja nicht ins Eingemacht gehen”, grinst Alex zurück. “Ich bin verdammt froh, dass Steffen und ich da auf einer Wellenlänge schwimmen.”

“Das heißt es gibt da nicht das ein oder andere Abenteuer, das wir jetzt besser nicht so detailliert erörtern?”

Der nervende Chronist – Raik Thorstad

“Wir mögen Abenteuer”, antwortet Steffen mit unschuldiger Miene. “Nicht immer, nicht überall. Aber manchmal …”

Juliane neigt sich ihnen verschwörerisch zu. “Wird es irgendwann wieder etwas von euch zu lesen geben – nicht in Form von Zeitungsberichten und Skandalen, sondern in Form von einer netten kleinen Episode von euch?”

Verwirrtes Schweigen. Steffen zieht die Nase kraus, Alex runzelt die Stirn. Dann erhellt sich Steffens Miene. “Ach, ich weiß, was du meinst. Der Chronist. Oh Gott. Keine Ahnung. Raik war zwischendurch anhängliche wie eine Schmeißfliege.” “Wie Filzläuse”, wirft Alex ein. “Ich weiß nicht, ob da jetzt noch einmal etwas aufgeschrieben wird. Ich würde es nicht für ganz unmöglich halten. Vielleicht so ein paar Seiten Kurzgeschichte. Mehr aber garantiert nicht. Wir sind ja jetzt quasi in ruhigem Fahrwasser. Das interessiert doch auch keinen.” Er zwinkert Juliane zu.

“Och, das würde ich nicht sagen.” Juliane zwinkert zurück und räuspert sich dann. “Fans interessieren auch ruhigere Zeiten und wenn es die Chance gibt, mehr über Alex’ ungeahnte Talente beim Singen zu erfahren, wären bestimmt viele gespannt, auf mehr. Aber da wir gerade bei eurem Chronisten sind – was haltet ihr denn von Raik? Wie ist sie so bei der Recherche?”

“Nicht viel”, gibt Alex umunwunden zu. “Raik ist ein elender Schnüffler. Da wird wirklich alles bis zum Exzess untersucht. Aber zumindest muss man sagen, dass sie nichts dazu gedichtet hat.”
“Das stimmt. Was sie aufschreibt, ist auch wirklich so passiert. Auch, wenn das eine oder andere ein bisschen peinlich ist. Aber ich glaube, das ist immer so, wenn man jemanden seine Geschichte aufschreiben lässt”, stimmt Steffen zu.

“Na, dann bin ich gespannt, ob ihr beide ihr noch einmal die Möglichkeit gebt, eine Episode aus eurem Leben niederzuschreiben.” Juliane wirft einen Blick auf die Uhr und zuckt zusammen. “So langsam wird es Zeit, euch mit meinen nervigen Fragen in Ruhe zu lassen, oder? Gibt es etwas, was ihr gerne noch wissen wollt – von mir, z.B.? Oder ist da etwas, was ihr den Lesern gerne mitteilen möchtet, oder von ihnen erfahren wollt? Im Anschluss dürfen nämlich die Leser noch Fragen stellen, sprich haltet euch für weitere Rückfragen bereit – dann aber via Mail?”

“Ich glaube, im Augenblick haben wir keine weiteren Fragen, oder Alex?”
“Nein, ich denke auch nicht”, bestätigt Alex. “Ich bin mal gespannt, wie das Interview am Ende aussehen wird. Ist ja auch mein erstes. Und was die Rückfragen angeht: Immer raus damit. Wie Steffen schon sagte: Nein sagen können wir ja immer noch, wenn uns was zu privat ist.”
Steffen winkt der Bedienung zu und bezahlt ohne Einwürfe zu dulden die gesamte Rechnung. Er blinzelt in die Frühlingssonne. “Vielen Dank, Juliane. Es war schön, einfach mal offen in einem Interview sprechen zu können. Ich, das heißt, wir wünschen dir ganz, ganz viel Erfolg mit deinem Blog und auch für deine Bücher.”
Alex streckt und rekelt sich. “Und den Lesern kannst du sagen, dass wir uns auf sie freuen.”

“Vielen Dank ihr Zwei. Es war toll, euch einmal privat kennen zu lernen und mit euch zu plaudern.” Sie lächelt, schiebt ihnen ihre Visitenkarte zu und steckt diskret die von Alex ein. “Ich melde mich garantiert nochmal, wenn ich im Nachhinein noch Fragen habe und um einen Termin für Wiesbaden fertig zu machen – ich koche zwar nicht, aber meine Freundin Tanja ist eine wirklich tolle Köchin. Wir würden uns freuen, euch mal bei uns begrüßen zu dürfen.” Sie atmet tief durch und packt ihre Sachen zusammen. “Ich wünsche euch noch einen wundervollen Sonntag – vielen Dank für das tolle Gespräch.”


Jetzt habt ihr die Möglichkeit Alex und Steffen mit Fragen zu bombardieren! Es gibt Dinge, die ihr noch unbedingt über die beiden Wissen wollt? Sachen, die ihr loswerden oder den beiden sagen wollt? Immer her mit euren Fragen. Schickt sie an Koriko@gmx.de – ich leite sie entsprechend weiter. Alle, die sich bereits jetzt daran beteiligen, nehmen automatisch am Gewinnspiel teil, das am Freitag startet.

2014 im Rückblick

Hallo in die Runde,

das erste Jahr mit Blog ist vorüber und (ZItat) “Die WordPress.com-Statistik-Elfen haben einen Jahresbericht 2014 für dieses Blog erstellt” (Zitat-Ende). Interessant was in den letzten 11 Monaten (der Blog startete im Februar 2014) alles auf “Like a Dream” los war und welche Berichte und Aktionen am besten ankamen.

Mit diesem Bericht verabschiede ich mich für dieses Jahr und wünsche euch allen einen guten Rutsch ins neue Jahr. Man sieht sich.

Hier ist ein Auszug:

Ein New York City U-Bahnzug fasst 1.200 Menschen. Dieses Blog wurde in 2014 etwa 4.300 mal besucht. Um die gleiche Anzahl von Personen mit einem New York City U-Bahnzug zu befördern wären etwa 4 Fahrten nötig.

[NEWS] QUEER gelesen – Lesefestival

Hallo in die Runde,

heute habe ich keine Rezension im Gepäck, sondern möchte gerne auf ein Projekt aufmerksam machen, das ich zur Zeit in Arbeit habe – “QUEER gelesen – Schwullesbisches Lesefestival”. Schon 2014 habe ich das erste Lesefestival in Wiesbaden organisiert, 2015 plane ich eine Fortsetzung mit mehr Autoren, mehr Sonderaktionen und mehr Spaß. Ich bin schon jetzt gespannt, wie es laufen wird und wie das Lesefestival ankommen wird.

Zu Gast werden unter anderem Jobst Mahrendorf, Chris P. Rolls, Devin Sumarno und Martin Skerhut sein. Auch Autoren lesbischer Literatur werden vor Ort sein, z.B. Julia Arden, Ingrid Pointeker und Schreiberlinge des Ylva Verlags. Als besondere Aktion ist eine Skype Lesung mit Cecil Dewi geplant, ebenso eine große Verlosungsaktion mit tollen Buchpreisen. Sprich, wenn ihr Ende Januar nichts besseres vorhabt – kommt nach Wiesbaden 🙂

Infos zum Festival findet ihr unter: www.queer-gelesen.de

In den kommenden Monaten werde ich immer mal wieder auf das Festival hinweisen.

Liebe Grüße,
Juliane

[AUSWERTUNG] Gewinnspiel Cecil Dewi

Hallo in die Runde,

das Gewinnspiel zu den Werken von Cecil Dewi ist vorüber und es kamen noch einmal einige wunderschöne, spannende Fragen zusammen, die die Autorin beantwortet hat. Auch haben sich einige die Mühe gemacht, Cecils Fragen zu beantworten, worüber sie sich sehr gefreut hat und sich vielleicht bei dem ein oder anderen noch einmal meldet. Insgesamt hatten wir 23 Teilnehmer und bevor ich die Namen der Gewinner bekanntgebe, hat noch einmal Dewi das Wort. weiterlesen…

[GEWINNSPIEL] Cecil Dewi

In den letzten Tagen habt ihr einiges über Cecil Dewi und ihre Romane erfahren – nun habt ihr die Gelegenheit Bücher der Autorin zu gewinnen. Dafür müsst ihr lediglich eine Mail an Koriko@gmx.de schicken und darin eine weitere Frage an die Autorin stellen. Im Interview wurden ja bereits etliche Fragen gestellt, aber vielleicht wollt ihr einfach über die Autorin und ihre Romane mehr wissen. Eurer Fantasie sind keine Grenzen gesetzt – ihr könnt allgemeines Fragen stellen, oder auch spezielle, je nachdem ob ihr bereits Bücher und Geschichten von Cecil Dewi kennt.

Die Autorin wird alle Fragen beantworten, die ihr im Laufe der kommenden Woche gestellt werden und diese werden bei der Gewinnerbekanntgabe als Leserinterview auf diesem Blog präsentiert.

Eure Fragen könnt ihr bis zum 14.11.2014 an die oben genannte Mailadresse schicken (bitte im Betreff “Gewinnspiel Cecil Dewi” angeben) – sie werden gesammelt und an Cecil Dewi weitergeleitet. Unter allen Teilnehmern verlose ich nach Zufallsprinzip folgende Bücher:

1. Platz: “Parallelwelt” – signiert
2. Platz: “Staub und Stolz”
3. Platz: “Tänzer & Schatten”

All diejenigen, die bereits Romane und Geschichten von Cecil Dewi kennen, können gerne eine der Fragen beantworten, die im Laufe des gestrigen Interviews seitens der Autorin gestellt wurden. Dieser Part ist freiwillig und hat keinen Einfluss auf die Teilnahmechancen. Es wäre dennoch schön, wenn einige die folgenden Fragen beantworten würden:

Was haltet Ihr von meinen Geschichten?
Was hat Euch berührt?
Was fandet Ihr doof?
Worüber wollt ihr mehr lesen?

An dieser Stelle bedanke ich mich beim Cursed Verlag und Incubus Verlag für die Bereitstellung der Gewinne.

Cecil Dewi und ich sind gespannt auf eure Fragen, Ideen und Antworten – die Gewinner und das Leserinterview werden am 16.11.2014 auf diesem Blog präsentiert. Wir freuen uns auf eure Teilnahme.

[INTERVIEW] Cecil Dewi

Die Specialweek nähert sich dem Höhepunkt und natürlich darf auch ein Interview mit Cecil Dewi nicht fehlen. Die Autorin hat sich freundlicherweise all meinen Fragen gestellt und diese mitunter sehr ausführlich beantwortet. Wer mehr über Cecil Dewi erfahren will, sollte sich auf ihrem Blog umschauen – dort findet ihr Informationen zu ihren Büchern und weitere Infos zu neuen Projekten:

http://www.dewischreibt.blogspot.de/

Bitte erzähl und ein wenig mehr von dir. Was machst du in deiner Freizeit?
  Ich bin 35 Jahre alt und bin von Beruf Stadtplanerin. Seit zwei Jahren lebe ich mit meinem Mann und drei Katzen in Valparaíso, Chile. Ich schreibe Geschichten, von denen zwei als Romane bei Verlagen erschienen sind. Eine Novelle habe ich kürzlich im Eigenverlag herausgebracht.
Wenn ich nicht schreibe, lese ich gerne. Ich brauche viel Zeit für mich, hänge meinen Gedanken nach, träume. Wenn ich nicht eigenbrötlerisch bin, verbringe ich gerne Zeit mit meinem Mann und meinen Freunden, koche, esse oder stromere durch die Stadt. Lange Zeit habe ich auch regelmäßig geritten, nur habe ich hier derzeit nicht die Möglichkeit dazu.

Wann hast du mit dem schreiben begonnen?
Das war vor gut vier Jahren, also mit Anfang 30. weiterlesen…

Blogger schenken Lesefreude – Auslosung

Hallo ihr Lieben,

fast 20 Leute haben sich um das Buch beworben und mir einige tolle Buchtipps genannt – ich freue mich schon darauf den ein oder anderen zu kaufen und zu lesen. Vielen Dank schon mal an dieser Stelle an alle, die teilgenommen haben, und jetzt kommen ich natürlich zur Auswertung – darauf wartet ihr alle schließlich am meisten. Wie viele Blogs habe ich für die Auswertung Random.org genutzt und folgende Nummer hat schließlich gewonnen:

Der 15. Kommentar stammt von:

Sandra Black

Herzlichen Glückwunsch an dieser Stelle von mir! Bitte melde dich in den nächsten Tagen bei mir – ich werde das Buch so schnell wie möglich verschicken.

Alle anderen, die es nicht geschafft haben: Tut mir Leid, dass es dieses Mal nicht geklappt hat. Haltet einfach in Zukunft mal die Augen offen und schaut immer wieder mal auf Like a Dream vorbei – diese Aktion wird nicht das letzte Gewinnspiel auf diesem Blog sein. Ich habe noch einige schöne Bücher in petto 😀

Liebe Grüße,
Juliane

Blogger schenken Lesefreude – 23.04.2014

Hallo ihr Lieben,

letztes Jahr habe ich mit meinem Autorenblog bei der Aktion mitgemacht (und ich werde auch 2014 mit “Regenbogentraum” daran teilnehmen), dieses Jahr wird auch der Blog von “Like a Dream” daran teilnehmen.

Einen Überblick über die ganze Aktion könnt ihr Euch hier verschaffen *klick*
Wer noch Lust hat sich anzumelden, kann das hier machen *klick*

Vom 23.-30.4.2014 gibt es bei mir folgendes Buch zu gewinnen:

Eine Rezension zu diesem fantastischen Gay-Fantasy von Cecil Dewi findet ihr hier.

Behaltet den Blog im Auge, ich werde hier natürlich noch ausreichend auf diese Aktion hinweisen und entsprechend bewerben.

Liebe Grüße,
Juliane