Mit dem obligatorischen Autoren-Interview sind wir fast am Ende der Special Week angelangt – morgen habt ihr die Möglichkeit Fragen an Jutta Ahrens zu stellen und dabei die Chance tolle Buchpreise zu gewinnen. Da Jutta leider keine Homepage mehr hat, verlinke ich an dieser Stelle auf ihre Amazon-Seite, wo man Infos über sie und ihre Bücher findet. Doch nun viel Spaß mit dem Interview 🙂
Welchem Job gehst du hauptberuflich nach?
Ich war in einem Softwarehaus mit der Erstellung von Dokumentationen für unsere Kunden tätig, die letzten Jahre als Gruppenleiterin. Mit 53 Jahren habe ich gekündigt, weil durch das Aufkommen der PCs jeder Mitarbeiter seine Sachen selbst erledigen musste und die Arbeit meiner Gruppe nicht mehr benötigt wurde. Ich hätte als Sekretärin weiterarbeiten können, aber da hätte ich mich lieber aufgehängt. Außerdem hatte ich den »König« verlegt und wollte eigentlich nur noch Bücher schreiben. Den König habe ich übrigens überwiegend in der Firma geschrieben, wenn nicht viel zu tun war.
Mit 60 bin ich in Rente gegangen.
Wann hast du mit dem Schreiben begonnen? Gab es einen Auslöser, der dich zum Schreiben brachte?
Ich habe schon in der Schule die längsten Aufsätze geschrieben und sollte immer vorlesen, und ich war beleidigt, wenn ich das mal nicht durfte. An einen besonderen Auslöser kann ich mich nicht erinnern. Mit 15 Jahren schrieb ich auf der Reiseschreibmaschine meinen ersten Roman (historisch mit einem blutrünstigen Helden, allerdings hetero), versehen mit Bleistiftillustrationen, den ich noch besitze. Der Titel war: »König Gereon«. Wenn ich heute darin lese, bekomme ich vor Lachen Bauchschmerzen. Danach habe ich immer wieder Geschichten angefangen, aber nie beendet. Das erste Buch, das ich beendet habe, war der »König«.
Wie viel Zeit brauchst du, um ein Buch zu schreiben?
Kommt auf die Recherchen an und natürlich, wie umfangreich es ist. Fantasybücher gehen schnell. Für die Dämonenbände habe ich jeweils zwei Monate benötigt. Die verlangen ja nur wenig Recherchen. Für historische Romane um die 600 Seiten brauche ich das Doppelte. Da muss ich aber schon Vorwissen haben. Bei einem völlig neuen Thema würde ich sicher länger brauchen.
Was sind Deine aktuellen Projekte? Auf was können sich die Leser als Nächstes freuen?
Momentan schreibe ich an einem Ägyptenroman, Thema 18. Dynastie, also Echnaton. Ich weiß, darüber gibt es schon eine ganze Menge, aber ich werde meine eigene Sichtweise einbringen und den Schwerpunkt keinesfalls darauf legen: Hübsche, verstoßene Sklavin trifft rein zufällig den jungen Pharao … Bei mir gibt es kaum Liebesgeschichten und wenn, schwule. Aber nicht viel Sex. Der Roman wird ausnahmsweise in Ich-Form aus der Sichtweise des Generals Haremhab erzählt, der alle Pharaonen (fünf!!) von Amenophis III bis Ramses I erlebt hat und selbst Pharao wurde. Es geht also nicht allein um den berühmten Echnaton, sondern um die ganze seltsame Familie. Ich lese nicht gern Ich-Romane, aber sie schreiben sich viel leichter. Ich glaube, heutzutage ist das mit der Ich-Form Mode? Immer, wenn ich in Leseproben reinschaue, sind sie in Ich-Form.
Wieviel Recherche steckt in deinen Romanen? Recherchierst Du auch vor Ort, insofern sich die Möglichkeit ergibt?
Ich recherchiere nicht gern. Nicht, weil ich zu faul bin, sondern weil mich die Recherche in meiner Fantasie behindert. Sie erschlägt mich fast, und ich habe das Gefühl, an einem Sachbuch zu schreiben. Dann muss ich verdammt aufpassen, dass die Recherche nicht auch noch den Leser erschlägt. Recherchen sind Fakten, Fakten, Fakten, aber ich breche da gern aus. Deshalb schreibe ich auch gern über Ereignisse, die lange zurückliegen und über die man eh nicht so viel weiß. Dann kann ich meine Fantasie spielen lassen.
“Der blutige Thron” (alt: “Der König von Assur”)
Vor Ort recherchiere ich nie. Die staubigen Ruinen von Babylon würden mich wohl kaum zu Kianusch angeregt haben. Ich benutze Bücher und das Internet.
Welche deiner Figuren ist deine Lieblingsfigur und warum?
Naja, es ist immer noch Asarhaddon. Erstmal, weil er mein »Baby« ist. Zweitens, weil ich nie wieder in diese einzigartige Stimmung beim Schreiben verfallen bin und auch niemals mehr werde, wie in diesem Buch. Das ist vorbei. Heute schreibe ich ganz anders – finde ich jedenfalls. Das muss ich so akzeptieren, man ändert sich halt. 🙂
Ich war nie wieder so in einer Figur drin. Ich machte gefühlsmäßig alle Höhen und Tiefen mit ihm durch. Was dazu führte, dass ich auf Seite zwanzig nicht wusste, was auf Seite einundzwanzig passieren wird, so wie es auch im echten Leben ist. Ich war fasziniert und gleichzeitig innerlich zerrissen. Nun werden die meisten Autoren sagen, das gehe ihnen ganz genauso mit ihren Figuren, aber ich muss sagen, dass es mir nie wieder so ergangen ist. Natürlich begebe ich mich immer in meine Figuren, aber niemals wieder mit dieser Vehemenz.
Dazu musst du wissen, dass ich mich immer in die Männerfiguren begebe und die Welt im Buch aus männlicher Sicht wahrnehme. Deshalb habe ich Schwierigkeiten mit Frauenfiguren, und deshalb schreibe ich – nicht nur, aber häufig – schwule Bücher. Wenn ich schreibe, fühle ich mich als schwuler Mann.
Das darf man nicht mit meinem wirklichen Leben verwechseln. Da bin ich total angepasst »normal« mit Mann, Tochter und Enkelin. Im wahren Leben würde ich um Asarhaddon einen Riesenbogen machen.
Welches Genre bevorzugst Du?
Früher nur Historisches. In den letzten Jahren ist Fantasy dazugekommen, aber nur Fantasy im historischem Umfeld, also nichts Zeitgenössisches. Krimis gehen auch, aber unter ferner liefen.
Du hast als einer der ersten Autoren Romane mit einer schwulen/bisexuellen Figur bei einem großen Verlag untergebracht („Der blutige Thron“) – was für ein Gefühl war das?
Tja, ich hatte nie mit einer Veröffentlichung gerechnet. Als ich das Buch auf Drängen meiner Freunde einem Literaturagenten schickte, meinte dieser, das sei unverlegbar. Man merke dem Buch an, dass ich es ausschließlich für mich selbst geschrieben hätte. Was auch stimmte. Durch einen Schreibkurs, der mir Null gebracht hat, bekam ich die Adresse eines weiteren Agenten. Er rümpfte ebenso die Nase, wollte es aber probieren. Nach einem Jahr erhielt ich die Nachricht, dass Piper es als Hardcover herausbringen wollte. Ja, natürlich fiel ich vom Stuhl. Der alte Piper sen. hatte sich für mein Buch eingesetzt. Er hat gemeint, die Überraschung, dass der Protagonist sich am Ende in den Prinzen verliebt, hatte ihn umgehauen (1993 !). Deswegen hat er es angenommen. Das Lektorat war dann immer noch sehr rot, aber ich habe viel dabei gelernt. Es ist dann ja auch ein schöner Erfolg geworden. Ob man zu jener Zeit was über Schwule schreiben sollte, durfte, konnte oder nicht, darüber habe ich gar nicht nachgedacht. So etwas wäre mir nie eingefallen.
„Anamarnas Prophezeiung“ ist ein Spin-Off deines umfangreichen Fantasy-Epos „Lacunars Fluch“. Wie hängen die beiden Geschichten zusammen?
»Anamarnas Prophezeiung« spielt tausend Jahre vor »Lacunars Fluch«, aber in derselben Gegend. Und da es da auch um Unsterbliche geht, leben die in Lacunars Fluch natürlich immer noch. Da fehlen allerdings noch vier Bände, wo es mit einigen Figuren aus Anamarnas Prophezeiung weitergehen soll. Es sind immer andere Buchprojekte dazwischengekommen.
Was hat dich zu „Anamarnas Prophezeiung“ inspiriert?
»Lacunars Fluch« war mein erster Fantasyroman, also ein Versuch. Da ich eigentlich keine Fantasy mag bzw. mochte, war in den ersten sechs Bänden auch kaum Fantasy drin. Es war eigentlich ein historischer Roman, der eben in Fantasyländern spielte, so ähnlich wie bei »Game of Thrones«, wo Fantasy auch eher eine Nebenrolle spielt und George Martin eigentlich die englischen Rosenkriege zum Vorbild hatte. Während Lacunar gedieh, kamen Hape und ich darauf, dass echte Fantasyleser womöglich mehr Wesen wollen. Ich fremdelte zuerst sehr mit Vampiren, Elfen oder ähnlichen Gestalten. Aber dann ließ ich mich überreden. Im letzten Band wird es tatsächlich fantasymäßiger, und wir kamen auf die Idee, eben ein Spin-Off von Lacunar zu machen, wo wir Wesen unterbringen konnten, die dann zur Fortsetzung von Lacunar überleiten sollten. Wir wollten aber keinesfalls vorgefertigte Vampir-Klischees benutzen und haben uns eigene Wege ausgedacht, wie man zum Vampir werden kann.
„Verschwörung der Templer“ und „Kianush – Der Perser“ sind historische Romane. Woher kommt deine Vorliebe für historische Stoffe?
Mit zehn lieh mir eine Mitschülerin die »Klassischen Sagen des Altertums« von Gustav Schwab. Ich war total begeistert von dem Buch. Davor habe ich die Märchen von Hauff, Andersen und 1001 Nacht verschlungen. Ferne Zeiten, Helden, Abenteuer, das hat mich von Anfang an fasziniert, warum, weiß ich nicht. Vererbt? Jedenfalls ist es dabei geblieben. Mit Puppen spielen war nie so mein Ding. Später habe ich dann natürlich nicht nur Heldensagen, sondern historische Sachbücher gelesen. Am meisten hat mich die Geschichte des Alten Orients interessiert, sie war für mich wohl am geheimnisvollsten. Also die ersten Hochkulturen in Mesopotamien. Ich hatte die Archäologen beneidet. Aber heute weiß ich, dass der Beruf für mich nicht getaugt hätte. Zuviel Akribie, zu wenig Fantasie.
Bei „Kianusch“ wird erwähnt, dass sich die Geschichte teilweise auf wahre Begebenheiten stützt. Wie hast du dafür recherchiert?
Da ich mich schon immer für das Altertum interessierte, kannte ich die Begebenheit um Darius I und den Betrüger Gaumata schon lange, und als ich über eine neue Buchidee nachdachte, fiel sie mir wieder ein, und ich dachte, daraus kann man was machen.
Die Beschreibungen der Städte und Lebensumstände in „Kianusch“ wirken sehr authentisch und stimmungsvoll – wie gelingt es dir die damalige Zeit so greifbar zu beschreiben?
Ich lese Bücher über Babylon, Fachbücher und Belletristik, und schaue ins Internet. Der Rest ist die Liebe zu jener Zeit. Ich fühle mich da zu Hause. Die meisten Leser leider nicht.
Liegen für „Verschwörung der Templer“ auch historische Ereignisse zu Grunde? Oder basiert das meiste auf deiner Fantasie?
Halb und halb. Die Kinderkreuzzüge hat es gegeben, da habe ich ziemlich genau recherchiert. Dass die christliche Religion sehr viel von anderen übernommen hat, vor allem von Mitras, einem Gott, der heute kaum noch bekannt ist, stimmt ebenfalls. Die religiösen Vergleiche habe ich recherchiert. Die Übereinstimmung der Legenden von Mitras und Christus sind so verblüffend und haben mich so fasziniert, dass ich darüber schreiben musste. Am Ende taugt das eine so wenig wie das andere. Das ist die Aussage des Buches. Naja, ich bin ja auch Atheist. Merkt man meinen Büchern wohl an.
Juttas Arbeitsplatz
Was reizt dich daran schwule Figuren in deine Bücher einzubauen?
Darauf bin ich schon weiter oben eingegangen. Weil ich mich beim Schreiben wie ein schwuler Mann fühle, d.h. ich fühle mich als Mann, aber nicht wie einer, der sich in Frauen verliebt. Eine Absicht habe ich damit nie verfolgt, also, ob es nun gerade im Trend lag oder nicht. Das hatte mich nie interessiert. Inzwischen ist das etwas anders geworden. Hape und ich glauben, dass explizit schwule Szenen doch viele Leser abschrecken, es sei denn, sie sind ausgesprochene Gay-Fans. Deswegen lasse ich jetzt mögIichst die Sexszenen weg, die schreibe ich eh nicht gern. Liebesszenen zwischen Männern werde ich trotzdem weiterhin einbauen.
Du warst als Verlagsautor aktiv, bist inzwischen aber als Selfpublisher unterwegs? Welche Form der Veröffentlichung gefällt dir mehr? Warum hast du dich für das Selfpublishing entschieden?
Damals gab es nur den Verlag. Ich habe meine anderen Bücher dann nicht mehr bei Verlagen unterbringen können, eben weil sie schwul waren. Ich habe eins bei Bruno Gmünder untergebracht, aber der Verlag ist zu klein, seine Klientel zu eingeschränkt, das hat nicht viel gebracht. Das »Herz des Gladiators«, das früher noch »Der Armreif« hieß, wurde gelobt, aber viiiieeel zu schwul. Danach habe ich dann nur noch für mich geschrieben. Ich wollte mir die Absagen einfach nicht antun.
Für Selfpublishing entschieden habe ich mich eigentlich nicht, ich bin da so reingeschliddert. Jemand hatte mich auf die Möglichkeit aufmerksam gemacht. Ich hatte gar nicht gewusst, dass es sowas gibt. Ich begann dann, meine alten Schubladenbücher bei Amazon hochzuladen, aber erst, nachdem ich Hape kennenlernte, konnte ich mit ihm die Sache professionell angehen. Bessere Cover, besserer Klappentext, besseres Layout, Lektorat, du weißt schon, alles, was man eben bedenken muss. Rückblickend muss ich sagen, es war ein Segen. Selfpublishing hat für mich eigentlich nur Vorteile. Ich muss mich nicht nach Verlagen richten, nur nach den Lesern, aber das ist ja normal. Ich muss keine Absagen kassieren und verdiene viel mehr Geld. Meine Bücher werden nicht nach einem Jahr verramscht, und ich kann alle zwei Monate eins auf den Markt bringen und nicht wie bei einem Verlag einmal im Jahr. Die Tantiemen sind auch wesentlich besser. Bei Piper bekam ich 10 % vom Verkaufspreis, bei Amazon bekomme ich 70 %. Der Vorschuss war allerdings gut, aber das zahlen eben auch nur die großen Verlage. Ich bin nicht im Buchhandel vorhanden, so what! Als unbekannter Autor würde ich da eh nur Schimmel ansetzen. Ich weiß ja, wie es gelaufen ist. Mit dem »König« von Piper lag ich vorn bei Thalia auf einem Extratisch der Neuerscheinungen. Dann wird man gekauft, sonst nicht. Kleine Verlage können sich das gar nicht leisten.
Was empfiehlst du Jungautoren? Den Gang zum Verlag, oder den Versuch in Eigenregie?
Wenn man nicht gerade Hape Kerkeling oder Dieter Bohlen heißt, würde ich unbedingt zu SP raten. Es gibt keine bessere Methode, sich auszuprobieren, vor allem für Anfänger. Wenn das erste Buch misslingt, ist es kein Drama. Man lernt dazu, schreibt weiter und wird besser. Wenn man später glaubt, man habe die schriftstellerische Reife für einen Verlag erreicht, und wenn man glaubt, dort ginge es einem besser, was sich meist als Irrtum herausstellt, dann kann man es immer noch probieren. Dann kann man auch als Hybridautor weitermachen. Was man sich nicht antun sollte: Einen Verlag anstreben, weil man glaubt, das würde einen adeln und man sei erst dann ein richtiger Autor.
Gemälde von Jutta Ahrens
Wie wichtig ist das Thema Liebe und Romantik?
Dafür bin ich weniger der Typ. Liebesromane lese ich nicht und schreibe ich nicht. Wenn Liebe, dann wegen der Konflikte. Aber niemals als Hauptthema. Ich mag Liebesszenen, die sich im Vorfeld im Dialog erschöpfen. Wenn es dann zur Sache kommt, verabschiede ich mich gern und überlasse alles andere der Fantasie des Lesers. Natürlich gab es auch im »König« Liebesszenen, aber ich glaube, die meinst du nicht, wenn du über Liebe und Romantik sprichst.
Liest du Gay Romance oder realistische Gay-Romane?
Früher, als es kaum schwule Bücher gab, habe ich welche von Gmünder gelesen. Aber heute lese ich gar keine mehr. Moderne überhaupt nicht. Und Romance schon gar nicht. Die Konflikte, die die Schwulen in der modernen Welt haben, wie sie leben etc. das reizt mich nicht. Ich mag die moderne Atmosphäre in Büchern nicht, außer in Krimis.
Im echten Leben interessiert mich die Thematik natürlich sehr, und ich bringe mich in den Netzwerken gern zu diesen Themen ein (nicht in Facebook, da bin ich nicht so gern unterwegs). Aber Bücher darüber schreiben möchte ich nicht. Ich denke, dazu bin ich auch schon zu alt, um die Szene der jugendlichen Schwulen zu kennen. In meinen beiden Krimis habe ich schwule Figuren verarbeitet, das hat mir auch Spaß gemacht. Da geht es einmal um eine Frau, die ein schwuler Mann sein möchte (Nachtigall, ick hör dir trapsen) und um einen Zwitter. Aber eigentlich bin ich buchmäßig nicht im Zeitgenössischen zu Hause.
Meine Absicht war es ja eigentlich, »normale« historische Romane zu schreiben, wie z.B. Ben Hur, Ein Kampf um Rom, Die Säulen der Erde, Sinuhe der Ägypter (der Vergleich versteht sich thematisch, nicht qualitativ), in denen dann eben statt der üblichen Heteropaare schwule Paare vorkommen, so als sei das selbstverständlich. Dieses ganze Hickhack mit Outing und wir müssen uns verstecken oder uns schämen, weil es ja verboten ist etc., das wollte ich gar nicht. Mir war daran gelegen, dass Schwule in solchen Romanen genauso normal auftauchten wie Heteros. Ich glaube, die heutigen Gay-Romane behandeln das ganze Thema doch anders, oder?
Wie findest du den deutschen Markt im Gay Bereich? Wo siehst du ihn (und dich als Autor) in ein paar Jahren?
Wenn ich zurückdenke, hat sich gerade der Gaybereich außerordentlich entwickelt. Wer hätte das damals gedacht? Heute schreibt ja schon fast jeder was Schwules. Und vor allem Frauen. Merkwürdig. Ich dachte immer, ich bin die Einzige, die sowas schreibt, und nun sind es plötzlich so viele. Auch, wenn ich nicht die gewöhnliche Gay Romance bediene, begrüße ich diese Entwicklung sehr.
Da ich schon im fortgeschrittenen Alter bin, sehe ich nicht so viele Jahre in die Zukunft. Aber ich werde schreiben, solange ich gesund bin, und ich denke, dass Hape und ich auch zukünftig im SP-Markt etwas mitmischen werden, auch mit schwulen Protagonisten. Man muss halt schreiben, schreiben. Leute, die nur ein Buch pro Jahr schaffen, kommen da leicht ins Hintertreffen. Doch an Fantasie wird es mir nie mangeln, also sehe ich der Zukunft gelassen entgegen. Das eBook wird sich weiterhin gut behaupten.
Was würdest du deine Leser fragen?
Oh, das ist schwierig. Warum sie nicht mehr Rezensionen schreiben? Denn ein Autor braucht Feedback, wie ein Schauspieler den Applaus auf der Bühne. Warum sind historische Bücher aus der Antike und dem Altertum so out?
Das Aufkommen des eBooks bietet so viele Chancen, dem Autor sowie auch dem Leser. Er hat mehr Auswahl, und die eBooks sind billig. Aber irgendwie scheint mir mit der Menge auch der Anspruch gesunken zu sein. Vielleicht irre ich mich aber auch, und es war schon immer so, und es fällt heute nur mehr auf.
Deine Worte an die Leser?
Da kann ich gar nicht viel sagen. Natürlich freue ich mich über jeden, dem meine Bücher gefallen, aber jeder Leser ist ein Individuum, und es fällt mir schwer, sie pauschal anzusprechen. Generell ist es ein Segen, dass es sie gibt, dass überhaupt so viel gelesen wird. Ich finde das prima. Es kann nie schaden, wenn jemand dazu bereit ist, sich auf einen längeren Text einzulassen, als man ihn bei Twitter zu Gesicht bekommt.
Vielen Dank für das informative und spannende Interview 🙂