Dieses Interview ist mitten in “Anamarnas Prophezeiung” angesiedelt, sprich Nicht-Kenner des Buches werden ein wenig gespoilert. Ich empfehle daher vorab die Geschichte um Lukir, Aryon und all die anderen Figuren zu lesen, bevor man sich das Interview anschaut. Wem dafür die Zeit fehlt, dem sei versichert, dass sich Spoiler in Grenzen halten und die Einleitung genug preisgibt, um dem Gespräch folgen zu können. Ich wünsche euch viel Spaß mit Aryon und Merodan – es war kein leichtes Interview, aber ich hoffe, es macht euch ebenso viel Spaß, wie ich hatte 😀
Aryon wälzte sich unruhig hin und her. Er hatte einen sehr eindringlichen und höchst merkwürdigen Traum gehabt, und der beschäftigte ihn nun. Das Dumme daran war, dass er nicht ganz sicher war, ob es sich nur um einen Traum oder doch um ein echtes Erlebnis gehandelt hatte. Von der Festung auf dem Himmelshügel war ein Mann zu ihm gekommen, der sich Morphor nannte und behauptete, ein Unsterblicher zu sein. Er hatte ihm prophezeit, es werde eine Person aus der Zukunft bei ihm auftauchen, die ihn und Merodan befragen werde. Er solle ihre Fragen wahrheitsgemäß beantworten und auch Merodan davon überzeugen. Das würde ihn in seiner Mission weiterbringen.
Aryon fluchte leise vor sich hin. Diese verdammte Mission und dieser verstockte Tadramane! Merodan befand sich am Hof König Jahangirs als Geisel, und Taswinder, der undurchsichtige Magier, hatte ihn überredet, sich Merodan zum Freund zu machen, damit er biegsamer wurde und sich den Wünschen Jahangirs beugte. Aryon hatte eingewilligt. Schließlich war es keine schlechte Sache, sich jemanden zum Freund zu machen. Er war davon überzeugt, dass er mit seinem heiteren Gemüt schnell zu ihm durchdringen werde. Doch dann hatte sich Merodan als eine sehr harte Nuss erwiesen. Bis jetzt hatte er bei dem Dickschädel noch keinen Erfolg aufzuweisen. Dabei war der Tadramane ein Schmuckstück von einem Mann, das Aryon gern besessen hätte, aber leider kalt wie ein Gletscher.
Und nun hatte ihn dieser Traum heimgesucht. Eine Person aus der Zukunft, die Fragen stellen wollte. Irgendwie versponnen. Aryon war der Magie begegnet und selbst ein unsterblicher Bluttrinker geworden. Seltsames war ihm also nicht fremd. Aber konnte jemand in die Vergangenheit zurückkehren? Das erschien ihm absurd, und schon aus diesem Grund konnte es nur ein Traum gewesen sein. Schade eigentlich, dachte er. Es wäre nicht von Übel, wenn die Befragung den Tadramanen etwas auftauen würde. Dann würden sie vielleicht mehr als nur Freunde werden …
Aryon seufzte, verbat sich diese unkeuschen Gedanken und stieg aus dem Bett. Inzwischen war es dunkel geworden und Zeit, Merodan wieder einmal aufzusuchen. Noch wollte er nicht aufgeben. Als er vor seiner Tür stand, den Schlüssel schon in der Hand, kam eine Frau auf ihn zu, die er noch nie im Palast gesehen hatte. Sie trug sehr ausgefallene Kleidung, aber ihre Haltung war selbstbewusst, also konnte sie keine Dienerin sein.
»Guten Abend. Ich bin die Juliane.«
Sie reichte ihm die Hand, und Aryon wusste nicht, was das sollte. Zögernd ergriff er sie.
»Du bist Aryon, nicht wahr? Ich bin geschickt worden, dir und deinem Freund da drin ein paar Fragen zu stellen. Bist du bereit?«
Aryon traf fast der Schlag. Dann hatte er das alles doch nicht geträumt. Das war sie also, die Person aus der Zukunft. Und ausgerechnet eine Frau!
»Ich – äh – ich habe irgendwie mit dir gerechnet, aber ich konnte es nicht glauben. Wer hat dich denn geschickt?«
»Sagen wir, eine Stimme aus der Vergangenheit. Nun schließ schon auf. Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit. Ich muss noch andere befragen.«
»Ach ja? Wen denn? Warum denn?«
»Weil es mein Beruf ist. Und nun vorwärts. Ich stelle hier die Fragen.«
Aryon zuckte mit den Schultern und steckte den Schlüssel ins Schloss. »Na, wenn du meinst. Aber ich warne dich. Mit Merodan ist nicht gut Kirschen essen.«
Als sie eintraten, saß Merodan auf dem Bett und las. Als er aufsah und die Frau neben Aryon erblickte, hätte er beinah das Buch fallen lassen. »Was ist denn das für ein neuartiger Einfall von dir, mich bis aufs Blut zu reizen?«, fauchte er.
“Kein neuartiger Einfall, Merodan. Ich wurde geschickt, um einige Dinge in Erfahrung zu bringen, die im Laufe der Zeit verloren gehen würden.” Juliane sah sich nach einem Platz um, auf dem sie ihre Schreibunterlagen ablegen konnte.
Aryon nickte Merodan aufmunternd zu. “Da hat sie recht. Auf diese Weise kannst du mit deinen Taten sogar unsterblich werden.”
“Das haben bei mir in Norvarun die Chronisten erledigt, aber Frauen waren niemals darunter. Die Erde soll mich verschlucken, bevor ich meine Worte einer Frau anvertraue.”
“Na, das sind ja tolle Aussichten«, sagte Juliane und zückte eine Feder. »Aber ich versuche mein Bestes. Die Chronisten in Norvarun haben schließlich nicht die Möglichkeit, deine Zeit hier festzuhalten.« Sie überflog ein kurzes Stück Text und fügte hinzu: “Ganz besonders die über deine Freundschaft zu Aryon.”
Merodan schnaubte höhnisch. “Habe ich Freundschaft gehört? Ein Freund verhält sich anders. Der macht sich nicht zum Knecht eines Magiers, der würde mir zur Flucht verhelfen.”
Aryon räusperte sich etwas ungehalten. Das konnte ja noch gut werden. “Du langweilst mich, Merodan. Dieses Lied hast du schon oft genug gesungen. Juliane hat recht. Niemand sonst wird über deine Geiselhaft berichten, und es liegt bei dir, wie der Bericht ausfällt. Bedenke, wie viele Leute das lesen werden. Wenn du Juliane verärgerst, könnte sie ja auch schreiben, dass du unentwegt auf den Knien um Gnade gewinselt hast.”
Ein Grinsen huschte über Julianes Gesicht, denn das war in der Tat ein verlockender Gedanke. “Eine Flucht würde doch einem stolzen Krieger wie dir gar nicht gut zu Gesicht stehen. Bedenke, was die Leute sagen könnten und wie lange du bei Aryon in der Schuld stündest.” Sie hob die Feder und notierte etwas. “Wie behandelt man dich hier? Gibt es, außer der Tatsache, dass du den Raum nicht verlassen kannst, etwas zu beanstanden?”
Merodan warf ihr einen misstrauischen Blick zu. Man sah es ihm an, dass er sich überwinden musste, bevor er antwortete: “Man behandelt mich wie ein einen kostbaren Vogel, der bitteschön singen soll. Aber solange er im Käfig sitzt, wird er nicht singen.”
“Das heißt man befragt dich?” Sie schielte zu Aryon. “Ist das deine Aufgabe?”
“Nein, man versucht, mich zu beeinflussen. Ausgerechnet durch den da. Ein einfältiger Bauernbursche, der noch nichts von den Schlechtigkeiten der Menschen weiß und der keine Ahnung hat, wie man mit ihnen umgehen muss.”
“Ist dem so, Aryon?”, fragte Juliane, während sie hektisch die ersten Antworten niederschrieb.
“Lächerlich! Frag ihn doch mal, wie ich mit ihm umgegangen bin. Er bildet sich viel ein auf seine Stärke, aber ich war es, der ihm die angemessene Demut vor meiner Kraft beigebracht hat.”
“Ja, mithilfe von Magie.”
“Na und? Jeder nutzt die Mittel, die ihm zu Gebote stehen. Also steig herunter von deinem hohen Ross und antworte vernünftig auf Julianes Fragen.” Aryon blinzelte zu ihr hinüber. “Mich kannst du alles fragen, natürlich bis auf das, was ich nicht preisgeben kann.” Er grinste.
Juliane wiegte den Kopf. “Ihr seid wie Katz und Maus – schwierig, da den Fettnäpfchen auszuweichen. Aber ein bisschen weniger Arroganz stünde dir ganz gut, Merodan. Ich denke nicht, dass es in deinem Sinn ist, wenn die Nachwelt dich als streitsüchtigen, kleinlichen Mann in Erinnerung behält, der erst um sich beißt, bevor er nachdenkt. Wieso glaubst du, dass Aryon es böse mit dir meint? Weil er dich schon einmal besiegt hat?”
“Ich sagte es bereits, er ist nicht böse, er ist einfältig, weil er glaubt, ich würde auf seine schmeichlerischen Worte hereinfallen. Und die sollen nur bewirken, dass ich alles vergessen soll, was mich ausmacht, und mit meinen Feinden, den Abbaranen, den Bruderkuss tausche.« Er warf Juliane einen scharfen Blick zu. “Darf ich dir dazu auch eine Frage stellen?”
“Sicher darfst du Fragen stellen.” Juliane warf ihm einen neugierigen Blick zu.
“Weshalb glaubst du, haben sie ausgerechnet Aryon zu mir geschickt? Na, was meinst du? Du bist doch eine kluge Frau, nicht wahr?“
“Die Frage hast du dir doch selbst schon beantwortet. Weil er nicht böse ist und es ehrlich mit dir meint. Wenn du mal deine Vorurteile beiseite schiebst und anfängst, tiefer zu sehen, würdest du mitbekommen, dass Aryon nicht dein Feind ist”, sagte Juliane und beobachtete die beiden ungleichen Männer. »Dann würdest du auch erkennen, dass Aryon es ehrlich mit dir meint. Und dass er dich gern als Freund gewinnen würde.” Mit einem Flüstern fügte sie hinzu: “Wenn nicht mehr …”
Merodan kniff die Augen zu einem Spalt zusammen. “Wenn nicht mehr?”, zischte er. “Was willst du denn damit andeuten?”
Juliane räusperte sich. “Naja, es ist schon ziemlich offensichtlich …” Sie deutet auf Aryon und sah ihn auffordernd an. “Willst du dich nicht dazu äußern?”
Aryon errötete leicht. Was ihn anging: Er war schon bei ihrer ersten Begegnung bereit gewesen, aber Merodan sah ihn viel zu giftig an, als dass er es gewagt hätte, ihn jetzt schon offen zu reizen.
“Na los, antworte der Dame!”, höhnte Merodan. “Sie hat dich etwas gefragt.”
Aryon hüstelte. “Also gut. Der Magier kennt meine Neigung, vielleicht hat er sie mit einkalkuliert. Merodan ist ein sehr schöner Mann, und ich bin auch nicht gerade unansehnlich.”
Merodan wich gleich zwei Schritte zurück. “Neigung? Welche Neigung? Und was kümmert dich mein Aussehen?” Er sah Juliane entsetzt an. “Kannst du mir sagen, was er damit sagen will?”
Juliane tippte mit ihrer Feder aufs Papier. Sie sah ein, dass es wohl kaum zu einem Interview kommen würde, da hier andere Dinge wichtiger waren. “Also ich finde, dass Aryon sehr offen und direkt war. Was für eine Antwort brauchst du denn noch? Er bevorzugt die Gesellschaft von Männern.” Sie deutete zum Bett hinüber, um alle Missverständnisse auszuräumen. “Und er hat dir gerade gesagt, dass er dich gutaussehend findet und …” Sie ließ den Satz offen.
Merodan hob die Hände. “Soll das heißen, ich soll mich von einem Mann berühren lassen?” Seine Stimme, die sonst immer sehr beherrscht herüberkam, überschlug sich fast.
“Ist das ein so schrecklicher Gedanke für dich?” Sie räusperte sich. “Um ehrlich zu sein, passt eine Frau noch weniger zu dir. Die verachtest du schließlich mehr als Männer.”
“Was nicht heißt, dass sie nicht nützlich sind. Auch im Bett.”
Aryon hatte mit so einer Reaktion gerechnet und schaute wie unbeteiligt zur Decke.
»Wundervoll, worauf du eine Frau reduzierst. Da kann ich mich ja geehrt fühlen, dass du mit mir redest.”
Merodan konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. “Das habe ich doch schon zu Anfang durchblicken lassen.” Dann wurde er plötzlich unruhig, ging zum Fenster und wieder zurück. “Männer liegen mir tatsächlich mehr”, murmelte er wie zu sich selbst. “Allerdings …”
“Allerdings?”
“Darüber will ich nicht sprechen.”
Aryon verschränkte die Arme. “Ach! Hast du ein Geheimnis? Das würde ich auch gern kennenlernen. Na sag schon! Juliane geht sowieso nicht, bevor sie nicht alles von dir weiß.”
“Gibst du alles preis von dir?”
“Ich bin nur ein einfältiger Bauernbursche, völlig uninteressant für Juliane – im Gegensatz zu dir, tapferer Krieger und stolzer Tadramane!”
“Verhöhnen kann ich mich allein. Glaub nicht, dass ich ein Wort davon vergessen werde.”
“Wann? Wenn wir erst richtig dicke Freunde sind?”
“Träum weiter.” Merodan starrte Juliane unschlüssig an. “Also, was willst du wissen?”
“Was du grad nicht sagen willst. Du hast da eben eine Andeutung gemacht, über die wir gern ausführlicher unterrichtet werden möchten. Männer liegen dir also mehr als Frauen …?«
“Als Gesellschaft meinte ich. Und einmal, da gab es einen Mann – ich dachte, er sei mein Freund, aber er wollte etwas ganz anderes von mir, etwas Unaussprechliches. Ich meine, wenn man es mit einem Mann, statt mit einer Frau macht, dann ist es das.”
Aryon verdrehte die Augen. “Man kann es auch kompliziert ausdrücken.”
Juliane sah verwirrt zu Merodan. “So ganz konnte ich dir jetzt auch nicht folgen. Ist es was? Unehrenhaft? Verboten?”
“Beides würde ich sagen. Es ist so – so unnatürlich, oder nicht?”
“Hm … wenn du Liebe als etwas Unnatürliches ansiehst, dann wahrscheinlich schon. Aber ich persönlich finde nicht, dass es unnatürlich ist.”
“Unnatürlich, doch vor allem gefährlich. Du sprichst von Liebe, das ist mir fremd. Sprechen wir lieber von Begierde. Und wenn ein Mann einen anderen begehrt, dann ist er ihm ausgeliefert, dann ist er der Schwächere. Aber ein Mann erträgt es nicht, wenn ihn seine Gefühle einem anderen Mann unterlegen machen. Das ist ein unerträglicher Zustand. Mit einer Frau kann das gar nicht erst eintreten.”
Juliane überdachte seine Antwort und schüttelte den Kopf. “Du widersprichst dir teilweise. Einerseits ist dir die Liebe fremd, andererseits sprichst du davon, dass die Gefühle dafür sorgen, dass man unterlegen ist. Kannst du dir nicht vorstellen, gleichberechtigt zu sein – weder über- noch unterlegen?”
“Nein!” Merodan presste die Lippen zu einem Strich zusammen.
“Mir scheint, du hast so etwas bereits erlebt”, murmelte Aryon. “Sonst würdest du diesen Zustand gar nicht kennen.”
Juliane machte einige Notizen auf ihrem Blatt. “Hat Aryon recht? Du hast da was angedeutet, Merodan …”
“Ich deute gar nichts an. Ich weiß einfach, wie es läuft.”
“Und du denkst, weil du einmal etwas Schlechtes erlebt hast, wird es immer so sein? Ziemlich engstirnig, findest du nicht auch? Heißt es nicht auch hier, dass man gleich wieder aufs Pferd steigen soll, wenn man abgeworfen wurde?” Juliane sah sich auf der Suche nach etwas Wasser im Raum um. Allmählich wurde ihre Kehle vom Diskutieren trocken.
Während Aryon sofort einen Krug aus der Ecke holte und ihr einschenkte, schien Merodan durch sie hindurch zu starren. “Nicht ich wurde vom Pferd geworfen”, flüsterte er. “Ich stieß ihn aus dem Sattel. Ich habe es getan, weil ich …” Er zögerte und warf Aryon einen vorsichtigen Blick zu. “Weil ich merkte, dass ich ihm sonst das ganze Pferd überlassen würde. Er hatte mich angefasst, und ich wusste, wenn ich das weiterhin dulde, bin ich verloren. Wir trennten uns im Zorn. Er glaubte, ich würde ihm nie verzeihen, aber er irrte sich. Ich konnte es mir nicht verzeihen, dass ich es genossen hatte.” Merodan holte tief Luft. “So, das ist die Wahrheit. Jetzt habt ihr beide endlich euren Willen. Hast du das alles auch gut aufgeschrieben, damit die ganze Welt über mich lachen kann?”
Juliane nickte Aryon dankend zu und trank einen Schluck. “Warum sollte die Welt über dich lachen? Ein wahrer Herrscher ist auch in der Lage, sich Fehler einzugestehen und zu versuchen sie wieder gut zu machen.” Sie legte die Feder beiseite. “Und ich habe bisher kaum etwas aufgeschrieben, weil du erstmal zu dir selbst finden musst, bevor du überhaupt Fragen beantworten kannst.”
Aryon grinste nur. “Danke, Juliane, dass du Merodan gegenüber so feinfühlig bist. Jetzt kann ich mir ja doch noch Hoffnungen machen?” Er blinzelte Merodan zu.
“Bilde dir keine Schwachheiten ein, Angorner!”, schnaubte Merodan. “Das fehlte noch, dass ich mich dir ausliefere.”
“Wenn ich dich morgen besuche, komme ich nackt zu dir, dann werden wir ja sehen, wie standhaft du bist.”
“Lieber hänge ich mich an meinem Gürtel auf.”
“Aber bitte erst danach.”
Merodan sah Juliane an. “Was sagst du als Frau zu diesem unkeuschen Ansinnen? Würdest du das dulden, wenn dich plötzlich ein nackter fremder Mann besuchte?”
Juliane biss sich auf die Unterlippe um ein Lachen zu unterdrücken. “Um ehrlich zu sein, würde mich das nur bedingt stören. Aryon ist wirklich ein gutaussehender Mann, Aber für mich wäre das nichts – ich bevorzuge doch eher den Körper einer Frau. War das nicht feinfühlig, Aryon?”
Aryon schlug sich die Hand vor die Stirn. “Auch das noch! Merodan muss ja glauben, vor einem Abgrund zu stehen. Hättest du ihm das nicht schonender beibringen können?”
Merodan schaute lediglich verblüfft. “So etwas gibt es auch?”
“Irgendwann läuft auch mir die Zeit weg, Aryon. Ich habe nicht unbegrenzt Zeit – also warum um den heißen Brei herumreden?” Sie erhob sich und trat einige Schritte auf Merodan zu. “Warum sollte es das nicht geben? Frauen können, wenn sie sich verlieben, dabei durchaus das eigene Geschlecht bevorzugen.”
Merodan wich vor ihr zurück. “Ach so, naja, das habe ich nicht gewusst. Ganz Khazrak scheint ja ein Pfuhl der Sündhaftigkeit zu sein.”
“Sagen wir, ein Ort des unverkrampften Vergnügens”, schlug Aryon vor. “Und du wirst auch nicht als Geisel sterben, ohne vorher von mir geküsst zu werden. Jetzt bin ich zuversichtlich, dass du doch noch eine große Zukunft vor dir haben wirst. Dein Eis schmilzt so langsam.“
“Na dann habe ich ja doch etwas erreichen können, auch wenn ich kaum Fragen stellen konnte.” Juliane grinste Aryon zu.
“Ist es so, wie Juliane sagt?”, fragte Aryon.
Merodan verschränkte die Arme und drehte sich um. “Weiß nicht, habe gar nicht hingehört.”
Aryon zwinkerte Juliane zu. “Was hältst du davon?”
“Ich denke, Merodan hat heute viel von sich preisgegeben, aber du kennst ihn ja. Da wirst du noch viel Geduld aufbringen müssen, aber ich bin mir sicher, dass es sich lohnen wird.” Sie erhob sich lächelnd. “Ich muss allmählich zurück. Allzu lange darf ich in dieser Zeit nicht verweilen.” Sie beobachtete die beiden ungleichen Männer und hatte das gute Gefühl, dass sie sich trotz allem ein wenig nähergekommen waren. “Ich wünsche euch einen schönen Tag und morgen noch einen Besseren.” Sie zwinkerte Merodan zu. “Danke, dass ich für kurze Zeit hier sein durfte, ohne dass du mich erwürgt hast.«
»Das hätte ich getan, wenn Aryon dich nicht mit seiner Magie beschützt hätte.«
Aryon lächelte milde. «Danke, Juliane, dass du gekommen bist. Du hast damit mehr bewirkt, als ich in all den Tagen, wo ich mich vergeblich an dem Eisberg abgearbeitet habe.” Er wandte sich an Merodan: “Hast du gehört? Juliane muss gehen. Ich bringe sie hinaus.”
“Wünsche noch einen schönen Tag”, knurrte Merodan.
“Na dann, bis morgen.”
“Aber nicht nackt.”
“Soll ich denn wiederkommen?”
Es trat eine Stille ein. Dann brummelte Merodan etwas. Aryon fragte Juliane: “Hast du verstanden, was er gesagt hat?
Sie grinste. “Es hat sich nach “Ja, bitte” angehört.”
Amüsant und Spannend war es sich da durch zu lesen und dann noch jedes einzelne Cover der Bücher zu sehen die einfach so schön aussehen und lust machen einfach die Geschichten zu lesen! 🙂
LG jenny