Autor*in: Jarrett Melendez
Zeichner*innen: Danica Brine und Hank Jones
Hardcover: 140 Seiten
ISBN: 978-3986661427
Preis: 9,99 EUR (eBook) / 25,00 EUR (Hardcover)
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Story:
Ben Cook steht vor demselben Problem, wie viele junge Menschen, die ihr Studium erfolgreich abgeschlossen haben – Jobs für Einsteiger sind rar gesät, insbesondere als Redakteur, Blogger oder Lektor, um seiner Leidenschaft fürs Schreiben möglichst auch im Beruf ausleben zu können. Nachdem sich die Absagen wegen fehlender Berufserfahrung stapeln, entscheidet er sich notgedrungen einen Übergangsjob anzunehmen und landet als Aushilfskoch in einem vegetarischen Restaurant. Doch selbst hier sind die Anforderungen hoch und er muss sich jede Woche lang am Herd beweisen, um den Chef des Ladens von sich zu überzeugen. Glücklicherweise hat er nicht nur ein Händchen für’s Kochen und neue Rezepte, auch der gutaussehende Koch Liam nimmt sich seiner an. Für Ben stellt sich schon bald die Frage, ob er sich gänzlich aufs Kochen (und Liam) einlassen soll, oder seinem Traum zu schreiben nachjagen soll.
Eigene Meinung:
Der Comic „Chef’s Kiss: Rezept für die Liebe“ erschien im Frühjahr 2022 in den USA und wurde ein Jahr später von Cross Cult ins Programm genommen. Für die Geschichte zeigt sich Jarrett Melendez verantwortlich, die Zeichnungen stammen von Danica Brine (Illustrationen) und Hank Jones (Coloration). Das Lettering übernahm Hassan Otsmane-Elhaou. Der vollfarbige, queere Comic ist in sich abgeschlossen und erhielt positives Pressefeedback.
Die Geschichte um Ben Cook ist eine gelungene Mischung aus Freundschaft, Liebesgeschichte und der Suche nach dem eigenen Weg im Leben, gewürzt mit einer Prise Humor. Man begleitet den Helden sehr gern auf seiner Reise zu sich selbst, beim Entdecken neuer Möglichkeiten und dem Wunsch, sich selbst zu verwirklichen – ganz gleich, ob als Autor oder als Koch – kann seine Sorgen und Probleme gut nachvollziehen, ebenso das Gefühl zwischen den Stühlen zu stehen. Sicherlich sind einige Szenen etwas abstrus und muten sehr übertrieben an (das Schwein Watson als Kritiker für Bens Kochkünste ist schon ein wenig seltsam), nichtsdestotrotz macht es Spaß die Geschichte zu lesen und mit Ben und seinen Freund*innen mitzufiebern, wenn dieser seine Kochprüfungen hat und sein Weiterkommen vom Urteil eines kleinen Schweins abhängt. Auch die langsam wachsende Liebe zu Liam wird gut in die Handlung eingebaut, ohne zu viel Raum einzunehmen und den Schwerpunkt vom Kochen und Bens Zwiespalt zu unterwandern.
Di Figuren sind sehr sympathisch in Szene gesetzt und können allesamt überzeugen – Ben ist ein liebenswerter, offenherziger Charakter, der im Laufe der Zeit erkennen muss, dass Lebensziele nicht in Stein gemeißelt sind und sich durchaus ändern können, wenn man andere Optionen in Betracht zieht. Auch seine Freund*innen aka WG-Bewohner sind facettenreich und bunt, und sind immer für Ben da, ganz gleich ob es darum geht zu Feiern oder sich um seine Zukunft Gedanken zu machen. Das Team der Köche kann ebenfalls überzeugen, allen voran Liam, der als Love Interest natürlich fast zu perfekt ist und im Grunde keinerlei Fehler hat – er ist lieb, offen, loyal, freundlich zu jedem und sieht blendend aus. Hier wäre es toll gewesen, ihm einige Schwächen zu geben, aber in einem Comic kann man durchaus darüber hinwegsehen. Einzig der Chef des Restaurants und Watsons Besitzer ist von seiner Art her fast zu extrem und fällt eher unangenehm auf – die Tatsache, dass er Ben unheimlich unter Druck setzt, ihn so gar nicht für voll nimmt und sich nicht einmal seinen Namen merkt ist schon hart an der Grenze. Sicherlich bietet sich das Medium Comic förmlich dazu an, Dinge überspitzt darzustellen, dennoch fällt er als Chef einfach zu sehr aus dem Rahmen.
Die Zeichnungen wiederum sind sehr gelungen, modern und passen ausgezeichnet zur Geschichte. Danica Brine hat einen schönen, gefälligen Stil, der durch viele Details und Dynamik besticht. Das zeigt sich vor allem in den Perspektiven und den Hintergründen, die sie stilsicher beherrscht, wenngleich die Seiten dadurch mitunter recht überladen wirken. Auch die Coloration von Hank Jones ist farbenfroh und passt sehr gut zur Geschichte. Alles in allem kann man stilistisch nichts bemängeln – selbst die Rezepte am Ende des Buches liest man gerne und bekommt Lust sie selbst auszuprobieren.
Fazit:
„Chef’s Kiss: Rezept für die Liebe“ ist ein gelungener, queerer Feel Good Comic über Freundschaft, Liebe, Selbstfindung und das Kochen, der einfach Spaß macht und sowohl inhaltlich als auch stilistisch überzeugen kann. Die Geschichte und die Dialoge von Jarrett Melendez sind eingänglich und machen Spaß, ebenso die stilsicheren, farbenfrohen, dynamischen Zeichnungen von Danica Brine und Hank Jones. Wer auf der Suche nach einem unterhaltsamen, einbändigen Comic ist, in dem neben einer schwulen Liebesgeschichte auch das Kochen im Zentrum steht, sollte unbedingt zuschlagen – zu empfehlen.