[COMIC] Verloren im Schnee von Velvet Toucher

Künstlerin: Velvet Toucher
Softcover: 144 Seiten
ISBN-13: 978-3939309482
Preis: 22,00 EUR (Softcover)
Bestellen: Amazon

Story:
Der im Kampf schwer verwundete Elduin, Bastard des Herrschers, wird von einem seiner Krieger gefunden und zu einer verlassenen Hütte im Wald gebracht und versorgt. Die plötzlich einsetzenden Schneefälle des frühen Winters machen eine zeitnahe Rückkehr in die Heimat unmöglich und zwingen die ungleichen Männer die kommenden Wochen in der kleinen Hütte zuzubringen, in der sie zum Glück ausreichend Vorräte finden. Im Laufe der Zeit lernen sich Elduin und sein namenloser Retter nicht nur besser kennen, sie kommen sich auch näher, zumal an diesem Ort Standesunterschiede keinerlei Rolle mehr spielen …

Eigene Meinung:
„Verloren im Schnee“ erschien ursprünglich unter dem Titel „Lost in the Snow“ als Webcomic und erschien als deutsche Ausgabe 2015 beim Fireangels Verlag. Das großformatige Heft umfasst 144 Seiten und enthält die ersten 3 Kapitel der Chroniken von Elduin und Donestan. Zusätzlich gibt es vier farbige Postkarten mit Einzelillustrationen der Kapitel. Aktuell arbeitet die Künstlerin Velvet Toucher an dem zweiten Band der Reihe – unter dem Titel „Whispers in the Dark“ kann man die ersten 75 Seiten online finden und lesen.

Die Geschichte ist im vorliegenden Band eher Mittel zum Zweck, um eine Menge erotischer Szenen zu platzieren, denn zwischen den beiden Männern geht es ziemlich heftig und explizit zur Sache. Nichtsdestotrotz hat der Comic mehr zu bieten, als aneinandergereihte Sexszenen (auch wenn diese gut gemacht sind) – gerade die Dialoge zwischen Elduin und Donestan sind nicht einfach nur plattes Dahergerede, sondern bergen viele Informationen – zu den Figuren, ihren Hintergründen und den Problemen, die sie haben. Gerade Elduin, als Bastard des Herrschers, hat etliche Sorgen und ist bei weitem nicht der typische Adeliger, der seinen Stand vor sich herträgt, sondern ein sensibler und verletzlicher junger Mann, dem die einfachen Menschen ebenso am Herz liegen. Auch über seinen Retter, Sohn eines Schmieds, erfährt man mehr, wenngleich der Schwerpunkt auf Elduin liegt.
Die Künstlerin versteht es mit wenigen Worten viele Informationen zu vermitteln. Im Grunde wirkt die Geschichte fast wie ein Kammerspiel zwischen den beiden Männern, denn bis auf den Anfang und den Schluss spielt sich das geschehen in der kleinen Hütte ab. Man ist bei allem hautnah dabei, was zwischen Elduin und Donestan passiert. Das mag eintönig klingen, doch Velvet Toucher gelingt es dennoch Spannung aufzubauen, so dass die Ereignisse nie langweilig werden, zumal sich die Beziehung der beiden Stück um Stück ändert.
Die Geschichte ist grundsätzlich abgeschlossen, bietet aber Spielraum für eine wesentlich größere Handlung, in der man mehr über das Land erfahren kann, in der Elduin und Donestan leben und in der es Platz für Intrigen, spannende Kämpfe und unerwartete Wendungen gibt – alles unter dem Punkt, dass die beiden Männer mehr verbindet. Man darf gespannt sein, wie Velvet Toucher die Geschichte fortführt – genug Potenzial für einen spannenden, realistischen Fantasy ist vorhanden.

Die Zeichnungen sind ein großer Pluspunkt und passen sehr gut zur Geschichte – Velvet Toucher hat einen sehr realistischen, detailverliebten Stil, der kaum an den klassischen Mangastil erinnert. Sowohl Elduin als auch Donestan sind gestandene Männer, sprich sie sind muskulös, tragen mitunter Bart und entsprechen dem klassisch japanischen Seme / Uke – Schema überhaupt nicht. Zudem scheut sich die Künstlerin nicht davor, die Erotik sehr unverblümt zu zeigen – es gibt keine kitschig verbrämten Elemente oder weiche Hintergründe, sondern direkte Einblicke in jeder erdenklichen Perspektive. Das sorgt für Abwechslung und zeigt, wie sicher Velvet Toucher im Umgang mit Stift und Papier ist. Sie hat ein Händchen für Figuren, Perspektive und Hintergründe und weiß, wie sie Dynamik erzeugt.

Fazit:
„Verloren im Schnee“ ist ein gelungener Comic, der mehr zu bieten hat, als es auf den ersten Blick scheint. Velvet Toucher weiß wie man auf wenigen Seiten und in einem begrenzten szenischen Umfeld mittels Dialogen eine Geschichte erzählt und wie sie mehr erschafft, als eine bloße Aneinanderreihung von erotischen Szenen. Bleibt zu hoffen, dass sie im zweiten Band die Geschichte der beiden Männer glaubhaft fortführen kann und dem Leser noch mehr Inhalt und eine solide Rahmenhandlung bietet. Wer erotische Comics mit realistischen Charakteren mag, der sollte auf jeden Fall einen Blick riskieren. „Verloren im Schnee“ ist ein toller schwuler Fantasycomic, der Lust auf mehr macht. Zu empfehlen.

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