Hallo in die Runde,
heute darf ich euch Bianca Nias vorstellen – die Autorin, die wohl jeder Leser schwuler Gestaltwandler kennt, denn ihre “Bruns_LLC” – Reihe ist wohl jedem bekannt, der sich mit dem Genre beschäftigt hat. Dass sie sich nicht nur gutaussehenden Großkatzen widmet, verrät sie im Interview 🙂
Erzähl ein bisschen was über dich. Wo kommst du her? Was für Hobbys hast du? Schreibst du hauptberuflich oder hast du einen „Brot-Job“?
Ich bin geboren und aufgewachsen in unserer wunderschönen hessischen Landeshauptstadt Wiesbaden. Genauer gesagt, in Naurod, wo ich in den 80er und 90er Jahren eine tolle Kindheit hatte, die noch von Rollschuhfahren auf der Straße, Hüttenbauen im Wald und Radpolospielen geprägt war (das ist dort „Nationalsport“). Ich bin in Vollzeit als Finanzbeamtin tätig, daher bleibt mir nach einer 42-Stunden-Woche (und 10 Stunden/Woche auf der Autobahn von und nach Limburg, wo ich heute wohne) verdammt wenig Zeit für Hobbys. Am Wochenende stehen natürlich die Familie, mein Mann und meine beiden Söhne im Vordergrund. Wenn ich dann mal Zeit für mich habe (und nicht am Schreiben bin) verziehe ich mich gerne mit einem eBook in die Badewanne oder auf die Couch oder beschäftige mich mit meinen Hunden Enya und Dexter.
Was hat dich dazu gebracht mit dem Schreiben anzufangen?
Meine beiden Söhne wurden älter, erwachsener und plötzlich kam eine Zeit, wo ich als Mama nicht mehr so gefordert war. Vor allem, weil vor dem Mittag keiner aus den Federn gekrochen kam. Ich hatte also plötzlich viel mehr Zeit für mich selbst – und dann hatte ich diese eine, ganz bestimmte Szene von einer Begebenheit am Waldsee im Kopf und begann, sie aufzuschreiben. Daraus entwickelte sich nach und nach „Tajo@Bruns_LLC“. Der Rest ist, wie man so schön sagt, Geschichte.
Was bedeutet das Schreiben für dich?
Das Schreiben ist für mich Entspannung und Herausforderung zugleich. Es ist wie ein Ventil, das ich öffnen kann, denn über die Woche hinweg haben sich einige Szenen und Dialoge in meinem Kopf angesammelt, die es dann am Wochenende zu be- und verarbeiten gilt
Dein Beitrag für die Anthologie ist die Geschichte „Like a Dream – Unexpected Regrets“. Wie bist du auf diese Geschichte gekommen, bzw. was hat dich dazu bewogen gerade diese Geschichte zu schreiben?
Wie das bei mir oft so ist, hatte ich als Idee nur ein Fragment der Story im Kopf (die Begegnung der zwei sich zunächst fremden Protagonisten in der Sauna und ihr unerwartetes Wiedersehen). Alles andere entwickelt sich bei mir meistens erst mitten im Schreibprozess, wenn ich mich frage, wie es zu dieser Situation gekommen ist und was das für zwei Typen sind, die dort aufeinandertreffen.
Was hast du neben „Like a Dream – Unexpected Regrets“ noch für Projekte oder Veröffentlichungen?
Derzeit arbeite ich an der „Weihnachtsgeschichte 2016“ zu der Bruns-Reihe. Es hat sich mittlerweile so eingebürgert, dass ich einmal im Jahr eine solche Kurzgeschichte verfasse. Das macht auch riesig viel Spaß, sich wieder mit den Figuren aus Tajo & Co zu beschäftigen – das fühlt sich fast wie ein Nachhausekommen an.
Außerdem habe ich schon mit dem dritten Band der Navy-Seals-Reihe begonnen, da ich diesen (wenn alles klappt) im März zur Leipziger Buchmesse veröffentlichen möchte. Er wird „Operation Icebraker“ heißen und wieder eines meiner Selfpublishing-Projekte sein.
Außerdem wartet eigentlich noch der „Werwolf von Nebenan“, den ich zusammen mit Susann Julieva schreibe, auf seine Weiterentwicklung. Der Plot steht soweit und ich hoffe, dass wir ihn vielleicht im Laufe des Jahres 2017 fertig haben in die Welt entlassen können.
Hast du einen bestimmten Ort oder eine bestimmte Person, die dir als Muse dienen? Woher bekommst du deine Ideen?
Nein, weder einen bestimmten Ort noch eine bestimmte Person. Wenn man anfängt, ganz bewusst auf diese Ideen und „Geistesblitze“ zu achten, merkt man, wie verrückt das alles sein kann. Da stehe ich im Supermarkt an der Kasse – und plötzlich ist so eine Idee da, bei der ich am liebsten schnell zu Block und Bleistift greifen würde, um sie aufzuschreiben. Wenn also
irgendwann einmal jemand in der Schlange an der Kasse hinter dir steht, mit einem abwesenden Gesichtsausdruck und einem dümmlichen Grinsen im Gesicht, muss das kein Irrer oder Treibtäter sein. Vielleicht ist es tatsächlich ein armer Autor, der gerade von seiner Muse etwas zugeflüstert bekommen hat.
Welche Herangehensweise bevorzugst du bei deinen Geschichten?
Keine bestimmte. Ich schreibe einfach drauf los und lasse den Dingen ihren Lauf. Das hat dann den Effekt, dass die Geschichte oder manche Szenen sich oft in eine ganz andere Richtung entwickeln, als es ursprünglich beabsichtigt war. Ich stehe dann als Autor daneben und denke „Hey Jungs, was soll das, was macht ihr da?“, aber lasse der Story ganz bewusst ihre Eigendynamik. Beim „Date-Manager“ hatte ich es erstmals mit einem zuvor angelegten Storyboard versucht. Wer es sich, wenn er das Buch gelesen hat, hinterher mal anschaut, wird sich totlachen, wie wenig davon übriggeblieben ist.
Gibt es etwas, dass dir beim Schreiben besonders schwerfällt?
Nein, eigentlich nicht. Anfangs habe ich mir Ziele gesetzt, wie viele Wörter ich am Tag schreiben will und war unzufrieden mit mir selbst, wenn ich das nicht geschafft habe. Mittlerweile habe ich zwar immer noch diese 2000 Wörter pro Tag als Anhaltspunkt, gehe aber damit viel gelassener um. Man kann beim Schreiben nichts erzwingen. Manchmal läuft es fantastisch, wie geschmiert, manchmal ringt man um jeden Satz. Das zu akzeptieren, muss man lernen, dann kann man viel entspannter an so ein Projekt herangehen.
Schreibst du mit Musik oder anderen Geräuschkulissen im Hintergrund oder brauchst du dazu absolute Ruhe?
Ich brauche absolute Ruhe zum Schreiben. Die beste Zeit des Tages ist also, wenn alle anderen Familienmitglieder noch schlafen, da habe ich meine größten Schaffensphasen.
Lässt du dich auch von anderen Autoren inspirieren?
Ja, klar. Ich lese gerne und viel, mittlerweile aber mit einem ganz anderen Blick auf die Story. Oft lese ich ein Buch und habe mittendrin den Handlungsbogen vor Augen, wie ich den Plot aufbauen würde. Dann bin ich einfach gespannt darauf, wie der Autor des Buches das gelöst hat und lasse mich überraschen. Ansonsten bin ich (neben der Fortführung der Bruns- und der Navy-Seals-Reihe) eher darauf bedacht, Ideen zu entwickeln, die bisher noch nicht in anderen Büchern aufgetaucht und verarbeitet worden sind. Ist mittlerweile gar nicht mehr so einfach. J
Zu der Bruns-Reihe bin ich ganz klar von G.A Aiken inspiriert worden. Deren Buchreihe „Lions“ ist klasse und im M/M-Bereich hatte es damals noch nichts Vergleichbares gegeben. Also habe ich einfach das geschrieben, was ich selbst gerne lesen würde.
In welchem Genre würdest du dich gerne einmal als Autor versuchen?
Mit „Keyla@Bruns_LLC“ habe ich ja bereits einen Ausflug in den Hetero-Bereich gewagt, was auch Spaß gemacht hat, aber sicherlich nicht mein bevorzugtes Genre werden wird. Vor ein paar Wochen habe ich zusammen mit Rebecca Thrayner einfach aus Lust und Laune mit einem Kinderbuch / Bilderbuch begonnen. Ich schreibe ein paar Zeilen, Rebecca zeichnet ein Bild dazu (und das kann sie echt super!). Vielleicht bauen wir diese Idee tatsächlich einmal aus.
Wie würde für dich ein perfekter (Schreib)Tag aussehen?
Vom Ablauf her genau so, wie ich es am Wochenende mache. Frühmorgens aufstehen, Kaffee kochen, den PC anwerfen und schreiben. Zwischendurch in Facebook rumhängen und mit den Freunden chatten und rumblödeln. Wenn dann noch eine Haushälterin, eine Putzfrau und ein Whirlpool zum Entspannen vorhanden sein würden – dann wäre es sicherlich perfekt. J
Was sagen deine Familie / deine Freunde zu deiner Autorentätigkeit?
Mittlerweile haben sie sich daran gewöhnt, denke ich. Anfangs fanden sie das sicherlich verrückt, weil ich im Gay-Genre schreibe, aber auch die Aufregung darüber hat sich irgendwann gelegt. Und so liest meine Schwiegermama meine Bücher und fragt mich nach den neuen Ideen und den Projekten, mit meinem Mann zusammen entwickele ich manche Actionszenen und meine Jungs quetsche ich über Musikgruppen, Jugendsprache und Internetneuheiten aus.
Was würdest du jemanden mit auf den Weg geben, der ebenfalls mit dem Schreiben anfangen möchte?
Wer Spaß daran und eine Idee im Kopf hat, sollte das auch tun. Wenn man veröffentlichen will, muss man sich nur im Klaren darüber sein, dass man seine Ideen und Gedanken in die Welt hinaus entlässt und damit jedem Leser die Möglichkeit gibt, seinen Senf dazu zu geben. Anfangs eignen sich gerade solche Plattformen wie Fanfiction oder Bookrix dazu, um das Geschriebene von anderen Leuten lesen und bewerten zu lassen. Dann muss man lernen, konsequent an sich zu arbeiten, Kritik zuzulassen und noch nach der Vollendung des Skriptes einen Haufen Arbeit reinzustecken. Ich habe zwischenzeitlich erfahren, wie viel Arbeit es bedeutet, bis ein Buch in die Welt entlassen werden kann. Über Coverdesign, Lektorat und Korrektorat bis zur Veröffentlichung haben einige Leute jede Menge Zeit und Herzblut in diese geschriebenen Zeilen gesteckt, mit den Worten jongliert und unrunde Sätze begradigt. Dass es dann Menschen gibt, die nicht bereit sind, diese Arbeit mit der Bezahlung eines angemessenen Preises zu honorieren, macht mich echt traurig.
Das Thema der Anthologie ist ja „Träume, Hoffnungen und Wünsche“. Wie sieht es denn damit bei dir aus? Was sind deine Träume, Hoffnungen und Wünsche?
Logisch, ich habe eigene, ganz egoistische und materielle Wünsche (ein neues Auto, die Renovierung des Bades) oder hoffe, dass meine Kinder ihren Weg gehen und ein wenig von dem annehmen werden, was ich ihnen an Werten und von meiner eigenen Einstellung mitgebe. Aber ich bin auch in einem Alter, wo ich mich ganz entspannt zurücklehne und zufrieden das betrachte, was ich bisher erreicht habe.
Ein Traum wäre es sicherlich, mehr Zeit zum Schreiben zu haben. Es vielleicht sogar hauptberuflich machen zu können und nur „aus Spaß“ weiterhin im Finanzamt zu arbeiten. Meinen dortigen Job würde ich jedoch nie ganz aufgeben wollen, denn den Kontakt mit meinen Kollegen und die abwechslungsreiche, teilweise auch sehr spannende Arbeit, diese Jagd nach den Steuersündern, würde ich sicherlich vermissen.
Global betrachtet hege ich natürlich noch die Hoffnung, dass die Menschen irgendwann zur Vernunft kommen und die gegenseitige Akzeptanz eine Selbstverständlichkeit wird. Das betrifft sowohl die Herkunft, Hautfarbe, Religion als auch die sexuelle Orientierung.
Ich bedanke mich bei Bianca für das tolle Interview und die spannenden Antworten. Ich hoffe sehr, dass ihr den Gestaltwandlern der Autorin eine Chance gibt (hier auf Like a Dream” werden fast alle Bände vorgestellt ;)). Nächste Woche geht es mit einem Interview weiter – seid gespannt, wen ich dann für euch in petto habe 🙂
Liebe Grüße,
Juliane