[NOVELLE] Anna und Eva von Jana Walther


Autor: Jana Walther
Taschenbuch: 100 Seiten
ISBN: 978-1-530738397
Preis: 2,99 EUR (eBook) | 6,00 EUR (Taschenbuch)
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Story:
Bereits bei ihrem ersten Treffen ist die Künstlerin Anna von Eva fasziniert, fühlt sich von der leicht maskulinen Art angezogen. Sie setzt alles daran, die introvertierte Frau kennenzulernen, was ihr leichter gelingt als gedacht. Doch schon bald wird offensichtlich, dass Eva ein Geheimnis umgibt, das ihrer wachsenden Liebe zueinander im Weg steht – und das Anna auf die Probe stellt, als Eva sich ihr offenbart …

Eigene Meinung:
„Anna & Eva“ ist ein Kurzroman von Jana Walther, der inhaltlich zu „Nur eine Frage der Liebe“ gehört. Beide Bücher behandeln denselben Zeitabschnitt, jedoch wird in dem schwulen Drama die Geschichte von Phillip und Christoph erzählt, die in „Anna & Eva“ nur am Rande vorkommen. Es empfiehlt sich daher auch den Ursprungsroman zu lesen, da dort einige Ereignisse ausführlicher und umfassender beschrieben werden und sich „Anna & Eva“ ergänzend vorzunehmen. Auf jeden Fall ist es schön, dass die Autorin dem Wunsch der Fans nachgekommen ist und Anna und Eva einen eigenen Roman gegönnt hat.

Inhaltlich bietet Jana Walther eine interessante Geschichte, in der es nicht nur um die wachsenden Gefühle zwischen Anna und Eva dreht, sondern auch die Thematik Transsexualität bzw. Transfrau angesprochen wird. Leider kratzt die Autorin gerade bei diesem spannenden Thema nur an der Oberfläche, da „Anna  Eva“ zu kurz gehalten ist, um wirklich in die Tiefe zu gehen. Auch bleiben einige erklärende Szenen auf der Strecke, da vieles bereits in „Nur eine rage er Liebe“ beschrieben wurde. Zwar sind alle relevanten Szenen ausführlich und gut umgesetzt, doch die verbundenen Teile dazwischen werden übersprungen, so dass man das Gefühl hat einiges zu verpassen. „Anna  Eva“ ist nicht kontinuierlich erzählt, sondern ein wenig sprunghaft, was es ein wenig erschwert, sich richtig auf die Figuren einzulassen.
Dennoch ist es schön, Anna (die man bereits seit Jana Walthers Debüt „Benjamins Gärten“ kennt) endlich in der Hauptrolle zu sehen und ihre Gedanken und Gefühle kennenzulernen. In gewisser Weise schließt sich mit „Anna & Eva“ ein Kreis, der seit mehreren Büchern offen war. Umso schöner, dass die Autorin ihre Geschichte parallel zu „Nur eine Frage der Liebe“ ansetzt, wodurch beide Romane eine gewissen Dreidimensionalität erhalten.

Die Charaktere sind sehr interessant und authentisch gehalten – Anna ist eine sympathische Protagonisten, die man schnell ins Herz schließt. Eva ist wesentlich spröder, doch das stört wenig, da sie einen sehr schönen Kontrast zu Annas lockerer, fröhlicher Art bildet. Dennoch wäre es schön gewesen, mehr über Eva, ihr Leben und ihre Anpassung zu erfahren, da ihr Charakter eine Menge Potenzial bildet. Trotzdem ist es spannend, Evas Weg zu verfolgen, immerhin fällt es ihr um ein vielfaches schwerer, sich auf eine Beziehung mit einer Frau einzulassen. Diesen Konflikt hat Jana Walther sehr gut dargestellt – man begreift, warum es dauert, bis sie Annas Avancen nachgibt.

Stilistisch bewegt sich „Anna & Eva“ auf gewohnt hohem Niveau – Jana Walther hat einen sehr sicheren, erwachsenen Schreibstil, der gut zu den Charakteren und der tiefgängigen Geschichte passt. „Anna & Eva“ ist ein wenig nüchterner und direkter als „Nur eine Frage der Liebe“, was (dank Phillip) ein wenig leichter daher kam. Sehr schön ist auch, dass Jana Walther kein Blatt vor den Mund nimmt – die Erotikszenen sind stimmig, weder kitschig verbrämt noch unglaubwürdig. Das macht „Anna und Eva“ zu einem gelungenen, realistischen Kurzroman.

Fazit:
„Anna & Eva“ ist eine gelungene Ergänzung zu „Nur eine Frage der Liebe“, die sich am ehesten den Lesern zu empfehlen ist, die die beiden Künstlerinnen bereits aus dem schwulen Drama kennen. So schön der Kurzroman ist, so stilistisch solide umgesetzt, geht doch vieles verloren, wenn man die Ursprungsgeschichte nicht kennt. Daher empfehle ich allen Interessenten beide Romane, am besten hintereinander zu lesen. Jana Walther legt einmal mehr ein schönes Werk vor, das ruhig ein wenig länger und hinsichtlich des transsexuellen Themas tiefgründiger hätte ausfallen können. Zu empfehlen.

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0 Gedanken zu „[NOVELLE] Anna und Eva von Jana Walther“

  1. Wie immer eine aussagestarke Rezension, die kurz und präzise die Dinge auf den Punkt bringt – vielen Dank dafür! Ich lese deine Beiträge jedes Mal mit sehr großem Gewinn.

    Diesmal muss ich aber etwas loswerden. Da ich gerade an einem Roman zum Thema Transgender arbeite und viel darüber recherchiert habe, bin ich über einen Satz gestolpert: “Eva ist wesentlich spröder, was daran liegt, dass sie einst ein Mann war und den Schritt zur Umwandlung gewagt hat.”

    * Keine Transfrau war “einst ein Mann” – sie ist als Frau (!) in einem männlichen Körper geboren.

    * Daher hat Eva auch keine “Umwandlung” vorgenommen, sondern eine Anpassung – nämlich der äußerlichen Erscheinung an ihre Identität.

    * Und dass Eva spröder ist als die Bio-Frau Anna, mag zwar zutreffen, ist aber ganz gewiss keine “transtypische” Eigenschaft.

    Ich habe mittlerweile gelernt, dass Trans*menschen in diesen Fragen (zu Recht) sehr empfindlich sind. Durch unbedachte Formulierungen werden Klischees geprägt, Missverständnisse verbreitet und Vorurteile vertieft.

    Dass dies nicht deine Absicht war, weiß ich. Auch ich – wie vermutlich die meisten Menschen – sage manchmal etwas Unüberlegtes, ohne mir Gedanken darüber zu machen, ob ich alle Zusammenhänge richtig erfasst habe und wie es bei meinem Gegenüber ankommt. Bitte versteh meine Anmerkung also nicht als Kritik, sondern eher als Gedankenanstoß. Nicht nur für dich als Verfasserin, sondern auch für die Leser.

    1. Hallo Jordan,

      vielen lieben Dank für deine Anmerkung, die ich natürlich verstehe und nachvollziehen kann. Ich hab mich wirklich unglücklich ausgedrückt, daher habe ich den entsprechenden Absatz abgeändert und angepasst. Tut mir sehr leid – es lag gewiss nicht in meiner Absicht jemanden damit zu kränken.

      LG
      Juliane

  2. Danke Jordan und Juliane! Ich habe über das Thema Transidentität schon vor dem Schreiben des Ausgangsromans intensiv recherchiert, um es stimmig darzustellen. Es hält sich ja auch immer noch sehr hartnäckig der Begriff Transsexualität, der eigentlich nicht treffend ist.
    Wie auch immer, denke ich schon, dass Eva durch den Weg, den sie gegangen ist, etwas spöder und abweisender/härter geworden ist.

    Ein bisschen gestolpert bin ich auch über “etwas maskuline Art” gleich am Anfang. Eigentlich beschreibe ich Eva schon ziemlich feminin. Hey, sie tauschen Make-up und Schmuck 😉

    Einzelne Worte können da wirklich viel ausmachen. Nachdem eine liebe Freundin das Buch gelesen hatte, erzählt sie, dass es dem Sohn einer Bekannten so ergangen sei, er habe die Operationen und alles mitgemacht und lebe heute glücklich mit einer Frau. Es sei eigentlich wie im Buch – nur das die Freundin die ganze Zeit “Er” sagte. Sie meinte das keinesfalls böse, es ist einfach Gedankenlosigkeit.
    Liebe Grüße von den sechs Js
    Jana

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