Autor: Chris P. Rolls
Taschenbuch: 112 Seiten
ISBN: 978-1522945369
Preis: 2,99 EUR (ebook) | 4,50 EUR (Taschenbuch)
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Story:
Nach etlichen Monaten Flaute in seinem Sexleben, entschließt sich Silas zu einer Probemitgliedschaft bei dem seriösen Club „Blinded Date“. Dort ist Anonymität Pflicht, was bedeutet, dass X-Männer (sprich derjenige, der die erotischen Zusammenkünfte aktiv beeinflusst) Masken tragen und sich Y-Männer vollkommen blind auf die Spielereien mit ihrem unbekannten Partner einlassen (was nicht bedeutet, dass sie passiv sein müssen). Die Wahl welchen Part man übernimmt, kann jeder am Abend für sich selbst treffen – jedes Mitglied hat im Vorfeld einen entsprechenden Bogen über seine Vorlieben ausgefüllt, die der Sexpartner unbedingt einzuhalten hat. Silas reizt der Gedanke daran, nicht zu wissen, mit wem er zusammen ist und probiert testet beide Rollen für sich aus. Bereits bei seinem zweiten Besuch trifft er auf einen Mann, der nicht nur seine Sehnsüchte erfüllt, sondern zu dem er sich seltsamerweise auch hingezogen fühlt – und das obwohl er ihn nie zu Gesicht bekommen hat …
Eigene Meinung:
„Blinded Date“ ist ein knapp 100-seitiger Kurzroman der beliebten Gay Romance Autorin Chris P. Rolls. Entsprechend der Beschreibung und Kürze des Textes kann man sich bereits im Vorfeld denken, dass es sich um einen sehr expliziten Roman mit einigen romantischen Elementen handelt. Leser, die auf eine ausgeklügelte Handlung und tiefgründige Charaktere Wert legen, werden also nur bedingt glücklich sein.
Inhaltlich passiert kaum mehr als Silas‘ Besuche im Club und sein Ausprobieren der unterschiedlichen Rollenmodelle. Während er sich nicht wirklich in den Part eines X-Mannes einfinden kann und Angst hat die Wünsche seines Partners nicht zufriedenstellend zu erfüllen, findet er recht schnell Gefallen an der anderen Position. Das liegt vor allem daran, dass er bei seinem ersten Blinded Date als X-Mann einen Partner findet, der ihn nicht nur befriedigt, sondern der ihn auch außerhalb essen anspricht. Es ist klar, dass sich zwischen den beiden Männern mehr entwickelt und zum Ende hin auch die Romantik nicht zu kurz kommt. So ist „Blinded Date“ ziemlich vorhersehbar, denn der Leser kann sich denken, dass Silas in dem Club seiner neuen Liebe begegnet.
Trotzdem ist die Geschichte spannend und originell, was nicht zuletzt am Konzept des Clubs liegt. Es bietet auf jeden Fall eine Menge Potenzial, denn es hat auch für den Leser seinen Reiz, dass Silas vollkommen blind ist und sich nur auf seine anderen Sinne verlassen kann. Lediglich die Tatsache, dass Silas auf Anhieb auf jemanden trifft, der ihn nicht nur vollkommen zufriedenstellt, sondern auch noch wiedersehen will, wirkt ein wenig unrealistisch. Chris P. Rolls verschenkt an dieser Stelle Potenzial, was jedoch eher an der Kürze des Buches liegt – sie hätte einige Aspekte und Hintergründe durchaus umfangreicher beschreiben und dem Grundthema mehr Aufmerksamkeit schenken können. Vielleicht kommt da ja irgendwann mehr – um den Club könnte man gewiss weitere Geschichten stricken.
Charakterlich sollte man nicht zu viel erwarten – die Figuren sind recht stereotyp, wobei man als Leser vorwiegend Silas kennenlernt. Immerhin wird die Geschichte aus seiner Sicht erzählt, sprich man erfährt ein wenig über seine Leben und seine Beweggründe. Ansonsten bleibt er eher blass, ebenso wie die übrigen Charaktere.
Stilistisch bietet Chris P. Rolls solide, hocherotische Kost. Sehr stimmungsvoll und gut umschrieben sind die Sexszenen, die sich die Autorin dieses Mal auf alle anderen Sinne außerhalb des „Sehens“ konzentrieren muss, was den Beschreibungen eine ganz andere Qualität verleiht. Es gelingt ihr trotz des „Handycaps“ sehr abwechslungsreich und eindringlich die expliziteren Szenen zu beschreiben, so dass keinerlei Langeweile aufkommt. Auch die Umgebung wird gut wiedergegeben, so dass man sich den Club und das dort verkehrende Klientel gut vorstellen kann.
Fazit:
„Blinded Date“ ist ein gelungener Kurzroman, der durch eine schöne, der erotischen Handlung angemessene Sprache besticht. Wer keine expliziten Gay Geschichten mag oder Wert auf Charakterentwicklung und eine tiefgründige Geschichte legt, ist hier definitiv falsch. Chris P. Rolls Roman ist eher etwas Erotisch-Sinnliches für Zwischendurch – das sollte man im Hinterkopf behalten, wenn man sich für „Blinded Date“ entscheidet.