Autor: S. B. Sasori
Taschenbuch: 74 Seiten
ASIN: B00O8LHT6K
Preis: 1,99 EUR (eBook) | 4,99 EUR (Taschenbuch)
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Story:
Schon am ersten Tag fällt Hannes Veller dem schwulen Finn ins Auge. Ausgerechnet zur Rush Hour überquert der junge Mann die Straße, ohne auf den Verkehr zu achten und verhält sich auch sonst eher ungewöhnlich. Schnell erkennt Finn, dass Hannes fast blind ist und lediglich grobe Schatten erkennen kann. Als Hannes in die leerstehende Wohnung gegenüber einzieht, bietet Finn seinem neuen Nachbarn bereitwillig seine Hilfe an und kommt dem blinden Mann schon am ersten Abend näher …
Eigene Meinung:
„Rot. Grün? Blind!“ ist eine knapp 80-seitige Novelle der Autorin S. B. Sasori, die durch die „Schlangenfluch“-Trilogie und „Der Sodomit“ auf sich aufmerksam gemacht hat. In der vorliegenden Geschichte bleibt sie ihrem Motto „Männer mit körperlichen Einschränkungen oder Behinderungen“ in den Mittelpunkt zu rücken, treu, und präsentiert mit Hannes einen blinden Protagonisten. Die Grundidee ist demnach spannend und macht auf jeden Fall Lust auf mehr. Leider scheitert die Geschichte genau in diesem Punkt – das mehr fehlt. So schön die Charaktere ausgearbeitet sind, so solide der Schreibstil der Autorin ist, es fehlt einfach an Tiefgang. Das Thema eignet sich einfach nicht für eine kurze Novelle, sondern schreit geradezu nach einem längeren Werk, um Hannes‘ Leben, seine Gedanken und Gefühle und die Beziehung zwischen ihm und Finn richtig zu beleuchten. Stattdessen geht einfach alles zu schnell – bereits in der ersten Nacht landen die beiden miteinander im Bett. Sicherlich ist das das Ziel der Novelle gewesen, immerhin hat man mit Erotik gerechnet, doch es geht einfach zu schnell.
Gerade weil Hannes blind und verunsichert ist, kommt diese schnelle Entwicklung unglaubwürdig daher. Da hätte man sich einfach mehr Zeit lassen müssen, Vertrauen zwischen Hannes und Finn aufbauen und die Sache langsam angehen sollen. So lernt man die Figuren nur oberflächlich kennen, erfährt, wie Finn überhaupt erblindet ist und warum er die Farbe Rot nicht ausstehen kann. Doch da endet die Charakterbeschreibung auch schon, denn S.B. Sasori führt die Handlung nicht weiter.
Stilistisch gibt es wenig zu bemängeln. Die Autorin hat einen sehr einprägsamen, direkten Stil, der weder platt noch stereotyp daherkommt. Gerade die Erotikszenen sind sehr gut umgesetzt und stimmungsvoll beschrieben. Auch beleuchtet sie die Charaktere und ihre Gedanken ein wenig genauer, einzig die Kürze der Geschichte sorgt dafür, dass man sie kaum kennenlernt.
Fazit:
Von der Grundidee her ist „Rot. Grün? Blind!“ eine spannende Novelle, die durch einen sehr ausgereiften Stil und interessante Charaktere begeistern kann. Leider wird die Kürze der Geschichte zum Verhängnis, denn 80 Seiten reichen bei weitem nicht, um alles aus der Novelle herauszuholen. Es lässt den Leser einfach unzufrieden zurück, da eine Menge Potenzial verschenkt wird. Bleibt zu hoffen, dass S.B. Sasori irgendwann die Geschichte um Hannes und Finn erneut aufgreift und sie in Romanform fortführt – verdient hätten es das Konzept und die Charaktere auf jeden Fall!
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