[ROMAN] Armistice – Schweigen der Waffen von Lara Elena Donnelly

Autor*in: Lara Elena Donnelly
Übersetzer*in: Roswitha Giesen
Taschenbuch: 432 Seiten
ISBN: 978-3986663612
Preis: 12,99 EUR (eBook) / 18,00 EUR (Taschenbuch)
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Story:
Die nationalistische Partei OSP hat ganz Gedda und die Stadt Amberlough eingenommen. Viele Menschen sind vor den Ospies geflohen, darunter auch Aristide Makricosta, der sich nun im tropischen Porachis als Filmregisseur einen Namen macht, den Verlust seines Liebhabers Cyril aber nicht gänzlich überwinden kann. Auch die ehemalige Tänzerin Cordelia Lehane hat einen neuen Weg eingeschlagen – als Anführerin des Widerstands gegen die Ospies ist sie für mehrere Bombenanschläge verantwortlich und versucht mit Aristides Hilfe unterzutauchen. Als Lillian DePaul, Cyrils Schwester, von Geddas neuer Regierung erpresst wird einen vermeintlichen Verräter zu überführen, führt sie das zu dem Mann, der Cyril verraten hat … und zu Ari und Cordelia, die schon bald im Zentrum mehrerer Intrigen stehen …

Eigene Meinung:
Mit dem Roman „Armistice – Schweigen der Waffen“ setzt Lara Elena Donnelly die Geschichte in ihrer fiktiven Welt fort und beleuchtet den Werdegang von Aristide und Cordelia nachdem in Amberlough die Ospies an die Macht kamen. Statt Cyril führt sie mit dessen Schwester Lillian eine neue Figur ein, die im ersten Band nur am Rande erwähnt wird und gewährt den Lesenden Einblicke in ihre Welt. Das Buch erschien im Frühjahr 2024, der finale Roman „Amnesty – Ruf nach Gerechtigkeit“ ist im Sommer 2024 ebenfalls in deutscher Sprache bei Cross Cult erschienen.

Die Geschichte setzt zwei Jahre nach den dramatischen Ereignissen von „Amberlough – Stadt der Sünde“ an und entführt Lesende in das tropische Land Porachis, wo Aristide zwar ein Leben in Luxus führt, seinen Schmerz um Cyrils Verlust jedoch in Alkohol ertränkt. Im Gegenzug dazu ist Cordelia eine Widerstandskämpferin geworden, die alles daran setzt gegen die verhassten Ospies vorzugehen. Beide haben sich im Vergleich zu ihrem Leben in Amberlough sehr verändert, was von der Autorin gut geschildert wird, auch wenn man die Wandlung nicht miterlebt hat, sondern nur das Ergebnis präsentiert bekommt. Neben den beiden tauchen etliche neue Figuren auf, die mal intensiver beleuchtet werden, mal nur am Rand auftauchen. Insgesamt fiel der Einstieg in die Geschichte jedoch nicht so leicht, was vor allem daran liegt, dass man als Lesender keine Ahnung hat, wo man sich überhaupt befindet – eine Karte zur Orientierung gibt es nicht, die vielen Städte und Länder, die erwähnt werden, kann man nicht einordnen und die Beschreibungen bleiben zumeist sehr oberflächlich. Anstatt sich auf die Welt von Lara Elena Donnelly einzulassen, versucht man die Beschreibungen auf die reale Welt umzumünzen und passende, existierende Länder zu finden. Wirklich fantastisch fühlt sich daher weder die Welt noch die Bewohner*innen an – bis auf wenige kleinere Details hat man es mit einem Abbild unserer Welt zu tun, bei der lediglich die Namen geändert wurden.
Auch sonst hat der Roman etliche Längen, in denen einfach nichts passiert – sicherlich hat jede Figur ihre Intrigen und Pläne, die gesponnen werden, doch so wirklich kommt niemand von ihnen von der Stelle: Ari lässt sich treiben und verschließt die Augen vor der Wahrheit, Cordelia ist nahezu besessen von ihrem Feldzug gegen die Ospies und geht dabei auch über Leichen, Lillian arbeitet notgedrungen für die Ospies, da diese mit ihrem Sohn erpressen, der in Gedda auf eine Internatsschule geht. Es dauert, bis man sich durch die langatmigen, politischen Verwicklungen gekämpft hat und die Figuren sich aufraffen, um gemeinsam am selben Strang zu ziehen.

Die Figuren sind durchaus realistisch und gut nachvollziehbar in Szene gesetzt – egal ob es sich hierbei um alte Bekannte oder neue Charaktere handelt. Die Autorin weiß, wie man die verschiedenen Persönlichkeiten der Figuren zur Geltung bringt, die Stärken und Schwächen aufzeigt. Da die Geschichte aus Sicht von Ari, Cordelia und Lillian erzählt wird, lernt man diese drei am besten kennen. Gerade die beiden Frauen können hierbei überzeugen – sie sind stark, selbstständig und wissen, was sie wollen. Ihre Ziele verfolgen sie fokussiert und ohne sich von jemanden davon abzubringen. Auch im matriachalen Porachis, wo die Frauen das Sagen haben, findet man viele starke, weibliche Figuren, die den Männern deutlich überlegen sind.

Stilistisch legt die Autorin ein solide geschriebenes, jedoch recht langatmiges Buch vor, das durch viele Füllszenen und Dialoge besticht. Die Spannung bleibt bei den vielen politischen Plänkeleien verschiedener Figuren, Regierungen und Ländern größtenteils auf der Strecke und auch die düstere Bedrohungslage, die im ersten Band vorherrschte, fehlt gänzlich. Hinzukommt eine Welt, die man nicht nachvollziehen kann, da sie blass bleibt und sich kaum erfassen lässt – fantastisch klingende Namen, ein paar eingeworfene, sprachliche Begrifflichkeiten, angedeutete Glaubensrichtungen und verschiedene, politische Richtungen machen keine greifbare Fantasy-Welt, sondern sorgen eher für Irritation und Unverständnis. Es ist schade, dass es Lara Elena Donnelly nicht gelingt, ihre Welt erlebbar zu machen – im ersten Band ist ihr das mit der Stadt Amberlough noch gelungen, in „Armistice – Schweigen der Waffen“ gelingt es ihr nicht, wirklich einzutauchen.

Fazit:
„Armistice – Schweigen der Waffen“ von Lara Elena Donnelly reicht leider bei weitem nicht an den ersten Band „Amberlough – Stadt der Sünde“ heran und ist daher nur bedingt zu empfehlen, was vor allem an den Längen und der unwirklichen, nicht nachvollziehbaren Welt liegt. Während de Figuren und ihre Handlungen durchaus überzeugen können, fällt es Lesenden schwer in das Buch einzutauchen und mit Ari, Cordelia und Lillian wirklich mitzufiebern. Erst zum Ende hin nimmt die Geschichte an Fahrt auf, doch das kann nicht über die vielen Seiten hinwegtrösten, in denen kaum etwas passiert ist. Ob sich der Griff zum letzten Band lohnt, ist schwer zu sagen – das sollte jeder für sich entscheiden.

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