Autor: Carol Grayson
Taschenbuch: 92 Seiten
ISBN: 978-3945033487
Preis: 4,99 EUR (eBook) | 9,90 EUR (Taschenbuch)
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Story:
Mit dem Beginn des zweiten Weltkrieges, ändert sich das Nachtleben in Berlin. Immer häufiger werden Lokale und Clubs kontrolliert, Verbote ausgesprochen oder von Offizieren und Soldaten besucht. Dies trifft auch das „Le Chalet“, in dem der französische Gigolo und Eintänzer Claude Duval arbeitet, der als Ausländer sowieso einen schweren Stand hat. Als ihm eines Abends Ulrich von Eisenau, Offizier der Luftwaffe, begegnet, ahnt er nicht, wie sehr die se Bekanntschaft sein Leben auf den Kopf stellen wird. Schnell finden die beiden ungleichen Männer zueinander, doch die Zeiten sind rau, brutal und gefährlich – insbesondere für eine homosexuelle Liebe.
Eigene Meinung:
Die Autorin Carol Grayson ist im deutschen Gay Romance Bereich keine Unbekannte. Aus ihrer Feder stammen unzählige Romane und Novellen, die ursprünglich im FWZ Verlag, unterdessen im Brighton Verlag erschienen sind. Mit knapp 80 Seiten fällt „Ballroom – Melodie der Sehnsucht“ eher in den Novellenbereich, was das Büchlein für knapp 10,- Euro verhältnismäßig teuer macht.
Aufgrund des geringen Umfangs ist dem Leser von Anfang an klar, dass es sich nicht um eine tiefgründige, realistische und gut ausgearbeitete Handlung handelt – für ein derartiges Thema reichen manchmal 500 Seiten nicht, immerhin bietet das Berlin der End-30er einen sehr interessanten Schauplatz und der 2. Weltkrieg ist sowieso ein Thema, dass sich nicht auf wenigen Seiten abhandeln lässt. Dennoch schafft es die Autorin leider nicht wenigstens einen Teil dessen zu erfüllen, was man sich als Leser vorstellt, wenn man den Klappentext liest – nämlich von einer unmöglichen Liebe und deren Ergebnis in den Wirren des 2. Weltkriegs zu berichten.
Zu schnell, zu episodenhaft und zu wenig ausführlich wird die Geschichte um Claude und Ulrich erzählt – es mangelt an Tiefgang, Logik und einer sensiblen Abhandlung des Themas. Sicherlich habe ich nicht mit einer intensiven Auseinandersetzung der Themen Homosexualität, 2. Weltkrieg und die Ängste und Sorgen der Bevölkerung gerechnet, doch wenigstens die zwischenmenschlichen Zusammenhänge, insbesondere die Liebe der beiden Hauptfiguren, hätte man wesentlich deutlicher und intensiver herausarbeiten können. Es geht zu schnell voran – kaum haben sie sich kennenglernt, und Claude den Tanzunterricht von Ulrichs kleiner Schwester übernommen, steigen sie in eine heimliche Affäre ein, ohne dass man als Leser mitbekommen hat, an welcher Stelle sich Claude und Ulrich überhaupt näher gekommen sind. Es kommt weder Spannung, noch Gefühl auf – „Ballroom – Melodie der Sehnsucht“ bleibt recht oberflächlich und kann inhaltlich leider nicht überzeugen, selbst wenn man das Thema 2. Weltkrieg außen vorlässt.
Auch die Charaktere, ihre Gedanken und Gefühle bleiben eher im Hintergrund und kommen nur selten zum Tragen. Man kann sich weder mit Claude, noch mit Ulrich oder den vielen Nebenfiguren identifizieren. Dazu lernt man niemanden gut genug kennen, was sehr schade ist. Carol Grayson hat durchaus einige interessante Figuren geschaffen, doch sie bleiben zweidimensional und platt. Mehr Seiten und die Konzentration auf die beiden Hauptfiguren hätten dem Buch gut getan. Zwar hätten dann einige Nebenfiguren weiter zurücktreten müssen, aber vielleicht hätte man auf diesem Weg den Protagonisten mehr Tiefe und Lebendigkeit verleihen können.
Stilistisch ist „Ballroom – Melodie der Sehnsucht“ ebenfalls Geschmackssache. Die vielen Sprünge in der Geschichte und zu den verschiedenen Charakteren machen es schwer, sich auf die Novelle einzulassen. Die knappe Erzählweise, teils sehr dialoglastig, teils ohne wirkliche Beschreibungen der Gedanken- und Gefühlswelten, sorgt ebenfalls dafür, das man nur mühsam vorankommt. Es ist schade, dass oftmals aus Sicht von anderen Figuren erzählt wird, anstatt sich auf Claude und Ulrich zu konzentrieren, deren Gedanken, Sorgen und Gefühle im Grunde am interessantesten sind. So erfährt man eine Menge über die anderen Angestellten des „Le Chalet“, aber nur wenig über die Protagnisten. Probleme und Schwierigkeiten werden ebenfalls schnell abgehandelt, teils sind die Lösungen ein wenig unlogisch, zu sehr vom Zufall abhängig gemacht und nicht immer nachvollziehbar geschildert.
Fazit:
All das sorgt dafür, dass man „Ballroom – Melodie der Sehnsucht“ leider nicht empfehlen kann. Es ist schade, dass Carol Grayson aus der Idee nur eine Novelle gemacht hat, ist sie doch zu kurz, um dem Thema den Tiefgang und die Komplexität zu geben, dass es verdient hätte. Leider können weder die Geschichte, noch die Charaktere und ihre Beziehung zu einander, oder der recht sprunghafte, flache Schreibstil überzeugen, so dass das dünne Büchlein nur etwas für Fans der Autorin ist. Schade.
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