Autor: Paul Senftenberg
Taschenbuch: 186 Seiten
ISBN: 978-3863614034
Preis: 12,99 EUR (eBook) | 15,50 EUR (Taschenbuch)
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Story:
Nur einen einzigen Sommer dauert die heftige Liebesgeschichte zwischen den Jugendlichen Thomas und Martin an, die sich unweit der Donau kennenlernen und fortan auf dem „Friedhof der Namenlosen“ treffen. Die Beziehung scheitert an Martin, der sich seine Homosexualität nicht eingestehen will, während Thomas sich nach und nach outet.
Erst 22 Jahre später begegnen sich die beiden wieder – Thomas lebt offen schwul und arbeitet als freischaffender Künstler, Martin hat eine Studienkollegin Margit geheiratet, mit ihr zwei Kinder und sich eine Existenz als Buchhändler aufgebaut. Das Wiedertreffen ruft bei beiden die alten Gefühle wach, doch noch immer fällt es Martin schwer dazu zu stehen. Dennoch beginnt er eine Affäre mit Thomas. Schnell muss er erkennen, wie sehr er sich im Grunde nach männlicher Gesellschaft gesehnt hat und dass sein Herz noch immer an seiner ersten Liebe hängt. Als er schließlich seine Frau Margit einweiht, kommt es zu einer Katastrophe …
Eigene Meinung:
Der Roman „Damals ist vorbei“ ist das Debüt des österreichischen Schriftstellers Paul Senftenberg. Die Erstauflage erschien 2009 im Bruno Gmünder Verlag und wurde 2014 in einer überarbeiteten Neuauflage bei Himmelsstürmer herausgebracht. Wie bei einigen seiner späteren Bücher hat „Damals ist vorbei“ ein offenes Ende, das zum Spekulieren und Nachdenken anregt.
Die Geschichte wird aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt, ebenso springt der Autor zwischen zwei Zeitebenen: dem Sommer, in dem sich Thomas und Martin kennen und lieben lernen und die Zeit des Wiedertreffens, 22 Jahre später. Wie man es von Paul Senftenberg gewohnt ist verknüpft er die einzelnen Passagen geschickt miteinander und lässt den Leser in eine facettenreiche Geschichte über Liebe, Vertrauen, Angst und Toleranz eintauchen. Dabei wird er nie kitschig, sondern erzählt auf sehr ernste, direkte und authentische Art und Weise von Thomas und Martins Beziehung und die Probleme, mit denen sie zu kämpfen haben. Dabei lässt er auch Margits Sicht nicht aus dem Auge, denn als gehörnte Ehefrau ist sie ebenfalls von den Ereignissen getroffen, die ihr komplettes Leben auf den Kopf stellen. Alle Charaktere müssen sich auf die geänderte Situation einstellen, doch am meisten haben die Ehepartner mit Martins Homosexualität zu kämpfen: Margit sieht ihr Leben zerbrechen und sucht nach Schuldigen, ihr Mann sehnt sich danach, sich nicht mehr zu verstecken, sondern zu dem zu stehen, was er empfindet. Thomas steht gewissermaßen zwischen den Stühlen, wird jedoch mit in die Tiefe gerissen, als die Ereignisse eskalieren.
„Damals ist vorbei“ ist ein Buch, das zum Nachdenken anregt und das man nur schwer aus der Hand legen kann. Es berührt den Leser und lässt ihn nicht mehr los, was sowohl am puzzleartigen Aufbau des Romans, als auch an den authentischen Charakteren liegt.
Diese sind für den Leser sehr gut nachvollziehbar und realistisch. Man kann sich problemfrei mit Thomas, Martin und Margit identifizieren, da ihre Gedanken und Gefühle sehr gut beschrieben und dargelegt werden. Die Charaktere wirken lebendig, was „Damals ist vorbei“ noch greifbarer macht. Sei es Thomas‘ Jugendprobleme und seine schwierige Kindheit, Martins Ängste und Unsicherheiten oder Margits Zorn und Panik – man versteht jeden einzelnen von ihnen. Paul Senftenberg erschafft Charaktere jenseits des üblichen schwarz/weiß-Schemas, reale Persönlichkeiten, die ihre Stärken und Schwächen haben. Sie sind dafür verantwortlich, dass man so gut in die Geschichte eintauchen und die Ereignisse direkt miterleben kann.
Stilistisch beeindruckt Paul Senftenberg auch mit seinem Debüt – er hat einen sehr schönen, belletristisch hochwertigen Stil, der sich von der breiten Masse der Gay Romance Werke abhebt. Selbst die erotischen Szenen sind sehr ansprechend umgesetzt, was unterstreicht, dass es dem Autor um die Gefühle und Gedanken seiner Protagonisten und die ernste, dramatische Handlung geht, und nicht um Sex und gekoppelt mit kurzweiliger Unterhaltung. Dank seiner lebendigen, berührenden Sprache ist man sofort im Geschehen und bei den Charakteren, fiebert mit ihnen mit und wünschte allen ein Happy-End. Dass dies reines Wunschdenken ist, wird nicht nur den Charakteren klar, auch der Leser weiß, dass es für diese Geschichte kein glückliches Ende gibt. Dahingehend überrascht Paul Senftenberg zumindest damit, dass er ein offenes Ende gewählt hat, anstatt eine Lösung zu präsentieren. So bleibt es jedem selbst überlassen, wie „Damals ist vorbei“ endet.
Fazit:
Paul Senftenbergs „Damals ist vorbei“ ist ein wundervolles, sehr berührendes Buch, das mit starken, authentischen Charakteren, einer ruhigen, fesselnden Geschichte und einem wundervollen Schreibstil aufwartet. Dem Autor gelingt ein komplexes, tiefgründiges Werk, das fernab des Mainstream spielt und für Leser ernster, realistischer schwuler Romane ein Muss ist. Sehr zu empfehlen …