Autor*in: Juno Dawson
Übersetzer*in: Constanze Wehnes
Taschenbuch: 480 Seiten
ISBN: 978-3426528792
Preis: 14,99 EUR (eBook) / 16,99 EUR (Taschenbuch)
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Story:
Der Bürgerkrieg unter den Hexen ist vorüber und hat die magiebegabten Freundinnen Niamh, ihre Zwillingsschwester Ciara, Leonie, Helena und Elle auf verschiedene Art geprüft und ihr Leben maßgeblich verändert. Während Niamh als Tierärztin lebt du den Tod ihres Partners verkraftet, hat Leonie mit ihrer Partnerin einen neuen Zirkel geründet, der Diversität und Intersektionalität für alle Hexen verspricht. Elle versucht ein normales Leben mit ihrem Mann zu führen und Helena steht dem Zirkel „Hexen ihrer Majestät“ als neue Hohepriesterin vor.
Als Jahre später die Orakel mit dem Auftauchen eines magisch begabten Kindes das Ende aller Hexen vorhersagen, trifft jede von sich Entscheidungen die nicht nur ihre Freundschaft zueinander, sondern auch das Schicksal Englands verändern. Während Helena alles daran setzt den Jungen festzusetzen, später zu töten, versucht Niamh alles um Theo zu retten, denn der vermeintliche Junge verfügt nicht nur über unvorstellbare Kräfte, er fühlt sich auch als Mädchen …
Eigene Meinung:
Mit „Das begabte Kind“ erschien im Knaur Verlag Ende 2022 der Auftaktband der „Hexenzirkel ihrer Majestät“ Trilogie von Juno Dawson. Die Fortsetzung erscheint unter dem Titel „Die falsche Schwester“ im Juni 2023 und wird die Geschichte, die mit einem fiesen Cliffhanger endete, fortführen. Die Autorin ist ebenfalls Teil der LGBTIQ+ Community und hat bereites mehrere Romane mit queeren Figuren sowie Sachbücher für queere Jugendliche veröffentlicht.
Die Geschichte spielt in England einige Jahre nach einem großen Bürgerkrieg unter den Hexen, der in der Festnahme mehrerer mächtiger Hexen und Hexer sorgte. Juno Dawson entwirft eine spannende Urban Fantasy Welt in der Hexen und Hexer seit Jahrhunderten unter den nichtmagischen Profanen leben und teils die Geschicke Großbritanniens lenken und beeinflussen. Hauptsächlich die Töchter Gaias verfügen über verschiedene, unterschiedlich starke Fähigkeiten, die sich auf Elementarmagie, Telepathie und Telekinese, Heilmagie und Weissagungen erstrecken können. Die Autorin hat eine sehr schöne, in sich schlüssige Hintergrundwelt geschaffen und ein spannendes, gut durchdachtes Magiesystem aufgebaut. Mit dem Transmädchen Theo webt sie zudem eine tolle weitere Figur ein, die Auslöser für all die Ereignisse ist, die über die vier Freundinnen hereinbrechen, denn ausgerechnet Helena als Hohepriesterin ist anfällig dafür, dämonischen Einflüsterungen nachzugeben.
„Das begabte Kind“ besticht durch Spannung, ein ordentliches Maß an Action, einer Prise Romantik und gibt tiefe Einblicke in eine Welt, in der Hexen mitten unter uns leben. Als Leser*in ist man schnell im Geschehen und taucht problemfrei in die Urban Fantasy Geschichte ein.
Die Figuren sind sehr gut ausgearbeitet und nachvollziehbar dargestellt. Man versteht Niamh, die sich nicht auf den Gemüselieferanten Luke einlassen will, aus Angst einmal mehr jemanden zu verlieren; ebenso Elle, die ein normales Leben führen will und ihre Fähigkeiten nicht einsetzen will, bis ihre Tochter sich als Hexe entpuppt. Auch Leonie und ihre Partnerin lernt man sehr gut kennen, denn ihre Probleme als lesbische, farbige Frauen sind ganz andere als die der weißen Hexen, die vorwiegend die Anführerinnen in den Zirkeln sind. Sehr schön ist auch, dass man die Entwicklung Helenas, ihre Hintergedanken, Ängste und Bedenken jederzeit miterleben kann und ihre Sinneswandlung sehr gut nachvollziehen kann – sie ist nicht einfach die Antagonistin, sie hat ihre Gründe sich gegen ihre Freundinnen zu stellen. Juno Dawson hat vier starke Freuen erschaffen, die die Geschichte sehr gut transportieren.
Die Geschichte wird aus Sicht der vier Freundinnen erzählt, wobei der Schwerpunkt auf Helena und Niamh liegt – aus ihrer Perspektive wird ein Großteil der Handlung vorangetrieben. Stilistisch gibt es nichts zu bemängeln – Juno Dawson hat einen fesselnden, mitreißenden Schreibstil, der durch spannende Actionszenen und stimmige Dialoge besticht. Auch die Beschreibungen von Orten und Umgebungen sind atmosphärisch, ebenso gibt sie den Leser*innen genügend Einblick in die Vergangenheit der Figuren und des Hexenzirkels. Sehr schön ist auch, dass jede der Figuren ihre eigene Stimme und mit eigenen Problemen zu kämpfen hat, so dass die Leser*innen nicht durcheinander kommen und jederzeit wissen, wer die Handlung vorantreibt.
Fazit:
„Das begabte Kind“ ist ein gelungener, fesselnder Auftaktbad, der durch eine tolle Mischung aus Fantasy und Soap Opera besticht, ohne ins Kitschige oder Klischeehafte abzurutschen – dafür baut Juno Dawson zu viele ernste und wichtige Gesellschaftsthemen ein. Die Figuren sind gut in Szene gesetzt, handeln nachvollziehbar und haben ihre eigene Stimme. Auch stilistisch kann die Reihe punkten, denn die Autorin hat einen soliden, bildhaften Stil, der sowohl Gedanken und Gefühle der Figuren als auch die Geschichte gut transportieren kann. Wer queere Urban Fantasy Romane oder Geschichten rund um Hexen mag, wird an „Der Hexenzirkel ihrer Majestät“ nicht vorbei kommen – zu empfehlen.