Autor*in: S. E. Harmon
Übersetzer*in: Annika Bührmann
Taschenbuch/Hardcover: 400 Seiten
ISBN: 978-3989060487
Preis: 7,99 EUR (eBook) / 17,00 EUR (Taschenbuch)
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Story:
Im Gegensatz zu seiner Familie, die bekannte Abenteurer und Entdecker sind, bevorzugt es Kit am Schreibtisch zu sitzen und alte Relikte zu erforschen. Die Entschlüsselung der Inschrift einer alten Krone, die dem aztekischen Jaguargott Tlaloc zugeschrieben wird, reißt ihn unvermittelt in ein Abenteuer, denn die Krone ergreift in mehrfacher Hinsicht Besitz von ihm. Um diesen Bann zu brechen, muss er sie zurück in den Tempel einer lange verlorenen Stadt bringen – Chipanya. Da er keinerlei Erfahrung mit Exkursionen, Urwäldern und den damit einhergehenden Gefahren hat, wird er von seinem Stiefbruder Ethan Stone und dessen Trupp begleitet, die in vielerlei Hinsicht Erfahrung mit Expeditionen haben …
Eigene Meinung:
Mit „Das erste und letzte Abenteuer von Kit Sawyer“ erschien im Winter 2024 ein Einzelband der Autorin S. E. Harmon im Second Chances Verlag, wo bereits die vierbändige Urban Fantasy Reihe „Ein Fall für Rain Christiansen“ herausgekommen ist. Die Geschichte ist in sich abgeschossen und entpuppt sich als eine Mischung aus Indianer Jones und Lara Croft mit einigen fantastischen Elementen und einer queeren Liebesgeschichte, die eine Teil der Handlung bestimmt.
Die Geschichte entführt Leser*innen in den mexikanischen Urwald, wo die verschollene Stadt Chipanya vermutet wird und in der es auch aztekisches Gold geben soll. Dass ausgerechnet Kit Sawyer auf die ersten Hinweise für die Lage von Chipanya stößt und bei der Entschlüsselung einer antiken Krone von einer alten Gottheit in Besitz genommen wird, sorgt schnell für Probleme, denn Kit ist gesundheitlich angeschlagen und hat keinerlei Erfahrungen mit Expeditionen. Dennoch bleibt ihm gar nichts anderes übrig, denn der Jaguargott Tlaloc lässt nicht locker und fordert, was ihm gehört – seine Krone und seinen Sperr. Dass sich ausgerechnet Ethan Stone seiner Reise anschließt, sorgt seitens Kit nicht gerade für Begeisterung, doch Leser*innen ist schnell klar, in welche Richtung die Geschichte geht und dass sich zwischen den beiden ungleichen Männern mehr entwickeln wird. S.E. Harmon enttäuscht dahingehend nicht, denn Fans von teils erotischeren Gay Romance Geschichten kommen auf jeden Fall auf ihre Kosten. Aber auch sonst legt die Autorin eine spannende Geschichte vor, die eine schöne Mischung aus Abenteuer, Mystizismen und Geheimnissen bietet, die es zu entdecken gilt. Einzig die Tatsache, dass sowohl der Jaguargott Tlaloc als auch die verschollene Stadt Chipanya reine Fiktion sind, ist ein wenig enttäuschend – die aztekischen Gottheiten und realen Orte hätten genug Stoff geboten, um sich auf den echten Göttermythos zu stützen und die Geschichte noch realistischer aufzubauen. Doch anstatt Legenden und Gottheiten, über die man gegebenenfalls noch einmal hätte nachlesen können, bietet die Autorin eine rein fiktive Hintergrundgeschichte, die zwar spannend und in sich schlüssig ist, die jedoch auf der Meta-Ebene doch ein wenig enttäuscht.
Die Figuren sind sehr authentisch und angenehm realistisch in Szene gesetzt. Kit ist ein interessanter Hauptcharakter, der wegen seiner Epilepsie und körperlichen Konstitution nicht den Weg des Entdeckers einschlagen kann, für den die Familie Sawyer berühmt ist. Im Gegenzug dazu ist sein Stiefbruder Ethan Stone das Paradebeispiel eines Abenteurers – stark, ausdauernd und sehr erfahren. Er ist das Gegenteil von Kit, weswegen sich die beiden gut ergänzen. Die Liebesgeschichte zwischen den beiden wirkt leider ein wenig wie nach Drehbuch und bietet wenig Überraschungen – trotz Kits Abneigung zu Beginn ist schnell klar, dass die beiden am Ende der Geschichte fest verbandelt sind.
Die Nebenfiguren sind ebenfalls sympathisch, kommen aber nur am Rande zum Tagen, was schade ist. Sie hätte man durchaus ein wenig plastischer gestalten können.
Stilistisch gibt es wenig zu bemängeln – S. E. Harmon hat einen schönen, flüssigen Stil, der von guten Beschreibungen und spannenden Actionszenen lebt. Auch die Gespräche sind angenehm zu lesen, wirken weder aufgesetzt noch unpassend, ebenso die erotischeren Szenen, die nicht zu lag und nicht zu kurz sind. Da die Geschichte aus Kits Sicht erzählt wird, lernt man diesen am besten kennen – seine Ängste und Sorgen, Gefühle und Gedanken sind den Leser*innen besonders nahe gegangen und sorgen dafür, dass man mit ihm mitfiebert.
Fazit:
„Das erste und letzte Abenteuer von Kit Sawyer“ ist eine gelungene Mischung aus Abenteuer, antiken Gottheiten, Geheimnissen und Gay Romance und sorgt für Spannung und Abwechslung beim Lesen. S. E. Harmon legt einen solide geschriebenen Roman mit interessanten Figuren vor. Es ist schade, dass die Hintergrundidee um Tlaloc und Chipanya rein fiktiv ist, denn die Realität hätte mit Sicherheit einen passenden Aufhänger für die Geschichte geboten – hier verschenkt die Autorin einiges an Potenzial. Auch die Entwicklung der Liebesgeschichte folgt dem üblichen Schema und bietet im Grunde nichts Neues. Wen das nicht stört und wer die Mischung aus Liebesgeschichte, Abenteuerreise im Urwald und einen Hauch Fantasy schätzt, sollte einen Blick riskieren.