Autor: Jutta Ahrens
Taschenbuch: 712 Seiten
ISBN: 978-1500215736
Preis: 4,99 (eBook) | 19,99 (Taschenbuch)
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Story:
Asarhaddons Leben ist von Anfang an durch Blut, Grausamkeit und strenger Enthaltsamkeit geprägt. Bereits in jungen Jahren wird er zum Hohepriester Aschschurs ausgebildet, des strengen, grausamen Kriegsgottes der Assyrer, dem man mit Menschopfern huldigt. Seine erste Erfahrung mit einer Frau endet in einer Katastrophe, die ihn gelähmt zurücklässt. Er hat bereits mit seinem Leben abgeschlossen, da taucht eines Tages ein Mann namens Kautilya auf und bietet Asarhaddon an, ihn zu heilen. Im Ausgleich dafür soll der Hohepriester ein Jahr lang auf seine Macht verzichten und als Bettler leben. Asarhaddon nimmt das Angebot an und lernt erstmals ein anderes Leben, fernab des Priestertums kennen. Mit diesem Jahr legt sich der Grundstein einer stetigen, aber sehr langsamen Wandlung Asarhaddons, der in den Folgejahren nicht nur umliegende Länder und Reiche in Kriegszügen erobert und sogar seinen Bruder vom Thron stößt, sondern auch Freunde findet und schließlich auch eine ganz andere Art der Liebe kennenlernt – in den Prinzen Sardur.
Eigene Meinung:
Jutta Ahrens Roman „Der blutige Thron“ erschien bereits 1993 unter dem Titel „Der König von Assur“ und ist einer der ersten deutschen Romane, der die Homosexualität mehrere Figuren thematisiert. Inzwischen ist das bei Piper herausgekommene Buch längst vergriffen, doch die Autorin hat es unter dem Titel „Der blutige Thron“ selbst herausgebracht und hat den Lesern damit einen der schönsten und gleichzeitig tiefgängigsten, historischen Roman wieder zugänglich gemacht.
Der Inhalt ist nicht so leicht zusammenzufassen, denn der Roman umfasst über 700 Seiten. Der Leser begleitet Asarhaddon mehrere Jahrzehnte seines Lebens lang und erlebt mit ihm die Zeit um 680 vor Chr. Seine Zeit als grausamer Hohepriester, der mit Freuden Menschen quält und opfert, das Jahr, das er als Bettler und Tagelöhner durch die Länder zieht und erstmals so etwas wie Freunde findet, seine Kriegszüge, die seine Gier nach Blut wieder wecken und schließlich seinen langsamen Wandel zu einem Menschen, der eher nach Frieden, denn nach Tod und Verderben strebt. Jutta Ahrens lässt den Leser an dieser Veränderung teilhaben, denn es dauert sehr lange, bis Asarhaddon von seinen alten Gelüsten und Lehren lässt und sich für einen anderen Weg entscheidet. Ebenso lang muss der Fan homoerotischer Lektüre warten, bis sich der stolze Hohepriester seinem eigenen Geschlecht zuwendet, ist Asarhaddon zunächst gänzlich abgeneigt und heiratet eine Frau, mit der er einen Sohn zeugt. So dauert es lange bis Sardur auftaucht und den König von Assur auf seine Art und Weise zu Fall bringt. Auch gibt es keine ausführlichen Erotikszenen, denn diese hätten auch gar nicht zum Buch gepasst – Jutta Ahrens beschränkt sich auf Andeutungen, die vollkommen ausreichen.
Historisch betrachtet ist „Der blutige Thron“ natürlich nicht wirklich korrekt, denn der richtige Asarhaddon war beileibe nicht so wie sein literarisches Pendant, doch das stört weniger, denn ansonsten ist der Roman in sich schlüssig und vermittelt gut die damalige Zeit und das Leben der Menschen. Auch ist es sehr angenehm, dass sich Jutta Ahrens enorm viel Zeit lässt, um Asarhaddons Wandlung nachvollziehbar zu gestalten. So ist der Hohepriester nicht nach dem einen Bettler-Jahr wie gewandelt, im Gegenteil – er schlachtet noch blutiger und grausamer als je zuvor. Auch in den nächsten Jahren seines Lebens scheint er überhaupt nichts von Kautilyas Weg der Güte und Liebe mitgenommen zu haben. Erst nach und nach, teilweise kaum spürbar, vollzieht sich die Änderung in ihm, die so dezent von statten geht, dass es dem Leser erst auffällt, wenn man am Ende des Buches den Hauptcharakter mit seinem alten Ich vergleicht.
Leser sollten sich daher viel Zeit nehmen und nicht ungeduldig werden. Mitunter zieht sich das Buch auch im Mittelteil ein wenig, da wirklich viel Zeit vergeht und viele Schlachten und Kämpfe beschrieben werden. Ebenso nimmt Jutta Ahrens kein Blatt vor den Mund: Asarhaddon ist grausam, genießt es zu quälen und Angst und Schrecken zu verbreiten. „Der blutige Thron“ besticht daher durch die Beschreibung von Gewalt- und Folterszenen, Kämpfen und Grausamkeiten. Daher ist der Roman nichts für seichte Gemüter, die romantische, lockerleichte Geschichten mögen.
Charakterlich ist der Roman einer der überzeugendsten, die ich je gelesen habe. Kaum ein anderer Autor hat einer Figur so viel Zeit zur Entwicklung eingeräumt wie Jutta Ahrens. Sie erschafft mit Asarhaddon einen sehr authentischen, gut nachvollziehbaren Charakter, dessen Veränderung man erst nach und nach zu fassen bekommt. Auch die übrigen Figuren sind sehr schön umgesetzt – seien es Anaxares, Asarhaddons bester Freund und fähigsten Offizier, seine Frau Mirjam, die mit der Zeit eine ganz eigene Stärke entwickelt oder Prinz Sardur, der für den Hohepriester zur wichtigsten Person seines Lebens wird. Alle Figuren nehmen den Leser gefangen, so dass man sich gut in sie hineinversetzen kann.
Stilistisch ist „Der blutige Thron“ zunächst gewöhnungsbedürftig – Jutta Ahrens hat eine sehr eigene Sprache, die sich nur schwer mit den heutigen Romanen vergleichen lässt. Sie hat einen sehr wortgewaltigen, fesselnden aber auch recht altertümlichen Stil, der manchmal wichtige Ereignisse nur oberflächlich zusammenfasst, anderen dafür umso mehr Beachtung schenkt. Aufgrund der vielen Jahrzehnte, die „Der blutige Thron“ umfasst, ist das jedoch nicht so schlimm, denn insgesamt ist er dennoch stimmig und gut nachvollziehbar. Hat man sich erst einmal an Jutta Ahrens Schreibstil gewöhnt, wird man das Buch nicht so schnell aus der Hand legen können, denn es ist spannend und man möchte wissen, wie es weitergeht.
Fazit:
„Der blutige Thron“ ist ein gelungener historischer Roman, der durch sehr authentische und gut nachvollziehbare Charaktere und eine intensive, spannende Geschichte besticht. Jutta Ahrens legt ein stimmungsvolles Buch vor, das nicht unbedingt historisch korrekt ist, dafür aber mit tollen Figuren und der langsamen Wandlung eines Monsters zum friedliebenden Menschen punkten kann. Insgesamt sollte man sich Zeit für das Buch nehmen, denn „Der blutige Thron“ ist kein Buch, das man binnen weniger Stunden liest, sondern für das man sich mehr Zeit nehmen sollte. Wer sich für historische Bücher interessiert und einmal etwas anderes als die üblichen Gay Romance Vertreter lesen möchte, sollte dem Buch eine Chance geben. „Der blutige Thron“ ist selbst nach über 20 Jahren noch empfehlenswert.
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