Autor: Ben Aaronovitch
Taschenbuch: 400 Seiten
ISBN: 978-3423215077
Preis: 7,99 EUR (eBook) / 9,95 EUR (Taschenbuch)
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Story:
Etwas Seltsames geht in dem Londoner Sozialwohnbau Skygarden vor sich – für Peter, Lesley und Nightingale, Mitarbeiter des Folly, Grund genug, den Gebäudekomplex genauer unter die Lupe zu nehmen, nachdem bereits mehrere Menschen, die irgendetwas mit dem Bau zu tun hatten, ihr Leben lassen mussten. Da die meisten Fälle die Signatur des Gesichtslosen, des wohl gefährlichsten, frei herumlaufenden Magiers, tragen, ziehen Peter und Lesley kurzerhand in eine freistehende Wohnung, um ungestört zu ermitteln. Dabei lernen sie nicht nur die skurrilen Bewohner des Towers kennen, Peter stößt auch auf einige Absonderlichkeiten innerhalb der Architektur, die ihn schon bald auf die richtige Spur und gleichzeitig in tödliche Gefahr bringen. Den dieses Mal hat sich der Gesichtslose magische Verstärkung gesucht und schreckt vor nichts zurück …
Eigene Meinung:
Der vierte Band der “Flüsse von London” – Reihe von Ben Aaranovitch knüpft direkt an den Vorgänger “Wispern unter Baker Street” an und markiert noch lange nicht das Ende der erfolgreichen Buchreihe. Band 5, in dem Peter Grant erstmals außerhalb von London ermitteln darf, ist unter dem Titel “Foxglove Summer” bereits in England erhältlich. Die deutsche Fassung dürfte nicht allzu lang auf sich warten lassen, immerhin haben das Folly und seine Mitarbeiter deutschlandweit Fans.
Die Geschichte beginnt dieses Mal ruhiger und tröpfelt gerade in der ersten Hälfte ein wenig vor sich hin. Leider gibt es einige Längen, die den Einstieg erschweren und deutlich zu Lasten der Spannung gehen. Die vielen kleineren Fälle, die zuerst nichts miteinander zu tun haben, sind nicht unbedingt uninteressant, doch es dauert zu lange, bis Peter und seine Freunde auf der richtigen Spur sind und sich den Wohnkomplex Skygarden vornehmen. Erst dann wird “Der böse Ort” endlich spannender und dynamischer, entwickelt sich zu einem Pageturner, den man nur schwer aus der Hand legen kann. Gerade die letzten 100 Seiten sind sehr dicht und mitreißend, das offene Ende macht auf den fünften Band neugierig.
Trotz der langen Anlaufzeit legt Ben Aaranovitch einmal mehr einen gelungenen Mix aus Fantasy und Krimi vor, der Spaß macht und den Leser ausgezeichnet unterhält. Die Magiekomponente ist geschickt in das Gesamtbild eigeflochten und vermag auch Nicht-Fantasy-Fans zu begeistern, da der Schwerpunkt auf der Krimihandlung und der Ermittlungsarbeit liegt.
Neueinsteigern ist der Band nur bedingt zu empfehlen – auch wenn er in sich abgeschlossen ist, empfiehlt es sich doch die vorherigen Romane der Reihe zu lesen, da auf etliche Ereignisse aus den ersten drei Bänden Bezug genommen wird. Ben Aaranovitch erklärt zwar das meiste in kurzen Sätzen, doch ohne das Wissen um die kleinen Krokodile, das unterirdische Volk und die Experimente des Gesichtslosen, die in den ersten Büchern behandelt werden, kommt man nicht weit.
Wie schon in den vorherigen Bänden sind die Charaktere lebendig, sympathisch und ungemein mitreißend. Ohne den schwarzen, etwas tollpatschigen Polizist Peter, dem mysteriösen Nightingale und der taffen Lesley wären die Bücher von Ben Aaranovitch nicht ansatzweise so spannend, lustig und gelungen. Es macht einfach Spaß das Trio bei ihren Ermittlungen über die Schulter zu sehen, ihre unterschiedlichen Eigenheiten und Spleens kennenzulernen und mehr über sie zu erfahren. Zwar wünscht man sich durchaus größeren Input, gerade hinsichtlich Nightingale und Molly, der Haushälterin des Folly, doch man findet auch so Vergnügen an den Figuren. Sie sind einzigartig, alles andere als Stereotyp und bleiben dauerhaft in Erinnerung.
Auch auf liebgewonnene Nebenfiguren muss man nicht verzichten. Ben Aaranovitch beschert dem Leser ein Wiedersehen mit Zach, den Flussgöttinnen (allen voran Beverly Brooks), Oberon und Dr. Walid. Sie geben den Hauptfiguren den passenden Rahmen um zu agieren und sorgen für Abwechslung und die ein oder andere witzige Szene.
Wie von Ben Aaranovitch nicht anders zu erwarten, ist sein Schreibstil unterhaltsam, witzig und dynamisch. Er hat ein unheimlich gutes Gefühl für Situationskomik, Ironie und schwarzen Humor, was gerade in den Dialogen und den Gedankengängen Peters deutlich wird. Hier zeigen sich die eigentlichen Stärken des Buches, denn egal wie spannend, teilweise blutig es wird, Peter hat immer einen lockeren Spruch auf den Lippen. Es macht einfach Spaß, die kleineren Streitereien zwischen den Charakteren, die Seitenhiebe und Peters kurze Ausschweifungen hinsichtlich der Londoner City oder Architektur zu lesen. Ben Aaranovitch bleibt sich auf jeden Fall treu und so ist auch “Der böse Ort” stilistisch gelungen und allein schon wegen dem lebendigen Schreibstil einen Blick wert. Auch die Umschreibungen sind gelungen, so dass man fast immer ein klares Bild vor Augen hat und sich alles sehr gut vorstellen kann.
Fazit:
Wer die bisherigen Bücher um Peter Grant und das Folly mochte, dem wird auch der vierte Band gefallen. “Der böse Ort” bietet alles, was man als Leser von Ben Aaranovitchs Bestsellereihe mag: sympathische, eigenständige Charaktere, eine gelungene Mischung aus Fantasy, Krimi und Comedy und endlich ein Wiedersehen mit dem Gesichtslosen. Zwar ist die erste Hälfte etwas schleppend, aber der unverwechselbare, lockere Stil des Autors sorgt dafür, dass keine Langeweile aufkommt und man sich bestens unterhalten fühlt. Fans der Reihe sollten zugreifen und sich auf einen gemeinen Cliffhanger am Ende einstellen, Neueinsteiger und Interessenten sollten mit “Die Flüsse von London” beginnen und sich in Ben Aaranovitchs “seltsames London” entführen lassen.