[ROMAN] Der Sodomit von S.B. Sasori

Autor: S.B. Sasori
Taschenbuch: 312 Seiten
ISBN-13: 978-3944504131
Preis: 6,99 EUR (eBook) | 12,99 EUR (Taschenbuch)
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Story:
Ungarn, 15. Jahrhundert
Nachdem Mihály Szábos Geliebter aufgrund ihrer Unachtsamkeit und Unvorsichtigkeit sein Leben lassen musste und er nur aufgrund seiner überragenden Fähigkeiten als Wundarzt weiterleben darf, schließt er jegliche Gefühle, die er für andere Männer empfindet, tief in sich ein. Dafür geht er seiner zweiten, geheimen „Leidenschaft“ umso häufiger nach: der Erforschung des menschlichen Körpers, was bedeutet nachts heimlich Leichen aufzuschneiden und zu untersuchen.

Eines Tages bringt der Apotheker Barti den halbtoten Buckligen und als Hexenbalk denunzierten Josias zu ihm. Der junge Mann stellt für Mihály eine neue Herausforderung dar. Zum einen, weil er den versuch startet Josias zu heilen und ihm zu einem neuen aufrechten Leben zu verhelfen; zum anderen weil Josias ungewollte Gefühle in ihm weckt, die sie beide in tödliche Gefahr bringen könnten. Als Josias sich ebenfalls in ihn verliebt, nimmt das Unheil seinen Lauf …

Eigene Meinung:
Mit „Der Sodomit“ legt die Autorin S.B. Sasori ein beeindruckendes und ungewöhnliches Buch vor, das angenehm aus der breiten Masse heraussticht. Mit ihrer „Schlangenfluch“-Trilogie, die von 2012 bis 2014 beim Deadsoft Verlag erschien, machte sie erstmals auf sich aufmerksam, nun entführt sie den Leser ins tiefste Mittelalter und präsentiert die grausame, schmutzige Epoche überzeugend und realistisch.

Sowohl die Hintergründe, als auch die Handlung sind stimmig und sehr gut umgesetzt. Mit ihren ungewöhnlichen Protagonisten, insbesondere mit dem buckligen Josias geht S.B. Sasori neue Wege, die den Leser von den typischen stereotypen, perfekten Helden fortführen. Das macht „Der Sodomit“ zu einer ungewöhnlichen Perle im Gay Bereich, dem Versuch etwas Ungewöhnliches und Neues zu erschaffen.
Die Geschichte ist in sich schlüssig und hält sich eng an die damalige Realität. Das merkt man an den Beschreibungen, kleineren Szenen und Nebensträngen, die das Mittelalter vor dem geistigen Auge zu Leben erwecken. S.B. Sasoris Welt ist schmutzig und blutig, die Menschen, insbesondere die Inquisition grausam und fanatisch. Das findet man auch in den Beschreibungen der Gedanken und Gefühle der Ärzte Támas und Bence wieder, die ihrer engstirnigen Denkweise eine echte Herausforderung sind, aber umso realistischer agieren, wenn man sich die Zeit in Erinnerung ruft.

Ein weiterer Pluspunkt ist, dass sich die Autorin intensiv mit der damaligen Zeit beschäftigt hat. Das merkt man nicht nur an den Figuren, sondern auch den historischen Hintergründen, den Foltermethoden der Inquisition und den Ausläufern der Pest, die immer wieder am Rande erwähnt wird, jedoch nicht direkt mit in die Handlung eingewoben wird. Auch ein Leprakranker taucht als Nebencharakter auf, was dem Buch eine gewisse Dreidimensionalität gibt. S.B. Sasori webt die wichtigsten Ereignisse der Geschichte in ihren Roman ein und verknüpft sie mit dem Alltäglichen der damaligen Epoche. Dadurch entwirft sie ein sehr realistisches, teilweise abstoßendes Bild des 15. Jahrhunderts.

Die Charaktere sind, wie bereits erwähnt, sehr gut nachvollziehbar und handeln logisch. Mihály ist ein spannender Hauptcharakter, seine Denkweise und seine Taten sind wohl als revolutionär zu erachten. Das gilt auch für Barti, der den jungen Wundarzt mit Kräutern und Tinkturen versorgt, und dessen Bruder Leske, der ein Badehaus unterhält. Josias kann ebenfalls überzeugen, ändert er sich im Laufe der Geschichte doch und wächst zum Ende hin über sich hinaus.

Einzig der zeitliche Ablauf und einige Detailbeschreibungen stören das Bild. So hat man als Leser das Gefühl, dass sich Josias Buckel zu schnell zurückbildet, beziehungsweise er auf der „Streckbank“ zu schnell sichtbare Erzeugnisse erzielt. Für den Leser wird er drei oder vier Mal von Mihály behandelt und schon scheint er wesentlich gerade zu gehen, was mir ein wenig unrealistisch vorkommt.
Die Detailbeschreibungen sind ein weiteres Manko, da ich mir die Stadt nicht 100%ig vorstellen konnte. Mal hat man das Gefühl, dass Bartis Apotheke und das Wirtshaus von Sara liegen direkt nebeneinander, dann trennen sie mehrere Straßenzüge. Mal befindet sich das Wirtshaus gegenüber von Mihálys Praxis, plötzlich liegen beide am Fluss und haben einen Direktzugang zum Wasser.
So detailliert S.B. Sasori beschreibt, teilweise reicht es nicht, um sich die Stadt richtig vorstellen zu können. Hier hätten ausführlichere Beschreibungen und mehr Details der Umgebung dem Buch gut getan, ebenso eine nachvollziehbare Darstellung der Örtlichkeiten und Entfernungen.

Stilistisch ist „Der Sodomit“ trotz der kleinen Schwächen gelungen. S.B. Sasori hat einen sehr mitreißenden Stil, der sich nicht davor scheut die Dinge beim Namen zu nennen. Dementsprechend blutig, schmutzig und grausam geht es zu, auch wenn die Charaktere reden. Sie beschönigt nichts und obwohl natürlich auch Gefühle und die Liebe zwischen Mihály und Josias eine Rolle spielen, wird es nie zu kitschig oder romantisch. Als Leser merkt man zwar, dass es zwischen den beiden funkt und auch explizit zur Sache geht, doch unnötige Liebesschwüre und allzu romantische Szenen kommen nicht vor.
Das kommt dem Buch nur zugute, denn es hätte auch nicht gepasst, wenn sich die Autorin zu sehr auf die Liebesgeschichte konzentriert hätte. Stattdessen legt sie Wert auf eine detailgetreue Wiedergabe von Mihálys Verleumdung und seine Folter durch die Inquisition.

Fazit:
„Der Sodomit“ ist ein rundum gelungenes, sehr atmosphärisches Buch, das den Leser bereits nach wenigen Seiten fesselt und mit ins tiefste Mittelalter zieht. S.B. Sasori hat einen sehr detailreichen, lebendigen Stil, der ausgezeichnet zu den Figuren und der damaligen Zeit passt, wenngleich es einige kleinere Ungereimtheiten in der Handlung gibt. Dennoch können ihre Charaktere und die Geschichte überzeugen, und bieten Fans des Gay Genres eine gelungene, lesenswerte Alternative zu den üblichen Romance- und Erotikstoffen. Sehr zu empfehlen.

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