Autorin: Tanja Meurer
Taschenbuch: 540 Seiten
ISBN: 978-3960893769
Preis: 7,99 EUR (eBook) | 14,95 EUR (Taschenbuch)
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Story:
Die Ermittlungen der bunten Truppe um Kriegsveteran und Hauptmann der Garnisonen Gwenael Chabods gehen weiter. Während einer Untersuchung der alten Anstalt Jarvaise stoßen sie erstmals auf handfeste Beweise der Drahtzieher und die wahren Ausmaße der Verbrechen, die die freie Handelsstadt Valvermont schon seit Jahrzehnten erschüttern. Dass Gwenaels Mutter eine der führenden Größen des Verbrecherrings ist in dem es um Lebensenergie, magisch belasteten Stahl und unmenschlichen Experimenten geht, sorgt zusätzlich für Zündstoff. Gwenael und seine Freunde müssen über ihre Grenzen hinausgehen, um sämtliche, grausigen Hintergründe aufzudecken und um das Schlimmste zu verhindern …
Eigene Meinung:
Über drei Jahre mussten Fans des spannenden Steamfantasy Krimis „Die Seelenlosen“ auf die Fortsetzung der Geschichte und damit die Beendigung des ersten Falles warten – im Sommer 2020 erschien mit „Die Körperlosen“ endlich der zweite Band der Reihe „Die Stadt der Maschinenmagie“ im deadsoft Verlag. Weitere Bände sind laut Autorin in Vorbereitung, denn auch wenn der Fall um die Frauenmorde, die Fleischpuppen und die gestohlene Lebensenergie beendet ist, so endet das Buch mit einem Cliffhanger, der Lust auf das nächste Abenteuer macht.
Die Geschichte setzt exakt da ein, wo sie im ersten Teil mit einem fiesen Cliffhanger beendet wurde – Leser*innen des ersten Bandes sollten „Die Seelenlosen“ noch einmal lesen, bevor sie sich „Die Körperlosen“ zu Gemüte führen, um alle offenen Fäden wieder im Kopf präsent zu haben. In gewohnt spannender, sehr dichter Manier begleitet man die Figuren auf ihrem Weg durch die ausgebrannte Anstalt Jarvaise und erlebt das Grauen und die Ungeheuerlichkeiten ihrer Entdeckungen hautnah mit. Hin und wieder schleichen sich zwar Längen ein – an einigen Stellen zu Beginn des zweiten Bandes hätten Kürzungen die Handlung noch dynamischer machen können – doch spätestens ab der Hälfte des Buches ist man gefesselt und fiebert mit den Figuren mit. Während im ersten Band mehr Zeit für das Kennenlernen der Figuren und zwischenmenschliche Beziehungen blieb, ist in „Die Körperlosen“ wenig Zeit dafür. Es geht Knall auf Fall – ein Ereignis jagt das nächste und es wird schnell klar, dass die Geschichte ursprünglich auf ein Buch ausgelegt war und dieser Teil eher das große, epische Finale eines Handlungsbogens ist. Daher sollte man die Bücher unbedingt hintereinander lesen, nicht nur, um sich an die Einzelheiten zu erinnern, sondern auch um im Handlungsbogen zu sein. Fans von romantischen Liebesgeschichten nebst passender erotischer Szenen werden mit „Die Körperlosen“ nicht glücklich werden, denn die Figuren habe gar keine Zeit für traute Zweisamkeit und offene Liebesschwüre. Die Beziehung zwischen Gwenael und Jaleel entwickelt sich zwar weiter, doch dies findet man eher zwischen den Zeilen oder in einigen kurzen Dialogfetzen. Der Fokus der Handlung liegt klar auf der Krimihandlung und die Aufklärung der Ereignisse.
Wie schon in Band 1 gelingt Tanja Meurer eine sehr detaillierte und authentische Fantasywelt, die durch eine Vielzahl stimmiger Details, logisch handelnder Figuren und einer schlüssigen Historie besticht – Valveront als freie Handelsstadt ist ebenso greifbar, wie die Welt Äos, die viele Kriege hinter sich gebracht hat und eine Vielzahl an Völkern und Rassen, nebst Religionen hervorgebracht hat.
Die Figuren sind, wie bereits erwähnt, sehr greifbar und handeln stets logisch – ganz gleich ob es sich hierbei um die Truppe um Gwenael handeln, oder Nebenfiguren, die nur am Rande erwähnt werden. Sie alle wirken lebendig, keiner wirkt wie Staffage oder Beiwerk. Hin und wieder fragt man sich, wie die Figuren das all das bewerkstelligen können, ohne zusammenzubrechen, denn es strömt enorm viel auf Gwenael, Jaleel und die übrigen Figuren ein – doch diesen Eindruck hat man in vielen Büchern. Sehr schön ist, dass jeder Charakter zu seinem Recht kommt, der Fokus nicht nur auf Gwenael und Jaleel liegt sondern alle Mitglieder der Truppe beleuchtet werden. Dabei wird auch deutlich, wie divers und queer der „Cast“ ist, denn Tanja Meurer wartet mit einigen Überraschungen auf.
Stilistisch legt die Autorin ein sehr gut geschriebenes, spannendes Buch vor, das sich allerdings hin und wieder zu sehr in Details und Beschreibungen verliert, so dass man manchmal den Fokus verliert. Nichtsdestotrotz sind die Beschreibungen dicht, packend und wortgewaltig (teilweise kann man die Wortschöpfungen und Umschreibungen nur bewundern – Tanja Meurer hat einen immensen Wortschatz, der in ihren Fantasyromanen ganz besonders zu Tage tritt) – ganz gleich ob es um die Umgebung, Action oder Gefühlswelten der Figuren geht. Auch die Dialoge sind toll umgesetzt, flüssig und sorgen dafür, dass man die Charaktere besser kennenlernt. Wie auch beim ersten Band erlebt man die Ereignisse wechselnd aus Gwenaels und Jaleels Perspektive, weswegen man de beiden am besten kennenlernt.
Fazit:
„Die Körperlosen“ ist eine gelungene, wortgewaltige, spannende Fortsetzung des Steamfantasy Krimis „Die Seelenlosen“ und punktet durch eine gut durchdachte Handlung, eine interessante, authentische Welt und einer bunten, diversen Truppe, die auf den ersten Blick überhaupt nicht zusammenpasst. Tanja Meurer hat einen Welt erschaffen, in die man gerne eintaucht und gibt einem Figuren an die Seite, die durchweg sympathisch und nachvollziehbar sind. Trotz einiger Längen ein empfehlenswertes Buch, das besonders Leser*innen ans Herz gelegt sei, die Lust auf etwas Neues haben, denen klassische High Fantasy zu langweilig ist und die auf der Suche nach diversen Figuren in fantastischen Romanen sind. „Die Stadt der Maschinenmagie“ ist eine der besten Steamfantasy Reihen und man darf gespannt sein, was sich die Autorin als nächstes einfallen lässt. Zu empfehlen.