Autor*in: Eleanor Bardilac
Taschenbuch: 336 Seiten
ISBN: 978-3426530344
Preis: 12,99 EUR (eBook) / 16,99 EUR (Taschenbuch)
Bestellen: Amazon
Story:
Nach dem Tod seiner Frau Celine steht der nächste Partner für Noel bereits fest – um das magische Gewebe der Familie zu erhalten, muss er den zurückgezogen lebenden, familiär geächteten Zwillingsbruder seiner Frau heiraten. Doch Lucien ist ganz anders, als Noel gedacht hat, insbesondere, als er ihm mit seiner Tochter auf das Landgut Cinq Soleils folgt. Fernab der Stadt und den Zwängen der High Society kommen sich die beiden Männer nicht nur näher, sie entdecken auch neue Formen der Magie, die besonders im Einklang mit Luciens Arbeit steht – dem Bau von Prothesen, die mittels Magie betrieben werden können. Doch gerade Noels Bruder gefällt die Entwicklung gar nicht, denn Noels Kräfte sind so unendlich wie einzigartig …
Eigene Meinung:
Mit „Die Magie goldgewebter Herzen“ legt Eleanor Bardilac einen in sich abgeschlossenen Cosy Fantasy Roman vor, in dem es um Liebe, Magie, Familienzusammenhalt und Freundschaft geht. Das Buch erschien Anfang Juni 2024 im Knaur Verlag und legt das Augenmerk eher auf die wachsende Liebe und Beziehung der beiden Hauptfiguren als auf Action, Spannung und ausgeklügelte Kämpfe.
Die Geschichte setzt mit der Verbindungszeremonie von Noe und Lucien an und wird abwechselnd aus deren Perspektive erzählt. Man ist schnell in der Geschichte und einer Welt, in der Magie allgegenwärtig ist und es je nach Familie verschiedene, magische Webarten gibt. Gerade in der High Society ist es üblich, Menschen miteinander zu verheiraten, deren Webarten sich ergänzen beziehungsweise um sich die Fähigkeiten anderer Familien zu Nutze zu machen. Gänzlich schlüssig ist den Leser*innen die magische Hintergrundwelt bis zum Ende nicht, doch in großen Teilen kann man das System nachvollziehen. Der Hauptfokus der Geschichte liegt auf Noel und Lucien, und deren wachsende Liebe zueinander. Sehr behutsam entwickelt Eleanor Bardilac die Beziehung der beiden, führt sie ohne Hast zueinander und lässt sie einander nach und nach kennenlernen. Die Kulisse des idyllischen Landhauses Cinq Soleils bietet das perfekte Ambiente, denn hier kann jeder sein wie er möchte – so sind die dort lebenden Hausangestellten mehr als bloße Bedienstete, sondern Vertraute, Freund*innen und Unterstützer*innen. Sie sind Luciens Wahlfamilie und werden dies auch für Noel und seine Tochter Celeste, deren Form der Magie Luciens nicht unähnlich ist. Cinq Soleils ist ein fast utopischer Ort in einer Welt, in der Konventionen und Traditionen eine wichtige Rolle spielen und alles, was dem üblichen Bild nicht entspricht mit Verachtung begegnet wird.
Die Autorin greift neben der Liebesgeschichte zwischen den beiden Männern viele weitere Themen auf und arbeitet sie behutsam und respektvoll in die Geschichte ein – Queerness in allen Facetten, Hypersensibilität, Formen von Depression und Autismus, und dissoziative Persönlichkeitsstörungen. Alle Themen werden nachvollziehbar in die Geschichte eingewoben, ohne ihnen zu viel Raum zu geben und die Geschichte zu erdrücken. Gleichzeitig hat man nicht den Eindruck, dass eines der Themen zu oberflächlich behandelt wird, im Gegenteil – sie passen hervorragend zu den Figuren und zur Geschichte, geben den Ereignissen eine zusätzliche Tiefe.
Die Figuren sind sehr gut ausgearbeitet, vielschichtig und sympathisch. Sowohl Noel als auch Lucien bestechen durch verschiedene Facetten, die ein stimmiges Gesamtbild ergeben. So ist Noel ein fester Bestandteil der High Society, weiß wie man sich auf Bällen und Festen bewegt und ist en Meister der Konversation. Lucien hingegen ist stiller, lebt zurückgezogener und brilliert als Prothesenbauer. Dennoch ergänzen sich die beiden perfekt und bewegen sich im Laufe der Geschichte aufeinander zu.
Auch die Nebenfiguren sind sehr sympathisch, haben ihre eigenen Facetten und fügen sich hervorragend in die Geschichte ein – allen voran Celeste, die mit ihrer kindlichen Direktheit und Ehrlichkeit überzeugen kann. Auch die Bewohner*innen von Cinq Soleils sind bunt, divers und voller Leben, viele würde man gerne besser kennenlernen. Selbst die Antagonisten sind gut ausgearbeitet, auch wenn sie die klassisch böse Rolle übernehmen und man sie nur bedingt leiden kann.
Stilistisch legt Eleanor Bardilac ein sehr poetisches, atmosphärisches Buch vor, das durch stimmungsvolle Beschreibungen und einer bildlichen Sprache besticht. Als Leser*in taucht man schnell in die pseudofranzösisch, historisch angehauchte Welt der Magiewebenden ein und durchlebt de Geschichte mal aus Noels, mal aus Luciens Sicht. Beide Hauptfiguren haben ihre eigene Stimme und sehen Dinge auf ihre Art – es macht Spaß ihre Sicht auf die Welt kennen zu lernen und sie auf ihrem Weg zu begleiten. Da es sich um einen Cosy Fantasy handelt wird die Geschichte sehr behutsam und langsam erzählt – Action, spannende Wendungen und Kämpfe sucht man vergeblich, auch wenn am Ende ein letztes Aufeinandertreffen mit den Antagonisten nicht fehlen darf. Wer jedoch auf epische, magische Kämpfe, Dramatik und Action hofft, wird mit „Die Magie goldgewebter Herzen“ nicht gänzlich glücklich.
Fazit:
„Die Magie goldgewebter Herzen“ ist ein wunderschöner, sehr atmosphärischer Cosy Fantasy Roman, der durch sympathische Figuren voller Queernes und Diversität, eine schöne Wohlfühl-Geschichte und eine sehr poetische, bildhafte Sprache besticht. Eleanor Bardilac legt ein lockerleichtes Buch vor, in dem die wachsende Liebe und die Beziehung zwischen Noel und Lucien im Zentrum stehen, greift aber auch eine Vielzahl ernster, wichtiger Themen auf, die sehr sensibel in die Handlung eingewoben werden. Wer romantische, queere Geschichten mag und keinen Wert auf Action, spannende Wendungen und magische Kämpfe legt, macht mit „Die Magie goldgewebter Herzen“ nichts falsch – zu empfehlen.