Autorin: Katharina Wolf
eBook: 300 Seiten
ASIN: 978-3960890416
Preis: 3,99 EUR (eBook)
Bestellen: Amazon
Story:
Lenard ist 17, offen schwul und hat mit keinen größeren Problemen zu kämpfen – wenn man von seiner Schwärmerei für einen Typen absieht, den er jeden morgen im Bus sieht. Dieser bekommt einen Namen, als er seinem Freund Freddy zuliebe ein Fußballspiel besucht und seinen Schwarm in der gegnerischen Mannschaft sieht – Nick. Nach dem Spiel hat er sogar Gelegenheit Nick kennenzulernen und nach und nach kommen sich die beiden näher. Lenard kann sein Glück kaum fassen, als Nick seine ´Gefühle zu erwidern scheint. Allerdings läuft zwischen den beiden nichts glatt, denn im Gegensatz zu Lenny kann sich Nick nur schwer eingestehen, schwul zu sein und stößt Lenard immer wieder von sich …
Eigene Meinung:
Mit dem lockerleicht Jugendroman „Die Sache mit der Motte und dem Licht“ gewann Katharina Wolf 2018 den 2. Platz des Schreibwettbewerbs von tolino media und Impress. Das eBook erschien 2019 zunächst exklusiv bei Tolino, inzwischen ist es auch über Amazon erhältlich. Von der Autorin liegen u.a. beim Amrun Verlag weitere (Gay) Romance Romane vor.
Die Geschichte ist recht simpel aufgebaut und folgt den üblichen, teils klischeehaften Handlungsschwerpunkten eines Gay Romance Romans. Da jugendliche Hauptfiguren im Zentrum stehen, geht es vorwiegend um die erste Liebe von Lenard, die holprige Beziehung der beiden und die Schwierigkeiten, die Nick hat, zu sich selbst zu stehen. Wirklich in die Tiefe geht Katharina Wolf leider nicht – gerade die schwierigen Familienverhältnisse von Nick werden nur am Rand angeschnitten, ebenso erfährt der Leser nur teilweise, welche Probleme er damit hat, sich seine Homosexualität einzugestehen. Interessant wäre auch gewesen, wenn die Autorin Nicks beginnende Alkoholprobleme thematisiert hätte – das wäre im Rahmen eines solchen Romans nicht uninteressant gewesen. Das Hauptproblem ist, dass man die Geschichte nur durch Lenards Augen wahrnimmt und dieser mit keinen wirklichen Problemen zu kämpfen hat – seine Familie steht ebenso zu ihm wie seine Freunde, man liebt und respektiert ihn so wie er ist. Das ist nicht verkehrt, im Gegenteil. Es ist schön, dass Lenard keine Steine in den Weg geworfen werden und er als normaler Jugendlicher auftreten darf (es gibt genügend Jugendbücher, in denen es queere Figuren schwer haben), allerdings bietet es dadurch wenig Konfliktpotenzial um der Geschichte mehr Dreidimensionalität zu geben. Es geht nur um das Auf und Ab der Liebesgeschichte zwischen Lenard und Nick. Warum die Autorin die im Klappentext erwähnte Gay App eingebaut hat, erschließt sich dem Leser nicht ganz, denn im Grunde spielt sie für die Geschichte kaum eine Rolle – man hätte sie genauso gut weglassen können.
Für jugendliche Leser ist das Buch auf jeden Fall geeignet, gerade für solche, die sich an das Thema Gay Romance herantasten wollen – die Erotik hält sich in Grenzen, Katharina Wolf blendet aus bevor es zwischen Lenny und Nick zur Sache geht. Sie bleibt lieber vage, als zu sehr ins Detail zu gehen, was gut zur Geschichte passt.
Die Figuren sind sympathisch und entsprechen von ihrem Verhalten her sehr der heutigen Jugend – gerade Lenard mit seiner offenen Art und seinem losen Mundwerk kann überzeugen. Er ist nie um einen flotten Spruch verlegen und weiß ganz genau, wohin er in seinem Leben will. Nick ist im Gegensatz dazu nicht ganz so gefestigt, versucht aber vieles mit seiner coolen Art zu überspielen. Das macht ihn nicht minder sympathisch, als Leser hätte man gerne mehr von ihm und seinen Gedanken erfahren.
Die Nebenfiguren sind ebenfalls eingängig und können den Leser für sich einnehmen – ganz besonders Freddy und Karla, die treu an Lenards Seite stehen, ebenso Lennys Eltern. Nick wiederrum scheint, bis auf seine Fußballkameraden keine engeren Freunde zu haben (was seltsam ist). Weder wird ein Kumpel erwähnt, der Nick unterstützt, noch scheint er einen Freundeskreis zu haben, mit dem er sich austauscht, fast als sei er ein Einzelgänger (auch wenn er nicht so beschrieben wird).
Stilistisch legt Katharina Wolf einen leicht zu lesenden Roman vor, der sich sprachlich eng an der heutigen Jugend orientiert und daher am ehesten für jugendliche Leser geeignet ist. Das merkt man auch daran, dass WhatsApp Nachrichten und Mitteilungen der Dating App ganz selbstverständlich einen Platz finden. Sie lockern die Geschichte zusätzlich auf und bieten beim Lesen Abwechslung. Ansonsten schreibt die Autorin wie sie spricht – jugendlich, modern und ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen. Diesen Stil muss man mögen, um wirklich Zugang zum Roman zu finden.
Fazit:
„Die Sache mit der Motte und dem Licht“ ist ein schönes, Gay Romance Jugendbuch, das durch einen frischen, modernen Schreibstil und sympathische Charaktere besticht. Die Geschichte hätte ein wenig mehr Tiefgang haben können – Potenzial war auf jeden Fall vorhanden, insbesondere wenn sie sich mehr auf Nick konzentriert hätte. So erzählt Katharina Wolf die Liebesgeschichte nur aus Lenards Sicht, was der Handlung doch ein wenig den Schwung nimmt. Wer lockerleichte Jugendbücher mag und wem der Sinn nach angenehm leichter Lektüre steht, ist mit „Die Sache mit der Motte und dem Licht“ gut beraten. Am besten einen Blick in die Leseprobe werfen und selbst entscheiden.