Autor*in: AJ Sherwood
Übersetzer*in: Johanna Hofer von Lobenstein
Taschenbuch: 280 Seiten
ISBN: 978-3989060326
Preis: 6,99 EUR (eBook) / 14,00 EUR (Taschenbuch)
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Story:
Um die Leiche der vermissten Jugendlichen Sarah zu finden, wird die “Psy Consulting Agency” eingeschaltet. Dank der übersinnlichen Begabungen des Teams ist der Ort schnell gefunden, doch in der Baumschule, wo man die Überreste des Mädchens unter einem Baum vergraben hat, entdeckt der Geisterseher Mac viele Geister, teils welche, die schon seit fast zweihundert Jahren dort sind. Und mit jedem Tag tauchen weitere Geister auf, die den Verdacht erhärten, dass eine Familie mit Generationen an Serienmördern in der Gegend ihr Unwesen treibt und dessen Opfer übersinnlich begabte Menschen sind. Für Jon und seinen Anker Donovan ein unheimlicher und fordernder Fall, der umso schlimmer wird, als Jon und Mack entführt werden …
Eigene Meinung:
Die Reihe „Jons übernatürliche Fälle“ wurde um einen 5. Band erweitert, der unter dem Titel „Die Wuzeln des Problems“ April 2024 beim Second Chances Verlag erschienen ist. Die Geschichte setzt lose an den vorherigen Bänden an und bindet auch den Geisterseher Mack und dessen Anker Brandon in die Handlung ein, die man aus der Spin-Off Reihe “Macks geisterhafte Erscheinungen” kennt. Insgesamt kann man der Geschichte auch ohne Vorkenntnisse folgen, es ist jedoch von Vorteil die Bücher beider Urban Fantasy Reihen zu kennen, um mit den Figuren und deren Hintergründe vertraut zu sein.
Die Geschichte um die vielen Opfer einer Serienmörderfamilie, die nach und nach in einer kleinen Stadt auftauchen und zumeist unter Bäumen begraben sind, ist durchaus spannend, bietet gute Unterhaltung und passt zu den bisher erschienenen Büchern der beiden Urban Fantasy Reihen. Man ist schnell in die Geschichte eingetaucht und fiebert mit der Gruppe und Jon und Donovan mir, wobei letzterer am schlimmsten an dem Fall zu knabbern hat, immerhin hat er panische Angst vor Geistern. Inhaltlich passt die Reihe jedoch eher zu „Macks geisterhaft Erscheinungen“, da seine Arbeit deutlich im Vordergrund steht und er auch bei den Ermittlungen am meisten zu tun hat, während Jon gezwungen ist, sich im Hintergrund zu halten. Auch vom Umfang her ist sie relativ kurz ausgefallen – waren die ersten Bände immerhin 350 Seiten stark, umfasst „Die Wurzeln des Problems“ nur noch 280 Seiten, was man leider auch beim Lesen bemerkt. Man hat den Eindruck, die Handlung wird ziemlich schnell vorangetrieben, was auf Kosten der Spannung geht. Wirkliche Überraschungen gibt es nicht, auch ein packendes Finale sucht man vergeblich, denn es läuft alles so ab, wie man es von Anfang an vermutet hat. Es ist sehr schade, dass man als Leser*in den Eindruck hat AJ Sherwood hetzt durch die Geschichte, als wolle sie das Buch einfach nur schnell beenden. Selbst die Beziehungsthemen zwischen Jon und Donovan und/oder Mack und Brandon bleiben auf der Strecke oder wirken ähnlich oberflächlich wie die Handlung. Jedes Pärchen bekommt eine kurze Erotikszene, die eher obligatorisch wirkt, als arbeite die Autorin eine Liste der Szenen ab, die in dem Buch vorkommen müssen.
Die Figuren gewohnt sympathisch, bleiben aber verhältnismäßig blass und entwickeln sich nicht wirklich weiter. Von Jon, der immerhin die Hauptfigur der Reihe ist, bekommt man recht wenig mit – er hat während der Geschichte am wenigsten zu tun und ist die meiste Zeit zum Beobachten und Warte verdammt. Auch sein Anker Donovan kommt relativ selten vor, was nicht nur daran liegt, dass der Fokus stark auf der Geisterthematik liegt, sondern sehr viele Figuren auftauchen. Was bei AJ Sherwood mit der Zeit negativ auffällt, ist, dass gefühlt alle Männer schwul oder bisexuell sind – im Grunde sollte das Leser*innen queerer Literatur nicht stören, aber wenn man beim Auftauchen einer neuen, männlichen Figur sofort weiß, dass diese für einen potenziellen Spin-Off nebst Liebesgeschichte herhalten könnte, hat das einen seltsamen Beigeschmack.
Stilistisch gibt es wenig zu bemängeln – AJ Sherwood hat einen flotten, angenehm lesbaren Stil, der durch Humor, Action und einer ordentlichen Portion Erotik besticht. Als Leser*in merkt man ihr die Routine beim Schreiben an, denn sowohl Beschreibungen, Dialoge, Action und Erotik gehen der Autorin locker von der Hand. Man begleitet Jon und Mack, aus deren Sicht die Geschichte erzählt wird sehr gerne, auch wenn dieses Mal die Action und die Ermittlungsarbeit ein wenig zu kurz kommt und man die Lösung des Falls zu schnell serviert bekommt.
Fazit:
Insgesamt ist AJ Sherwoods „Die Wurzeln des Problems“ der schwächste Teil der Reihe „Jons übernatürliche Fälle“, da die Handlung zu schnell runtererzählt wird und kaum wirkliche Spannung aufkommt. Die Autorin verschenkt viel Potenzial, da sie sich nicht genügend Zeit lässt, die Geschichte zu entwickeln und die Figuren richtig zum Tragen zu bringen – stattdessen hat man den Eindruck, dass sie das Buch eher für die Fans geschrieben hat, die sich eine Fortsetzung wünschten und die Geschichte schnell zu einem Ende führen würde. Wen das nicht stört und die Figuren mag, wird auch „Die Wurzeln des Problems“ mögen und darf sich auf einen weiteren Band freuen, der hoffentlich etwas sorgfältiger, spannender und ausführlicher sein wird.