[ROMAN] Fingerhut-Sommer von Ben Aaronovitch

Autor: Ben Aaronovitch
Taschenbuch:  416 Seiten
ISBN: 978-3423216029
Preis: 7,99 EUR (eBook) / 9,95 EUR (Taschenbuch)
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Story:
Das Verschwinden zweier Kinder in der ländlichen Provinz Herefordshire ruft auch das Folly auf den Plan. Immerhin kann man bei derartigen Fällen nicht ausschließen, das Praktizierende ihre Finger im Spiel haben. So wird Peter Grant, Polizist und Zauberlehrling aufs Land geschickt, um die Vorfälle zu überprüfen. Zudem stellt ihm sein Chef Nightingale die hübsche Flussgöttin Beverly Brooks zur Seite, da er London nicht verlassen kann. Schon bald stößt Peter auf Hinweise, dass das Verschwinden der Kinder in seinen Zuständigkeitsbereich gefällt, denn mordlustige Einhörner, seltsame Erscheinungen und eine Reihe von ungeklärten Zwischenfällen sprechen eine eindeutige Sprache. Zusammen mit Beverly und dem schwulen Dorfpolizisten Dominik macht er sich auf die Suche nach den Kindern und den Hintergründen …

Eigene Meinung:
Ben Aaronovitchs bekannte Urban Fantasy Reihe um den Zauberlehrling Peter Grant geht in die fünfte Runde. Weitere Romane sind in Arbeit (“The Hanging Tree” soll im Sommer 2016 in Englisch erscheinen), zudem existiert eine Graphic Novel mit dem Titel “Body Work”, die zeitlich nach Band 1 angesiedelt ist und eine eigene Geschichte erzählt.

Die Geschichte spielt dieses Mal nicht in London, sondern führt Peter Grant und den Leser aufs Land, um das Verschwinden zweier Kinder aufzuklären. Damit ergibt sich gleich zu Beginn ein leichter Bruch in der Erzählstruktur, denn nach dem furiosen Finale von “Der böse Ort” wird nicht direkt mit der Hauptgeschichte fortgefahren, sondern ein anderer Handlungsbogen eingeschlagen. So spannend die Vorfälle in Herefordshire sind und so atmosphärisch der Autor den Kriminalfall in Szene gesetzt hat, es stört doch, dass man kaum etwas zu den Ereignissen erfährt, die nach Leslies Verrat das Folly beschäftigen. Man fühlt sich fast ein wenig hingehalten, denn bis auf einige SMS seitens Lesley gibt es nichts Neues zum Gesichtslosen und der eigentlichen Hintergrundgeschichte. Stattdessen darf sich Peter außerhalb von London austoben, teils um Leslies Verrat zu verarbeiten, teils um (wie es scheint) nicht im Weg zu stehen. Dementsprechend enttäuschend ist es für den Leser, dass die Haupthandlung stagniert und einige Charaktere nur am Rande vorkommen.

Nichtsdestotrotz ist die Geschichte um die beiden verschwundenen Mädchen spannend, wenngleich Peter teilweise arg lange braucht, bis er auf der richtigen Spur ist. So nutzt er die Quellen, die ihm eigentlich zur Verfügung stehen nur sporadisch, um offene Fragen zu beantworten. Aufgrund der ländlichen Umgebung ist die Atmosphäre des Romans anders als bisher, bleibt jedoch sehr authentisch und gut nachvollziehbar. So taucht man schnell in die Geschichte ein und lässt sich von der Suche nach den Kindern gefangen nehmen.

Während die Hintergrundgeschichte auf der Strecke bleibt, bekommen die Charaktere mehr Tiefgang – Peter darf zeigen, wie er in einer fremden Umgebung und mit dem Vertrauensbruch seiner Freundin zurechtkommt, Beverly Brooks, die bisher nur in den ersten Bänden vorkam, spielt eine größere Rolle. So lernt der Leser die Flussgöttin wesentlich besser kennen, zumal sie für die Auflösung des Falles wichtig ist. Über Molly, die geheimnisvolle Haushälterin des Folly, erfährt man ebenfalls eine Menge, obwohl sie keine aktive Rolle spielt. Sehr sympathisch ist auch Dominik, der Peter bei seinen Recherchen unterstützt und der hoffentlich in den Folgebänden auftaucht. Leider kommt Nightingale in “Fingerhut-Sommer” definitiv zu kurz, da er in London bleibt und Peter nur telefonisch unterstützen kann. Es bleibt zu hoffen, dass er in Band 6 wieder mit von der Partie ist.

Stilistisch gibt es nichts zu bemängeln – Ben Aaronovitch hat einen wunderbar fesselnden, sarkastischen und amüsanten Stil, der durch eine gute Mischung aus Spannung, Action, witzigen Dialogen und einer gehörigen Portion schwarzen Humor besticht. Die Charaktere sind gut in Szene gesetzt – wie immer ist man Peter am nächsten, da die Geschichte aus seiner (Ich-)Perspektive erzählt wird. Man ist schnell in der Geschichte, vermisst jedoch ein wenig die Atmosphäre der Großstadt und das Chaos Londons.

Fazit:
Der fünfte Band der Peter-Grant-Reihe bietet Fans angenehme Lesestunden und einige interessante Hintergrundinformationen zu Molly, Nightingale und Beverly. Leider kommt in “Fingerhut-Sommer” die Geschichte um den Gesichtslosen gänzlich zu erliegen, was nach dem Finale in Band 4 doch ein wenig enttäuscht. Nichtsdestotrotz macht auch der Fall in Herefordshire Spaß, was an Ben Aaronovitchs fesselndem Stil und den sympathischen, authentischen Charaktere liegt. Wer die ersten Bände mochte, wird auch den vorliegenden Roman mögen, allerdings bleibt zu hoffen, dass der Autor in seinem nächsten Buch zu seiner groß angelegten Hintergrundintrige zurückkehrt.

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