Autor: Kay Monroe
Taschenbuch: 112 Seiten
ISBN-13:978-1546440123
Preis: 2,99 EUR (eBook) | 5,99 EUR (Taschenbuch)
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Story:
Um den steigenden Bedarf an Schutzgeistern zu decken, ist man in Cal’a’el – der Stadt der Engel – dazu übergegangen auch menschliche Seelen aufzunehmen und zu Schutzengeln auszubilden. Zu diesen gehören auch Lysander und Yeremiah, die beide im Kindesalter gestorben sind und zeitgleich im Himmel eintreffen. Von Anfang an haben die beiden Jungen ein enges Verhältnis zueinander, das bald in tiefe Liebe umschlägt. Eniki, Engel der Visionen, hat dies frühzeitig vorhergesehen und ist alles andere als begeistert von der Entwicklung, hegt er doch selbst ein gesteigertes Interesse an Lysander, der in ihm ungeahnte Gefühle weckt.
Um sich nicht vollkommen zu verlieren und Lysander aus Cal’a’el zu verbannen, sucht er Luzifer auf und lässt sich auf einen gefährlichen Pakt ein. Im Austausch für Lysanders Jungfräulichkeit, will der Herrscher der Unterwelt den Jungen zu sich holen. Als Lysander und Yeremiah jedoch schon vorher ihre Lust füreinander entdecken, gerät Enikis Plan komplett aus den Fugen …
Eigene Meinung:
„Gayngels“ stammt von der Autorin Kay Monroe, die bereits einige Gay Romance Bücher veröffentlicht hat, sich zumeist aber eher im Selfpublisher-Bereich tummelte. Der Main Verlag verlegte ihren Gay Fantasy „Gayngels“ 2014, seit 2017 wird das Buch im Selbstverlag vertrieben. Aufgrund der Länge ist das Büchlein eher eine Novelle, als ein ganzer Roman, umfasst das gedruckte Buch doch knapp 120 Seiten.
Von der Grundidee her, ist „Gayngels“ gar nicht mal so uninteressant. Die Idee menschliche Seelen zu Schutzengeln auszubilden ist eine schöne Basis und auch einige andere Ansatzpunkte, wie die Flügel von Lysander und Yeremiah, können durchaus überzeugen. Leider baut die Autorin diese Punkte nur grob aus, oder widmet ihnen kaum Beachtung. Das mag an der Kürze der Geschichte liegen, doch irgendwie hatte ich mehr erwartet – hinsichtlich der Arbeit als Schutzengel, der Zusammenhänge zwischen Himmel und Unterwelt und den Auswirkungen der fehlenden Schutzengel. Stattdessen konzentriert sich Kay Monroe fast ausschließlich auf Lysander und Yeremiah Beziehung und ihre wachsende Zuneigung, und auf Enekis Eifersucht und seinen Verrat. Sicherlich ist das der wichtigste Handlungsstrang und steht daher im Zentrum, aber eine Geschichte lebt auch durch das Umfeld. „Gayngels“ wirkt leider sehr blass und konsistenzlos, da die Welt der Engel nicht lebendig erscheint und für den Leser nicht nachvollziehbar ist. Die vielen Ideen, die die Autorin hat, werden lediglich in den Raum geworfen, aber nicht miteinander verbunden. Einzig die Erotikszenen sind ausführlich beschrieben, was in diesem Zusammenhang noch störender auffällt.
Auch die Figuren kommen nicht über die typischen stereotypen Gay Charaktere hinaus, wobei auch noch erschwerend hinzukommt, dass die meisten wie Mangafiguren wirken. Sie sind daher weder real noch greifbar, handeln mitunter unlogisch und wirken sehr aufgesetzt und unnatürlich. Gerade die beiden Hauptfiguren können so gar nicht überzeugen, da sie irgendwie seelenlos erscheinen. Als Leser lernt man fast nur die optische Hülle kennen, da sich Lysander und Yeremiah nur aufgrund der Äußerlichkeiten ineinander zu verlieben scheinen. Selten wird auf ihre inneren Werte Bezug genommen, stattdessen wird x-fach erwähnt, wie atemberaubend schön Lysander ist oder wie sehr diesem Yeremiahs Körper gefällt.
Einzig Eneki und Luzifer bieten ein wenig mehr Raum und auch Platz für Charakterentwicklung, doch leider vertieft Kay Monroe diesen Teil der Geschichte nicht. Ehrlich gesagt, war ich am Ende mehr an den beiden interessiert, als das Happy End von Lysander und Yeremiah zu lesen. Es ist schade, dass dieser Handlungsstrang in einigen Nebensätzen abgeschlossen wird, wo doch vorher durchaus einige Passagen aus Enekis Sicht erzählt wurden. Hier hätte man definitiv punkten und eine Szene zwischen Eneki und Luzifer einbauen können.
Die größte Schwäche des Buches ist jedoch Kay Monroes Stil, der viele der bereits erwähnten Punkte zusätzlich untermauert. Dazu zählen die Charaktere und der mangelnde Tiefgang. Natürlich erwartet man bei einem Gay Fantasy keine hochliterarische Kost, doch ein bisschen mehr hätte es schon sein können – mehr Inhalt, mehr Gefühl (damit ist nicht Erotik gemeint, sondern das Knistern zwischen den Charakteren), mehr Beschreibungen. „Gayngels“ wirkt seltsam flach und unausgegoren und der Schreibstil der Autorin macht es leider nicht besser. Einige Sätze hören sich seltsam an oder sind falsch aufgebaut, die Dialoge wirken haarsträubend (gerade die Gespräche der Engel im Alltagsjargon – zumindest ich stelle mir wirklich Engel ein wenig erhabener vor) und gerade die Spitznamen, die sich Lysander und Yeremiah verpassen, sind zumindest für mich zu viel des Guten (ich persönlich möchte während des Sexes nicht als Baby angesprochen werden).
An dieser Stelle muss ich auch auf den, in meinen Augen, unmöglichen Satz des Buches hinweisen, der das Lesen zusätzlich erschwert. Die fette, kursive Schrift, wenn Michael redet, kann man ja noch irgendwie akzeptieren, aber der Dialogaufbau ist wirklich schrecklich. Man weiß nie genau, wer spricht, da die Absätze nicht stimmen und man gerade bei längeren Gesprächen total durcheinander kommt. Hier hätte der Verlag spätestens im Satz eingreifen müssen und das Ganze in eine lesbare Form bringen müssen. So ist das leider ein ziemliches Manko, über das ich als Vielleser einfach nicht hinwegkomme. Vielleicht ist es als eBook besser lesbar, als Print muss man sich auf einige Schwierigkeiten einstellen.
Fazit:
Alles in allem ist „Gayngels“ nicht zu empfehlen. Gerade Leser, die realistische und in sich schlüssige Geschichten oder lebendige, gut ausgearbeitete Charaktere mögen, sollten sich eher nach anderen Gay Fantasy Büchern umschauen. So interessant einige Grundideen sind, so oberflächlich sind sie ausgearbeitet, so dass der Reiz an der Schutzengelthematik spätestens ab der Hälfte verloren geht. Ob mehr Seiten dem Roman wirklich geholfen hätten, ist schwer zu sagen, doch es mangelt an Spannung, Charakterentwicklung und Beschreibungen der Hintergrundwelt. Auch Kay Monroes gewöhnungsbedürftiger Stil und der seltsame Satz des Buches machen es schwer, sich auf „Gayngels“ einzulassen. Schade, hier wurde eine Menge Potenzial verschenkt.
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