[ROMAN] Hände von Paul Senftenberg

Autor: Paul Senftenberg
Taschenbuch:  248 Seiten
ISBN: 978-3902885784
Preis: 5,49 EUR (eBook) | 12,90 EUR (Taschenbuch)
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Story:
Von klein auf assoziiert Paul Killian mit männlichen Händen etwas schlechtes, da sein Vater ihm gegenüber zumeist sehr aggressiv und verletzend war und seinen Sohn geschlagen hat. Liebe und Zuneigung erhielt er nicht, erst als Pauls Vater seine Hände verliert und Prothesen tragen muss, wandelt sich ihr Verhältnis ein wenig, da die gewohnte Gewalt ausbleibt. Dies prägt Paul so sehr, dass er fortan glaubt, nur noch Erfüllung bei Männern zu finden, die eine Prothese tragen, was natürlich zu etlichen Problemen führt. Als er den alleinerziehenden Alexander kennenlernt, dessen Sohn er unterrichtet, stürzt Paul in einen Strudel der Gefühle. Alexander besitzt nicht nur zwei gesunde Hände, Paul fürchtet sich auch vor den Reaktionen des Mannes, sollte seine geheime, fetischartige Obsession jemals entdeckt werden …

Eigene Meinung:
Mit dem ungewöhnlichen Roman „Hände“ legt Paul Senftenberg sein fünftes Werk vor. Erschienen ist das Buch beim Homo Literra Verlag, die bereits die Novelle „Der Stammbaum“ herausbrachten. Seine übrigen Werke wurden bei Himmelsstürmer verlegt.

Die Geschichte ist etwas vollkommen Neues, da sie ein ungewöhnliches Thema aufgreift und mitunter recht verstörende Elemente enthält. Daher sollte man als Leser darauf gefasst sein, dass man hier keinen Roman mit gewöhnlichen Charakteren und stereotypen Inhalt vorgesetzt bekommt, sondern etwas schwergängigere Kost. Wer Paul Senftenbergs Werke kennt, weiß, dass seine Bücher zumeist sehr belletristisch sind und man beim Lesen durchaus gefordert wird. So wird die Geschichte nicht chronologisch erzählt, sondern weist mitunter starke Sprünge auf, sowohl im zeitlichen Ablauf, als auch bei den erzählenden Figuren. Zumeist wird aus Pauls Sicht erzählt, mal die Gegenwart, mal die Vergangenheit beleuchtet, je nachdem welcher Abschnitt für die Erklärung der Hintergründe wichtig ist. Auch Alexander oder Manuel (der jedoch nur am Anfang einen längeren Auftritt hat) kommen zu Wort – über Manuel hätte man gern mehr erfahren, denn leider geht sein Schicksal in „Hände“ vollkommen unter. Somit sieht sich der Leser mit einem wahren Puzzle konfrontiert, das sich erst nach und nach zu einem Gesamtbild zusammensetzt. Daher sollte man Zeit und Geduld mitbringen, den viele Fragen werden erst im Laufe der Zeit beantwortet, Hintergründe mitunter sehr spät aufgedeckt und Zwischenelemente teilweise gar nicht präsentiert, so dass man sich selbst darum bemühen muss, Pauls Hintergründe und Gedankengänge zu erkennen und zu verstehen. Daher empfiehlt es sich, „Hände“ mit der nötigen Aufmerksamkeit zu Lesen, denn Paul Senftenbergs Roman ist definitiv kein Buch für Zwischendurch.

Die Charaktere sind, wie bereits erwähnt, recht gewöhnungsbedürftig, da sie keinesfalls dem üblichen Klischee entsprechen. So ist Paul ein schwieriger Charakter, an den man sich nur schwer gewöhnt. Zwar versteht man die Ursachen für seinen Fetisch und seine Beweggründe, doch es fällt recht schwer, sich mit ihm zu identifizieren. Dafür ist Paul Senftenberg ein sehr realistischer und authentischer Charakter gelungen, der in keiner Form unglaubwürdig erscheint. So krankhaft sein Verhalten auch ist, man versteht ihn.
Ebenso verhält es sich mit den übrigen Figuren, die in der Geschichte eine Rolle spielen. Dabei wird auch auf Alexander und dessen Sohn eingegangen, die eine gänzlich andere Sichtweise auf die Ereignisse haben. Dadurch erhält der Roman eine gewisse Dreidimensionalität, so dass man die agierenden Charaktere sehr gut verstehen und nachvollziehen kann.

Stilistisch legt Paul Senftenberg einmal mehr einen beeindruckenden Roman vor, der sich nur schwer mit aktuellen Veröffentlichungen auf dem schwulen Buchmarkt messen lässt. Am ehesten lässt sich „Hände“ mit den Werken von Hermann Hesse, Jana Walther oder Florian Tietgen vergleichen, da diese ähnlich anspruchsvoll und belletristisch sind. Der Autor verfügt über einen großen Wortschatz und überzeugt mit tollen Beschreibungen, ansprechenden Dialogen und dem sehr eindringlichen Charakterportrait eines schwulen Mannes, der von einer Obsession besessen ist und sich nur schwer davon lösen kann.

Fazit:
„Hände“ von ist ein beeindruckendes, sehr intensives Buch, das sich einem ungewöhnlichen Thema widmet: krankhafter Fetisch. Dabei gelingt es Paul Senftenberg eine fesselnde Geschichte zu erzählen und mit authentischen Charakteren und einem soliden, flüssigen Schreibstil zu überzeugen. Wer ernste, erwachsene schwule Romane mag und mit den gängigen seichten Gay Romance Werken nichts anfangen kann, sollte sich Paul Senftenbergs Bücher zu Gemüte führen. Es lohnt sich!

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